In den Taunus und die Lahn entlang

Die ersten Planungen für den Sonntag gingen in Richtung einer Fahrt in den Thüringer Wald. Aber nach einem Telefonat am Samstag mit Jürgen aus Reiskirchen schwenkten wir um: Wir fahren in den Taunus! Sehr gut, denn da komme ich nur sehr selten hin und kenne mich überhaupt nicht aus. Es wird Zeit, dass sich das ein wenig ändert und so verabrede ich mich mit Jürgen und seiner 500er Rotax-MZ für 10:00 zu einer Tagestour in den Taunus und die Lahn entlang.

Als ich um 9:30 starte, liegt noch jede Menge Nebel (hessisch Nebbel) in der Luft. Das typische Nebelloch ist ja bekanntlich der Giessener Raum, da erwarte ich richtig ekelige Verhältnisse. Aber erstmal nach Reiskirchen zu Jürgen. Kurz vor 10:00 bin ich bei ihm und erfahre als erstes, dass der Anlasser seiner Rotax nicht mehr arbeitet.

Kurz vor 10:00 in Reiskirchen. Der Anlasser von Jürgens Rotax tuts nicht mehr, aber wir bekommen den Motor auch mit dem Kickstarter ganz gut an. Das bedeutet heute jede Menge Kickerei für Jürgen. Aber nach diesem Tag wird er die Rotax Kick-Zeremonie aus dem FF beherrschen.

Erster Stop hinter Langgöns, direkt gegenüber dem Moto Cross Gelände des AMC Langgöns. Wir hören das Bollern der grossvolumigen Zweitakt-Crosser, aber zu sehen ist nix: Zu dichter Nebel! In den Wäldern sehe ich quasi gar nichts mehr, weil das Visier von Aussen und von Innen beschlägt. Aber so ganz langsam häufen sich die sonnigen Abschnitte.

Neuorientierung in Weilmünster. Jürgen kennt das Städtchen von einem Klinikaufenthalt vor einigen Jahren.

Diese Klinik, kurz "Die Anstalt" genannt, ist richtig schön: Alte Gebäude in parkähnlicher Umgebung.

Unser erstes Ziel, das Cafe Waltraud, fahren wir nicht direkt sondern über Umwege über Laubuseschbach an. Den Namen dieses Ortes kenne ich seit 40 Jahren. In alten Motorrad-Zeitschriften wurde in den 50er und 60er Jahren regelmässig über den Moto Cross Lauf dort berichtet. Und jetzt bin ich zum ersten mal da! Unterwegs begegnen wir immer wieder Porsches, die wohl eine Art Zielfahrt veranstalten.

Einfahrt in den Ort Haintchen. Irgendwoher kenne ich auch diesen Namen, aber es will mir nicht einfallen, woher. Aber Eichy sei dank weiss ich es jetzt: Der Vater des Emmendiesel-Projekte TS406 (madmec) kommt daher! Von hier sind es nur noch wenige Kilometer nach Weilrod ins Cafe Waltraud. Was hier nicht alles Weil... heisst: Weilburg, Weilrod, Rod am Weil, Weilmünster - alles wegen eines kleinen Flüsschens namens Weil.

Das Cafe Waltraud! Hab ich mir ganz anders vorgestellt, aber es handelt sich um einen ehemaligen Pferdestall in einem Hinterhof. Ohne Beschilderung findest Du da niemals hin. Aber es herrscht eine gute Atmosphäre und alle Tische und Bänke sind von Bikern besetzt. Hier werden wir wohl nichts zu essen bekommen und entschliessen uns daher, nach Bad Camberg zu fahren und dort zu speisen.

Beratung im Wald und Anruf bei Jürgens Gattin: Wir überlegen, die Firma Sommer in Idstein zu besuchen und uns im Schaufenster die Enfield India anzuschauen. Bis uns Susanne am Telefon erzählt, dass die Forma Sommer in Eppstein ist. Das war nix, also bleibts bei dem Plan, in Bad Camberg zu speisen. Wir nehmen die erste Currywurstbude des Ortes und bereuen es nicht.

Nach dem Genuss der Bad Camberger Currywurst zirkeln wir weiträumig nach Runkel und fahren direkt die alte Burg an, die hoch über der Lahn trohnt. Die schönen Türme am Eingang sind mit einem Baugerüst versehen, so dass der Anblick nicht ganz so toll ist.

Der innere Teil der Burg mit dem Burggarten sieht dafür umso besser aus. Auf eine Besichtigung verzichten wir und spazieren ein wenig durch die Altstadt um die Burg herum.

EIn Stück unterhalb der Burg kommen wir zum ersten mal an diesem Tag direkt an die Lahn. Ein schöner Fluss, und das Wasser zieht Motorradfahrer offensichtlich magisch an. Ab jetzt werden wir der Lahn einige Kilometer folgen.

Folgen wir also der Lahn ein wenig. Den nächsten Halt haben wir hier in Aumenau an der Anlegestelle mit den Viadukt-artigen Brücken.

Heute ist auf der Lahn recht wenig los, aber im Sommer wird der Fluss mit Booten, Kanus oder Kajaks stark bewandert. Jürgen hat solche "Lahnwanderungen" mit einem Kajak schon mehrfach gemacht und für mich könnte ich mir das auch gut vorstellen.

Ein Kanu wäre mir allerdings noch lieber - ist uriger und weckt Erinnerungen an alte Indianerspiele.

Wir folgen der Lahn auf kleinsten Strassen noch ein paar Kilometer und peilen als nächsten Ort Fürfurt an.

Das ist eigentlich ein lausiges kleines Dorf ohne irgend eine Besonderheit - bis auf eine Bootsanlegestelle. Darum herum haben sich nette Lahn-Lokale angesiedelt. Auch wir kehren hier auf einen heissen Kaffee ein.

Bis nach Weilburg bleiben wir mehr oder weniger nah an der Lahn. Hier zeigt mir Jürgen Deutschlands einzigen Schiffstunnel. Aufgrund einiger Wehre in Weilburg wurde ein Bypass geschaffen und der Schiffstunnel gleicht den Höhenunterschied aus. Spannende Sache.

So sieht der Schiffstunnel aus. Interessant, aber innen drin auche in wenig unheimlich. Wer unter Klaustrophobie leidet, wird seine Probleme damit haben, in diesem dunklen und nassen Loch eine halbe Stunde auf das Öffnen der Schleusentore zu warten.

Ab Weilburg verlassen wir den schönen Taunus und fahren über den Schöffengrund, Langgöns und Lich zurück. Hier muss ich nach 230 km tanken und Jürgens und mein Weg trennen sich hier. Jürgen fährt nach Reiskirchen und ich durch den Laubacher Wald nach Mücke. Um 18:30 ist die schöne Taunusfahrt beendet.

Meine Silverstar hat erneut perfekt durchgehalten und auch der neue elektronische Tacho von Nova MMB hat keinerlei Zicken gemacht. Das silberne Kunstwerk aus dem Hause MZ ist schon eine feine Maschine. Ist mir viel lieber als jede Holz-Art.

Das letzte Foto des Tages bereits in der Gemarkung Mücke. Etwas später erfahre ich über eine email von Jürgen, dass lediglich der Magnetschalter seines Anlassers gehangen hat. Das hätten wir auch unterwegs mal testen können, aber Jürgen wollte heute wohl ganz gerne kicken.