Auf zur Sigma-Test-Tour

Im Laufe dieser Woche war der Sigma-Fahrradcomputer an das Eisenschwein gebaut. Heute waren die Temperaturen auch etwas erträglicher, also gings auf eine kleine Tour, um den Sigma zu testen. Ich kann euch sagen, das war ernüchternd! Meine Höchstgeschwindigkeit auf den 66 km betrug 69 km/h, dabei zuckelte ich mit einem Durchschnitt von 40 km/h durch die Botanik. Aber OK, da waren natürlich etliche Stops dabei – eine echte Blümchenpflückertour eben.
Bei uns im Vogelsberg haben etliche Dörfer am Ortseingang so einen Kasten, der dem Ankommenden seine aktuelle Geschwindigkeit anzeigt. Ich weiss nicht, wie genau diese Kästen sind, aber deren Geschwindigkeit stimmte in allen Fällen zu 100% mit der angezeigten Geschwindigkeit des Sigma überein. Der Original-MZ-Tacho zeigte dagegen 15-20 km/h mehr an und pendelte auch noch stark dabei.
Diese Mini-Tour habe ich aber sehr intensiv empfunden, und das macht dann wieder einen besonderen Reiz aus. Hab allerdings auch meine Defizite in der Gespanntechnik recht deutlich gespürt – das muss besser werden.

Passt sicher nicht so wirklich – diese Kombination aus Eisenschwein, Superelastik und Sigma Fahrradcomputer. Aber jetzt habe ich eine exakte Geschwindigkeitsanzeige und einen Tageskilometerzähler. Der Rest ist Schnickschnack, aber ganz lustig. Jedenfalls ein Informationszuwachs!

Nach dem abschüssigen Kurvengeschlängel von Maulbach nach Homberg war der erste Boxenstop angesagt. Da hab ich mir doch wahrhaftig eine bessere Bremse gewünscht.

Konsequenz: Also das Projekt Seitenwagenbremse per Seilzug nicht vergessen.

Der Sigma bringt die gnadenlose Wahrheit an den Tag: Bisher gefahrene Höchstgeschwindigkeit ist 68 km/h. Bis zum Ende der Tour sind's dann noch 69 km/h geworden - weit entfernt von dem 80-90 km/h Gependel des Originaltachos. Für die Einstellung der Wegdrehzahl WST ergibt sich Raddurchmesser x Pi, in meinem Fall also 565x3,14=1774. Muss aber für jeden Reifen neu berechnet werden.

Keine LPG, sondern eine einsame Feldscheune bei Rüddingshausen.

Schweres landwirtschaftliches Gerät unter sich.

Das verwunschene Grundstück am Ortsrand sieht aus wie aus dem Märchen.

Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken stolzer Pferde .....

Das Schützenhaus in Stangenrod ist gut auf einen kalten Winter vorbereitet. Im Moment sinds aber noch 30 Grad!

Das 40 Jahre alte Gespann frisch und munter, das 4 Jahre alte Altersheim "Falkenhorst" dagegen verfälllt zusehends. Schade drum, hätte was Gutes werden können. Hab mir schon vorgestellt, meine Gespanntouren irgendwann von dort aus zu starten. Und wenns soweit ist, in den Motorradstiefeln sterben.

Betreten verboten, obwohl das Gebäude mal für alte Krüstchen gedacht war.

 

Schnappschüsse unserer Reise in den Main-Kinzig-Kreis

Ein heisser Samstag, dennoch gehts mit Ruth und Egon auf Tour. Meine kleine Silverstar in Begleitung zweier Boliden (BMW F800 und Suzuki SV 650), das wird hart. Aber da wir uns die allerkleinsten Strässchen ausgesucht hatten, gings eigentlich. Da konnte der gute Rotax ordentlich mithalten. Es gings durch den Vogelsberg ins Tal der Kinzig und zurück durchs Schlitzer Land. Unterwegs ein prima Mittagessen in Freienstainau. Sehr Bikerfreundlich, denn der Metzger fährt hier selbst. Nach dem Esssen gabs noch einen Tourenvorschlag kostenlos. Sehr empfehlenswert! Und hier ein paar Schnappschüsse unserer Reise in den Main-Kinzig-Kreis.

Der südliche Vogelsberg und der anschliessende Kinzigkreis sind eine wunderbare Motorradgegend. Da kann ich mir noch einige Fahrten vorstellen, die dann weiter über die Schwarzen Berge in den Spessart und die bayrische Rhön führen.

