Die Anfänge

Grundsätzlich vorhanden war immer ein Hang zu Exoten, eine Vorliebe für Ostböcke und die klare Philosophie: Ein Motorrad muss einfach sein – bin eben ein Kind der 50er Jahre. Dennoch hat es lange, sehr lange gedauert mit einem russischen Motorrad und so fing alles an mit der Izh Planeta.

Erst neulich musste ich mir wieder sagen lassen: „Du hattest schon immer einen seltsamen Geschmack was Motorräder betrifft“. Und so ganz falsch ist das nicht! Seit Mitte 2006 lässt mich beispielsweise der Gedanke an eine russische Izh Planeta 5 nicht mehr los. Wie konnte es dazu kommen?
Nun, die russischen Izh Maschinen kenne ich eigentlich schon ewig, aber der Wunsch, eine zu besitzen, kam nie auf. Bis ich irgendwann im Jahre 2006 auf die Seite von Jürgen W. Dippel stiess! Seine Geschichte mit und um die Planeta faszinierte mich dermassen, dass ab sofort wieder mal ein neuer Virus fest sass.

Dazu die Geschichten meines Arbeitskollegen Andrej! Seit ich des öfteren mit meinem MZ ES 250/1 Gespann an die Arbeit fahre, kommt Andrej gerne mal vorbei und wir plaudern über einfache und robuste 2-Takt-Motorräder. Andrej kommt aus der Nähe von Omsk und seine Familie hat früher ein Izh 56 Gespann gefahren. Ich liebe diese Geschichten aus der russischen Provinz und mit einer Izh kann ich vielleicht irgendwann dieses Gefühl für mich herüber holen in den Westen.

Die Ish Planeta ist ein 350 ccm 2-Takt-Einzylinder, der auf der alten DKW NZ 350 basiert. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die DKW-Montagehallen abgebaut und in Izhevsk in der sowjetischen Republik Udmurtien wieder aufgebaut. Seitdem werden dort einfache Motorräder in der Tradition von DKW hergestellt. Wenn man jetzt weiss, dass mein erstes Motorrad eine DKW war, schliesst sich vielleicht der Kreis zur Izh Planeta 5.

 

Die Izh Planeta von Jürgen W. Dippel (Schraubaer42). Mit diesem Bild von seiner Webseite begann der dringende Wunsch nach einer Planeta. Schaut euch doch nur dieses wundervolle Design an, eine Mischung diverser Richtungen und Epochen. Wer kann diesem Reiz widerstehen? Ich jedenfalls nicht!

Mein Arbeitskollege Andrej auf dem Izh 56 Gespann. Die Aufnahme stammt so in etwa aus den Jahren 1960-1965, das Izh Gespann war das Arbeitstier auf dem kleinen Hof von Andrejs Eltern. Wie wir sehen, mussten und konnten schon 12-jährige in Russland Gespann fahren.

13. April 2007: Mit dem frisch getüvten Silverstar Gespann muss ich heute fahren, fahren, fahren - unter anderem auch über Eudorf zu den Izh Motorrädern. Treffe wieder niemanden an, aber heute schiesse ich ein paar Fotos. Könnte heulen, wenn ich die schönen Kräder aus Udmurtien in diesem Garten verrotten sehe ..... Die blau-beige Jupiter mit dem roten Tank und dem abgeschraubten Seitenwagen: Das wäre ein Restaurierungsobjekt! Der Vesparoller ist mir dagegen völlig wurscht.

Das kleine Haus verfällt, der Garten verfällt und das Jupitergespann verfällt. Das verrückte: In diesem Haus war ich vor 30 Jahren schon einmal, die damaligen Besitzer waren bereits Russentreiber. Der Kontakt ist aber schnell abgerissen - schade eigentlich.

Und noch ein russischer Seitenwagen. Sieht so aus, als ob das mal 2 Jupitergespanne waren: Ein blaues und ein rotes.

Ich muss diese Russen bekommen, bevor sie vielleicht noch in dem tiefen Brunnen landen .............

Der Zweitakt-Twin im Jawa-Stil. Noch lieber wäre mir ja eine Einzylinder Planeta, aber die habe ich in dem Märchengarten nicht entdeckten können. Dafür noch ein paar Suzukis und Yamahas, alles nix für mich.

