Zum Frühjahrstreffen des Dreiradler-Forums

Hab mich mit Ralf aus Wolfhagen und Nachbar Egon zu einem gemeinsamen Besuch des Frühjahrstreffen der Dreiradler verabredet. Völlig klar, dass ich mal wieder keinen Preis für die weiteste Anfahrt gewinnen werde: Das Treffen findet erneut im Oldtimer Cafe an der Herrchenhainer Höhe statt – knapp 50 km entfernt. Morgens um 8:00 taucht Ralf aus Wolfhagen mit Hund Rocco (reinrassiger Irischer Foxhound mit spanischem Blut) auf. Nach einem Kaffee bei Egon brechen wir auf. Egon setzt sich überraschenderweise nicht aufs Gespann sondern nimmt die F800 – mit fadenscheinigen Ausreden. In Wahrheit hat der Bursche aber nur Skrupel, sein vom Wintersalz arg zerfressenes Yamahagespann einem fachkundigen Publikum zu zeigen. Dabei ist der Salzfrass doch eigentlich ein Ehrenzeichen und zeigt, dass das Gespann immer und überall bewegt wird. Aber wenn Egon nicht will, dann will er nicht. Also zuckelt er mit seinen 85 PS hinter uns kleinen Gespannen her. Erschreckend ist meine heutige Unsicherheit mit dem Gespann. Speziell um die Rechtskurven eiere ich nur so herum. Das muss besser werden. Aber dennoch kommen wir an: Ein Heimspiel: Das Frühjahrstreffen des Dreiradler Forums.

Aus rein humanistischen Gründen und aufgrund seiner philantropischen Einstellung hat Egon darauf verzichtet, um 6:00 auf dem Zeltplatz am Oldtimer Cafe aufzutauchen und die friedlich schlummernden Dreiradler zu wecken. Statt dessen laufen wir gegen 10:00 auf der Herrchenhainer Höhe ein und geraten in die langsam anlaufenden Frühstücksaktivitäten. Auch die ersten bekannten Gesichter tauchen auf und man erfährt erste Neuigkeiten. Schliesslich haben wir die meisten der Dreiradler ein Jahr lang nicht leibhaftig gesehen. Für Ralf ist es sogar das erste Treffen der Dreiradler.

Der Parkplatz am Oldtimer Cafe ist noch ziemlich leer, als wir gegen 10:00 einlaufen.

Das schicke GN250-Gespann von Ralf wird allgemein bewundert. Sieht aber auch wirklich richtig gut aus.

Eine Familienkutsche muss nicht zwangsläufig ein Van oder ein Kombi sein.

Töchter im Teenageralter haben erreicht, dass eine kleine (japanische?) Comicfigur den Velorex-Seitenwagen ziert.

Für Beiwagenhund Rocco ist der Tag ein echtes Erlebnis: Spannende Fahrt, neue Bekanntschaften, grosse Wiese, leckere Hundekuchen - Hundeherz, was willst Du mehr!

Schönes R100 Gespann in meiner Lieblingsfarbe. So gefällt mir ein 2V-Boxer.

Gruppenbildung auf der Zeltwiese.

Raumprobleme kann Nattes mit dem W650-Gespann mit Lastenseitenwagen nicht kennen.

Zwei Boxer-Gespanne aus dem Schwabenland.

Heute etwas indisponiert: Das KTM-Gespann von Roll. Was fehlt dem Gefährt?

Scheinbar hat ein ungeeigneter Regler die Gel-Batterie zerkocht. Regelrecht aufgeblasen und die Kapazität wirkt auch schon leicht reduziert.

Egon und Roll besorgen im Grünberger Herculesmarkt eine neue Autobatterie. Der erfolgreiche Einbau wird mit einem Gläschen Rotwein gefeiert. Offensichtlich hat der Kellner das Serviertuch liegen lassen. Und so entstand dieses Stilleben.

Niedersächsisch-Schwäbische Verbrüderung. Allerdings wird unsere Regina bald zu den Hessen gehören.

Zwei Fahrensmänner! Und der (liebe?) Schrat in diesem Jahr mit Vollbart und Haarmähne. Hätte ihn beinahe nicht erkannt.

Das Dreiradler-Forum ist international. Neben dem United Kingdom waren auch die Niederlande vertreten und ich meine, auch ein Schweizer Gespann gesehen zu haben.

Das Rotax-Gespann mit Richterkabinennachbau von Fäärt.

Was macht Jules mit einer leeren Flasche am Gespann vom Schrat?

