Komplettumbau mit Hermann

Schraubertag mit Hermann: Nachdem klar war, dass der ES-Motor heute nicht repariert werden konnte, war keineswegs Feierabend. Als die nette Postbotin Conny die Motek-Schwinge für das Silverstar Gespann brachte, stand für ihn fest: Die wird heute noch eingebaut, ebenso das 16″ Vorderrad und das 15″ Hinterrad. OK, also keine langen Pausen, es geht los und es wird ein Komplettumbau mit Hermann.

Mit Hermann zu Schrauben macht enorm Spass und ich alter Sack lerne jedesmal etwas dabei. Wie der Bursche arbeitet: Respekt, Respekt! Jede Schraube, jede Scheibe, jede Mutter wird mit Überlegung und höchster Präzision verarbeitet. Gehudel und Pfusch gibt es nicht und wird auch nicht geduldet. Und wenn irgend etwas nicht exakt passt, dann wird es wieder auseinander gebaut und und passend gemacht. Die Ergebnisse sprechen aber für sich! Solche Schrauber wünscht man sich in den Werkstätten, aber da siehts oft genug anders aus. Toll, diesen Schrauber einen ganzen Tag für sich zu haben. Merci Hermann!

Die hübsche Postbotin hat die Schwinge gebracht und Hermmann hat soeben entschieden, dass diese eingebaut wird, und zwar jetzt. Vorher noch kurz diskutiert, warum Conny ihre neue Suzi GS 500 ständig umwirft, dann noch schnell eine Kippe gedreht, heute sogar mit Filter, und dann gehts los.

Die Gabel ist raus und das Hauptteil der Motek-Schwinge ist bereits eingebaut. Die Motek-Schwinge wurde ursprünglich von Büngert entwickelt und vertrieben - und bei dieser Firma Büngert hat Hermann ein paar Jährchen gearbeitet. Das passt natürlich und ich mach mir überhaupt keine Sorgen, dass die Aktion eventuell schiefgehen könnte - tut sie natürlich auch nicht.

Ein paar Stunden später ist die Schwinge eingebaut, ebenso das neue Vorderrad (3,50x16) und das neue Hinterrad (125R 15), beide mit VA-Speichen. Die ersten Probefahrten sind erfolgreich absolviert, Hermann hat das Boot nach 2 m Fahrt steigen lassen. Zwischendurch muss noch der Brembo-Sattel nachgearbeitet werden, damit die schwimmende Lagerung korrekt arbeiten kann. Das das neue Vorderrad einen bösen Schlag hat, ist weniger schön. Da muss ich nochmal mit dem Händler reden. Ein Schutzblech fehlt, das originale will ich nicht umbauen. Werde ein VA-Blech besorgen. Und die Bremsleitung ist einen Tick zu kurz, da muss eine neue her. Mittlerweile ist es draussen stockfinster.

Gegen Mitternacht ist das Werk vollendet und der Meister packt das Werkzeug zusammen. Jetzt hat Hermann noch rund 150 km Rückfahrt vor sich. Das nächste mal wird ein Zimmer in der hiesigen Pension gemietet - mit Blick auf die Ohm. Unser 55 Quadratmeter-Häuschen hat blöderweise kein Gästezimmer. Klar ist: Alleine hätte ich mit dieser Aktion doch meine Probleme gehabt, da waren etliche Stolpersteine dabei.

Am nächsten Morgen - Hermann ist hoffentlich längst zu Hause angekommen - mach ich mich in die Werkstatt und beginne das gestrige Chaos aufzuräumen. Zuerst kommen meine 3 Rotaxe mal raus - die DQ-Familie ist aber leider nicht vollständig: Das ES 250/1 Gespann ist nicht mal rollfähig. Traurig! Dann wird die Werkstatt aufgeräumt, und zwar so richtig.

Dann weiter mit der nächsten Aktion: Hermann hat gestern einen Tank von ner ollen Honda CB500 mitgebracht. Den will ich in meinem Cafe Racer Projekt verabeiten. Jawohl, die grüne Polizei-500er soll ein hübscher Racer werden. Mal eben den Tank und eine Höckerbank von ebay aufgelegt. Das sieht doch vielversprechend aus.

Jetzt denken wir uns noch die beiden Kotflügel weg, stellen uns ein glänzendes Schwarz oder ein dunkeles British Racing Green vor und schon entsteht vor dem geistigen Auge ein wunderschöner Single.

