Russengespanne im Edertal

An diesem Wochenende habe ich mir eine Samstagsausfahrt vorgenommen, und es soll gleich früh morgens losgehen. Noch vor 8:00 bin ich beim Gespann. Aber vor dem Start wird noch die Hauptdüse des Bing gewechselt. Das Kerzenbild war beim letzten Test doch ein wenig hell, deshalb fliegt die originale 125er HD raus und rein kommt eine 132er. Das geht natürlich ruckzuck und so kann ich bei angenehmer Kühle starten. Es soll an den Edersee gehen und in der Tat wird es ein Tour durchs schöne Edertal – und auf Abwegen.

Natürlich fahre ich NICHT an den Edersee um des Edersees willen – schon gar nicht am Wochenende. Da ist diese an sich tolle Ecke dermassen voller Besucher, dass es einen Hund graust. Nein, Hauptziel ist eine Werkstatt bei Vöhl, und wir werden den Grund gleich erkennen. Weiterhin sollen ein paar Nebenstrecken im Naturpark Edersee erkundet werden. Den Hinweg nehme ich „klassisch“ über Kirchhain, Gemünden, Haina und Frankenau.

Der erste Halt bei Kirchlotheim. Das Kurvengeschlängel macht mit dem Gespann richtig Arbeit - und Spass.

Die Kfz-Werkstatt von Meister Umbach bei Vöhl. Der Meister schraubt, nimmt sich aber sofort Zeit - 3 Stunden lang.

Und hier der Grund für meinen Besuch: Ural Gespanne. Denn Meister Umbach handelt mit diesen archaisch anmutenden Eisenhaufen.

Dieses 750er Tourist Gespann hat es mir angetan. Niegelnagelneu, soll 7900 Euro kosten. Und angeblich halten die neuen 750er Russen ja, sind ordentlich verarbeitet und laufen, laufen, laufen.

Das gebrauchte 650er Gespann in netter Lackierung soll noch 1800 Euro kosten und könnte eine gute Basis darstellen - aber nicht mehr.

Ich kann jedoch meinen Blick nicht von diesem Tourist Gespann wenden. Schwinge, schöne Sättel, die beste Farbe von allen - das passt. Vielleicht noch 18" Räder hinten und ans Boot, der Rest kann so bleiben.

Dieses Gespann fährt der Meister selbst. Mit dem gewaltigen Sahib-Seitenwagen hat es eine Spurweite von 155 cm. Da gibts Platz ohne Ende für die Passagiere. Auch optisch kommt diese Kombination gut rüber.

Mein Interesse ist jedenfalls geweckt - soll ich also wirklich auf Abwege gehen und meinen MZ untreu werden? Nachdenken ist angesagt. Nach 3 Stunden Russen-Smalltalk fahre ich kurz an den Edersee und versuche beim Anblick des Wasser zu vernünftigen Gedanken zu kommen.

Am Elefanten in Frankenau steht ein Imbiss, hier wird eine gute Currywurst mit Pommes verzehrt. Ein einheimischer Gast, der zuhause 4 Motorräder hat, gibt mir wunderbare Tipps, wie ich am schönsten durchs Edertal komme. Seine Hinweise sind Gold wert!

Traumhafte Gegend, himmlische Ruhe, herrliche Strassen. So habe ich das Edertal noch nie gesehen. Bis Jesberg an der B3 bleibt es so und ähnlich schön.

Kurz vor Bad Wildungen gibts einen Schlenker in Richtung Gemünden, auf Innenstadtverkehr habe ich jetzt wirklich keine Lust.

Diese Gebäude in Schönstein kenne ich noch aus meinen Dienstfahrten für AMP in den 80er Jahren. Irgendeine Institution betreibt dort irgendwelche Dinge - genaueres weiss ich bis Heute nicht.

Über Schwalmstadt geht es noch einmal Richtung Alsfeld. Hier überrascht mich ein kräftiger Regenguss, den ich 20 Minuten lang an diesem geschützten Waldrand abwarte. Von hier bin ich in 3 Minuten bei dem maroden Häuschen mit den verrottenden Izh-Motorrädern im Garten. Und heute treffe ich dort jemanden an: Die Besitzerin ist wahrhaftig da und wir plaudern eine halbe Stunde sehr nett. Sie organisiert nach wie vor das sehr familiäre Gespanntreffen in Windhausen, zu dem ich auch alljährlich fahre. Aber die Izh Motorräder will sie keinesfalls verkaufen. OK, muss ich akzeptieren, und damit ist für mich dieses Kapitel russischer Motorräder beendet. Schade, aber nicht zu ändern - und wer weiss, wozu es gut ist.