Beim Anblick von Pewibros Vmax-Gespann kommt mir mein Rotax-Gespännchen richtig mickrig vor.

Kennzeichen RE: Ein Gespann aus der alten Heimat.

Die Ruhe, die dieses Bild vermittelt, habe ich während des gesamten Tages verspürt.

Niedersächsiches Gruppenbild mit Dame(n)

Lieber als diese SR500 hätte ich das XS650-Gespann von Andreas, dem kahlgryndigen, gesehen. Ist aber wohl noch in Arbeit.

Haunis Guzzi ist ein Gespann nach meinem Geschmack. Wenn ich meinen Ostböcken mal untreu werde, dann entweder mit einer W 650 oder einer 2-Ventil Guzzi.

Für mich das Mega-Ereignis dieses Tages: Nach fast 25 Jahren hab ich Horst Schäfer aus Maar wieder getroffen. Wir haben stundenlang gequatscht, aber das hätte noch ewig so weitergehen können.

Beim Betrachten des netten SR-Gespanns läuft eine Gruppe Harley-Chopper ein. Rocker oder Zahnwälte, dass ist hier die Frage.

Gewaltiges HU-Gespann mit 1000er MZ-Motor und eingebauter Wüstentauglichkeit. Wirkt wie aus dem Vollen gefräst und schafft Vertrauen.

Preisfrage: Wer ist der Träger dieser Special Sidebike-Boots? Ein Tipp: Es handelt sich nicht um einen Niederländer.

Was soll ich sagen, ich mag einfach kleine, einfache Gespanne.

Dieselross mit Hatz-Zweizylinder im russischen Rahmen. Bei den aktuellen Spritpreisen eine überlegenswerte Alternative.

Ein Antriebskonzept von unbeschreiblicher Schönheit: Königswelle der W 650.

Wolle und Fäärt werde ich schon in 14 Tagen auf dem MZ-Forumstreffen im Erzgebirge wiedersehen - so Gott will.

Fotogen: Wie hingegossen präsentieren sich die beiden Ladies mit der Honda.

Mit dem Gespann den Frühling erfahren

Für einen Freitag bin ich heute lange im Büro geblieben, musste ja auch mein neues Zimmer beziehen. Schöner, grosser Raum mit viel Platz für kommunikationstechnisches Equipment. Da macht’s Arbeiten doch glatt noch mal so viel Spass. Und dann ist das Wetter heute richtig klasse, auch wenn ab und zu mal kurze, warme Schauer niedergehen. Deshalb schwinge ich mich um 17:30 auf das Silverstar Gespann. Will nur ein bisschen durch die Landschaft cruisen, aber ich halte meinen Vorsatz ein: Für weniger als 50 km werfe ich den Rotax nicht an. Und siehe da, es werden exakte 100 km. Und unterwegs bemerke ich etwas Seltsames: Alles ist grün, es blüht in allen Farben. Es wird doch nicht Frühling werden?

Aber es könnte tatsächlich so sein! Es ist insgesamt wärmer geworden, es hat in den letzten Tagen viel geregnet, so dass die Vegetation fast subtropenhaft ins Kraut geschossen ist. Wurde aber auch wirklich Zeit. Die graue Umwelt der letzten Monate hat sich endlich verändert. Wie jedes Jahr zeigt es sich auch diesmal: Der Mai ist einfach die schönste Zeit des Jahres – auch wenn es erst Ende April ist.

Nachdem der Blick für die Erscheinungen des Frühlings geschärft ist, entdecke ich bei jedem Halt eindeutige Anzeichen: Irgendwelches gelbe Kraut blüht bei Beuern.

In der Nähe von Bersrod sind diese Sträucher voller weisser Blüten. Im Vogelsberg, nur wenige Kilometer entfernt, ist die Vegetation noch nicht ganz so weit.

Gelb-blühender Strauch nahe Climbach in der Rabenau.

Selbst mitten im Wald ist bereits alles Grün. Letzte Woche war das hier noch alles schmuddelig-grau.

Green green gras of home - oder im Herzen der Natur. Bin jetzt 2 km vor Lich und drehe ab in Richtung Heimat. Ab Grünberg kommt noch ein schöner Regenguss runter, aber was macht das schon. Zuhause noch schnell den Luftdruck überprüft und den Scheinwerfer (endlich) vernünftig eingestellt. Alles für die Fahrt morgen früh ins Oldtimer Cafe, zum Treffen des Dreiradler Forums. Wenn alles klappt, werden wir morgen mit 3 Gespannen dort hintuckern: Egon mit der 750er XV, Ralf aus Wolfhagen mit der 250er Suzie GN und meine Wenigkeit mit dem 500er Rotax. Illustre Mischung!

