Originalität ist alles

Eigentlich neige ich ja durchaus zu Umbauten und Modifikationen an Motorrädern – aber die DR400 hat mich bekehrt. Der Vorbesitzer hatte die Auspuffanlage modifiziert und den Vorschalldämpfer weggelassen – das gab einen klasse Sound und hat ein paar Pfund Gewicht gespart. Damit die Suzi vernünftig lief, hatte er auch den Vergaser völlig umbedüst. So weit, so gut – nur habe ich die Maschine mit diesem Setup nicht vernünftig ans Laufen gekriegt. Irgend ein Parameter war wohl verstellt und seit dem Wiederbeleben der Suzi bei mir hat der Motor ab 4500 Umdrehungen extrem stark gebockt. Und ich habs einfach nicht hinbekommen.

Deshalb dann der Rückbau der Auspuffanlage und der Einsatz eines serienmäßigen Vergasers. Die gestrige kurze Probefahrt verlief zufrieden stellend und heute werde ich eine etwas längere Testfahrt unternehmen.

Aber wie üblich beginnt mein Tag mit einem schönen langen Hundespaziergang mit Yellow – aber ganz ungetrübt verläuft diese Aktion auch nicht.

In der Burgschoan treffen Yellow und ich seine eigentliche Besitzerin Ellen, die mit ihrem zweiten Hund Laurent ebenfalls hier spazieren geht.

Natürlich freuen die beiden Kumpels sich über die Begegnung und tollen gemeinsam über die Wiese, die quasi über Nacht von grau-grün ins pralles Gelb gewechselt ist. Dummerweise entdecken die beiden plötzlich ein Eichhörnchen und hetzen es auf einen Baum. Unten benehmen sich die beiden wie Killer und hören natürlich für keine fünf Cent mehr. Ich muß tatsächlich über einen Seitenarm der Ohm springen, um die beiden Mistköter zu schnappen. Wenn’s gilt, sind die Biester einfach nicht zu halten. Ich glaube, jetzt muß ich andere Saiten aufziehen. 🙁

Dann trennen sich unsere Wege und ich gehe mit Yellow noch einen längeren Gang in Richtung Kratzberg. Angesichts der Eichhörnchen-Attacke gibts heute einige Drill-Übungen, aber lange kann ich dem Burschen nicht böse sein. Dann aber ab nach Hause und hinein in die Motorradklamotten.

Die kleine Fahrt beginnt mit einem Ausflug nach Ulrichstein – einmal weil ich sowieso tanken muß und zum zweiten gebe ich den Vergaser der DR400 bei TomBike zu einer Ultraschallreinigung ab.

Von Ulrichstein ziehe ich über das Gilgatal grob in Richtung Hoherodskopf, wobei immer wieder Passagen auf Feld- und Wirtschaftswegen ins Programm genommen werden. Ihr glaubt ja nicht, wie viele solche Abzweige es hier im Vogelsberg gibt – Unmengen.

Hinter Breungeshain halte ich erneut am Großgehege mit Lamas, Alpakas und Eseln. Ob die Tierchen mich noch vom letzten mal erkennen? Sollen ja clevere Zeitgenossen sein. Und zumindest bei den Eseln habe ich das Gefühl: Ja, sie erkennen mich wieder. Bin mir aber nicht sicher.

Plötzlich Theater im Freigehege! Diese beiden Lamas treiben irgend etwas mit- oder gegeneinander. Spielen sie miteinander, Prügeln sie sich oder ist hier gar Erotik im Spiel? Das Gesabber des weißen Tierchens lässt mich das letztere vermuten – bin aber wieder nicht sicher. Bernhard Grzimek hätte es gewusst.

Es ist nur ein Katzensprung zum Oldtimer Cafe – also fahre ich hin. Ein Stück Kirmeskuchen, eine Schorle und ein bisschen Smalltalk mit Matze und zwei frühen Gästen kann ich gerade gut gebrauchen. Schön, wie gut meine kleine Enduro beim Publikum ankommt – dass freut den Youngtimerfahrer natürlich. Das Gebrabbel meines Smartphones aus der Jackentasche hingegen irritiert. Und als ich gar erkläre, dass dies meine runtastic-App ist, die mir meinen schlechten Reiseschnitt vorhält und zum Weiterfahren rät, ist von Geschäftsschädigung der Gastronomie die Rede. 🙂 Ach ja: W-Fahrer sind zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vertreten.

Ich beuge mich dem Druck der runtastic-App und ziehe weiter – zunächst über Sichenhausen ins schöne Busenborn, wo das Ortsschild leider nicht zu lesen ist.

