Trotz bestem Wetter ist für heute keine Motorrad- oder Roller-Tour geplant. Grund ist eine kleine Ansammlung von Paketen, die alle heut gekommen sind und in denen sich diverse Zweiradteile befinden.
Das bringt mir heute die Post-Lady. Das meiste davon sind Rollerteile für die grüne Cosa, aber an der will und werde ich heute nicht schrauben.
Über die ebay Kleinanzeigen gabs von Erika einen schönen 40er CV-Vergaser als Ersatzteil für die Sporty, dazu ein paar Kleinteile aus dem Carburetor Kit. Aber auch damit werde ich mich erst später befassen.
Nach 4 Stunden sieht die Sportster genau so aus wie vorher, dabei hab ich jede Menge erledigt.
Ein neuwertiges Vorderradschutzblech wurde von JP-Design schwarz glänzend lackiert und das hab ich angebaut – Kleinigkeit.
Den Tank habe ich wegen seiner Dröhnneigung heute viermal ab- und angebaut. und dabei mit Leder- und Gummiunterlagen experimentiert. Das Dröhnen ist erstmal weg, aber die Lösung befriedigt noch nicht ganz. Bei der Gelegenheit bekommt das VOES, die Unterdruck-gesteuerte Zündverstellung, einen neuen Schlauch mit knickfreier Verlegung.
Die beiden Wolo-Hörner werden mit dicken Gummiunterlagen neu montiert, damit sie nicht schwingen und klappern. Und zu guter letzt gibt es noch eine neue Batterie für die Uhr auf der Steuerkopfmutter. Damit ist meine Sporty bereit für den morgigen Ausflug.
… geht bei der grünen Cosa nichts, aber auch rein gar nichts. Selbst das simple Abbauen der hinteren Halterung für die Schutzbügel der Seitenbacken wird zum Problem. Zuerst sind die 7 mm Köpfe der Befestigungsschrauben für die Kunststoffstoßstange rund gerostet, und dann reissen die M6 Klemmschrauben der Halterung natürlich ab. Die unglaublich massive Halterung ist nur mit diesen Schrauben an das jämmerlich dünne Cosa-Blech gebaut. Also ist Ausbohren angesagt.
Dann geht es an die hintere Bremsleitung, die ausgetauscht werden soll, und zwar gegen eine Stahlflexleitung.
Immerhin kann ich die Arbeiten an der Cosa auf der kleinen Bühne durchführen. Ehrlich gesagt: Ohne Bühne hätte ich das Projekt „Grüne Cosa“ garantiert schon längst hingeschmissen und den „Kosaken“ zerlegt und in Teilen verkauft.
Die hintere Bremsleitung ist ausgebaut und sie führt durch das Loch unten rechts nach vorn zum Hauptbremszylinder. Nebenbei: Hier unten ist auch massive Rostbehandlung angesagt, aber das kommt später.
Das ist die neue Bremsleitung und schon beim Betrachten kommt mir der Verdacht, dass die Hülse, die mittels Halteklammer die Leitung an der Karosserie hält, im Durchmesser größer als das entsprechende Loch ist. Eine Messung bestätigt den Verdacht: Das Loch ist 3 mm zu klein.
Also ist jetzt mühsames Feilen angesagt, denn mit einer Bohrmaschine kommst Du hier unten nicht weiter. Als das Loch genügend aufgefeilt ist, ziehe ich einen Draht durch, um später die Bremsleitung verlegen zu können.
Wie dieser Sicherungsring zu entfernen ist, weiß ich auch noch nicht. Auf jeden Fall muss der Wellendichtring dahinter neu.
Jetzt behandele ich die Grundplatte der Bremse und die Bremstrommel: Es gilt, Rost und öligen Schmier zu entfernen.
Eigentlich würde ich viel lieber an der Vjatka arbeiten. Die soll übrigens auch einen Motor der Cosa bekommen – wenn er denn passt. Hab ja schon einen 150er Motor hier liegen. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen sollte ich dabei aber möglichst viele Cosa-Spezialitäten eliminieren: E-Sprithahn, E-Choke, Ölpumpe und die hydraulische Bremse. Wie ich das hinkriege, weiss ich allerdings noch nicht.
