Der Traum unserer Jugend

……. kommt heute in Gestalt von Jürgen und seiner „neuen“ alten 1970er Honda CB450 vorbei. Und ich muss sagen, diese Honda hat nichts von ihrer damaligen Faszination verloren. Immer noch ein Traum – und Jürgen hat ihn sich erfüllt.

1970er Honda CB450

Quasi blind aus Hamburg gekauft, dann ungezählte Stunden aufpoliert und geplockert – und jetzt ist die Honda in etwa so, wie Jürgen sich das vorgestellt hat. Ein Traum in rot, Alu und Chrom, dazu schön wie eh und jeh.

1970er Honda CB450

Eine Diva aus jedem Blickwinkel.

1970er Honda CB450

In meinem Wohnort in den 70er Jahren gab es zu besten Zeiten vier Stück dieser Honda. Wenn die am Motorradtreff bei Strohmann standen, kam ich mir mit meiner alten DKW vor wie ein Unberührbarer in Indien.

1970er Honda CB450

Die optisch besonders schöne Duplexbremse, auch heute noch durchaus brauchbar.

1970er Honda CB450

Mit diesem Motor hat Honda den Niedergang der britischen Motorradindustrie eingeläutet: Schnell, stark, zuverlässig.

Um diese Honda muss man Jürgen einfach beneiden. Das könnte ein paar schöne Touren mit CB450 und XBR geben.

Eine kleine Reserve

….. ist eigentlich immer gut. Speziell bei Motorrädern und ganz besonders bei meinen Enfields. Beim Rückkauf meiner Enfield No.1 gab es ja auch den Reservemotor zurück, den ich seinerzeit mit abgegeben hatte. Marcus hatte aber diesen Reservemotor eingebaut und so war der aktuelle Reservemotor der ursprüngliche Motor. Nur: Zum direkten Einbauen im Notfall ist dieser Motor nicht geeignet. Aber dazu möchte ich ihn mittelfristig wieder machen, und an einem derart miesen Herbsttag wie heute hab ich nichts besseres zu tun, als mir alles mal zu betrachten und ein bisschen weiter zu zerpflücken.

Motor Enfield

Der Steuerdeckel hatte ich bereits vor längerer Zeit an einem Schlechtwettertag abgenommen. Jetzt entnehme ich die Steuerräder und schaue mir an, bei welchen Arbeitsschritten ich Spezialwerkzeug benötige. Zum Abnehmen der nur locker sitzenden Räder brauch ich natürlich nix.

Motor Enfield

Das Lösen der Lichtmaschinenseitigen Kurbelwellenmutter gelingt nur mit dem Schlagschrauber.

Motor Enfield

Zum Glück liegt dafür ein wunderbares englischen Werkzeug von Reinhard bereit.

Motor Enfield

Das Zerlegen des Ölpumpengehäuses bereitet keine Schwierigkeiten. Die Laufflächen zeigen aber etliche dicke Riefen, da werde ich wohl läppen müssen.

Motor Enfield

Zum Entfernen der Antriebsschnecke der Ölpumpe wird ein Spezialwerkzeug gebraucht, dass zum Glück vorhanden ist.

Motor Enfield

Die Wellen der Nocken und die Stößel sehen prima aus, die können wohl drin bleiben. Das Antriebsrad der Ölpumpenschnecke aber muss raus, und dazu fehlt mir das geeignete Spezialwerkzeug. Das werde ich mir beschaffen, aber für heute ist dadurch Schluß.

Das Ende naht

….. jedenfalls das Ende des herrlichen Goldenen Oktobers. Das sagen nicht nur die Wetterprognosen, das sagen auch die großen Mengen von Herbstlaub auf den Strassen. Jedenfalls soll es am Wochenende deutlich kälter werden und die Sonne wird sich rar machen. Also nutze ich die schönen Tage und ziehe um 14:00 die Honda aus der Scheune. Zumindest noch einmal richtig warm fahren will ich die XBR, und das bedeutet, mindestens 50 Kilometer zurück zu legen.

1987er Honda XBR 500

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die sportliche Sitzbankabdeckung glänzend schwarz zu lackieren, hab ich es vorgestern dann doch endlich hin bekommen. Verstehe selbst nicht, was am Sprühdosen-Lackieren so schwierig ist: Hab damit doch schon ganze Motorräder lackiert, was gar nicht so übel aussah. Aber diesmal wollte es einfach nicht klappen – bis jetzt. Nun strahlt die Abdeckung in glänzendem Schwarz und gibt meiner alten Honda einen äußerst sportlichen Touch.

1987er Honda XBR 500

Und dann gehts los! Vorbei an drei Motorradtreffpunkten, ohne anzuhalten. Die XBR läuft famos und wie ihr seht, ist das Wetter heute noch einwandfrei. Nach Falltorhaus, Hoherodskopf und Oldtimer Cafe steuere ich die Honda über das Horlofftal in Richtung Wetterau.