Ich werde die Fahrten zu "meinen" Izh intensivieren und dazu vielleicht noch Wolfgang Nagel anheuern. Der arbeitet in Alsfeld und könnte doch einmal täglich dort vorbei fahren. Sind doch nur 10 Minuten, macht er bestimmt .....

Am 21.7.2007, auf der Rückfahrt von einer Fahrt durchs Edertal, fahre ich wieder einmal das Haus mit dem Izh-Märchengarten an – und treffe die Besitzerin an. Wir unterhalten uns eine halbe Stunde lang sehr nett über alte Zeiten und Motorräder – nur die Izh wird sie auf keinen Fall verkaufen. Hängen zu viele Erinnerungen dran. OK, damit ist dieses Kapitel russischer Maschinen für mich beendet und ich kann mir neue Herausforderungen suchen. Aber schade ist es dennoch.
Ende und Aus!!!
Aber halt: Meine IZH-Geschichte ist noch nicht zu Ende! Mitte August 2009 beginnt in einem MZ-Forum eine kleine Diskussion über IZH-Motorräder und zwei Teilnehmer stellen Bilder ihrer Planeta Sport bzw ihrer Jupiter ein. Ein bisschen Geplänkel hier – ein bisschen Nachfragen dort – und plötzlich habe ich eine Hamburger Telefonnummer. Dort ist eine Planeta 5 abzugeben – bereits mit deutschen Papieren und zum fairen Preis. Und schon bin ich wieder schwach, gerate zumindest stark ins Grübeln. Meine Entscheidungsfindung ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber ich glaube ….

 

 

300 km durch Nordhessen

Karfreitag 9:00, noch etwas kühl, aber bereits sonnig. Ich bin bereit, die 500 R auch. Heute soll es Richtung Nordhessen gehen, zunächst über Oberaula und Neuenstein nach Rothenburg/Fulda. Ab da werde ich mich treiben lassen. Geplant sind so etwa 300 km, das ist ziemlich genau die Entfernung zum MZ-Forumstreffen im August bei Leipzig. Und es klappt, recht präzise sogar: 300 km durch Nordhessen.

Schon klar, dass ich um 9:00 zwar nicht allein auf der Strasse bin, aber Motorräder treffe ich um diese Zeit noch nicht. Das geht erst gegen 11:00 los. Nordhessen hat mir schon immer gut gefallen, und mit der heutigen Anreise über Rothenburg macht sogar das Hinfahren Spass. Da oben könnte ich noch einige Touren machen und auch noch ein wenig ausdehnen in Richtung Meissner und Eichsfeld. Insgesamt war es ein netter Test für Leipzig, obwohl ich dahin eigentlich nicht mit der 500 R fahren will. Das wird ein Job für die Silverstar, entweder Solo oder Gespann.

Über Oberaula und Neuenstein lasse ich den Knüll diesmal links liegen und bewege mich Richtung Bad Hersfeld. Hier bin ich jedoch bei Hausen, am Rande des Knüllgebirges. Und Rimberg ist einigen bestimmt als Rasthof auf der A7 bekannt.

Burg Neuenstein bei Aua ist ein scheinbar gut besuchtes Seminarhotel in toller Lage. Und die Burg hat auch was, da kann ich mir nette Seminare vorstellen.

In Rothenburg/Fulda durchfahre ich die rot-weissen Absperrungen und halte auf dem historischen Rathausplatz. Ist vielleicht nicht ganz so spektakulär wie Rothenburg ob der Tauber, aber auch sehr ansprechend.

Bei Melsungen steht schon seit vielen Jahren dieses riesige Lager und Logistikzentrum von Edeka. Hab ich schon in den 70er Jahren gesehen, auf meinen AMP-Dienstfahrten.

Über Spangenberg und Alt-Morschen schlage ich mich Richtung Fritzlar. Hier bin ich lange, sehr lange, nicht gewesen und erkenne nichts wieder. Das die historische Altstadt komplett von der alten Stadtmauer umgeben ist, wusste ich nicht mehr.

Die Fritzlaer Altstadt kann überraschenderweise komplett befahren werden. Ich bin überwältigt, das ist die schönste Fachwerkstadt, die ich je gesehen habe - und ich kenne einige. Jetzt, um die Mittagszeit, ziehen die Gerüche von deutscher, italienischer und asiatischer Küche durch die engen Gassen und verbreiten ein einzigartiges Flair. Wer in dieser Ecke ist, sollte Fritzlar auf keinen Fall verpassen.

