Spät, aber schön

Wenngleich dieser Winter nicht besonders hart und kalt war, so gab es dennoch wenig Gelegenheiten für eine kleine Motorradrunde. In den vergangenen Jahren war es meist schon im Januar oder Februar möglich, einen schönen trockenen und nicht allzu kalten Tag zu nutzen. Aber dieses Jahr war’s nichts damit, und so kommt es, dass ich 2016 erst heute, also am 2. April, die erste Motorradfahrt des Jahres starten kann. Die kleine Rollertour im März blende ich jetzt mal aus – die zählt irgendwie nicht richtig.

Nachdem es gestern Morgen noch mal eine kurze Schneeeinlage gab, werden heute Temperaturen bis an die 20°C erwartet – und dass selbst im Vogelsberg. Die Sporty scharrt eindeutig schon mit den neuen Heidenau-Pneus und auch ich kann jetzt nicht länger warten: Um 13:00 schiebe ich die Harley aus der Scheune.

HD Sportster 1988

Das Wetter ist ein Traum, und ich hätte mich gar nicht so dick anziehen müssen. Der V-Twin bollert herrlich vor sich hin und nach kurzer Zeit bin ich der zufriedenste Mensch am Rande des Vogelsberges. Die Fahrt führt mich durchs Feldatal und den Kirtorfer Wald, wo ich nach 30 Meilen einen kleinen Stopp einlege.

Cobrra Nemo Kettenöler

Grund dafür ist, dass ich überprüfen möchte, wie der Cobrra Nemo2 Kettenöler seinen Job verrichtet.

HD Sportster 1988

Hier muss ich noch eine 90°-Drehung dazu geben, damit der Druck ausreicht, das Öl auf die Kette zu bringen.

HD Sportster 1988

Das erste reale Ziel heute ist das Seehotel am Antrifttal-Stausee. Hatte gelesen, dass diese wunderbare Lokal geschlossen wurde, und das werde ich jetzt und hier überprüfen.

Seehotel Antrifttal

Und tatsächlich: Alles dicht. Später zu Hause finde ich auch bei Facebook die Bestätigung: Seit dem 1.1.2016 bleibt das Hotel bis auf weiteres geschlossen. Schade, sehr schade, denn hier habe ich so manchen Kaffee geschlürft.

HD Sportster 1988

Nun durchquere ich das gesamte Antrifttal und halte mich ab Kirtorf in Richtung Schweinsberg. Am Gleenbach unweit von Niederklein werfe ich einen weiteren prüfenden Blick auf meinen Nemo-Kettenöler. Der schmiert jetzt sehr schön, ohne dabei die Felge allzu sehr zu versauen.

HD Sportster 1988

Aber dann wird der Boxenstopp doch etwas länger, denn ich entdecke eine Schlamperei meinerseits: Hatte die Düse des Kettenölers doch tatsächlich nur mit einem einzigen Kabelbinder an der Schwinge befestigt. Das hält zwar, aber so konnte die Düse sich natürlich verdrehen – was sie auch getan hat. Aber kein Problem: Kabelbinder aus der Werkzeugtasche genommen und jetzt ist die Düse vernünftig befestigt. Kleiner Schönheitsfehler dabei: Die Kabelbinder sind blau – und das kann ich dann auf Dauer so nicht lassen. Und schon kanns weitergehen.

HD Sportster 1988

Bei Schweinsberg möchte ich mir eigentlich mal den Schießbetrieb auf dem Gelände der Bogenschützen ansehen. Aber da ist leider niemand und so biege ich ab auf die winzige Straße, die mich direkt an der Ohm entlang führt und auf der ich vollkommen allein bin.

HD Sportster 1988

Hier ist die Ohm schon ein richtiges kleines Flüsschen geworden.

HD Sportster 1988

Und so fahre ich zwischen Ohm und Schweinsberg in Richtung der Wehranlage, wobei das Schweinsberger Schloß immer in Sichtweite ist.