 

 

 

Kleine Rast auf dem Werksgelände der Firma ALSA, kurz hinter Freiensteinau. ALSA bietet sogar einen Werksverkauf an - nur was die Firma herstellt, haben wir nicht herausgefunden.

Auf einem kleinen Parkplatz am Rande des Kinzigtals. Die Gegend finde ich phänomenal, sogar noch wilder und uriger als unseren Vogelsberg. Unterwegs gabs jede Menge Plätze, wo ich am liebsten angehalten, geschaut und fotografiert hätte. Aber dann wären wir wohl erst nach Mitternach zu Hause angekommen. Auf meine alten Tage werde ich wohl noch zum Blümchenpflücker.

Meine beiden Begleiter bei einer kurzen Rast. So stelle ich mir ein liebendes Paar vor.

Zum Abschluss der Tour gings noch ins Oldtimer Cafe auf ein Stück Kirsch-Käse-Kuchen. Ab da trennten sich unsere Wege und ich fuhr die letzten 50 km allein. Alles in allem haben wir heute 250 km abgerissen.

 

Eine kleine Einkaufsfahrt mit DQ 4

Mit einem Gespann, und besonders mit einem Gespann wie meinem Eisenschwein werden selbst kleinere Fahrten zu einem Erlebnis. Jede Kurve gehe ich bewusst an, jede Aktion fordert Mensch und Maschine. Und der Spassfaktor ist enorm. An diesem Tag habe ich sogar erstmalig ein anderes motorisiertes Fahrzeug überholt – und es war kein Traktor.

An diesem Freitag bin ich morgens mit dem Gespann ins Büro gefahren – ist immer gut für nette Gespräche mit Motorradbegeisterten Kollegen. Vom Büro aus wollte ich dann mit einem kleinen Umweg noch den Wocheneinkauf im tegut-Markt in Niedergemünden erledigen. Aber zuerst einmal sprang mein Eisenschwein nach der Arbeit nicht sofort an. Schien mir wieder mal abgesoffen zu sein – da muss ich wirklich mal hingucken. Aber nach Abtrocknen der Zündkerze lief die Maschine dann wieder. Ein Kollege mit seiner TDM 850 leistete moralische Unterstützung – sehr nett.

Dann lockerte sich die Befestigungsschraube der linken Fussraste. Auch schon zum x-ten mal. Da muss ich mir auch noch was besseres einfallen lassen. Also auf dem sehr schönen Waldstück zwischen Stangenrod und Weitershain in den Wald gefahren, den 19er Schlüssel raus und die Schraube festgezogen.

Seit der letzen Reparatur des Seitenwagenrades scheint an dieser Stelle zumindest Ruhe zu herrschen. Die Bremsankerplatte aus dem Hinterrad meiner Ersatzmaschine führt das Rad jetzt ordentlich. Aber irgendwann soll da auch mal eine Bremse eingebaut werden. Mangels Hydraulikteilen soll die Bremse über Seilzug betätigt werden.

Für Fahrten im Wald ist das Gespann wie geschaffen. Mit kleinsten Drehzahlen über den Waldweg getuckert sollte auch umweltfreundlich genug sein.

 

Eine ehemalige Polizei-MZ

Diese ehemalige Polizeimaschine der Polizeidirektion Leipzig und später Dresden bekam ich durch einen Hinweis im MZ-Forum. Den hatte das Forumsmitglied Andreas, der Motorang, aus dem SR500-Forum dort cross-gepostet. Nach einigen email Kontakten mit dem damaligen Besitzer waren wir einig und zusammen mit meinen Nachbarn Ruth und Egon ging es am 24.6.2006 morgens um 7:00 auf den Weg nach Coesfeld im Münsterland. Ich sass als Beifahrer auf der Kawasaki von Egon. Nach fast 5 Stunden Fahrt hatten wir die 300 km hinter uns gebracht und waren in Coesfeld. Nach einer Probefahrt von ca. 40 km und einer gemeinsamen Pizza in Reken war mir klar: Diese MZ wird gekauft. Und so wechselte die ehemalige Polizeimaschine für 500 Euro den Besitzer. Dazu gabs noch ein paar Ersatzteile wie Seilzüge und Ölfilter. Torsten vom Coesfelder Motoren Center war der erste „zivile“ Besitzer nach den Polizeidirektionen Leipzig und Dresden – er fuhr die MZ seit 1999 als Alltagsfahrzeug.
Gegen 16:00 machten wir uns auf den Rückweg nach Hessen, diesmal fuhr ich die MZ. Wir hatten vereinbart, für diese Fahrt jede Autobahn zu vermeiden und nur Landstrassen zu benutzen. Das haben wir nicht ganz eingehalten, weil die Zuckelei durch Städte wie Lüdinghausen und Hamm sehr nervig war und wir mit Werl, Arnsberg und Meschede noch einige solcher Brocken vor der Brust hatten. Deshalb ging es von Werl bis Diemelstadt für knapp 70 km auf die A44. Danach allerdings fuhren wir sehr schöne Abschnitte über Frankenau und Löhlbach bis zu unserem Heimatort Mücke. Die MZ 500 R hat alles klaglos mitgemacht. Bei einem Tempo zwischen 100 und 120 km/h liess ich sie nie am Limit laufen. Auf diesen ca. 330 km mit Landstassen, Stadtverkehr, Autobahn und kleinsten Strässchen lernte ich die 500 R sehr gut kennen. Mit den fast neuen Heidenaureifen fuhr sie sehr gut, die längeren Federwege gegenüber meiner Silverstar lernte ich auf einigen Teilstücken zu schätzen. Mit einem Verbrauch von unter 5 l war ich durchaus zufrieden. Vor allem war sehr erfreulich, dass die Maschine keinerlei Mucken zeigte und mich brav bis nach Hause brachte.