Täler des Vogelsberges

Endlich mal richtig schönes Wetter an einem Freitag in diesem veregneten Frühling. Mache daher früh Feierabend und es gelingt, kurz nach 16:00 zu einer kleinen Tour mit der Silverstar aufzubrechen. Schon auffällig, wie wenig ich dieses Jahr solo fahre – und das ist nicht ausschliesslich dem lausigen Wetter zuzuschreiben. Aber heute bleiben die Gespanne im Stall. Riesentouren sind natürlich nicht drin, aber so 120 km durch verschiedene Täler des Vogelsberges.

Die heutigen 120 km führen mich durchs Antrifttal, das Schwalmtal und das Feldatal. Zurück gehts dann über Ulrichstein und das Ohmtal. Ingesamt ist spürbar, dass ich durch den langen Winter noch etwas eingerostet bin, richtig flüssig läuft die Sache heute wahrlich nicht. Dann merke ich, dass die Silverstar beim Ankicken nur mit etwas Gas anspringt. Das muss so nicht sein und deutet darauf hin, dass ich mal nach dem Vergaser sehen muss. Ein Tick fetter oder ein wenig mehr Standgas, dann sollte das Ankicken auch ohne Drehen am Gasgriff möglich sein. Ach ja, und nach dem Gabelöl werde ich mal sehen. Kommt mir jetzt etwas schwammig vor.

Im Antrifttal bei Ohmes ist die Strasse wie beinahe immer menschenleer. Noch 4 Wochen, dann umgibt dich an dieser Stelle dichtes und sattes Grün - hoffentlich.

Im Feldatal verlasse ich den Asphalt und raste kurz an dieser alten Brücke über die Felda. Hätte ich jetzt eine Country, würde ich dem unbefestigten Weg weiter folgen. Aber nicht mit der Silverstar.

Es dauert relativ lange, bis der Rotax-Motor seine 80 Grad Öltemperatur erreicht hat. Aber dann werden die Krümmer richtig schön blau und zeigen an, dass die Maschine ordentliche Temperaturen erreicht hat. Irgendwann hätte ich an dieser Stelle gern doppelwandige Edelstahlkrümmer von Peppmöller aus Schwalmtal - aber das am Niederrhein, nicht unser hessisches.

 

 

Egons Gespannumbau der 500R

Egon und ich sind uns ruckzuck einig geworden, und damit ist der Deal gelaufen. Die kleine Jawa habe ich aber trotzdem nicht gekauft – plötzlich sehe mein Heil eher in der Beschränkung. Und dann ist da ja noch die DKW 175 S von Hermann aus der geheimnisvollen Scheune in Niedersachsen. Nehm ich doch den gewonnenen Platz lieber dafür. Doch das wird ein anderes Thema sein.
Die Aktion „Rotax Gespann für Egon“ haben wir auf jeden Fall direkt in Angriff genommen. Vorhanden sind: Die Rotax MZ, der Velorex-Rahmen, ein paar Anschlussteile, 2 weitere Rotax Räder, ein Gabelstabilisator. Egon hat abends direkt mit Edmund Peikert telefoniert, der ihm kurzfristig die wichtigsten Anschlussteile für die Maschine liefern wird. Ich sehe das Gespann vor meinem geistigen Auge schon rollfertig aus der Werkstatt kommen – und zwar noch im Januar. Hoffe natürlich auch auf ein paar nette Gespannausflüge mit Ruth und Egon. Mit ihrem jetzigen XV-Gespann trauen die beiden sich ja nicht weiter als 20 km von zuhause weg.

Mit dieser kleinen Jawa aus der Nähe von Bad Hersfeld fing diese Geschichte an. Hab sie dann aber nicht gekauft, obwohl sie mir ausnehmend gut gefallen hat. Die Jawas haben einfach was.

Die 500 R und den Velorex-Rahmen mal schnell nebeneinander aufgebaut. An den Rahmen kommt ein MZ-Rad von Knut und das steht dem Gespann sehr gut.

Sieht schon aus wie ein Gespann - so ähnlich fing meine Aktion "Silverstar-Gespann" auch an. Das Gussrad von Knuts alter Rotax passt wie angegossen an den Velorex-Rahmen. Anschlussteile hat Egon bestellt, wahrscheinlich gehts recht flott weiter.

