Schock eines Maxfahrers

Vor zwei Wochen hatten Jürgen und Bärbel ihre NSU Max ja nach Büchenberg zum NSU Motzke gebracht, wobei ich die beiden begleitet habe. Jetzt bekommt Jürgen den Anruf, dass die Max fertig sei und abgeholt werde könne. Diesmal machen sich die beiden ohne mich auf den Weg und Jürgen holt die Max auf eigener Achse heim.

Es wurde so einiges an der Max gemacht: Neue Ölschläuche, teilweise neue Züge, etliche Vergaserteile erneuert, ein kleineres Motorritzel verbaut, beide Bremsen überarbeitet – mehr fällt mir gerade nicht ein. Ich hätte den Aufwand auf ca. 5-6 Stunden geschätzt. Dass die Rechnung dann aber über fast 1000 € lautet, hat den Jürgen aber doch gewaltig geschockt.

Naja, Oldtimer sind eben ein teures Hobby, und ganz ohne selbst zu Schrauben ist das eigentlich nicht drin. Da werden wir versuchen müssen, dem Jürgen ein paar Dinge zur Max beizubringen, damit sich solch ein Schock nicht wiederholt.

NSU Max

Der Schock über die unerwartet hohe Rechnung ist Jürgen immer noch anzusehen.

NSU Max und Enfield Bullet 500

Aber eines steht fest: Hier stehen zwei richtig schöne Einzylinder.

Enfield Bullet 500

Nach dem Besuch in Sellnrod drehe ich noch meine obligatorische 50 Kilometer-Runde mit der Enfield. Heute geruht die indische Lady, mal nicht zu zicken. Aber ehrlich: Was kann die Enfield für den Ausfall eines chinesischen Relais? Nix, rein gar nix. Indische und chinesische Teile können eigentlich auch gar nicht harmonieren.

 

Cappuccino für Tisch 60

Der Tag beginnt sehr schön, ganz ähnlich wie gestern. Unwetter mit Regen und Gewitter sind voraus gesagt, aber erst für den Abend. So mache ich mich mittags dann guten Mutes auf ins Antrifttal, dass ich in einem schönen Schlenker anfahre.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Über Bobenhausen und die Seibertenröder Ortschaften bewege ich mich auf mein Ziel zu. Am Forsthaus im Kirtorfer Wald gibt es das obligatorische Foto mit dem langen Zaun.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Noch bevor ich die Seeterassen erreiche, fahre ich heute so nah wie möglich ans Wasser. Ist nicht schwer, weil quasi keine Besucher zu sehen sind, die die Zufahrten verstopfen. So kann ich den See in Ruhe genießen.

Enten an der Antrifttalsperre

Ich beobachte die Entenfamilie beim Spielen, …..

Staumauer Antrifttalsperre

….. und schaue mir die Staumauer in Ruhe an.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Nach einem halben Stündchen der Ruhe und inneren Einkehr geht es dann auf den letzten Kilometer zu den Seeterassen. Nebenbei: Die Enfield läuft auch heute wieder einwandfrei, richtig gut. Und die frisch eingestellte Bremse ist jetzt wirklich gut, da brauchts wirklich nicht unbedingt eine Scheibe.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Angekommen bei den Seeterassen, aber halt, die heißen jetzt ja gar nicht mehr so. Ich muss mich noch an „Seehotel Michaela“ gewöhnen.

Seehotel Michaela

Das gönne ich mir heute, wenn auch mit einem winzigen Anflug von schlechtem Gewissen. Beim Abschied gebe ich meiner Freude über die Wiedereröffnung der Lokalität Ausdruck, was die Serviererin gerne hört.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Ich bummele ein wenig durch den Arnshainer Wald, …..

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

….. schaue mal wieder am Getürms vorbei …..

