Treiben durchs Hinterland

Ein freier Montag – Gleitzeitabbau. Kann die Startzeit des gestrigen Sonntags noch toppen: Vor 7:00 brummt die 500 R und wir starten. Der Tank ist voll mit 17 Litern und ich fahre über den Ebsdorfergrund ins Hinterland. Habe kein spezielles Ziel, also: Wir lassen uns durchs Hinterland treiben.

Welch eine herrliche Kühle um diese Uhrzeit. Es sieht teilweise sogar nach Regen aus und ab Gladenbach sind doch wahrhaftig einige Waldstrassen richtig nass. Lasse mich bis kurz vor Herborn treiben und biege dann ab in Richtung Bad Endbach. Das Hinterland und der anschliessende Lahn-Dill-Kreis sind eine wunderbare Gegend mit schnellen Bundesstrassen und kurvigen Mittelgebirgsstrassen – ist für jeden was dabei. Mit der 500 R hab ich immer das Gefühl, sehr flott unterwegs zu sein, aber ich glaube , das ist eine Täuschung und liegt eher an dem einen Zahn weniger am Kettenritzel. Andererseits hat diese Maschine eine relativ schlechte Bremse – original MZ Hauptbremszylinder. Sollte ich vielleicht gegen einen Grimeca austauschen. Und nach der Gabel muss ich mal schauen – vielleicht erst mal nur das Öl wechseln und den Stabi entfernen.
Später bekomme ich an einer Raiffeisen-Tankstelle in Dautphetal eine Karte des Hinterlandes. Diese Gegend werde ich in der nächsten Zeit öfter mal befahren. So nah und so schön!

Aartalsperre bei Bischoffen - hier hab ich noch nie angehalten. Schöne Ecke!

Die Sperrmauer und der See sind um diese Zeit noch völlig menschenleer.

Auf der Rückfahrt bei Dexbach nahe Wetter. Jetzt kommt die Hitze und die Fahrt geht ihrem Ende entgegen. Etwas später fahre ich in Grünberg zum Uhrmacher Pfeffer, um die Batterie der kleinen Silverstar-Uhr auswechseln zu lassen. Der Besitzer gehört zum Grünberger AMC und erzählt, dass er eine alte Honda hat: Eine XBR 500!

Das ist für mich der Anlass, nochmal nach Gross-Eichen zum XBR-Strassenverkauf zu fahren. Der Besitzer ist die ganze Woche in Arolsen, aber die Grosseltern zeigen mir den KFZ-Brief. Die XBR ist über einen Gasanschlag gedrosselt, das ist schon mal OK. Vereinbare, am nächsten Freitag mal anzurufen. Nicht vergessen: 6336!

 

Keine Reise nach Mellrichstadt

Es war so perfekt geplant: Eine Route über Schlitz, Hünfeld, Hilders und Ostheim nach Mellrichstadt, notiert auf dem Wurschtzettel- Navigationssystem. Und starten so früh wie möglich, denn an diesem Sonntag soll es noch heisser werden als am Vortag. Komme auch gut aus den Federn und starte noch vor 7:30. Aber ich sehe, dass der Tank ziemlich leer ist. Die Tankstellen in der Nähe öffnen erst um 8:00, also kurze Routenänderung und direkt über die Bundesstrasse die 25 km bis in die grosse Kreisstadt Alsfeld. Hier wird getankt und weiter gehts Richtung Schlitz. Aber da kommt es mal wieder anders, und es wird keine Reise nach Mellrichstadt. 

