300 km durch Nordhessen

Karfreitag 9:00, noch etwas kühl, aber bereits sonnig. Ich bin bereit, die 500 R auch. Heute soll es Richtung Nordhessen gehen, zunächst über Oberaula und Neuenstein nach Rothenburg/Fulda. Ab da werde ich mich treiben lassen. Geplant sind so etwa 300 km, das ist ziemlich genau die Entfernung zum MZ-Forumstreffen im August bei Leipzig. Und es klappt, recht präzise sogar: 300 km durch Nordhessen.

Schon klar, dass ich um 9:00 zwar nicht allein auf der Strasse bin, aber Motorräder treffe ich um diese Zeit noch nicht. Das geht erst gegen 11:00 los. Nordhessen hat mir schon immer gut gefallen, und mit der heutigen Anreise über Rothenburg macht sogar das Hinfahren Spass. Da oben könnte ich noch einige Touren machen und auch noch ein wenig ausdehnen in Richtung Meissner und Eichsfeld. Insgesamt war es ein netter Test für Leipzig, obwohl ich dahin eigentlich nicht mit der 500 R fahren will. Das wird ein Job für die Silverstar, entweder Solo oder Gespann.

Über Oberaula und Neuenstein lasse ich den Knüll diesmal links liegen und bewege mich Richtung Bad Hersfeld. Hier bin ich jedoch bei Hausen, am Rande des Knüllgebirges. Und Rimberg ist einigen bestimmt als Rasthof auf der A7 bekannt.

Burg Neuenstein bei Aua ist ein scheinbar gut besuchtes Seminarhotel in toller Lage. Und die Burg hat auch was, da kann ich mir nette Seminare vorstellen.

In Rothenburg/Fulda durchfahre ich die rot-weissen Absperrungen und halte auf dem historischen Rathausplatz. Ist vielleicht nicht ganz so spektakulär wie Rothenburg ob der Tauber, aber auch sehr ansprechend.

Bei Melsungen steht schon seit vielen Jahren dieses riesige Lager und Logistikzentrum von Edeka. Hab ich schon in den 70er Jahren gesehen, auf meinen AMP-Dienstfahrten.

Über Spangenberg und Alt-Morschen schlage ich mich Richtung Fritzlar. Hier bin ich lange, sehr lange, nicht gewesen und erkenne nichts wieder. Das die historische Altstadt komplett von der alten Stadtmauer umgeben ist, wusste ich nicht mehr.

Die Fritzlaer Altstadt kann überraschenderweise komplett befahren werden. Ich bin überwältigt, das ist die schönste Fachwerkstadt, die ich je gesehen habe - und ich kenne einige. Jetzt, um die Mittagszeit, ziehen die Gerüche von deutscher, italienischer und asiatischer Küche durch die engen Gassen und verbreiten ein einzigartiges Flair. Wer in dieser Ecke ist, sollte Fritzlar auf keinen Fall verpassen.

Weiter gehts über Borken und Zwesten, dann biege ich ab in den Kellerwald und drehe eine kleine Runde auf extremen Strassen x-ter Ordnung. Diese Ecke muss ich noch mal ganz in Ruhe "erfahren", am besten mit einem Gespann. Ist vorgemerkt.

Nicht nur heute hab ichs mit Fachwerk! Auch in Treysa fahre ich kurz durch die historische Altstadt. Auch sehr nett, aber nach Fritzlar doch einige Grössenordnungen einfacher.

Im Kellerwald denk ich noch: "Heute kommen die Aussetzer überhaupt nicht, sind wohl von selbst verschwunden". Aber wie verhext, nur wenig später sind sie da! Verrückt: Da fahr ich über 200 km, alles ist in Ordnung, und dann gehts wieder los. Zwischen 5000 und 5500 1/min böse Ruckler, fast Aussetzer. Wenn ich den Rotax über 5500 kitzele, sind die Aussetzer weg. Hab zuerst die Spritzufuhr in Verdacht, aber ich weiss, dass auch kleine Elektrowürmer solche Effekte haben können. Bei Bernsfeld halte ich an und such ein bisschen rum. Spritmässig scheint alles OK, dann geh ich hinter den Seitendeckel und überprüfe alle Steckverbindungen zur CDI. Hhmm, zwei Kontakte sind trocken, kein Polfett dran. Ich kratz von den Batteriepolen etwas Fett ab und behandle alle Steckverbindungen damit. Dann alles zusammengebaut und weiter. Und tatsächlich: Nix mehr von den Aussetzern zu merken. Beseitigt oder nur verschwunden, weil irgendwas abgekühlt ist? Weiter beobachten!