Einartshausen, Stornfels, Ulfa – wunderbare Orte in herrlicher Umgebung. Und die gute Suzi schnurrt, ohne auch nur ein einziges mal zu bocken. Manchmal geht eben doch nichts über Originalität – aber nur manchmal.

Das besonders hübsche Horlofftal durchquere ich zum großen Teil über solche Wege. Was nicht verboten ist, ist erlaubt – oder? Mit der jetzt sehr leisen Suzi kann ich doch niemanden stören.

Nahe der Heimat fahre ich nach Lumda zu Doro und Andreas. Deren Fuhrpark hat sich in den letzten Monaten enorm vergrößert und heute ist noch Andreas Bruder mit der schönen Kawa zu Besuch. Dnepr, MZ, Husquarna, Kawasaki, Honda – alles ist vertreten, darunter gleich drei Gespanne.

Letzte rast an diesem ruhigen Ort, um die per GPS mitgeschriebene Route vom Handy abzuschicken – weil ich zuhause keinen Empfang habe. Ist in kurzer Zeit erledigt und dann gehts über eine letzte Geländeeinlage heim.


Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0

Angekommen zu Hause lade ich die meine Route des heutigen Tages von der runtastic-Homepage herunter. Das waren gute 125 km bei unglaublichem Sommerwetter bis zu 29°C. Eindeutig war ich zu dick angezogen – die Rohleffjacke hatte sogar noch das Futter drin. Wenn es morgen auch so heiß wird, muss ich meine Kleidung anpassen. Das beste aber war, dass die Suzi so gut gelaufen ist – original ist eben original.

 

Im Ruheforst

Heute wird unser Freund Rainer Kauer im Laubacher Ruheforst beigesetzt – klar, dass ich mich dort von Rainer verabschiede. Ausdrücklich nicht erwünscht ist Trauerkleidung und so fahre ich mit der DR400 in den Laubacher Wald. Ich bin sicher: Das hätte Rainer gefallen, denn er war selbst ein Motorradfahrer.

Zum Ruheforst fahre ich einen kleinen Umweg und kann erst jetzt den Erfolg meiner letzten Reparaturversuche gegen das Bocken des Motors testen. Zum ersten mal läuft die kleine Suzi vernünftig und dreht komplett aus - der Rückbau der Auspuffanlage und der Austausch des Vergasers scheinen geholfen zu haben. Aber loben wir den Tag nicht vor dem Abend und genaueres kann man sicher erst nach einer längeren Probefahrt sagen. Passend zum traurigen Anlass fängt es jetzt noch an zu regnen, und ich nehme einen Waldweg, um an mein Ziel zu gelangen.

Ich fahre so weit wie möglich in den Ruheforst hinein und erst die letzten 500 m gehe ich zu Fuß. Es haben sich viele von Rainers Verwandten und Freunden eingefunden - auch das wird ihn gefreut haben. Der Abschied unter freiem Himmel mitten im Wald war in der Tat ein besonderes Ereignis und hat mir viel besser gefallen als die typische kirchliche Prozedur. Machs gut Rainer, wird sehen uns wieder.

Nach der Trauerfeier im Nieder-Ohmener Schützenhaus fahre ich noch zu Reinhard - nicht zuletzt, um auf andere Gedanken zu kommen. Wir reden ein wenig über einige spezielle Möglichkeiten der Webseitengestaltung und dann schaue ich mir das vollendete Werk von Reinhard an: Die Zwei-Flaschen-Baccardi-Honda ist jetzt komplett fahr- und TÜV-fertig. Die kleine XL ist unglaublich gut geraten und nach meiner Meinung ein kleines Meisterstück: Aus einem Haufen Schrott ein fertiges und hübsches Motorrad in weniger als einer Woche - eine reife Leistung. Jetzt muss Little Honda nur noch ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen.

Rückbau

Das Bocken und die Aussetzer meiner DR400 treiben mich schier zur Verzweiflung – und ich komme einfach nicht hinter die Ursache. Aber natürlich gebe ich so schnell nicht auf und befasse mich heute nach einer künstlerischen Pause mal wieder mit der DR.

Ich beginne mit den Ventilen, schraube den Lichtmaschinendeckel ab, um an die OT-Markierung zu kommen. Das Einlassventil stimmt, das Auslaßventil hat zu wenig Spiel. Das kann aber nicht die Ursache für das Bocken sein, jedoch möchte ich diesmal systematisch und analytisch vorgehen. Nach den Ventilen stelle ich noch die Spannung der Steuerkette nach. Kurze Probefahrt: Bockt immer noch, wenn auch etwas weniger.