Hinten passt der Hondatank direkt und perfekt, die vordere Aufhängung muss aber angepasst werden. Als erstes müssen die Sturzbügel weg, das wird noch eben erledigt. Eines steht fest: Diesen Tank bekommt Hermamm nicht wieder - nie nicht.

Lost in Hessian Sibiria

Freitag Mittag, Wochenende, die Sonne scheint und ich bin um 14:30 schon zuhause. Und da ist ja noch eine Probefahrt mit dem Silverstar Gespann fällig: Das Schleifen in Rechtskurven scheint gefunden! Vor ein paar Tagen habe ich Nachbarin Ruth ohne Helm ins Boot gesetzt und bin ein paar Rechtskurven gefahren. Nach kürzester Zeit hatte die versierte Motorradfahrerin das Schleifgeräusch lokalisiert: Der relativ hohe Metzler Block K schleift in Rechtskurven, wenn die Maschinenfederung zusammen gedrückt wird, bös am hinteren Schutzblech. Ein wenig gebogen und gedengelt und schon war die nervige Schleiferei vorbei. Aber der Erfolg muss natürlich verifiziert werden.
Hatte mir für diesen Test eine Fahrt nach Nordhessen vorgenommen, nach Wabern-Harle zum Gespann-Walter. Müssen so 170 km einfache Strecke sein, also los. Dumm nur, dass ich heute nicht in Harle ankam und beim Gespann-Walter war ich natürlich nicht. Die Fahrt nach Wabern war also NT, ein Nice try.

Warum also nur ein Nice Try? Ich kann euch sagen: Umleitungen über Umleitungen. Die erste schon in Ziegenhain, die nächste irgendwo bei Frielendorf, dann Homberg/Efze – und schliesslich war ich dermassen vom Kurs abgekommen, dass ich keine Lust mehr auf Wabern hatte. Also verschoben. Die gute Nachricht: Das Schleifen in Rechtskurven ist wirklich weg. Eine weitere gute Nachricht: Hab heute mindestens 2 Streckenabschnitte befahren, auf denen ich noch nie gewesen bin. Ist doch auf was, also scheiss auf Wabern.

Bei Dillich, kurz vor einer weiteren Umleitung, wird kurz pausiert. Dabei fällt mir ein Reisebericht aus einem Motorradheft der 50er Jahre ein. Da wird die Gegend zwischen Homberg, Borken und Alsfeld als eintönig und langweilig besschrieben. Kann ich nicht nachvollziehen! Hier gibts zwar nix Spektakuläres, aber immerhin eine sanfte Mittelgebirgslandschaft mit Wiesen und Wäldern - eben kultiviertes Land.

OK, so schön wie der Vogelsberg, der Knüllwald, der Main-Kinzig-Kreis ist diese Gegend nicht, aber so ätzend wie damals beschrieben nun wirklich nicht. Wahrscheinlich hatte der damalige Fahrer und Schreiber Depressionen oder war einfach nur mies drauf.

Wesentlich später dann wieder bei Homberg, diesmal Homberg/Ohm. Ehrlich gesagt finde ich diesen Teil des Vogelsberges eher langweilig und extrem durch Landwirtschaft kultiviert. Vielleicht hat sich aber seit den 50er Jahren auch einiges geändert. Immerhin entdecke ich einen schönen Feldweg von Maulbach nach Homberg. So, jetzt ab nach Hause und nochmal ins Schützenhaus - ich muss mal wieder Schiessen gehen. Werde den 4" Revolver in 357 Magnum einpacken, den guten alten M28 vom San Francisco Police Department.

Ein neuer Stossdämpfer am Velorex

Das seltsame Quitsch- und Schleifgeräusch in Rechtskurven geht mir ja schon länger schwer auf den Keks und ich hatte den ausgenüdelten Koni-Stossdämpfer des Velorex in Verdacht. Also beim Köhler in Nürnberg einen neuen Dämpfer bestellt, und zwar keinen Koni, sondern ein Original-Velorexteil. Kam gestern an und heute hab ich ihn schnell eingebaut. Der Dämpfer ist 15 mm länger als der Koni und damit steht das Gespann schon etwas gerader. Das Quietschen beim Einfedern ist auch tatsächlich verschwunden – das Schleifgeräusch in Rechtskurven leider nicht. Was mag das nur sein? Egal, jetzt noch eine 80 km Fahrt gemacht: Denn: Eine Testfahrt mit neuem Stossdämpfer muss sein.