Nach dem Abholen der Polizei-Rotax ist die Zweirad-Truppe auf dem Hof der Nachbarn versammelt. Die kleine MZ konnte ganz gut mithalten.

Meine ersten Überlegungen zur MZ 500 R kreisten um die Möglichkeiten, die Maschine massiv umzubauen. Vom Gespann bis zum Cafe Racer gingen die Gedanken. Aber als ich dann vor der MZ stand und vor allem nach der erfolgreichen Rückfahrt war mir klar: Diese MZ bleibt ein Polizeimotorrad. Vielleicht irgendwann einmal mit Seitenwagen, aber auch damit wird der Charakter beibehalten. Die kleinen Seitentaschen, die putzige Lampenverkleidung und die praltischen Handschützer lernte ich sofort schätzen. Und auch die Farbkombination in Grün/Weiss bleibt wie sie ist. Verschwinden wird nur das Radio aus dem Seitenkoffer und das Bedienelement dafür.

Der Vorbesitzer hatte mir bereits gesagt, dass bei warmem Motor der Leerlauf nur mit viel Geschick einzulegen ist. Das hat sich bestätigt, ist mir aber im Laufe der Fahrt immer besser gelungen. Im Gegensatz zu meiner Silverstar mit Bing-Vergaser hat die 500 R einen Del’Orto-Vergaser. Und in der Tat wirkt das Motorrad damit kerniger, kräftiger und agiler – allerdings auch ein bisschen unkultivierter. Aber wirklich kultiviert ist so ein Eintopf eigentlich nie – egal mit welchem Vergaser.

Eins war mir allerdings shr schnell klar: Mit dieser Sitzbank werde ich nicht glücklich. Nach der 300 km-Rückfahrt tat mir dermassen der Ar... weh, wie ich es noch nie erlebt hatte. Aber von MZ gab es ja etliche schöne Einzelsitze, das werde ich bestimmt was passendes finden.

Jetzt wird die 500 R erstmal umgemeldet und dann werde ich ihr eine kleine Inspaktion verpassen. Die Pflege des Vorbesitzers als Motorenspezialist war möglicherweise vorbildlich und professioneller, als ich es je leisten kann. Dennoch werde ich ein paar Dinge anders machen. Beispielsweise wurde die MZ vom VB ohne Deko angelassen und abgestellt. Das mache ich dank der Hinweise aus dem MZ-Forum auf jeden Fall nicht so. Und vielleicht kann ja ein hochwertiges Motoröl die Leerlaufprobleme etwas lindern. Die MZ hat auch immer Normalbenzin bekommen - bei mir gibts ab sofort Super.

Zusammengefasst:
MZ 500 R, Baujahr 1992.
Garantierte Kilometerleistung: 16000 km.
Gesamtzustand: Ordentlich bis gut mit kleinen Schönheitsfehlern – eben eine Gebrauchsmaschine.
Nächster TÜV: Juli 2007.
Zubehör: GFK-Koffer, Sturzbügel, Handprotektoren, Stahlfelx-Bremsleitung, Tarozzi-Gabelstabi, Seitenständer an der Schwinge.
Genannte Mängel: Leerlauf hakelig zu finden, Loch in einem Seitenkoffer, kleine Macke an rechter Schaltereinheit, Riss im Drehzahlmesserglas.
Verschleissteile: Neue Heidenaureifen vorne und hinten, Kette und Kettenräder noch OK. Ölwechsel mit Filter Anfang des Jahres gemacht.