1987er Honda XBR 500

Hier ist aber auch schon zu sehen, dass die bunten Blätter an den Bäumen dünn werden.

1987er Honda XBR 500

Weiter dann durch das Schäfer- und Seenland Hungen.

1987er Honda XBR 500

Bei Wölfersheim wird mir die Wetterau dann aber zu flach und ich schwenke großräumig zurück in den Vogelsberg.

1987er Honda XBR 500

Beim Volvo- und Daihatsuhändler schaue ich auch heute, ob ein Materia angeboten wird: Natürlich ist keiner im Angebot.

1987er Honda XBR 500

Noch ein paar Runden durch den Laubacher Wald und dann gehts über Freienseen und Altenhain heimwärts. Zum warm fahren hats heute gereicht, und aus den geplanten 50 Kilometern sind ziemlich genau 100 geworden. Hat wieder so richtig Spaß gemacht mit der Honda. Mittlerweile gefällt mir der RFVC-Motor noch besser als die Rotx 504 aus meinen alten Silverstars und der Matchless G80. Da hat Honda 1985 einen richtig guten Single konstruiert.

Die kleine Vespa

….. hat mir vor drei Tagen wieder viel Vergnügen bereitet – so viel, dass ich heute bei erneut schönstem Herbstwetter eine kleine Rounde mit dem Roller durch den Indian Summer drehe. Nebenbei muss ich noch ein paar Dinge im Baumarkt besorgen und so ist die Vespa heute die beste Wahl.

Vespa GTS 125

Nachdem die Einkäufe erledigt sind, begebe ich mich mit der Vespa auf die Suche nach besonders schönen Stellen des Indian Summer. Wald haben wir ja genug im Vogelsberg (oder vielleicht doch nicht) und die strahlende Sonne sollte die bunten Wälder eigentlich wunderbar leuchten lassen. Und tatsächlich fängt es auch nahe Elpenrod sehr schön an, und dafür muss ich nur ein paar Meter die Strasse verlassen.

Vespa GTS 125

Wie gut, dass hier am Waldrand noch ein wenig Mischwald steht.

Vespa GTS 125

Unweit von Hainbach im Feldatal finde ich den nächsten schönen Ort, der den Indian Summer gut herüber bringt.

Vespa GTS 125

Hoch auf dem Eselskopf versuche ich, den bunten Herbst im Weitblick zu entdecken. Das gelingt leider nicht, denn auf die Entfernung gehen die Farben einfach verloren.

Vespa GTS 125

Von hier aus habe ich einen sehr schönen Ausblick auf die B49 und sitze doch mitten im Wald.

Vespa GTS 125

Immerhin 70 Kilometer lege ich heute mit der Vespa zurück und habe vom ersten bis zum letzten Meter erneut viel Spaß mit dem Roller.

Wenn ich aber geglaubt habe, ich hätte heute einen prima Indian Summer gesehen, dann muss ich mich eines besseren belehren lassen. Von Gerhard aus Graz kommt ein kleiner Bilderbogen seiner Dienstfahrt von Graz nach St. Pölten durch das Salzatal und das Gußwerk.

Reise nach St. Pöltrn

In der Steiermark und in Niederösterreich ist das Wetter gerade genau so schön wie hier im Vogelsberg. Hier, auf dem Weg nach Mariazell, gibt es einen kurzen Halt am Brandhof, dem Gut von Erzherzog Johann.

Reise nach St. Pölten

Auf der Rückfahrt in Richtung Annaberg wird der Talgrund meist durch die Straße und den Bachlauf ausgefüllt. Das kleine Haus an der Straße schmiegt sich an einen Felsen und die Farbenpracht wird immer intensiver.

Reise nach St. Pölten

…und weiter führt die Straße nach Annaberg durch den Indian Summer. Der einsame Motorradfahrer bin leider nicht ich auf meiner Enfield.

Reise nach St. Pölten

Gleich nach dem Ortsende des kleinen Wallfahrtsortes Annaberg, windet sich die Straße in vielen Kurven Richtung Mariazell und lange bevor man den Ort erreicht steht dieses Marterl am Waldesrand. Recht schlicht, aber praktisch schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Basilika und der Indian Summer sorgt auch hier für die passenden Farben.

Reise nach St. Pölten

Von der Ortschaft Annaberg gibt es einen Blick auf das dort eher sanfte niederösterreichische Voralpenland

Da wünsche ich mir schon, mal ein paar Herbsttage in meinem Lieblings-Urlaubsland zu verbringen – gern auch wieder mit der Vespa.

Veröffentlicht unter Vespa

Goldener Oktober

Ja, jetzt haben wir ihn wirklich, den Goldenen Oktober. Und wenn man den Wetterfröschen glauben kann, dann bleibt er uns auch noch ein paar Tage erhalten. Damit hätten wir dann eine Woche lang richtig schönes Wetter – kommt mir so vor, als sei das in diesem Jahr das erste mal, dass es eine Woche lang nicht regnet. Aber ich will ja eigentlich nicht jammern, sondern bin froh, heute einen weiteren schönen Tag erwischt zu haben. Nach einem vormittäglichen Geburtstagsbrunch verbringe ich dann den Rest des Tages mit der Grauen Enfield.