Tja, es schabt also immer noch in Rechtskurven, und zwar unverändert. Habe auch das Gefühl, dass der neue Dämpfer das Boot (noch) leichter hochkommen lässt. Kann aber auch an mir liegen, der Kreislauf leidet ordentlich unter dem seltsamen Wetter und den ständigen Änderungen. Je mehr ich fahre umso besser klappt es auch mit der Fahrerei. Dann noch schnell über Ober-Ohmen zu Roland, dem ETZ-Gespannfahrer. Das Distanzstück vom Didt als Ersatz für die SW-Glocke ist gekommen und ich will es Roland bringen.

In Ober-Ohmen steht das ETZ-Gespann schon wieder komplett auf seinen 3 Rädern. Roland hat sich ein paar Drehteile als Distanzstücke für die abgeschliffene Glocke drehen lassen und das SW-Rad ist jetzt einwandfrei in Ordnung.

Das Weinrot steht der ETZ sehr gut. Mache heute mal eine Probefahrt damit - meine erste ETZ-Fahrt. Nicht schlecht, aber die Kupplung erscheint mir etwas labberig. Naja, das sollte sich abstellen lassen.

Jetzt noch über Ehringshausen zurück, die Kurven bringen mich dann doch wieder richtig rein in die Gespanntreiberei. An der Feldabrücke im Naturschutzgebiet noch eine kleine Pause und dann ab nach Hause. 80 km sind zwar nicht viel, aber Spass hats trotzdem gemacht.

Russengespanne im Edertal

An diesem Wochenende habe ich mir eine Samstagsausfahrt vorgenommen, und es soll gleich früh morgens losgehen. Noch vor 8:00 bin ich beim Gespann. Aber vor dem Start wird noch die Hauptdüse des Bing gewechselt. Das Kerzenbild war beim letzten Test doch ein wenig hell, deshalb fliegt die originale 125er HD raus und rein kommt eine 132er. Das geht natürlich ruckzuck und so kann ich bei angenehmer Kühle starten. Es soll an den Edersee gehen und in der Tat wird es ein Tour durchs schöne Edertal – und auf Abwegen.

Natürlich fahre ich NICHT an den Edersee um des Edersees willen – schon gar nicht am Wochenende. Da ist diese an sich tolle Ecke dermassen voller Besucher, dass es einen Hund graust. Nein, Hauptziel ist eine Werkstatt bei Vöhl, und wir werden den Grund gleich erkennen. Weiterhin sollen ein paar Nebenstrecken im Naturpark Edersee erkundet werden. Den Hinweg nehme ich „klassisch“ über Kirchhain, Gemünden, Haina und Frankenau.

Der erste Halt bei Kirchlotheim. Das Kurvengeschlängel macht mit dem Gespann richtig Arbeit - und Spass.

Die Kfz-Werkstatt von Meister Umbach bei Vöhl. Der Meister schraubt, nimmt sich aber sofort Zeit - 3 Stunden lang.

Und hier der Grund für meinen Besuch: Ural Gespanne. Denn Meister Umbach handelt mit diesen archaisch anmutenden Eisenhaufen.

Dieses 750er Tourist Gespann hat es mir angetan. Niegelnagelneu, soll 7900 Euro kosten. Und angeblich halten die neuen 750er Russen ja, sind ordentlich verarbeitet und laufen, laufen, laufen.

Das gebrauchte 650er Gespann in netter Lackierung soll noch 1800 Euro kosten und könnte eine gute Basis darstellen - aber nicht mehr.

Ich kann jedoch meinen Blick nicht von diesem Tourist Gespann wenden. Schwinge, schöne Sättel, die beste Farbe von allen - das passt. Vielleicht noch 18" Räder hinten und ans Boot, der Rest kann so bleiben.

Dieses Gespann fährt der Meister selbst. Mit dem gewaltigen Sahib-Seitenwagen hat es eine Spurweite von 155 cm. Da gibts Platz ohne Ende für die Passagiere. Auch optisch kommt diese Kombination gut rüber.

Mein Interesse ist jedenfalls geweckt - soll ich also wirklich auf Abwege gehen und meinen MZ untreu werden? Nachdenken ist angesagt. Nach 3 Stunden Russen-Smalltalk fahre ich kurz an den Edersee und versuche beim Anblick des Wasser zu vernünftigen Gedanken zu kommen.