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

….. und parke die Enfield vor dem Romroder Schloß. Als ich dann übver das Feldatal langsam den Heimathafen ansteuere, fängt das Wetter langsam an zu kippen: Dunkle Wolken und ein heftiger Wind ziehen auf.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Kurz vor Ruppertenrod fallen die ersten dicken Tropfen, aber ich habs ja nur noch knappe 10 Kilometer nach Hause. Als ich in Richtung Groß-Eichen abbiege, halte ich noch einmal an, um den dunklen Himmel zu fotografieren. Und danach will die Enfield nicht mehr anspringen, keine Chance, selbst ein Schiebeversuch misslingt. Mist, aber das hatte ich doch vor ein paar Tagen beim TÜV schon einmal. Also ist klar: Hier stimmt etwas nicht. Weil der Regen jetzt heftig wird, schiebe ich die Bullet 500 Meter bis zur Spielwarenfabrik HAPE am Ortseingang von Groß-Eichen. Nur 500 Meter, aber es ist unglaublich schwül, und so lassen sich mittlere Schweißausbrüche nicht vermeiden.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Ich komme zu einer offen stehenden Halle, wo zwei Monteure an Messetafeln arbeiten. Hier kann ich die Bullet unterstellen und in Ruhe nach dem Fehler suchen. Einer der beiden Monteure, ein Messebauer aus dem Spessart, kennt sich ausgesprochen gut mit englischen und japanischen Einzylindern aus. Ausserdem erfahre ich interessante Dinge über die Firma HAPE, beispielsweise, dass hier Puppenküchen für IKEA hergestellt werden.

Mittlerweile habe ich die Sitzbank entfernt, weil ich einen Fehler in der Spannungsversorgung vermute. Ich schalte ja die Spannung für die Boyer-Bransden Zündung über ein Relais direkt von der Batterie. Den Relaiskontakt überbrücke ich und voila, die Enfield bollert wieder wie einst im Mai.

Die letzten paar Kilometer nach Hause sind dann kein Problem mehr, und trotz starkem Regen mit Blitz und Donner werde ich nicht einmal richtig nass.

Relais

Zu Hause habe ich dann natürlich keine Ruhe und gehe der Sache nach. Wahrhaftig arbeitet das chinesische 20A-Relais nicht sicher und dann ist die Zündung ohne Spannung. Das Relais hat leider nicht sehr lange gehalten, obwohl ich es in Schaumstoff verpackt habe. Rechts ist das alte, links das neue Relais zu sehen. Das neue ist noch kompakter und fühlt sich ein bisschen wertiger an – aber was heisst das schon. Jedenfalls werde ich ab sofort immer ein Relais dabei haben – hab ja gleich ein 20er-Los aus China kommen lassen.

Ein Tag im Taunus

Das heutige Wetter reiht sich nahtlos an das gestrige an: Gut, einfach gut! Mein erster Plan ist, mit meiner Grauen Bullet, der No. 1, eine Runde zu drehen, um die endlich vernünftig eingestellte Bremse zu testen. Als ich aber die Scheune betrete, kann ich nicht anders und muss einfach die Honda heraus schieben. Und weil die mit ihren 44 PS ja deutlich flotter voran geht als meine Enfields, kann ich den Reiseradius etwas weiter spannen. Ganz spontan fällt mir da der Taunus ein, wo ich dieses Jahr noch nicht oft gewesen bin.

Also auf: Laubach, Lich, Butzbach, Brandoberndorf – ruckzuck bin ich im schönen Taunus. Die Kühle des Morgens ist strahlendem Sonnenschein mit äußerst angenehmen Temperaturen gewichen.

Honda XBR 500

Den ersten Stop lege ich kurz vor Grävenwiesbach ein – einfach zu schön bollert die alte Honda durch die Landschaft. Und ist dabei ganz schön flott. Die 44 PS sind da!

Honda XBR 500

In Grävenwiesbach versuche ich vergeblich, eine Taunuskarte zu kaufen. Also muss ich mich weiter einfach treiben lassen. Ab Heinzenberg folge ich einem ebenfalls bollernden Einzylinder, den ich als Enfield identifiziere. Bis kurz vor Schmitten fahren wir zusammen, dann stoppt der Fahrer und ich ebenfalls. Es ist tatsächliche eine Sommer Diesel, die aber natürlich noch etliche Enfieldteile an sich hat. Wir quatschen eine halbe Stunde lang, und dann trennen sich unsere Wege wieder.

