Dieser Samstag beginnt unfreundlich – sehr unfreundlich. Es ist ekelhaft kalt, es stürmt und immer wieder kommen starke und lang anhaltende Regen- und Hagelschauer herunter. Dabei ist natürlich alles grau in grau, was es der aufkommenden Depression sehr leicht macht, Besitz von mir zu ergreifen. Und an so einem Tag wird mein Silverstar Gespann abgeholt – das Leben ist manchmal grausam.
Ein Abschied an so einem Tag ist doppelt schlimm – und nur der Gedanke an mein wunderbares W650 Gespann kann mich ein wenig aufheitern.
Um das MZ-Gespann aus der Scheune zu schieben, muss der gesamte Fuhrpark aus dem Weg geräumt werden.
Immerhin hört zwischendurch auch mal für kurze Zeit der Regen auf.
Ich setze mich einen Augenblick zum Gespann und denke an die vielen schönen Fahrten, die wir zusammen gemacht haben. Dabei hat mich die Silverstar nie, wirklich nie, im Stich gelassen. Und was haben wir alles gesehen dabei: Glesien, Sosa, Heiligenstadt, Edersee, die Rhön, den Taunus, das Weserbergland – ich habe meine Heimat dank der MZ mit anderen Augen gesehen und viel Neues kennen gelernt. Aber wie alles im Leben ist auch so etwas im Fluß und es geht weiter – anders, aber es geht weiter.
Die Ankunft des Motorrad-Spediteurs reißt mich aus meinen nostalgischen Gedanken. Die Firma Lutz Wallner Motorradtransporte kommt mit perfekter Ausrüstung, der Inhaber fährt selbst Motorrad und ist ein absoluter Transport-Profi. Ruckzuck verschwindet mein Gespann im Hänger, ein paar Formalitäten werden erledigt und dann reden wir noch ein gutes Stündchen über unser gemeinsames Hobby.
Und dann der Höhepunkt der Aktion: Mein neues Motorrad wird ausgeladen und auf den Hof geschoben: Ein todschicker Chopper namens BigDog mit SiS-Motor und in unglaublich wertiger Verarbeitung. Endlich habe ich das Fahrzeug meiner Träume gefunden und bekommen.
OK, das war jetzt natürlich der reine Schwindel. Wir müssen lediglich den BigDog aus dem Hänger schieben, um das Silverstar Gespann ordentlich zu verstauen. Nach wie vor bin ich kein Freund der Chopper, muß aber zugeben, dass dieser BigDog mit dem fetten V2-Motor einen starken Reiz ausübt – und die Verarbeitung ist wirklich perfekt – ohne Fehl und Tadel.
Damit ist für mich das Kapitel MZ-Gespann abgeschlossen. Es war eine wunderschöne Zeit mit den Rotaxen, aber ich fühle, dass es Zeit für etwas neues ist.
Der Tag ist jedenfalls noch jung und eine weitere Aktion steht auf dem Programm: Ein Schrauber-Einsatz in Ilsdorf, zu dem Thomas geladen hat. Es geht heute wieder einmal um Enduros – wie meist in Ilsdorf.
So empfängt mich Ilsdorf heute: Arbeitsplätze mit zwei Enduros, aber auch ein bereits gedeckter Tisch für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.
An der kleinen XL soll die Schwinge ausgebaut und überprüft werden – alles andere hat Reinhard bereits in den letzten Tagen erledigt.
An der großen XL sind die Stehbolzen der Krümmerbefestigung marode und deshalb sollen die Gewinde im Alu mit BearCoil-Einsätzen gepanzert werden.
Jeder wie er kann: Anspruchsvolle und weniger anspruchsvolle Tätigkeiten werden ohne Murren ausgeführt.
Wer arbeitet, muß auch ordentlich essen, und auch das kommt heute nicht zu kurz.
Suse macht sich auf den Heimweg – sie ist heute nicht 100%ig fit und das zeigt sich daran, dass die XL nicht auf den ersten Kick anspringt. Vielleicht liegts aber auch gar nicht an Suse, sondern an Little Honda, die einfach rumzicken will. Motorräder können schliesslich genauso wetterfühlig sein wie ihre Besitzer.