HD Sportster 1988

Auf den ersten Blick ist die Anlage ein kompliziertes Gebilde aus etlichen Wehren, aber wenn man sich das in Ruhe anschaut, ist die Funktion sonnenklar.

HD Sportster 1988

Die Sache funktioniert so: Die Ohm kommt von Ulrichstein über Mücke und Homberg hier bei Schweinsberg an. An dieser Stelle hat man dem Flüsschen aber ein zweites Bett gegraben, und zwar den vorderen Verlauf.

Die Ohm bei Schweinsberg

Das hier ist das natürliche Bett der Ohm und sie folgt brav ihrem Lauf, kann jedoch auch hier gestaut werden.

Die Ohm bei Schweinsberg

Führt die Ohm aber gefährliches Hochwasser, dann werden die Wehre im Seitenarm geöffnet und ein großer Teil des Wassers fliesst in die großen Wiesen in den Ebenen vor Amöneburg und Kirchhain. Heute sind diese Wehre aber geschlossen.

Die Ohm bei Schweinsberg

Seit es diese Anlage gibt, ist die Ohm auch bei Hochwasser nicht mehr über ihre Ufer getreten. Früher jedoch hat sie beispielsweise in Nieder-Ohmen böse Überschwemmungen verursacht und große Schäden angerichtet. In der Untergasse, wo wir ja gewohnt haben, standen vor ca. 30 Jahren das letzte mal etliche Erdgeschosse unter Wasser. Das ist aber vorbei.

Mistel

Mit einem Blick auf die Misteln in den Bäumen verlasse ich diesen angenehmen Ort und fahre nun in Richtung Amöneburg.

HD Sportster 1988

Bei genauem Hinsehen sind hier die Auslaufflächen für die Ohm zu erkennen.

HD Sportster 1988

In Schweinsberg, Amöneburg, Rauischholzhausen und Wittelsberge verzichte ich heute auf den Anblick von Schlössern und Kirchen und durchfahre statt dessen in einem Rutsch den Ebsdorfergrund. Erst bei Reiskirchen gönne ich der Sporty und mir eine kleine Rast.

HD Sportster 1988

In Fernwald habe ich den Auftrag, nach einem bestimmten Restaurant zu schauen – kein Problem, ist schon erledigt. Dann entdecke ich noch schnell zwischen Fernwald und Lich, dass auch am Rande des Vogelsberges die Baumblüte beginnt. durchfahre das beschauliche Dreieck Reiskirchen-Grünberg-Lich und beende nach exakt 100 Meilen meine Jahresanfangsfahrt 2016. Aber das war auch wirklich nötig und wie anfangs erwähnt, längst überfällig. Und morgen soll es ja ganz ähnliches Wetter geben …..

Mindestens 2° Celsius

…… höher als im Vogelsberg ist die Temperatur in der Wetterau – meistens zumindest. Und wenn es heute schon im Vogelsberg um die 12 °C werden soll, kann es in der Wetterau nur besser sein. Keine schlechten Voraussetzungen also für die erste kleine Ausfahrt des Jahres 2016. Und dafür sind 15 Vespa-PS genug.

Pedelec

Gestern am Karfreitag war das Wetter ein einziges Drama: Regen von Morgens bis Abends und derart mies, dass es nur zu einer kleinen Runde mit der Falter-Maschine gereicht hat.

Leihhund Yello

Heute dagegen sieht es schon auf dem morgendlichen Hundespaziergang sehr vielversprechend aus. Und ist es nicht auffällig, wiie schlank mein Kumpel Yello geworden ist? Schätze, wir haben ihn schon um 5 – 7 kg runter gebracht.

Leihhund Yello

Entsprechend agiler streift der Bursche durch Wald und Feld. Jetzt muss ich noch nachziehen …..

Vespa GTS

Um 13:30 bin ich dann mit der Vespa unterwegs – über das Horlofftal direkt in die Wetterau. Das Wetter ist in der Tat ein wahrer Traum, und die kleine Automatik-Vespa schnurrt brav vor sich hin. Hier bin ich bereits kurz vor Altenstadt.