Am Elefanten in Frankenau steht ein Imbiss, hier wird eine gute Currywurst mit Pommes verzehrt. Ein einheimischer Gast, der zuhause 4 Motorräder hat, gibt mir wunderbare Tipps, wie ich am schönsten durchs Edertal komme. Seine Hinweise sind Gold wert!

Traumhafte Gegend, himmlische Ruhe, herrliche Strassen. So habe ich das Edertal noch nie gesehen. Bis Jesberg an der B3 bleibt es so und ähnlich schön.

Kurz vor Bad Wildungen gibts einen Schlenker in Richtung Gemünden, auf Innenstadtverkehr habe ich jetzt wirklich keine Lust.

Diese Gebäude in Schönstein kenne ich noch aus meinen Dienstfahrten für AMP in den 80er Jahren. Irgendeine Institution betreibt dort irgendwelche Dinge - genaueres weiss ich bis Heute nicht.

Über Schwalmstadt geht es noch einmal Richtung Alsfeld. Hier überrascht mich ein kräftiger Regenguss, den ich 20 Minuten lang an diesem geschützten Waldrand abwarte. Von hier bin ich in 3 Minuten bei dem maroden Häuschen mit den verrottenden Izh-Motorrädern im Garten. Und heute treffe ich dort jemanden an: Die Besitzerin ist wahrhaftig da und wir plaudern eine halbe Stunde sehr nett. Sie organisiert nach wie vor das sehr familiäre Gespanntreffen in Windhausen, zu dem ich auch alljährlich fahre. Aber die Izh Motorräder will sie keinesfalls verkaufen. OK, muss ich akzeptieren, und damit ist für mich dieses Kapitel russischer Motorräder beendet. Schade, aber nicht zu ändern - und wer weiss, wozu es gut ist.

 

Zu heiss fürs Gespann?

Wie vorhergesagt kommt schon früh morgens die Sonne und knallt sehr schnell und sehr stark. Um 9:00 wird schnell der Rasen gemäht – ist ja wirklich nicht viel. Dann putze ich den Dreck der gestrigen Regenausfahrt vom Gespann, der Chrom wird poliert und der Lack ebenfalls. Jetzt sieht das Silverstar Gespann wieder richtig gut aus. Mittlerweile ist es extrem heiss geworden, schätze 32 Grad und mehr. Egal, rein in die Motorradklamotten, als Jacke nehme ich die kurze dünne Lederjacke, die ich von Egon abgestaubt habe. Ab Tempo 80 ist es auszuhalten, aber: Eigentlich ist es viel zu heiss.

Nach 30 km ist die Öltemperatur auf 90 Grad, nach 50 km auf 100 Grad. Da bleibt sie aber stehen. Dennoch ist mir das ein bisschen viel, und im Kreis Hersfeld-Rothenburg, kurz vor Machtlos und Ibra, gibt es eine Abkühlpause. Nach 30 Minuten zeigt das RR wieder unter 80 Grad an – OK. Trudele ein wenig um Breitenbach/Herzberg herum und ziehe dann quer rüber in Richtung Marburg. Wegen der Hitze mache ich wenig, also fast gar keine, Stops. Und die beiden auch nur, um den Rotax abkühlen zu lassen. Diese Hitze ist nix für mich, krieg dann noch Kopfschmerzen, vermutlich auch wegen der Hitze – Ozon! Und dann, so nach 4-5 Stunden Fahrerei tut mir auch noch der Nacken weh. Also ab nach Hause, waren wirklich anstrengende 200 km – und trotzdem schön.

100 Grad Öltemperatur, und das im Rahmenrohr. Zu viel, eindeutig, aber der Ölkühler von EGU liegt schon in der Werkstatt. Leider ist die Halterung sehr schlampig und passt auch nicht wegen des grossen Acterbistanks. Da muss ich mir was bauen, aus VA und mit Schwingmetallen entkoppelt.

Rastplatz zwischen Breitenbach und Machtlos. Kurz vorher liegt ein Riesen-Campingplatz, ein Alptraum mit Gartenzwergen und gepflegten Rabatten - Spiessers Welt.

Die zweite Pause mach ich bei Mengsberg inmitten dieser Eichenwälder.

Während der Rotax abkühlt, trinke ich einen Liter Lidl-Wasser, dann gehts weiter. Sind jetzt nur noch ca. 50 km bis nach Hause.