Während der vergangenen Woche sind einige Pakete und Päckchen eingetrudelt (von Edmund Peikert und ENTE kamen die wichtigsten) und Egon hat sich über einige der Blechteile hergemacht und die Vorbereitungen zum Lackieren geschaffen. Egon möchte derzeit NUR gelbe Motorräder und so kam erstmal ein gelbes Teil an die Rotax. Jetzt kann man schon erkennen, wie die Gelbe Gefahr (RAL 1007) mal aussehen wird.

Auch weniger wichtige Arbeiten konnten abgeschlossen werden: Neue Simmerringe und neues Öl für die Gabel sowie der vordere Seitenwagenanschluss sind erledigt und abgehakt.

Ebenfalls erledigt: Kugelbolzen für die Schwinge und 16er Ritzel. Zum einfachen Wechsel des Ritzels gibt es ein paar Bildchen weiter zusätzliche Informationen.

Der Seitenwagenanschluss für den Rahmenunterzug und das Verlegen der Hupe stellen natürlich kein grosses Problem dar.

Zum Wechsel des Ritzels: Einfach die 30er Mutter gelöst und das Ritzel abziehen - so könnte es sein. Aber diese Mutter widersetzte sich allen Bemühungen - 2 Tage lang. Wir gingen die Sache mit Verlängerung, mit noch längerer Verlängerung, mit Wärme, einem Schlagschrauber und einem Meißel an - vergebens. Erst mithilfe einer dritten Person gelang die Operation: Einer hält das Motorrad, einer blockiert das Hinterrad und der dritte löst mit ca. 1,5 m Verlängerung die Mutter. Mit gewaltigem Knacken gibt das Mistvieh endlich auf.

Einige wichtige Teile wie die ETZ-Schwinge fehlen noch, deshalb wird der Seitenwagen mal ansatzweise angehängt. Ob unter diesen bierträchtigen Umständen aus den Teilen jemals ein lauffähiges Gespann wird - Zweifel sind angebracht.

Markenprodukte unter sich: Ostdeutsches Motorrad, Tschechischer Seitenwagen und Öttinger Pils. Eventuell wäre noch Original Pilsener Urquell denkbar, aber das hatten wir nicht vorrätig.

An einigen Abenden der letzten Woche haben Egon und ich weiter an der "Gelben Gefahr" gearbeitet. Die nagelneue ETZ-Schwinge ist eingebaut und sieht äusserst vertrauenerweckend aus.

Entgegen ersten Plänen hat Egon die 500 R doch selbst lackiert, und zwar mit der Sprühdose. Sieht aber trotzdem ganz gut aus und das RAL 1007 steht der MZ wirklich gut.

Gelbe MZ und grüner Egon - grün hinsichtlich der Fargebung der Jacke aus dem Frankonia Katalog und hinsichtlich der politischen Richtung. Die roten Räder sind aber nur provisorisch und die gesamte Farbgebung hat nichts mit einer möglichen Ampel-Koalition zu tun. Obwohl morgen bei uns in Hessen Landtagswahlen sind und die Ampel als eine mögliche Option gehandelt wird.

Mitte Juni ist das Gespann zu 99% fertig, es rollt auf 3 Rädern und es sind nur noch wenige Kleinigkeiten dran zu machen.

Ich muss mich korrigieren: Die Gelbe Gefahr sieht keineswegs wie ein Postfahrzeug aus, sondern wie ein ADAC-Strassenwacht-Gespann aus den 50er Jahren.

Durch die kräftige ETZ-Schwinge gewinnt das Gespann an Stabilität und bekommt einen etwas längeren Radstand. Die Federbeine werden später noch Schutzhülsen bekommen - natürlich auch in Gelb.

Der Seitenwagen ist ein Velorex 562-Rahmen, auf den ein verstärktes Superelastik-Boot montiert wurde. Das Boot wurde ca. 5 cm tiefer gelegt, indem die Befestigungsbleche am Rahmen entfernt wurden. Das Boot ist mittels VA-Schellen am Rahmen verschraubt. Gibt eine schön tiefe Fuhre. Das SW-Rad ist von der MZ TS 250. Passt wunderbar auf die Velorex-Bremse.

Mechanische Seitenwagenbremse, mit der Hinterradbremse der Maschine gekoppelt. Sehr robuste Konstruktion, die eindeutig auf Egons Tätigkeit in der Landwirtschaft hinweist.