Der Dieselfahrer kommt aus Limburg und kennt von daher den Taunus sehr gut. Ich lasse mir von ihm erklären, wie ich auf den Grossen Feldberg komme, was ganz einfach sein soll. Aber obwohl ich das Weiltal zwei mal abfahre, übersehe ich jedes mal die Zufahrt zum Feldberg. Allzu viel Mühe gebe ich mir aber auch nicht, denn im Weiltal fährt sich’s wunderbar. Der Feldberg muss also noch ein wenig warten.

Honda XBR 500

Mittlerweile befinde ich mich auf dem Weg in Richtung Weilburg, von wo ich allmählich wieder in Richtung Heimat fahren will. In der Zwischenzeit habe ich aber schon eine halbe Tankfüllung durch den Keihin-Vergaser gejagt.

Honda XBR 500

Hüttenberg, Langgöns und wieder in Richtung Lich – so wähle ich den Heimweg. Nahe Dorf-Güll beobachte ich eine zeitlang den Verkehr auf der Autobahn, um dann über Münzenberg und die Hungener Seenplatte weiter zu fahren.

Honda XBR 500

Den letzten Stopp des Tages lege ich an Hermanns Brünnchen bei Friedrichshütte ein. Hier lasse ich die heutigen 250 Kilometer noch einmal Revue passieren. Das war eine sehr schöne Tour, und den quirligen Einzylinder der Honda habe ich als Kontrast zu den ruhigen Enfields genossen.

Der Durchbruch – gleich zweimal

Am Morgen und bis in den Vormittag herein regnet es immer noch – jetzt beinahe vier Tage lang in Folge. Aber der Regen verschafft mir meinen Durchbruch Nr. 1:

Ich begebe mich in die Werkstatt und widme mich erneut der Vorderradbremse meiner Grauen Bullet. Diesmal gehe ich folgendermaßen vor:

  1. Verbindungsstange zwischen den beiden Bremshebeln so weit nach links drehen, bis sich der obere Hebel nicht mehr weiter vom unteren entfernt.
  2. Den Bowdenzug solange spannen, bis die Bremsbacke anliegt (langer Hebel). Kontrollieren über das Drehen des Vorderrades. Aufhören, wenn das Rad sich nur noch schwer dreht.
  3. Nun die Verbindungsstange der beiden Bremshebel nach rechts drehen, bis sich der obere Bremshebel (der kurze) dem unteren Bremshebel (dem langen) nicht weiter nähert. Jetzt nach Gefühl noch ein Stück weiter nach rechts drehen, bis ein spürbarer Widerstand in der Stange auftritt.
  4. Bowdenzug wieder so einstellen das das die Bremse nicht schleift fertigDamit ist die Position der Bremshebel zueinander fixiert.
    Eingestellt wird dann nur mehr über den Bowdenzug.

Die Beschreibung im indischen Handbuch hat mich vorher keinen Schritt weiter gebracht. Entweder haben die Inder das dermaßen umständlich erklärt, dass es ein Europäer nicht kapieren kann oder ich bin einfach zu blöd. Heute habe ich mich dagegen an eine Beschreibung von Andi aus Ardagger Markt gehalten, die er vor Jahren ins Enfield Forum gesetzt hat. Diese Anleitung musste ich zwar auch leicht modifizieren, aber jetzt packt die Bremse nach ca. 20 mm gut zu und der Bremsgriff lässt sich nicht mehr butterweich bis an den Lenker ziehen.