Zum Glück hab ich gestern noch bei Ruth und Egon von der Deckenbacher Landwirtschafts-Ausstellung erfahren – sonst wäre das nette Event in diesem Jahr an mir vorbei gegangen. Alte Schlepper, PKW, Motorräder und Mopeds schaue ich mir immer gern an und außerdem will ich an diesem Sonntag sowieso eine größere Runde mit der Sportster drehen.
Die Ausstellung in Deckenbach ist überschaubar, da braucht man keinen ganzen Tag zu verbringen – es sei denn, man begibt sich ins Festzelt und lässt den Ereignissen ihren Lauf. Ist zwar auch reizvoll, aber ich will heut lieber die Harley bewegen.
Direkt nach dem Hundespaziergang mache ich mich also bei angenehmem Wetter auf den indirekten Weg nach Deckenbach – so indirekt, dass daraus glatte 40 Meilen werden. Weil ich in dem kleinen Ort die Zufahrt zur Ausstellung verpasse, tuckere ich mit der Sporty komplett über den Festplatz und mitten durch die Zuschauer. Beim letzten mal wurde ich hier mit meinem Fahrzeug prompt zu den Aussteller-Maschinen bugsiert, aber das passiert heute nicht. War damals auch mit der IZH Planeta und heute erschien meine Sportster den Veranstaltern wohl nicht alt genug. Also begebe ich mich auf den offiziellen Parkplatz.
Als erstes entdecke ich meinen Ex-Kollegen Klaus, seines Zeichens W800-Fahrer. Als Neuigkeit erfahre ich, dass Klaus jetzt Betriebsratsvorsitzender ist. Glückwunsch – zu meiner Zeit gab es in der Firma noch keinen Betriebsrat.
Als nächste begrüße ich Ex-Nachbarin Ruth, die mir gestern den entscheidenden Hinweis auf Deckenbach gegeben hat.
Und wo Ruth ist, ist Egon normalerweise nicht weit. Tatsächlich, da haben wir ihn schon.
Komplizierte mechanische Maschinen aus der Landwirtschaft werden gezeigt und auch vorgeführt.
Einfach schön, diese Maschinen in Aktion zu sehen. Doch ich sehe schon den Zeitpunkt kommen, wo niemand mehr diese alten Apparate bedienen kann. Aber heute klappts noch.
Ein Verdampfer-Motor, also eine Maschine mit Wasserkühlung, wo das Kühlwasser verdampft und nachgeschüttet werden muss.
Der Verdampfer-Motor läuft wie aus dem Bilderbuch.
Eine seltsam anmutende Maschine von Ködel & Böhm: Eine Dreschmaschine, wie ich erfahren kann.
Damit wird die Ködel & Böhm Maschine angetrieben.
Fast zu schön für ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug ist dieser Deutz.
Das legendäre Dieselross – eindeutig mein Lieblings-Traktor.
So sieht also der Fortschritt in der Landwirtschaft aus: Immer größer, immer mehr, Gigantomanie.
Schöne alte Fotos haben die Deckenbächer ausgegraben. Die Herrschaften erinnern sich wohl noch.
Die Ape ist das Maskotchen der Deckenbacher Oldtimerfreunde und hetzt als Kurierfahrzeug über den Platz.
Eine ordentliche Armada an Schleppern sind ausgestellt – leider bin ich dafür kein Fachmann und kann nicht zu jedem Exponat etwas beitragen.
Offensichtlich zwei wunderschöne Leihgaben aus dem Marburger Museum für Polizeifahrzeuge. Damals gab es noch den Lokalpatriotismus und die Polizei fuhr Fahrzeuge made in Hessen: Opel.
Bei den Zweirädern sieht es etwas dünn aus, aber eigentlich ist das hier ja auch eine Schlepper-Show.
Die interessantesten Zweiräder für mich sind diese beiden NSU Quickly, …..
….. die 100er Adler, die ich ja selbst mal restauriert und bewegt habe, und ……
….. natürlich Egons russische Tula Muravej, die fleissige Ameise.
Schöne Fahrzeuge, aber wie gesagt: Ich bin kein Kenner der Schlepper.
Noch nie gesehen: Ein französischer Lizensbau des Lanz Bulldogs?
Lanz konnte auch kleine Fahrzeuge bauen.
Ich denke, jetzt hab ich alles gesehen und deshalb breche ich auf zu einer reinen Vergnügungsrunde mit der Harley. Bye bye Deckenbach, es ist immer wieder nett bei euch.