Breiter ALU-Lenker (knapp 800 mm) von Spiegler. Der Originallenker war krumm, was ich bei den Solofahrten vorher nie bemerkt hatte.

Der Sitz ist ein DDR-Küchenstuhl aus den 60er Jahren. Robust und bequem.

Seitenwagenbeleuchtung aus der Landwirtschaft. Mit diesen Bildern schliesse ich das Kapitel MZ 500 R für mich ab, jetzt ist es wirklich Egons Maschine geworden. Der Bursche hat einen prima Gespannumbau gemacht.

 

 

Tour de Muck

Ein Wochentag mit Zeit zum Fahren, das ist selten, das wird ausgenutzt. Die Wetterprognose ist mit 54 % Regenwahrscheinlichkeit eher mäßig, aber das nehme ich heute in Kauf. Zuerst muss ich nach Schotten zum Fahrradhändler Büchner. Der soll die 2 MZ-Räder, die ich schonmal eingespeicht und grob zentriert habe, nun verfünftig zentrieren. Mal sehen, wie das klappt. Er will das innnerhalb einer Woche erledigen. Und danach habe ich mir vorgenommen, sämtliche Mücker Ortsteile (12 an der Zahl) in einer Rundfahrt anzufahren. Natürlich bin ich in jedem der Orte schon gewesen, aber alle Mücker Ortsteile direkt nacheinander, das hatte ich noch nicht. Bin gespannt, wie lang die Fahrt wird. Nach Schotten gibt es also eine Tour de Muck.

Nach Schotten nehme ich einen ziemlich direkten Weg über Freienseen. Bei Gonterskirchen komme ich so automatisch auf die berühmt/berüchtigte „Rennstrecke“ zwischen Laubach und Schotten. An Wochenenden meide ich diese Strecke wie der Teufel das Weihwasser, aber ich denke, an einem Mittwoch Morgen um 9:00 kann ichs riskieren. Und wahrhaftig: Null, nada, kein einziges Motorrad, nur ganz wenige PKW. Die Strecke zeigt jetzt ihr wahres Gesicht: Eine herrlich gewundene Bundesstrasse durch eine atemberaubend schöne Gegend. Und mit dem ES 250/1 Gespann ist auch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h völlig unproblematisch.

So stellt sich die berüchtigte Raserstrecke heute dar: Menschen- und vor allen Dingen Biker-frei.

Das Bikerhaus, der erste Motorradtreff an der Strecke: Kein Bike weit und breit. Wie schön!

Das gleiche Bild am Falltorhaus: Menschenleer, kein Bike, kein Trubel. Von hier sind es bis Schotten nur noch ein paar Kilometer. Die Räder sind ruckzuck abgeliefert und es geht die gleiche Strecke zurück - weils so schön war. Bei Laubach biege ich nach Lauter ab, um dort beim Bosch-Dienst die bestellten bistabilen Kfz-Relais abzuholen. Sind natürlich nicht da, aber irgendwie hatte ich das erwartet. Also doch übers Internet bestellen.

Und jetzt die Tour de Muck. Beginnen soll sie in meinem Heimatort Nieder-Ohmen, also erst mal dorthin zurück. Ich kann verraten, dass meine Tour de Muck am Ende über 50 km lang geworden ist - und das nur innerhalb der Grossgemeinde Mücke. Zusammen mit der Schottenfahrt waren dann dann heute ca. 130 km, das meiste davon in bester Blümchenpflückermanier.

Hier in Nieder-Ohmen beginnt meine Tour de Muck. Nieder-Ohmen ist mit 2500 Einwohnern der grösste Ort innerhalb der Gemeinde und sogar das grösste Dorf des Vogelsberges.

Die nächste Station ist Kirschgarten, ein winziges Örtchen. War mal ein wenig bekannt durch ein Biker-Hotel, dass sich aber trotz guter Küche und netter Wirte nicht gehalten hat. Schade drum.

Wettsaasen, der nächste Ort, ist ähnlich winzig wie Kirschgarten. Ich kenne dort eigentlich nur die wunderbar auf einer Anhöhe gelegene Grillhütte. Dort hatten wir ein paarmal unser Wildessen der Schiessleistungsgruppe Amania.

Weiter gehts nach Ruppertenrod, einem etwas grösseren Ort, der direkt an der B49 liegt. Damit ist er ziemlich verkehrsbelastet und für mich nicht sehr reizvoll. Wollten mal ein Haus dort kaufen, aber ich bin froh, dass wir es nicht getan haben.

