Der mystische Ruf des Kellerwaldes

Nach dem zweitakt- und arbeitslastigen Wochenende werde ich am Sonntag wieder mit dem Silverstar-Gespann fahren. Der Regen und der Temperatursturz der letzten Tage haben es schön abkühlen lassen, jedoch sind für Sonntag wieder hohe Temperaturen angesagt. Das bedeutet einen frühen Start und um kurz nach 7:00 folge ich mal wieder  dem mystischen Ruf des Kellerwaldes.

Eingedenk der letzten Hitzewelle und der Vorhersage für heute verzichte ich auf „richtige“ Motorradbekleidung und nehme eine normale Jeans, die kurze Lederjacke und ganz dünne Handschuhe. Puh, was ist das am frühen Morgen noch frisch – besonders in den reichlichen Waldstücken. Tröste mich aber zunächst damit, dass es spätestens ab 10:00 ganz sicher wieder brütend heiss sein wird.
Bis Kirtorf treffe ich weder einen Menschen noch irgend ein Fahrzeug auf der Strecke – sehr schön. Um 8:00 habe ich Neustadt bereits passiert und befinde mich kurz vor Lischeid und damit auch kurz vor dem Kellerwald. Aber frösteln tue ich immer noch …..

8:00 - ich stoppe das erste mal zwischen Mengsberg und Lischeid an der Schweinseite. Keine Ahnung, warum dieser Ort so heisst. Jetzt noch kurz bis Lischeid, dann ein paar Kilometer auf der B3 und hinter Gilserberg in den Kellerwald eingebogen.

Und schon bin ich im Kellerwald - einer meiner Lieblingslanschaften. Leider plagt mich heute ein recht übler Kopfschmerz und dazu kommt die ständige Fröstelei, sobald es schattig wird. Deshalb gibts nahe Dodenhausen einen Stop in der warmen Sonne.

An diesem Ort mit herrlichen Blick in den Kellerwald hinein herrscht fast völlige Ruhe. Ruckzuck bin ich von diversen Gästen besucht, beispielsweise dieser freundlichen grünen Heuschrecke. Ich wärme mich auf, nehme einen Schockriegel gegen die Kopfschmerzen - und voila, schon gehts mir besser. Die Mystik des Kellerwaldes wirkt schnell!

Nach 15 Minuten bin ich soweit, dass ich weiterfahre und mich deutlich besser fühle. Jaja, der Kellerwald hats einfach in sich.

Dem zweithöchsten Punkt des Kellerwaldes, dem Hohen Lohr, komme ich nicht näher als auf diesem Bild. Direkt am Gasdrehgriff ist der ehemalige Fernsehturm zu sehen.

Am höchsten Punkt der Landschaft, dem Wüstegarten, halte ich auch nur kurz für ein kleines Sonnenbad an. Im Stehen ist meine Bekleidung genau richtig, beim Fahren aber meist zu kalt. Leider bleibt es während der gesamten Tour dabei - was aber den Gesamtspass nur wenig beeinträchtigt.

In Bergfreiheit bieg ich ab in Richtung Ober-Urff. Jetzt geht es kilometerlang immer direkt an der Urff entlang und das ausschliesslich im Wald - eine spektakuläre Strecke und eine der schönsten im Kellerwald, der auch hier langsam zu Ende ist.

Alle paar Kilometer wird die Urff zu einem kleinen See, Tümpel oder Fischteich und die meisten sind direkt anfahrbar. Verkehr habe ich ausser 2 Radfahrern auf der gesamten Strecke nicht und so schwinge ich mit Tempo 60-70 durch die vielen und engen Kurven. Das ist Fahrgenuss in Reinkultur für mich.

An dieser Stelle komme ich fast direkt an das Flüsschen, und das alte Holzgeländer hat den letzten Sturm nicht überstanden. Wäre kein Problem, hier in die Urff zu hüpfen.

So sehen sowohl die Einfahrt als auch die Ausfahrt der Strecke aus. Kanns nur wiederholen: Eine der schönsten Strässchen im nördlichen Hessen. Am falschen Tag und zur falschen Zeit allerdings fliegen dir hier die Kamikazefahrer auf 2 oder 4 Rädern um die Ohren - aber nicht heute.

Die Strecke endet in Ober-Urff, einem sehr hübschen Ort. Eher überraschend finde ich die Rikscha vor diesem landwirtschaftlichen Anwesen.

Die Landschaften wechseln und ich befinde mich nicht mehr im Kellerwald, sondern in den Löwensteiner Bergen. Im Hintergrund der Turm der Burgruine Löwenstein in Schiffelborn.

Blick von Schiffelborn über die Löwensteiner Berge. Weiter ziehts mich über Nieder-Urff nach Bischhausen zum Hondahändler, bei dem es heute aber rein gar nichts für mich zu sehen gibt.

Und wieder wechseln die Landschaften und ich fahre am Knüllgebirge entlang, ohne jedoch tiefer in dieses hübsche Eck einzutauchen. In Großropperhausen muss ich eine lange Umleitung über Feld- und Wirtschaftswege nehmen - sehr nett.

Aus dem Knüll fahre ich durch die lokale Metropole Neukirchen, um dann über die Schwalm und das Antrifttal zurück nach Mücke zu kommen. Nach 200 km ist die schöne Sonntag-Morgen-Tour zu Ende, ich bin meine Kopfschmerzen fast los und hatte reichlich Gespannvergnügen.

Schaue noch kurz bei Nachbar Egon rein. Sammy ist bereits abgereist und Jan hilft noch beim Beginn eines grossen Services an einer Kawasaki EL 250. Dafür musste diese giftgrüne ETZ von Lemmy, dem Schiffsdieselverbrunzer, die Hebebühne verlassen. Die ETZ ist jetzt aber auch fertig und könnte eigentlich nach Probefahrt dem TÜV vorgeführt werden. Die Farbgebung allerdings halte ich für ... gewöhnungsbedürftig. Ursprünglich sollte das mal British-Racing-Green werden - ursprünglich. Naja, immerhin kein ReFood-Green.

Ein letzter Blick gilt dem neuen Betonboden "meiner" Motorradhalle, deretwegen Sammy und Jan das Wochenende hier gearbeitet haben. Das sieht jetzt richtig gut aus - mal sehen, wann ich einräumen kann. Aber ich denke, dass wird noch einen Augenblick dauern .....