Nun baue ich aus einer Ersatzmaschine den Vergaser aus, einen Mikuni VM32SS. Von dem weiß ich, dass er gelaufen hat. Eine Grundreinigung gibts aber dennoch vorher.

Der Vor- und Erstbesitzer hat den Auspuff stark modifiziert und den Motor über die Verdichtung leicht getunt. Dazu wurde der Originalvergaser komplett anders bedüst und eingestellt. Das mache ich jetzt rückgängig, d.h., ich baue den originalen Krümmer mit Vorschalldämpfer ein und dazu den Vergaser vom Ersatzmotor.

Nach dem Umbau springt die DR sofort und sehr gut an und hat auch prima Standgas. Ich lasse sie ein wenig warm laufen, damit der hitzebeständige Lack sich in Krümmer, Vorschalldämpfer und Auspuff einbrennen kann. Etwas leiser ist die Suzi jetzt natürlich durch den Vorschalldämpfer auch geworden - das hätte zwar nicht sein müssen, aber wie hieß es schon in den 70er Jahren: Less sound - more ground.

Tja, Kaltstart, Warmstart, Probelauf – alles gut und schön, aber jetzt ist eigentlich eine Probefahrt angesagt. Doch die muß ausfallen, weil der Himmel mal wieder seine Schleusen öffnet – wie so oft in diesem April. Die Testfahrt muß also ausfallen und jetzt kann ich dummerweise nicht sagen, ob meine Aktionen von Erfolg gekrönt waren. Hoffe jetzt auf den morgigen Tag.

Wechselhafte Witterung in der Wetterau

Im Gegensatz zu den letzten Tagen sieht es an diesem Sonntag Vormittag nicht gar so schlecht aus – der Wetterbericht vermeldet auch, dass es erst am Nachmittag wieder richtig fies werden soll. Und weil mir schon seit einiger Zeit eine Fahrt mit der Solo-W fehlt, wage ich es: Um 11:00 stehe ich geschniegelt und gebügelt vor meiner W und kicke sie an – unproblematisch wie gewohnt.

Ich habe heute nur ein grob umrissenes Ziel: Die Wetterau, und falls das Wetter halbwegs stabil bleibt, gibts einen Kaffee auf der Ronneburg.

Über das schöne und sanfte Tal der Horloff bin ich sehr schnell in Nidda und damit bereits in der Wetterau.

Auf der Harb muss ich tanken und just in dem Moment kommt eine Triumph aufs Gelände. Triumph in Rot und mit MTK-Kennzeichen, das könnte doch der Ludwig sein, den ich am letzten Wochenende am Oldtimer Cafe getroffen habe. Und tatsächlich, er ist es. Ludwig möchte auch heute wieder zum OTC, ich dagegen weiter in die Wetterau hinein.

Über die Allee mit den Eichen fahre ich nach Bad Salzhausen und von dort aus weiter nach Nidda. Vielleicht treffe ich heute meinen alten Bekannten Michael und kann mit ihm über den Verkauf seiner alten XT350 reden.

Hinter Nidda wirds plötzlich derart dunkel und windig, dass ich in einem Schlenker wieder Richtung Heimat abdrifte. Das Wetter verspricht, schneller als erwartet unfreundlich zu werden. Bei Eichelsdorf entdecke ich ein neues und sehr schön gebautes Stauwerk.

Jetzt gehts aber rasend schnell mit den Veränderungen der Jahreszeit: Plötzlich ist das Gras überall frisch und hellgrün, die ersten Blüten zeigen sich und auf den Rapsfeldern wird es gelb. Es ist eben April, der Monat des Öffnens.

Nahe Wingershausen kippt das Wetter jetzt endgültig - natürlich ins Schlechte. Wingershausen gehört ja zu Schotten, und damit passt wieder alles zusammen: Schotten - Schottland - England - Regen. Aber das natürlich in herrlicher Umgebung, und das versöhnt mich mit dem Regen. Was soll's, werde ich eben nass.

Regenklamotten habe ich selbstredend nicht dabei, dazu habe ich den ungünstigsten Helm überhaupt aufgesetzt: Den Chromwell. Bleibt also nur, einen flotten Weg nach Hause zu nehmen. Schotten, Falltorhaus, Freienseen - ist nicht wirklich weit, aber dank des strömenden Regens komme ich nicht sehr flott voran. Und der Regen knallt und sticht im Gesicht - aber halt, das ist kein Regen, das ist eine Mischung aus Hagel und Schnee. Naja, zuhause angekommen ist alles durch und klatschnass. Unterwegs kommen mir noch zwei Kollegen vom Grünberger AMC mit Russen- und Chinesenboxern entgegen - denen ist das Wetter auch egal.