Vespa GTS

Und was es im Vogelsberg und auch in seinen Randbereichen noch nicht gibt, sind blühende Büsche und Bäume. Hier aber gehts bereits los mit der Baumblüte.

Vespa GTS

Über Büdingen und Ortenberg komme ich nach Hirzenhain, wo ich wieder in Richtung Vogelsberg fahre.

Vespa GTS

Und wer genau hinschaut, entdeckt schon den Fernsehturm auf dem Hoherodskopf in der Ferne.

Vespa GTS

Einen winzigen Stopp gibt es beim Kawasaki- und Vespa-Händler Dirk in Schotten, wo mir siedend heiss einfällt, dass hier noch ein paar bestellte Kupplungsteile für die Cosa auf mich warten. Die werde ich nächte Woche unbedingt abholen und damit den Cosa-Motor reparieren.

Ansonsten stehen neben den grünen Geschossen eine schicke W800 und ein paar Vulcan-Chopper im Laden. Alles andere ist wie immer nix für mich.

Heim geht es jetzt nach 100 km durch den Laubacher Wald, wo ich am Falltorhaus kurz anhalten will. Aber das lasse ich bleiben, denn der Parkplatz ist unvorstellbar voll, wie ich es noch nie erlebt habe. Und das noch vor dem 1.4. !

Der Kettenöler Nemo2

Ich hatte in der Vergangenheit mehrfach Kettenöler an meinen Zweirädern: Einfache Tropfer, Unterdruck gesteuerte, elektrische und elektronische. Mit keinem davon war ich wirklich glücklich, denn es musste einfach zu viel nachjustiert werden. Am schlimmsten war der elektronische Scotti, der mich schier zur Verzweiflung brachte.

Und dann wurde im W650-Forum vom Cobrra Nemo2 berichtet und es wurde eine Sammelbestellung organisiert. Da hab ich mich angehängt und in diesem trüben Winter den Cobrra an der Sporty befestigt. Heute wurden schnell die Leitungen verlegt und die Öldüse montiert.

Cobrra Nemo2 an der Sportster

Eine zöllige Schelle findet sich im Inventar und ein geeigneter Platz am Lenker der Sporty auch. Die recht dünne Leitung ist an der gut zugänglichen Harley schnell bis zur Schwinge verlegt.

Cobrra Nemo2 an der Sportster

Der kleine Nachfüllbehälter im Stil eines Whisky Fläschchens ist wirklich possierlich. Ansonsten beinhaltet der Nemo2 Kit tatsächlich alles, was zur Montage nötig ist.

Cobrra Nemo2 an der Sportster

Ein bisschen friemelig ist die Befestigung der Düse am Schwingenholm – aber nur, weil ich mir partout die Hände nicht schmutzig machen will. Also in Wahrheit ist das dank der genialen Erfindung der Kabelbinder sehr einfach.

Cobrra Nemo2 an der Sportster

So, alles dran. Jetzt kommt 50er Einbereichsöl in den Behälter, dabei ist es wichtig, den Pott bis oben hin zu füllen. Dann nach Anweisung den Druckbehälter um 180° gedreht. Trotz Warten kommt aber an der Kette nichts an. OK, die Brühe ist dickflüssig und die Leitung lang, also gebe ich durch weitere 90° mehr Druck aus System. Und siehe da: Es tropft schön langsam Öl auf die Kette. Voila!

Das Wetter ist mir heut immer noch nicht recht und so muss ein Fahrtest warten. Um Ostern, also in drei Tagen solls ja besser werden.

Die Elferbande

Für den heutigen Donnerstag ist ein richtiger Frühlingstag voraus gesagt. Das passt gut, denn nach ein paar kleineren Restarbeiten könnte ich dann am Nachmittag die erste Testrunde des Jahres drehen. Leider klappt das dann doch nicht ganz, denn vor das Schrauben haben die Götter einen langen Spaziergang mit Leihhund Yello gesetzt.

