Die Post

Seit einer Woche warte ich jetzt auf einen kleinen, wattierten Umschlag mit einer BearFix M8er Gewindebuchse. Damit will ich das letzte der vier Gewinde der Lenkerhalterung reparieren. Durch das sinnlose Hin-und Herschicken von Ostergeschenken hat sich meine extrem wichtige Sendung verzögert. 🙂

Aber heute ist der kleine Umschlag in der Post – neben einer Sendung von Ulis Motorradladen und einer Reservebestellung mit kabellosen Computermäusen. Ich schlitze also den Umschlag auf – und finde nichts. Keine Gewindebuchse, einfach nichts. Der Umschlag ist leer!

Ganz eindeutig ist in meiner Lenkerhalterungsaktion der Wurm drin. Jetzt rechne ich nicht mehr damit, die Buchse noch vor Ostern zu bekommen. Vor lauter Frust schiebe ich dennoch die graue Bullet in den Hof und erledige ein paar Kleinigkeiten.

Die graue Enfield

Immer wieder eine Augenweide ist der gefräste Kupplungsdeckel, hinter dem sich die wunderbare Trockenkupplung befindet.

Die graue Enfield

Das ist meine immer noch unvollendete Lenkeraktion: Die fehlende Schraube spricht Bände.

Die graue Enfield

Jetzt kommen ein paar Kleinigkeiten an die Reihe: Der Bremslichtschalter wird vernünftig und wyrdig befestigt.

Die graue Enfield

Und er bekommt endlich eine Gummiabdeckung. In der exponierten Lage kann der Schalter natürlich nicht offen bleiben.

Die graue Enfield

Beide Felgen werden jetzt noch einmal ernsthaft geputzt, von Kleberesten befreit und poliert. Und sind diese massiven Auswuchtplättchen nicht wunderschön? Die passen ja sowas von gut an die Enfield.

Die graue Enfield

Um den Luftüberschuß im Ansaugbereich zu reduzieren, bekommt der Luftfilter einen Schaumstoffmantel – selbstredend nur provisorisch.

Jetzt schaue ich noch eben nach den Ventilen – und muss erkennen, dass das Auslassventil kein Spiel hat, also überhaupt keins! Nach Neueinstellung läuft der Motor gleich besser, wenn auch jetzt gewohnt klapperig.

Die graue Enfield

Und das war’s dann für heute, mehr geht nicht. Aber halt, einige Lackschäden am Rahmen bekommen noch etwas frischen, schwarzen Lack. Sieht gleich besser aus.

Ein Stündchen später brummt es vor der Haustür und Reinhard bringt den fertigen Adapter für den Thunderbird-Auspuff mit – obwohl ich doch erst heute Mittag die Skizze dafür abgeliefert habe. Es ist ein VA-Teil geworden, dass nach spanabhebender Behandlung an der Drehbank und der Fräse das Bindeglied zwischen dem Enfield-Krümmer und dem schönen, kurzen Auspuff darstellen wird. Hab ich also doch etwas sinnvolles für die Feiertage vor der Brust.

Michaela

Leider kenne ich ja nicht sehr viele Damen mit dem schönen Namen Michaela, aber die ich kenne, sind allesamt wunderbare und besondere Menschen. Und seit heute ist eine neue Michaela dazu gekommen: Die Inhaberin des Seehotel an der Antrifftalsperre.

Von den Berftalern hatte ich ja schon gehört, dass das Seehotel unter neuer Leitung wieder eröffnet ist. Das werde ich mir heute ansehen, an diesem überirdisch schönen Frühlingstag. Durch netten Besuch etwas aufgehalten, komme ich erst um 16:00 los und mache mich durch den Kirtorfer Wald auf den Weg zum Seehotel.

Enfield Bullet 500 ES

Ohne Pause fahre ich die 45 km an den Antrifftal Stausee und sehe zu meiner großen Freude, dass das Lokal wahrhaftig neu eröffnet ist. Jetzt firmiert es unter dem schönen Namen Seehotel Michaela. Und diesmal werde ich alles tun, diese Lokalität am Leben zu erhalten. Im Klartext heisst das, mindestens jede Woche einmal an den Stausee fahren.

Enfield Bullet 500 ES

So voll habe ich den Parkplatz am Seehotel noch nie gesehen.

Seehotel Michaela

Und das Lokal selbst ist sehr, sehr gut besucht. So soll es sein und bleiben. Ich genehmige mir einen Cappuccino und einen Eisbecher, um anschließend noch ein wenig durchs Antriffttal zu kurven.