 

 

So fährt sich DQ 4

Geschafft! Heute das ES-Gespann durch den TÜV gebracht und zugelassen! Die Vollabnahme beim TÜV war’s völlig entspannt und unproblematisch. Aber OK, hatte natürlich alles nach bestem Wissen und Gewissen fertig gemacht. Der Prüfer drehte trotz fehlender Gespannerfahrung eine kleine Runde auf dem Eisenschwein und war sichtlich angetan: „Macht Spass!“ Erzählte mir noch, dass sein Kollege (der aber heute nicht anwesend war) ein ES 300 Gespann fuhr. Den Typ hätte ich auch gerne kennen gelernt. Jedenfalls kann ich den TÜV in Grünberg sehr empfehlen. Für die Wartezeit beim Ausfüllen des Vollabnahme-Berichtes gab es sogar kostenlosen Kaffee.
Nach dem TÜV dann gleich zur lokalen Zulassungsstelle und die MZ zugelassen. Das Kennzeichen VB-DQ 3, dass ich eigentlich gern gehabt hätte, war schon vergeben. Bis zum 1.6. hatte es die Zulassungsstelle für mich reserviert, aber diesen Termin hatte ich leider nicht geschafft. Na egal, DQ 4 ist genauso gut.
Nach der Anmeldung wollte die ES dann nicht mehr anspringen. Eine halbherzige Zündung und Schluss. Mein Gefühl riet mir, eine neue Zündkerze reinzuschrauben. Hatte zum Glück eine dabei. Und wahrhaftig, das war’s. Ein Kick, und das Eisenschwein lief. Da half mir doch meine jahrelange Erfahrung mit DKW- und Maico-Motorrädern – auch wenn’s schon viele Jahre zurück liegt.
Weiter gings zum Supermarkt in den nächsten Ort und der lieben Gattin einen kleinen Einkauf erledigt. Wollte schliesslich beweisen, dass unser Gespann ein wahres Nutzfahrzeug ist. Und danach gings noch auf eine 100 km Tour durch die nähere Umgebung.

Nachdem der Einkauf zu Hause abgeliefert und das neue Kennzeichen angeschraubt war, gings auf die erste etwas grössere Tour, so knappe 100 km. Hatte allerdings vorher noch mein Bordwerkzeug komplettiert und etwas besser unter dem Seitenwagensitz untergebracht. Das Fahren machte dermassen Spass, dass mir beinahe die Worte fehlen. Und dass die Fuhre langsam war, war mir ziemlich wurscht. Auch heute habe ich kein motorisiertes Fahrzeug überholt – und es war egal! Bis Tachoanzeige 90 bin ich gekommen, aber ich glaube, so schnell war es in Wahrheit nicht.

Zwischen Elpenrod und Niedergemünden gab es einen kleinen Abstecher ins Gelände. Einfach die Wiese hochgefahren und am Waldrand eine kurze Rast eingelegt.

Der Kilometerstand am Tage der Zulassung wird dokumentiert: 8471. Das dürfte allerdings kaum der realen Fahrleistung entsprechen - ist einfach nur irgend eine Zahl.

Zwischen Hainbach und Ermenrod befindet sich diese wundervolle kleine Strasse durch den Wald. Die ist so wenig befahren, dass ich auf dem Teilstück nicht ein einziges anderes Fahrzeug gesehen habe. Die Strasse gehörte uns!

Endlich wird es gelingen, meine beiden liebsten Hobbies zu verbinden: Grosskaliber-Schiessen und Motorradfahren. Oder sollte ich Gespannfahren sagen?

Durch die Entdeckung der Langsamkeit wird mein Blick für die Schönheit der Landschaft geschärft und ich fahre öfters einfach mal so von der Strasse ab in die Landschaft.

Und wie praktisch so ein Gespann ist, hatte ich beinahe vergessen. Getränke, Esssen, Werkzeug, Bekleidung - alles dabei. Unterwegs sehe ich eine NSU Max an der Tankstelle stehen. Dabei muss ich an mein erstes Gespann vor 25 Jahren denken: Ein Supermax-Gespann. Obwohl ich nach den ersten Versuchen mit der MZ der Meinung war, dass die Fuhre sehr schwammig ist, bin ich jetzt schon anderer Meinung. Das MZ-Fahrwerk mit dem Superelastik ist der Max mit dem ollen Steib LS 200 meilenweit überlegen. Könnte zum grossen Teil am Torsionsstab zwischen den beiden Schwingen liegen.