Nach so viel alter Mechanik verspüre ich jetzt den Wunsch nach alten Gebäuden und fahre daher über den Ebsdorfergrund nach Schloß Friedelhausen.
Ich kann mir keine schönere Kulisse für ein Motorrad vorstellen als diese herrliche neoklassizistische Gebäude mitten im Wald.
Für mich eines der schönsten Schlösser in Hessen.
Lohra, Gladenbach, Kehna – ziellos lasse ich mich durch diese Gegend treiben. Auf der Rückfahrt raste ich genau zwischen der Marburger Spiegelslust und der Amöneburg an einem einsamen Materl. Hier gibt es aufbauende Getränke und einen Powerriegel für mich.
Von hier geht’s dann nonstop heim. Am Ende des Tages habe ich die 100 Meilen locker überschritten. Kurz vorm Ziel begegnet mir noch eine blau-beige Harley, die ich vor einiger Zeit schon mal im Vogelsberg getroffen habe. Irgendwann werden wir Fahrer uns vielleicht auch mal kennen lernen.
Ein Lloyd. Oder „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd“. Aber auch „Ein Lloyd erfreut“. Das sind die bekanntesten Sprüche über eines der erfolgreichsten Nachkriegsautos unserer Republik. Aber natürlich weiss jeder, dass solche böse Zitate nur von der neidischen Konkurenz kamen, die damit den Leukoplastbomber verunglimpfen wollten.
Wie komme ich in diesem Blog auf die Marke Lloyd? Habe ich mir gar einen gekauft? Nein, nichts dergleichen, aber mein Ex-Nachbar Egon hat sich einen Alexander TS ins Haus geholt, und den will ich mir heute ansehen.
Nachdem ich gestern mit der Vespa und heute vormittag zu Fuß beim Hundespaziergang richtig nass geworden bin, starte ich die Fahrt zum Lloyd mit der Falter-Maschine, also dem E-Bike. Und ich warte geduldig, bis der Himmel durchgehend schön blau ist.
Stockhausen, Flensungen, an Ilsdorf vorbei und dann wird abgebogen in die Auen der Ohm. So nett das Wetter hier aussehen mag – das täuscht ein wenig, denn es bläst ein gemeiner und kalter Wind. Aber beim Radeln wird mir schon warm.
Das schönste Stück ist zweifellos der Weg direkt an der Ohm entlang.
Angekommen bei Nachbar Egon sehe ich keine Spur eines Lloyd, erfahre aber, dass heute nur der Motor des Alexander TS im Hause ist. Was ist da los?
Tatsächlich steht da der Viertakt-Twin mit demontiertem Zylinderkopf. Nach der Vorstellung bei der Zulassungsstelle sprang das Wägelchen nicht mehr an und der Verkäufer diagnostizierte erlahmte Ventilfedern als Ursache. Und wahrhaftig zeigen die Kolben des Gleichläufers ganz leichte Spuren der Berührung durch die Ventile. Der Schaden wird aber natürlich vom Verkäufer behoben.
OK, einen kompletten Lloyd krieg ich heute also nicht zu Gesicht – aber vielleicht morgen, bei der kleinen Oldtimerschau in Deckenbach.
Gestern lese ich im Netz der Netze, dass ATU Zweirad-Bekleidung geradezu verramscht – unter anderem Klapp- und Jethelme für unter 20 €. Gut, eigentlich mangelt es mir nicht an Helmen, aber gegen einen weiteren schicken Retro-Helm gäbe es nichts einzuwenden.
Als ich dann gegen 15:00 die Vespa aus der Garage schiebe, fallen ein paar vereinzelte Tropfen, aber die können mich nicht aufhalten. Allerdings fängt es hinter Freienseen richtig zu Schütten an, so dass ich trotz eines gewissen Wetterschutzes die Fahrt nach Gießen zu ATU streiche.
So fahre ich nach Laubach und erledige ein paar kleine Einkäufe, die sowieso auf der Liste standen. Der Regen ist noch stärker geworden und als mich in Laubach ein Vollpfosten beinahe von den Rädern holt, verlasse ich das urbane Umfeld schleunigst.
Auf solchen Straßen allerdings ist auch eine Regenfahrt zu ertragen und macht Spaß.
Und zum zweiten mal im Rollerleben meiner GTS kommt der schützende Regenbezug für die Sitzbank zum Einsatz.