Enfield Bullet 500 ES

Die meisten Verbindungsstraßen im Antriffttal führen mehr oder weniger nah am Flüsschen Antreff entlang. Und es gibt sogar etliche Gelegenheiten, direkt ans Wasser zu gelangen. So wie hier mit Blick auf Seibelsdorf.

Enfield Bullet 500 ES

Nun bewege ich die Bullet ein Stückchen durch den Kreis Marburg, kehre dann in den Vogelsberg zurück, durchquere das Schwalmtal um dann über das Feldatal, Ulrichstein und Schotten allmählich wieder an den Rand des Vogelsberges zurück zu kehren. Unterwegs entdecke ich noch diesen kleinen Hochbehälter zwischen Windhausen und Köddingen etwas abseits der Straße. Ein schöner Fleck für einen kurze Rast.

Pünktlich zur Lindenstraße bin ich nach 150 wunderbaren Kilometern wieder daheim. Wie immer ist der Spaßfaktor auf der Enfield gigantisch – dieser indische Rüttelbock ist einfach ganz genau das Richtige für mich.

Angekommen

….. ist die graue Bullet natürlich schon vor einigen Wochen, aber heute morgen um 7:30 hat sie, wie alle meine Fahrzeuge, die endgültige Weihe bekommen: Das DQ-Kennzeichen. Das wurde von der grünen Cosa übernommen, was hoffentlich kein böses Omen ist.

Die Bullet in athena-gray

Das Kennzeichen von der Cosa passt beinahe exakt in die Bohrungen des Halters und so muss ich lediglich die zwei Löcher um jeweils 0,5 mm auffeilen. War natürlich reiner Zufall.

Die Bullet in athena-gray

Wo ich gerade so schön dabei bin, schliesse ich auch wieder einen Zug an die Dekompressionseinrichtung im Zylinderkopf an. Bei heißem Motor ist das manuelle Drücken des Ventils nicht so spaßig. Der Einbau zusammen mit dem provisorischen Handhebel einer Gartenfräse ist etwas fummeliger als ich dachte. Ein korrekter Dekohebel in Chrom ist bereits auf dem langen Weg von Indien in den Vogelsberg.

Bisher ist dieser Tag trüb und lausig kalt, aber am frühen Nachmittag wird es plötzlich wärmer und schöner. So schön, dass ich mich auf eine Probefahrt mit meiner grauen Bullet mache.

Die Bullet in athena-gray

Nach 20 Kilometern stelle ich am Straßenrand den Vergaser ein, aber wie sich später zeigt, hätte ich mir das sparen können. Hier bin ich gerade beim Aufstieg in Richtung des Hoherodkopfes.

Die Bullet in athena-gray

Einsame Vogelsbergstrassen, passendes Wetter und ein bollernder Motor unter dir -Herz, was willst Du mehr.

Die Bullet in athena-gray

Noch knapp 10 Kilometer bis zum höchsten Punkt des Vogelsberges. Bisher springt die graue Bullet nach jedem Halt wieder prima an.

Die Bullet in athena-gray

Angekommen auf dem Hoherodskopf parkt hier nur noch ein weiteres Motorrad, eine KTM. Und den Parkplatz bei Doros Büdchen haben jetzt tatsächlich die Wanderfreunde okkupiert. Also gibt es heute für mich keinen Grund, hier länger zu verweilen – aber die Bullet will jetzt nicht mehr anspringen. Zwei nette junge Männer bieten an. mich anzuschieben, aber die Blöße gebe ich mir nicht. Und tatsächlich war nur der Gartenfräsenhebel des Dekozuges verklemmt und hat dem Motor die Kompression genommen.

Die Bullet in athena-gray

Über Schotten und das Horlofftal mit einem winzigen Abstecher in die Wetterau mache ich mich allmählich auf den Heimweg. Am Ende des Tages waren das wunderbare 110 Kilometer mit meiner guten, alten Bullet.

Und was hat nun diese erste richtige Probefahrt ergeben?

  • Spaßfaktor: Gigantisch.
  • Kupplung: Perfekt.
  • Getriebe: Sehr ordentlich, aber noch etwas entfernt vom butterweichen Schalten, von dem Eichy – Gott hab ihn selig – einmal berichtet hat.
  • Vergaser: Nicht gut, ich muss komplett mit Choke fahren. Der Motor läuft also zu mager, und das trotz 27,5 Leerlaufdüse und hoch gehängter Nadel. Mehr kann ich aber im Moment nicht machen: Auf einen modifizierten Gasschieber mit der passenden Nadel von Flo warte ich noch.
  • Lenkerbefestigung: Schlecht, der Lenker verstellt sich bei hartem Bremsen. Da ist nicht nur das aufgebohrte M10 Gewinde schlecht, sondern alle vier Gewinde der Halterung sind mürbe. Werde ich am Wochenende mit Bearcoil-Buchsen bzw. Einsätzen panzern.
  • Dekompressionseinrichtung: Warten auf den indischen Chromhebel.