März 2016 in Nieder-Ohmen

Tja, der erste richtige Frühlingstag des Jahres 2016 fängt schon morgens ganz prima an. Dabei sah es erst vor wenigen Tagen in Nieder-Ohmen so aus wie auf dem Foto. Ist keine zwei Wochen her.

Leihhund Yello

Unterwegs in der Gemarkung treffen Yello und ich auf einen klitzekleinen Hund: Einen Chihuahua, der total cool ist und sich sofort mit Yello versteht.

Leihhund Yello

Aber nur wenige Meter weiter kommen mit Gekläff und Geschrei weitere Chihuahuas auf uns zu.

Leihhund Yello

Am Ende stehen wir in einer Gruppe von elf kleinen Chihuahuas, die kackfrech, aber gleichzeitig auch etwas ängstlich vor dem so viel größeren Yello sind. Nur der erste kleine Hund beteiligt sich nicht an dem Gekläff und marschiert statt dessen miit Yello und mir zusammen weiter. Bald darauf erscheint auch der Besitzer der Hundchen und ich erfahre, dass Hund Nr. 1, also der coole, der Rudelführer ist und die Gruppe souverän anführt. Lustige kleine Bande.

HD Sportster

Zu Hause gehts dann schnell ab in die Werkstatt. Ich montiere die Krümmerbleche, stelle die Kettenspannung ein, verlege einen Entlüftungsschlauch und teste noch einmal alles durch. Soweit OK und dann kommt die Sporty raus aus der Scheune und es gibt frischen Druck auf die Reifen.

HD Sportster

Und ganz wichtig: Die Gremlin Bell wird gereinigt und der Klöppel gangbar gemacht. Jeder echte Harleyfahrer weiß, welch hohe Bedeutung dieses Accessoir hat.

HD Sportster

Und wo ich gerad dabei bin, bekommt auch die kleine Vespa neue Luft, eine Entstaubung und den ersten Start des Jahres. Als ich mit allem fertig bin und die Werkstatt wieder einigermassen aufgeräumt ist, ist die Zeit doch so weit fortgeschritten, dass aus der angedachten Testfahrt nichts mehr wird. Aber wir sind bereit, quasi tagtäglich.

 

Done

Yes Sir, the work is done! Damit ist meine Sportster bereit für den Rollout 2016 – und der wird sehr wahrscheinlich schon morgen stattfinden.

Angefangen hat es ja ganz harmlos mit einem neuen Hinterreifen, aber der zog so einiges nach sich: Neue Bremsleitungen (Stahlflex), neue Bremsbeläge, Umverdrahtung aufgrund des Bremslichtschalters, Krümmerdichtungen, Batteriekabel, Neutralschalter und neue Öle in Motor und Getriebe – all das galt es zu erledigen..

Sportster

So im Grossen und Ganzen ist die Sporty schon wieder zusammen, aber die Kleinigkeiten halten mich doch noch auf.

Sportster

Hätte ich doch beinahe den Testlauf ohne Schalldämpfer gemacht. Das hätte eine schöne Bollerei gegeben, aber ich habs ja noch gemerkt. Die Krümmerdichtungen muss ich regelrecht aus den Zylinderköpfen heraus zwingen, die sind ordentlich festgebacken. Um das in Zukunft zu vermeiden, setzt ich bei dieser Aktion …..

Kupferpaste

….. an allen neuralgischen Punkten diese Kupferpaste ein.

Sporty

Motor und Getriebe bekommen frische Öle, und zwar ausschliesslich originale HD-Öle. Dann erst ist die Sporty bereit für den ersten Testlauf des Jahres 2016.

Immer wieder eine Freude, den altertümlichen V-Twin bollern zu hören. Wenn ich morgen beizeiten an die wirklich restlichen Kleinigkeiten gehe, könnte noch eine 100 km Runde bei Temperaturen um die 15°C drin sein. Das wäre fein.