Nachdem mein gestriger Plan – eine Fahr ins Knüllgebirge – ja nicht funktioniert hat, versuche ich es heute erneut. Um 13:00 ist die Graue gecheckt und scharrt schon mit ihren Avon Reifen.

Feldatal, Kirtorfer Wald, Antrifttal, Willingshausen, ein bisschen Schwalm – auf diesem Weg ziehe ich in Richtung Knüllgebirge. Das Fahren ist derart schön, dass ich beinahe 60 Kilometer fahre, ohne anzuhalten.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Nach etwas mehr als 50 Kilometern dann der erste Stop, bereits am Rande des Knüllgebirges. Hier habe ich einen Ort, der all meine kleinen Freuden der heutigen Fahrt quasi zusammenfasst: Da ist einmal das überirdische schöne Wetter mit strahlend blauem und wolkenlosem Himmel.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Dann der stampfende Single unter mir, der mich mit jedem Kolbenhub ein Stück voran bringt.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Der kurze Triumph-Auspuff begleitet jeden Auslasstakt mit einem knallenden Ton.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Hinter mir liegt die freundliche und landschaftlich reizvolle Schwalm.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Und vor mir empfängt mich das Knüllgebirge mit seiner heimlichen Hauptstadt Neukirchen.

Knüll

Auf jedem Meter begegne ich ihm hier, dem Indian Summer. Wer so viele kleine Freuden geniesst wie ich auf dieser Fahrt, der ist ein wahrhaft glücklicher Mann.

In Neukirchen ist meine übliche Anfahrt zum Knüllköpfchen gesperrt, die angezeigte Umleitung gefällt mir aber überhaupt nicht. Also wird improvisiert.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Und so komme ich auf einer von mir eher selten befahrenen Route in Richtung Knüll: Über Seigertshausen durch herrliche bunte Wälder.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Weniger schön ist es dann aber auf dem Knüllköpfchen selber: Überall gewaltige Besuchermengen und beinahe alle mit dem PKW. An der Knülljause parkt nicht ein Motorrad, lediglich zwei kleine Baumarktroller haben sich eingefunden. Angesichts der Menschenfülle verzichte ich auf meinen Kaffee, trinke einen Schluck Wasser aus dem Proviant, verputze einen Corny-Riegel und ziehe weiter.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Nur wenige Kilometer weiter habe ich dann mein ruhiges Plätzchen, sogar am See, der wie ein großes Silberstück in der Sonne funkelt. Hier kann ich es einen Augenblick aushalten.

Da Hauptschwenda wegen der Baustelle gesperrt ist, fahre ich über Asterode und vorbei an der Knüll-Loipe in Richtung Oberaula. Dort überquere ich kurz die B62 und tauche dann wieder in die kleinen Straßen Richtung Weißenborn und Ottrau ein.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Zwischen Ottrau und Berfa biege ich ein in den Wald auf die Baustelle mit den 8 Windkraftanlagen. Ich erhoffe mir davon, die Sperrung in Richtung Elbenrod zu umgehen. Die Baustellenfahrzeuge haben die Waldwege sehr breit gemacht und ich komme gut von Windmühle zu Windmühle. Dummerweise finde ich aber den Ausgang aus der weitverzweigten Baustelle nicht und so kommt es, dass ich geschlagene 8 Kilometer durch den Wald irre, um dann wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Also alles für die Katz, aber die 8 Waldkilometer ware ganz OK. Nicht OK ist aber, was der Windpark mit dem Wald gemacht hat: Riesige Flächen mussten gerodet werden, und meine ursprüngliche Sympathie für die Windkraft gerät mehr und mehr ins Wanken. Diese deutsche Energiewende ist ganz sicher nicht klug durchdacht.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Allmählich nähert sich meine Herbstrunde ihrem Ende. Über den Altkreis Alsfeld, das Schwalmtal und das Feldatal zirkele ich die Enfield wieder in Richtung Heimat. Ein letzter Stop dann beim Windpark von Zeilbach, der wesentlich umweltschonender angelegt wurde als der Park bei Ottrau. Dieses bescheuerte Pflanzen von Windrädern mitten in die schönen hessischen Wälder fängt wirklich an, mich zu ärgern.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena Gray

Hier sehe ich auch, wie meine kleine Waldeinlage die Enfield eingesaut hat. Da hab ich gleich zu Hause einiges zu tun, um alle Spuren wieder zu beseitigen.

Kurz vor sechs bin ich dann nach beinahe 180 Kilometern wieder zu Hause. Wie schon gestern war auf den letzten Kilometern die tiefstehende Sonne nicht ohne und ein paar mal musste ich wirklich einige Meter im Blindflug segeln. Aber sonst war das ein Tag nach meinem Geschmack.