Lost in Hessian Sibiria

Freitag Mittag, Wochenende, die Sonne scheint und ich bin um 14:30 schon zuhause. Und da ist ja noch eine Probefahrt mit dem Silverstar Gespann fällig: Das Schleifen in Rechtskurven scheint gefunden! Vor ein paar Tagen habe ich Nachbarin Ruth ohne Helm ins Boot gesetzt und bin ein paar Rechtskurven gefahren. Nach kürzester Zeit hatte die versierte Motorradfahrerin das Schleifgeräusch lokalisiert: Der relativ hohe Metzler Block K schleift in Rechtskurven, wenn die Maschinenfederung zusammen gedrückt wird, bös am hinteren Schutzblech. Ein wenig gebogen und gedengelt und schon war die nervige Schleiferei vorbei. Aber der Erfolg muss natürlich verifiziert werden.
Hatte mir für diesen Test eine Fahrt nach Nordhessen vorgenommen, nach Wabern-Harle zum Gespann-Walter. Müssen so 170 km einfache Strecke sein, also los. Dumm nur, dass ich heute nicht in Harle ankam und beim Gespann-Walter war ich natürlich nicht. Die Fahrt nach Wabern war also NT, ein Nice try.

Warum also nur ein Nice Try? Ich kann euch sagen: Umleitungen über Umleitungen. Die erste schon in Ziegenhain, die nächste irgendwo bei Frielendorf, dann Homberg/Efze – und schliesslich war ich dermassen vom Kurs abgekommen, dass ich keine Lust mehr auf Wabern hatte. Also verschoben. Die gute Nachricht: Das Schleifen in Rechtskurven ist wirklich weg. Eine weitere gute Nachricht: Hab heute mindestens 2 Streckenabschnitte befahren, auf denen ich noch nie gewesen bin. Ist doch auf was, also scheiss auf Wabern.

Bei Dillich, kurz vor einer weiteren Umleitung, wird kurz pausiert. Dabei fällt mir ein Reisebericht aus einem Motorradheft der 50er Jahre ein. Da wird die Gegend zwischen Homberg, Borken und Alsfeld als eintönig und langweilig besschrieben. Kann ich nicht nachvollziehen! Hier gibts zwar nix Spektakuläres, aber immerhin eine sanfte Mittelgebirgslandschaft mit Wiesen und Wäldern - eben kultiviertes Land.

OK, so schön wie der Vogelsberg, der Knüllwald, der Main-Kinzig-Kreis ist diese Gegend nicht, aber so ätzend wie damals beschrieben nun wirklich nicht. Wahrscheinlich hatte der damalige Fahrer und Schreiber Depressionen oder war einfach nur mies drauf.

Wesentlich später dann wieder bei Homberg, diesmal Homberg/Ohm. Ehrlich gesagt finde ich diesen Teil des Vogelsberges eher langweilig und extrem durch Landwirtschaft kultiviert. Vielleicht hat sich aber seit den 50er Jahren auch einiges geändert. Immerhin entdecke ich einen schönen Feldweg von Maulbach nach Homberg. So, jetzt ab nach Hause und nochmal ins Schützenhaus - ich muss mal wieder Schiessen gehen. Werde den 4" Revolver in 357 Magnum einpacken, den guten alten M28 vom San Francisco Police Department.