Sonst ist tatsächlich alles in Butter bei der grauen Bullet. Am Wochenende gibts noch einen Ölwechsel und dann, ja was dann? Nur noch Fahren? Warten wir’s ab.

 

Volle Funktion

Nach etlichen Modifikationen und kleinen Reparaturen will ich heute die Elektrik wieder komplett in Funktion bringen. Das gelingt auch, obwohl immer wieder unerwartete Hürden auftauchen. Die übelste sind die maroden bzw. aufgebohrten Gewinde der Lenkerbefestigung. Die kann ich heute zwar noch nicht reparieren, aber zumindest ist mir jetzt klar, was ich machen werde: Eine dickwandige Baercoil Buchse und 3 Gewindeeinsätze, alles in M8. Hätte zwar ganz gern das originale 5/16-22 BSF Gewinde, aber eine solche Buchse finde ich auf die Schnelle leider nicht.

Die graue Enfield

Die Elektrozentrale unter der Sitzbank sieht jetzt zwar nicht mehr so schön aus wie vorher, aber ich weiß jetzt, welches Kabel für welche Aufgabe zuständig ist. Und ich mag es auch, wenn die Kabel in leichten Bögen herum hängen. 🙂

Die graue Enfield

In der Lampe kann ich sogar noch zwei Leitungen einsparen.

Die graue Enfield

Habe ich schon erwähnt, dass ich Ochsenaugen-Blinker wunderbar finde? Und bei der Grauen sind sie sogar im Brief eingetragen.

Die graue Enfield

Die Elektrik funktioniert am Nachmittag dann wieder so, wie es sein soll.

Die graue Enfield

In den Vergaser setze ich noch eben einen Mikuni-Qualitätsverbesserungssatz ein, aber ich denke, hier gehört auf jeden Fall noch eine größere Leerlaufdüse hin. Hab ich aber leider nicht da.

Die graue Enfield

Zum Einsortieren der Ersatzteile der grauen Enfield komme ich heute auch nicht mehr – aber morgen.

Zu schön für den Alltag

Nachdem ich auch heute wieder zwei Stündchen Hinterhofschrauberei an der grauen Bullet im Programm hatte, gings auf eine kleine Probefahrt. 25 Kilometer ging auch alles gut, aber dann fiel nach und nach die gesamte Elektrik aus und zum Schluss auch die Zündung. Eine mittlere Straßenrand-Bauerei zeigte, dass sich mehrere Steckverbinder aus der aufgeräumten Elektrik gelockert und gelöst hatte – allesamt am zentralen Verteiler unter der Sitzbank. Nach kurzer Zeit konnte ich weiter fahren und machte mich direkt auf den Heimweg.

Zu Hause schaue ich mir die Geschichte in Ruhe an. Auffallen ist, dass die 6,3 Flachstecker fast alle lose sind und auch nur sehr wackelig in ihren Gegenstücken sitzen. Manche fallen beinahe von selber ab, andere wiederum stecken zusammen wie verschweißt.

Jetzt gehe ich also Stück für Stück alle Verbinder durch und muss tatsächlich etliche Flachstecker neu crimpen.

Enfield Teile aus Indien

Zuerst aber öffne ich ein frisch aus Indien eingetroffenes Päckchen mit wunderbaren Ersatzteilen. Die Sendung kam sogar ohne Zollformalitäten zu mir.

Ersatzteile aus Indien

Besonders schön dieses Werkzeug zum Lösen des Ritzels am Vierganggetriebe. Ich sehe geradezu einen indischen Worker auf der Straße sitzen wie er die zwei Löcher einfach mit dem Schweißgerät hinein brennt. Putzig, aber für die Funktion ist das natürlich wurscht.

Die graue Bullet

Jetzt aber gehts an die Elektrik. Eine der maladen Steckverbindungen war ein zentraler Masseanschluss. Dazu sollte man wirklich keine Steckverbindungen nehmen. Also gleich noch zwei Masseleitungen zusätzlich ziehen. Bei der Gelegenheit entdecke ich noch zwei gelockerte Schraubverbindungen am Getriebe und am hinteren Kotflügel.

Die graue Bullet

Ganz fertig werde ich heute nicht, aber es funktioniert schon wieder (fast) alles.