OK, das ist also erst einmal vom Tisch. Und kaum bin ich mit der Bremse fertig, hört der Regen auf, die Wolken verschwinden, die Sonne kommt hervor und sofort wird es deutlich wärmer. Das wäre dann der Durchbruch Nr. 2, der es mir erlaubt, den neuen K34 Hinterreifen an der schwarzen Bullet einzufahren. Damit will ich ja am nächsten Wochenende zum „Treffen in der Mitte“ nach Ransel fahren.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Weil ich den Wettervorhersagen nicht mehr traue, suche ich mir eine Gegend aus, in der das Wetter meist besser ist wie im Vogelsberg: Die Wetterau. 60 Kilometer fahre ich erst einmal ohne Pause durch traumhaftes Wetter, bis ich bei Steinheim eine schöne Allee aus Trauerweiden entdecke.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und schaut euch nur diesen Himmel an!

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch wenns nicht erlaubt ist, fahre ich den Fussweg zur Burgruine Münzenberg hoch. So nahe war ich dem alten Gemäuer noch nie.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Die Wirtschaftsgebäude dagegen befinden sich in gutem Zustand und werden auch genutzt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Schon bald jedoch zieht es mich weiter – das Wetter ist einfach zu schön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Immer wieder werfe ich Blicke auf den Himmel. Habe das Gefühl, dass der Anblick in den letzten Tagen nur grau in grau war. Dagegen heute!!!

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auf der Rückfahrt zieht es mich mal wieder ans Falltorhaus. Hier ist viel los – besonders viel sogar.

MT Tours am Falltorhaus

Kein Wunder, denn der Yamaha MT-Tour Truck war am Ort und man konnte das gesamte Yamaha MT-Programm Probe fahren. Ich weiss, das sind tolle Motorräder, nur sprechen sie mich überhaupt nicht an. Die Yamaha, die mir gefallen, gehören nicht zur MT-Reihe und waren heute nicht dabei. Aber allgemein wurde das Angebot auf Probefahrten sehr gut angenommen.

Enfield Bullet EFI

Aber dann das: Eine weitere Royal Enfield – endlich. Die Desert Storm gefällt mir ausgesprochen gut und mit dem Fahrer hab ich lange gequatscht.

Nach wunderbaren warmen und sonnigen 150 Kilometern bin ich dann wieder daheim. Und ehrlich, diesen Wetterdurchbruch heute, den hab ich gebraucht. War ja ganz knapp davor, depressiv zu werden.

Another rainy day

Etwas trostlos ist dieser August bisher! Heute regnet es dermaßen dauerhaft, dass ich mich deprimiert in die Werkstatt zurück ziehe. Vom 18. bis 20. August findet ja wieder das „Treffen in der Mitte“ in Ransel bei Lorch statt, und dafür muss ich an der Bullet ES ein paar Kleinigkeiten erledigen. Das wichtigste ist ein neuer Hinterradreifen, der schon 3 Wochen in der Werkstatt liegt. Das gehe ich also heute an.

Das Hinterrad hatte ich bereits gestern ausgebaut, sodass ich recht früh mit Rad und Reifen zum Montierer meines Vertrauens fahren kann. Eine Stunde später bin ich dann wieder mit frischem Pneu in der Werkstatt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Regen, Regen, Regen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Aber jetzt an die Arbeit. Wo das Rad gerade draussen ist, baue ich auch eben die Kettenspanner von Hitchcocks ein. Sind aus VA und gefallen mir schon deshalb besser als die originalen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Damit geht das Kettenspanner wahrscheinlich etwas besser als mit …….

Royal Enfield Bullet 500 ES

….. den originalen Schnecken, mit denen das Spannen immer eine elende Fummelei ist. Noch besser wären natürlich präzise Exzenter, aber dafür ist die Schwinge nicht ausgelegt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Noch kurz die Bremse auseinander gebaut und gereinigt und dann alles, einschlie0lich Rad, wieder montiert.

Mit einer Ölstandskontrolle bin ich dann mit der ES fertig. Ein wenig schraube und poliere ich noch an allen Maschinen herum, aber dann flüchte ich vor dem Wetter ins warme Büro. Hoffentlich wird das Wetter an den beiden nächsten Wochenenden besser.