Die schöne W ist durch und durch eingesaut, Jacke, Hose, Handschuhe und Stiefel sind triefnass und der Hagel hat mir ordentlich das Gesicht massiert. Alles in allem also ein richtig netter Sonntagsausflug - nur ein bisschen zu kurz.


Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0

Auch heute habe ich die Route wieder per Handy mitschreiben lassen, das klappt jetzt prima. Und die kleine Statistik dazu ist auch ganz interessant.

 

Adieu, Silverstar-Gespann

Dieser Samstag beginnt unfreundlich – sehr unfreundlich. Es ist ekelhaft kalt, es stürmt und immer wieder kommen starke und lang anhaltende Regen- und Hagelschauer herunter. Dabei ist natürlich alles grau in grau, was es der aufkommenden Depression sehr leicht macht, Besitz von mir zu ergreifen. Und an so einem Tag wird mein Silverstar Gespann abgeholt – das Leben ist manchmal grausam.

Ein Abschied an so einem Tag ist doppelt schlimm – und nur der Gedanke an mein wunderbares W650 Gespann kann mich ein wenig aufheitern.

Um das MZ-Gespann aus der Scheune zu schieben, muss der gesamte Fuhrpark aus dem Weg geräumt werden.

Immerhin hört zwischendurch auch mal für kurze Zeit der Regen auf.

Ich setze mich einen Augenblick zum Gespann und denke an die vielen schönen Fahrten, die wir zusammen gemacht haben. Dabei hat mich die Silverstar nie, wirklich nie, im Stich gelassen. Und was haben wir alles gesehen dabei: Glesien, Sosa, Heiligenstadt, Edersee, die Rhön, den Taunus, das Weserbergland – ich habe meine Heimat dank der MZ mit anderen Augen gesehen und viel Neues kennen gelernt. Aber wie alles im Leben ist auch so etwas im Fluß und es geht weiter – anders, aber es geht weiter.

Die Ankunft des Motorrad-Spediteurs reißt mich aus meinen nostalgischen Gedanken. Die Firma Lutz Wallner Motorradtransporte kommt mit perfekter Ausrüstung, der Inhaber fährt selbst Motorrad und ist ein absoluter Transport-Profi. Ruckzuck verschwindet mein Gespann im Hänger, ein paar Formalitäten werden erledigt und dann reden wir noch ein gutes Stündchen über unser gemeinsames Hobby.

Und dann der Höhepunkt der Aktion: Mein neues Motorrad wird ausgeladen und auf den Hof geschoben: Ein todschicker Chopper namens BigDog mit SiS-Motor und in unglaublich wertiger Verarbeitung. Endlich habe ich das Fahrzeug meiner Träume gefunden und bekommen.

OK, das war jetzt natürlich der reine Schwindel. Wir müssen lediglich den BigDog aus dem Hänger schieben, um das Silverstar Gespann ordentlich zu verstauen. Nach wie vor bin ich kein Freund der Chopper, muß aber zugeben, dass dieser BigDog mit dem fetten V2-Motor einen starken Reiz ausübt – und die Verarbeitung ist wirklich perfekt – ohne Fehl und Tadel.

Damit ist für mich das Kapitel MZ-Gespann abgeschlossen. Es war eine wunderschöne Zeit mit den Rotaxen, aber ich fühle, dass es Zeit für etwas neues ist.

Der Tag ist jedenfalls noch jung und eine weitere Aktion steht auf dem Programm: Ein Schrauber-Einsatz in Ilsdorf, zu dem Thomas geladen hat. Es geht heute wieder einmal um Enduros – wie meist in Ilsdorf.

So empfängt mich Ilsdorf heute: Arbeitsplätze mit zwei Enduros, aber auch ein bereits gedeckter Tisch für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.

An der kleinen XL soll die Schwinge ausgebaut und überprüft werden – alles andere hat Reinhard bereits in den letzten Tagen erledigt.

An der großen XL sind die Stehbolzen der Krümmerbefestigung marode und deshalb sollen die Gewinde im Alu mit BearCoil-Einsätzen gepanzert werden.

Jeder wie er kann: Anspruchsvolle und weniger anspruchsvolle Tätigkeiten werden ohne Murren ausgeführt.

Wer arbeitet, muß auch ordentlich essen, und auch das kommt heute nicht zu kurz.

Suse macht sich auf den Heimweg – sie ist heute nicht 100%ig fit und das zeigt sich daran, dass die XL nicht auf den ersten Kick anspringt. Vielleicht liegts aber auch gar nicht an Suse, sondern an Little Honda, die einfach rumzicken will. Motorräder können schliesslich genauso wetterfühlig sein wie ihre Besitzer.