Weiter gehts über Borken und Zwesten, dann biege ich ab in den Kellerwald und drehe eine kleine Runde auf extremen Strassen x-ter Ordnung. Diese Ecke muss ich noch mal ganz in Ruhe "erfahren", am besten mit einem Gespann. Ist vorgemerkt.

Nicht nur heute hab ichs mit Fachwerk! Auch in Treysa fahre ich kurz durch die historische Altstadt. Auch sehr nett, aber nach Fritzlar doch einige Grössenordnungen einfacher.

Im Kellerwald denk ich noch: "Heute kommen die Aussetzer überhaupt nicht, sind wohl von selbst verschwunden". Aber wie verhext, nur wenig später sind sie da! Verrückt: Da fahr ich über 200 km, alles ist in Ordnung, und dann gehts wieder los. Zwischen 5000 und 5500 1/min böse Ruckler, fast Aussetzer. Wenn ich den Rotax über 5500 kitzele, sind die Aussetzer weg. Hab zuerst die Spritzufuhr in Verdacht, aber ich weiss, dass auch kleine Elektrowürmer solche Effekte haben können. Bei Bernsfeld halte ich an und such ein bisschen rum. Spritmässig scheint alles OK, dann geh ich hinter den Seitendeckel und überprüfe alle Steckverbindungen zur CDI. Hhmm, zwei Kontakte sind trocken, kein Polfett dran. Ich kratz von den Batteriepolen etwas Fett ab und behandle alle Steckverbindungen damit. Dann alles zusammengebaut und weiter. Und tatsächlich: Nix mehr von den Aussetzern zu merken. Beseitigt oder nur verschwunden, weil irgendwas abgekühlt ist? Weiter beobachten!

 

Kreuz und quer durchs Antrifttal

Ein blauer Montag – nein, natürlich Gleitzeitausgleich, dabei ein Wahnsinnswetter. Morgends schnell ein paar Erledigungen und dann um 11:00 sind mein geliebtes Eisenschweinchen und ich fertig für einen Kurztrip kreuz und quer durchs Antrifttal.

Trotz der Knack- und Knarz-Geräusche meines ES-Gespannes war diese Ausfahrt notwendig – Gespannfahren ist eine echte Droge. Allzu weit soll die Fahrt nicht gehen, also nehm ich mir mal wieder das Antriftal vor. Sternförmig durchfahre ich diese herrliche Landschaft, verlasse sie wieder um an anderer Stelle erneut hineinzufahren. Unter anderem komme ich auch wieder an dem Anwesen mit den russischen IZH-Motorrädern im Garten vorbei. Ist aber leider niemand da, hätte die Leute gern mal gesprochen. Fahre dann einfach den Feldweg weiter und komme nach einigen km wieder auf befestigte Strassen. Und letztendlich sind doch wieder deutlich mehr als 100 km mit dem Eisenschwein zusammen gekommen.

Am Stausee, nahe der Residenz am See. Schönes Örtchen, im Cafe könnte man auch mal ein Stündchen sitzen bei Kaffee und Kuchen.

Die Staumauer, die ich leider nicht befahren kann.

LEBENSGEFAHR steht da auf dem grünen Schild. So schlimm fährt sich mein Gespann trotz der schlechten Einstellung aber nicht.

Über Fischbach gelange ich auf diese schöne Nebenstrecke zwischen Alsfeld und Willingshausen.

Über Vockenrod gelange ich zum x-ten mal zurück ins Antrifttal.

Hier komme ich auch mit dem kleinen MZ-Gespann nicht weiter und muss zurück auf den Asphalt.

Die gute ES hat mich auch heute wieder ohne Panne überall hingebracht. Und das, obwohl der Motor klappert und scheppert.

Und auch hier muss ich über kurz oder lang noch mal bei: Die Knarzgeräusche müssen weg und die Seitenwageneinstellung muss endlich besser werden. Das Gespann schiebt ganz schön nach recht, Linkskurven sind entsprechend anstrengend.