In Schlitz findet das alljährliche Trachtenfest statt, ein gewaltiges Ereignis. Entsprechend sind grosse Teile der Stadt gesperrt und fast alle Strassen werden umgeleitet. Am Ortsausgang sehe ich einen Trupp schwarzer Ladies in original afrikanischen Trachten. Überlege, ob ich um Fotogrfiererlaubnis ersuchen soll, denn die Damen sehen klasse aus. Aber dann bin ich schon wieder vorbei. Wahrscheinlich habe ich die Ladies noch im Kopf, denn in einem Anfall geistiger Umnachtung fahre ich Richtung Bad Salzschlirf. Und erst viele km später merke ich , dass ich in eine völlig falsche Richtung gefahren bin. Hätte von Schlitz aus erst Richtung Bad Hersfeld fahren müssen und dann nach Hünfeld abbiegen. OK, zu spät, also bleibe ich in der Richtung und komme ins Sinntal im Main-Kinzig-Kreis. Ist ja auch nicht so schlecht. Mellrichstadt wird mir ja hoffentlich nicht weglaufen.
Generell hab ich mir für heute vorgenommen, mich nicht vom sportlichen Habitus des Rotax verleiten zu lassen und eher ruhig meine Kreise zu ziehen. Das klappt nicht 100%, aber recht gut. Der Rotax dankt es durch geringen Verbrauch, und schnell kann man trotzdem unterwegs sein.
Mittags komme ich an einem Baggersee vorbei und habe ein Dejavus: Genauso bin ich irgendwann Anfang der 70er Jahre mit der 175er DKW in einem extrem heissen Sommer am Kanal in Richtung DOrsten unterwegs gewesen. Allerdings war das im Ruhrpott, nicht in Hessen.

Nach fast 60 km, aber noch vor Schlitz, die erste Pinkelpause. Ist noch angenehm kühl und die Strassen sind fast völlig leer. Eine gute Zeit, aber beim nächsten mal werde ich noch früher starten. Mir schwebt 6:00 vor.

Hier, im Wald beim Ort Kellerei (heisst wirklich so) habe ich noch nicht gemerkt, dass ich völlig von der Route abgekommen bin. Etwas später fahre ich fast 20 km mit einer wunderschönen Horex Regina in blass-blau zusammen. Wenn ich nicht über 90 km/h gehe, bleibt die Horex an mir dran, und so donnern 2 Eintöpfe in Richtung Hauswurz.

Nahe der Steckelburg im Sinntal gehts zwecks Vesperpause auf einen Feldweg. Der ist plötzlich überlaufen mit Schafen, die den Abhang hoch von einer grossen Wiese kommen. Dann höre ich den Schäfer brüllen, ohne ihn zu sehen. Er spricht mit seinen Schafen wie mit Kindern: "Wenn ich euch sage, ihr sollt nicht auf die Strasse, dann macht das auch. Zurück mit euch!" Und, kaum zu glauben, die Schafe reagieren und traben zurück auf die Wiese, vielleicht ein wenig unterstützt durch 2 Hunde.

Wesentlich später fahre ich zurück nach Schlitz, um vielleicht doch noch bis Hünfeld zu gelangen. Aber mittlerweile ist Schlitz völlig gesperrt und ich fahre über Bad Salzschlirf und Landenhausen nach Herbstein. Bei Stockhausen/Müs dieser nette Rastplatz mit Gedenktafel. Ich erwarte eine historische Stätte, aber auf dem Stein wird lediglich dem Bau der Landstrasse K88 im Jahre 1989/90 gedacht - natürlich mit Namensnennung des Architekten. Naja, wers braucht! Aber ein schöner Platz an der Route 88.

In Herbstein muss ich wieder tanken - 12 Liter sind wahrlich nicht viel, auch wenn der Rotax recht sparsam ist. Fahre kurz in den alten Ortskern von Herbstein, und da gibts etliche sehr schöne Ecken. Aber zum richtig Herumlaufen ist es jetzt schon zu heiss, weshalb ich es bei einem kleinen Bummel belasse.

Wieder fast zu Hause beschliesse ich einen kleinen Umweg über Gross-Eichen. Will sehen, ob die Honda XBR 500 immer noch an der Strasse zum Verkauf steht. Und wahrhaftig, sie ist noch da. Grübel grübel, die Telefonummer ist 6336! OK, morgen fahr ich nochmal hin und frag nach dem Preis. Wenn der stimmt, wird die Honda gekauft. Könnte ja zeitgenössische 500 ccm-Eintöpfe sammeln. Rotaxe und XBR hätte ich dann schon, und dazu könnten kommen: Falcone, Sanglas, SR500, Enfield, Norton ES, Ducatis, Gilera ...... OK, träum weiter oder spiel Lotto.

 

Zu heiss fürs Gespann?

Wie vorhergesagt kommt schon früh morgens die Sonne und knallt sehr schnell und sehr stark. Um 9:00 wird schnell der Rasen gemäht – ist ja wirklich nicht viel. Dann putze ich den Dreck der gestrigen Regenausfahrt vom Gespann, der Chrom wird poliert und der Lack ebenfalls. Jetzt sieht das Silverstar Gespann wieder richtig gut aus. Mittlerweile ist es extrem heiss geworden, schätze 32 Grad und mehr. Egal, rein in die Motorradklamotten, als Jacke nehme ich die kurze dünne Lederjacke, die ich von Egon abgestaubt habe. Ab Tempo 80 ist es auszuhalten, aber: Eigentlich ist es viel zu heiss.

Nach 30 km ist die Öltemperatur auf 90 Grad, nach 50 km auf 100 Grad. Da bleibt sie aber stehen. Dennoch ist mir das ein bisschen viel, und im Kreis Hersfeld-Rothenburg, kurz vor Machtlos und Ibra, gibt es eine Abkühlpause. Nach 30 Minuten zeigt das RR wieder unter 80 Grad an – OK. Trudele ein wenig um Breitenbach/Herzberg herum und ziehe dann quer rüber in Richtung Marburg. Wegen der Hitze mache ich wenig, also fast gar keine, Stops. Und die beiden auch nur, um den Rotax abkühlen zu lassen. Diese Hitze ist nix für mich, krieg dann noch Kopfschmerzen, vermutlich auch wegen der Hitze – Ozon! Und dann, so nach 4-5 Stunden Fahrerei tut mir auch noch der Nacken weh. Also ab nach Hause, waren wirklich anstrengende 200 km – und trotzdem schön.

100 Grad Öltemperatur, und das im Rahmenrohr. Zu viel, eindeutig, aber der Ölkühler von EGU liegt schon in der Werkstatt. Leider ist die Halterung sehr schlampig und passt auch nicht wegen des grossen Acterbistanks. Da muss ich mir was bauen, aus VA und mit Schwingmetallen entkoppelt.

Rastplatz zwischen Breitenbach und Machtlos. Kurz vorher liegt ein Riesen-Campingplatz, ein Alptraum mit Gartenzwergen und gepflegten Rabatten - Spiessers Welt.

Die zweite Pause mach ich bei Mengsberg inmitten dieser Eichenwälder.

Während der Rotax abkühlt, trinke ich einen Liter Lidl-Wasser, dann gehts weiter. Sind jetzt nur noch ca. 50 km bis nach Hause.

Nass in der Schwalm

Gestern nach Feierabend die Fahrt mit der Solo-Silverstar, heute, Freitag, dann um 18:00 aufs Gespann. Es hatte den ganzen Tag geregnet, aber Nachmittags kommt die Sonne, die Temperaturen steigen und die Strassen werden trocken. Ich starte bei schönstem Sonnenschein, aber dann wirds noch mal richtig nass.

Komme gerade mal 10 km weit, dann wirds plötzlich wieder rabenschwarz und ruckzuck fängts auch an zu regnen – aber so richtig. Als die Nässe durch die Stiefel und Handschuhe dringt, habe ich gerade die Schutzhütte im Wald bei Ehringshausen erreicht. Dort gibts eine Pause, aber es ist schon zu erkennen, dass der Regen nicht lange anhalten wird. Und so ist es auch. 20 Minuten später gehts weiter und bald sind Stiefel und Handschuhe wieder trocken.

Hinter Ehringshausen auf den Parkplatz im Wald und dann ab unter das Vordach der Schutzhütte. Gegenüber ist so eine Art wilder Waldgarten, in dem die Vegetation nur so wuchert.

Die kleine Schutzhütte hat mich schon mehrmals und mit verschiedenen MZetten vor dem Regen gerettet. Da kannst Du unterm Vordach sitzen, den Regen beobachten und das Summen der nahen Autobahn A5 hören.

Von Alsfeld bis kurz vor Schwalmstadt fahre ich die B254, aber der starke LKW-Verkehr nervt dann doch. Überholen kann ich die Brummis nicht, dazu fehlen mir mindestens 20 PS oder mal 100 m ohne Gegenverkehr. Also bei Salmshausen runter von der Bundesstrasse und ab in die Schwalm. Hier sind die Strassen noch sehr nass, der Regen ist wohl gerade erst durchgezogen.