Nach dem Wettkampf muss noch gefahren werden

Tolles Wetter an diesem Wochenende, und ich muss auf die Gaumeisterschaften für Grosskaliberwaffen. Hab ich sonst immer gerne gemacht, aber seit ich meine MZs habe, hat das ganz schön nachgelassen. Aber an diesem Wochenende muss es sein, damit unsere Mannschaften nicht platzen. Am Samstag schiess ich mit der .45 ACP grandiose 389 und gewinne trotzdem nicht – 392 Ringe von Gerhard Dörr sind noch besser. Heute, am Sonntag, packe ich aber den Titel in der .357 Magnum. Mit der .44er liefs nicht so gut, aber ich wollte auch weg – weg und auf die Silverstar. Um 15:00 bin ich starklar:  Nach dem Wettkampf muss noch gefahren werden.

Eine Fahrt ohne wirkliches Ziel: Nehme meine alte Route quer durchs Feldatal ins Schwalmtal und weiter in Richtung Lauterbach, biege jedoch in Maar ab ins Gründchen. Jetzt nur noch kleine und kleinste Strässchen in den Tiefen des Vogelsberges. Nach Hattendorf gehts dann in die Schwalm und von dort weitläufig über Homberg und Schweinsberg zurück. Gute 180 km, nix grosses, aber mit viel Fahrspass.

Erst zwischen Ottrau und Berfa mache ich den ersten Halt - heute gibts kein Ziel, nur den Weg.

In der Schwalm komme ich natürlich auch durch das Malerdorf Willingshausen.

Im Vogelsberg sind mittlerweile viele Spuren des Sturmtiefs Kyrill beseitigt und das Holz ist ordentlich geschichtet. Aber überall ist das noch nicht gelungen. Laut Schätzung soll das bis zu zwei Jahren dauern.

Und kurz vor zu Hause noch ein Halt im Pferdedorf Weitershain.

 

Ein Ende scheint in Sicht

An diesem Montag nehme ich einen Tag von meinem Resturlaub aus 2006 und mach mich um 8:30 in die Werkstatt. Bin zwar nicht wirklich ungestört, aber heute lass ich mich nicht ablenken – von nichts und niemand. Es sollen viele Kleinigkeiten am Gespann vollendet werden, Kleinigkeiten, die aber ziemlich aufhalten können. Die Fertigstellung der Verkabelung zum Boot scheitert am fehlenden Schrumpfschlauch – ist in ganz Nieder-Ohmen nicht zu bekommen. Aber da sind noch genung andere offene Dinge. Um 18:00 verlasse ich die Werkstatt wieder, zwischendurch gab es keine Pause, kein Mittagessen, nicht. Es muss jetzt vorangehen. Und wahrhaftig: Ein Ende zeichnet sich ab.

Und das kann ich heute erledigen: Die beiden Bootshälften werden wieder zusammen „genäht“. Nicht vernietet, wie es original ist, sondern mit M4 Senkkopf-Inbusschrauben aus Edelstahl und Edelstahlmuttern. Das ist wirklich ein böses Gepfriemel, insbesondere bei den Schräubchen in der Bootsspitze. Hält mich ordentlich lange auf! Dann die beiden Innenverkleidungen angeschraubt. Jetzt wird das Boot schonmal aufgesetzt. Hmmh, passt alles, warum nicht gleich ordentlich verschrauben? Gesagt, getan. Und wenn schon, dann wird auch der Kotflügel gleich mit befestigt. Das zwischendurch diverse Dämpfungsgummis, Edelstahlunterlagen und anderes VA-Befestigungsmaterial hergestellt werden muss, sei nur am Rande erwähnt. Aber irgendwann steht da wahrhaftig ein richtiges Gespann!
Wirkt jetzt vielleicht schon ziemlich fertig, aber in Wahrheit ist immer noch jede Menge daran zu machen. Werde bestimmt im März nicht mehr zum TÜV kommen.

Allein die Montage des umlaufenden Kantenschutzes dauert ewig. Das Ding passt mehr recht als schlecht, sitzt aber letztendlich doch.

Nebenbei sind etliche Löcher zu verschliessen. Einige habe ich bereits zuvor gespachtelt, andere verschliesse ich mit Gummistopfen, wieder andere bleiben offen, weil ich sie womöglich noch brauche. Zum Beispiel 3 8er Löcher im Kofferraum, da werde ich meinen VA-Batteriekasten dran befestigen.

2-Takt und 4-Takt MZ-Gespann friedlich vereint.

Je länger er montiert ist, umso besser gefällt mir der Saxon-Tank auf der Silverstar.