Über Neustadt und Stadtallendorf fahre ich Niederklein an. Insgesamt nehme ich heute sehr häufig die schnelleren Bundesstrassen. Alles, um die Fahrt nach Glesien zum Forumtreffen im August zu trainieren. Hatte vorgestern mal versuchsweise das SW-Federbein ausgebaut und weicher gestellt. In der harten Stellung schien es zu blockieren. Jetzt zeigt es einen Hauch von Dämpfung.

Bei Wäldershausen sind die Wiesen und Wälder voller Nebelschwaden - ein herrlicher Anblick. Nur finde ich dort dummerweise keinen Platz zum Halten und Fotografieren. Versuche dann, hier bei Hainbach den Sonnenuntergang einzufangen - misslingt leider völlig.

Ein Blick über die Velorexhaube hinunter auf das Tal und Hainbach.

Stangenrod - die Perle, aus Sicht von der Anhöhe Richtung Atzenhain. Ein schöner Ort, in dem ich mir gut vorstellen könnte zu leben.

Und zum Abschluss die Nase am Schaufenster vom BMW-Enders in Atzenhain plattgedrückt. Aber so richtig begeistern können mich die heutigen BMWs nicht, obwohl ich meine olle R60/7 in guter Erinnerung habe.

Mit frischem Öl durchs Tal der Wohra

Heute ist der erste Tag der Woche ohne Regen – da kann ichs wagen, gegen 18:00 die Silverstar herauszuschieben. Gestern hatte ich ihr frisches Öl und Filter verpasst: 3 Liter Castrol Actevo 20W-40. Nach 7000 km wars auch überfällig. Leider hab ichs nicht so generalstabsmässig vorbereitet wie sonst die Ölwechsel, daher gabs ein bisschen Ölsauerei. Jetzt wird jedenfalls das neue Castrol getestet.

Marburger Umland, Burgwald, Wohratal, Kellerwald, Schwalm, Antrifttal, Vogelsberg – all diese Gegenden werden heute zumindest gestreift. So arg viel Zeit habe ich natürlich nicht, so gegen 21:00 sollte es schon wieder heimwärts gehen. Ist aber kein Problem, die Silverstar läuft prima, es geht zügig voran und meine Fotopausen sind ausgesprochen kurz. Einigemale wirds arg dunkel und es sieht sehr nach einem Regenguss aus, aber ich habe Glück und bleibe trocken.

Bei Rauschenberg möchte ich ein Bild vom Steuergehäuse vor grüner Landschaft machen.

In Rosental gehts auf eine Nebenstrecke Richtung Haina - 9 km lang und keine 100 m geradeaus.

Die Schwalm zwischen Gilserberg und Treysa. Hier geht es kilometerweit sanft, aber stetig bergab. In der Gegenrichtung, also bergauf fahrend, bin ich vor rund 25 Jahren mit meiner frisch restaurierten Adler M100 nach Gemünden gefahren. Ungefähr an dieser Stelle stand damals der Entschluss fest: Die Rückfahrt machst Du mit diesem Motorrad mit seinen 4,5 PS nicht. Also bis Gemünden gefahren und die Adler dort meinem Bruder Sigi geschenkt. Der musste mich als Gegenleistung nur nach Hause fahren. Heute mit der Silverstar ist dort keine Steigung zu spüren.

Und schon wieder im Vogelsberg. Öltemperatur 80 Grad, Leerlaufdrehzahl unter 2000, der Rotax scheint sich wohlzufühlen. Ventilspiel ist vielleicht eim bisschen gross, man hört die Ventile sehr deutlich. Könnte ich nochmal beigehen, ist aber eine äusserst friemelige Angelegenheit.

Wärmer wird das frische Öl heute nicht, der Rotax ist thermisch schon ein gesunder Motor. Im Gespann kanns allerdings auch mal 20 Grad wärmer werden - und das ist die Temperatur im Rahmen, nicht im Motor.

Vogelsberg-Idylle: Kleiner Waldweg mit plätscherndem Bach abseits der Strasse.