Ober-Ohmen ist der nächste Ort, er ist quasi das Pendant zu Nieder-Ohmen. Nicht ganz so gross, aber insgesamt dörflicher und eigentlich schöner. Viele reizvolle Fachwerkhäuser, ein paar Läden und Kneipen, ein Bio-Baumarkt und eine Mittelpunktschule. Und mein MZ-Bekannter Roland mit seinem ETZ-Gespann wohnt hier. Roland ist ständig bemüht, mir ein 80er oder 90er Jahre Japanbike zu vermitteln, damit ich "auch mal was Vernünftiges fahre".

Jetzt wirds ein wenig schwierig. Um in den nächsten Ort, nach Höckersdorf, zu kommen, müsste ich in die Gemarkung Ullrichstein wechseln. Das will ich aber vermeiden und nehme statt dessen die kleinsten Strässchen und Wege. Hier vermute ich nur, dass mich einer der Wege nach Höckersdorf führt. Unterwegs stehe ich erstmal mitten in einer Gruppe Kälber, die von der Weide ausgebrochen sind. Und um die Bergkuppe zu erklimmen, muss der MZ-Motor ganz schön kämpfen.

Angekommen auf der Bergkuppe wird es plötzlich sehr dunkel und stürmisch, das Strässchen ist jetzt auch unbefestigt - kein Asphalt mehr unter den Reifen. Aber es kommen nur ein paar Tropfen und eigentlich werde ich während der gesamtem Fahrt nicht nass.

Tatsächlich komme ich mehr zufällig und mit Glück und einigen Verfahrern auf diese Weise nach Höckersdorf. Das ist ein Vogelsbergdorf wie aus dem Bilderbuch.

Jetzt wieder auf richtigen Strassen kenne ich mich natürlich besser aus und komme wie geplant nach Gross-Eichen. Ist auch einer der grösseren Orte von Mücke mit durchaus nennenswerter Infrastruktur. Ein Stückchen weiten, in Klein-Eichen, hab ich mal ein paar Jahre gelebt, aber das gehört nun wieder nicht zu Mücke sondern zu Grünberg.

Um in den nächsten Ort, nach Sellnrod, zu gelangen, muss ich ein paar Kilometer einen Stich fahren. Sellnrod wirkt zunächst wie ein kleines und langweiliges Dorf, aber das trifft es nicht. In Wahrheit ist es eines der besonders schönen Dörfer, aber das offenbart sich meist erst auf den 2. Blick.

Ilsdorf, der nächste Ort, ist wiederum eines der kleinen Dörfer der Gemeinde. Eine grosse Schweinemast verleiht Ilsdorf je nach Wetterlage seinen typischen Geruch.

Nach wenigen Metern auf der B49 komme ich nun in das Zentrum von Mücke. Es besteht aus den beiden Orten Flensungen und Merlau, die quasi zusammen gewachsen sind. Nach meinem Geschmack keine schönen Orte, da mit sehr viel Durchgangsverkehr beaufschlagt. Aber dafür hats hier eine gute Infrastruktur und Du findest hier alles, was Du zum täglichen Leben brauchst.

In Flensungen rein, in Merlau wieder raus - so ist das in diesem zusammen gewucherten Ortsbrei. Aber natürlich gibts in beiden Orten auch sehr schöne Ecken und jeder der beiden Orte legt auch Wert auf eine gewisse Eigenständigkeit.

Ganz anders in Atzenhain, dem nächsten Ortsteil. Vermittelt irgendwie schon das Gefühl, im Kreis Giessen zu sein und zu Grünberg zu gehören. Ist aber nicht so, und gerade Atzenhain und Nieder-Ohmen pflegen eine historisch gewachsene Abneigung. Mir aber gefällt der Ort sehr gut.

Jetzt gehts über die Autobahn A5 Grossbaustelle in Richtung Bernsfeld. Durch die Nähe zur Autobahnauffahrt und die Lage an der befahrenen Strecke zwischen Grünberg und Homberg hat Bernsfeld sogar eine Tankstelle, obwohl es ein sehr kleiner Ort ist. Und im Gasthaus Schott gibt es prima Essen.

In Bernsfeld ist meine Tour de Muck eigentlich zu Ende. Es gibt zwar noch einige weitere Mücker Ansiedlungen, aber das sind offiziell keine eigenen Orte. Eine davon ist Königsaasen, eine weitere Windhain, aber schon anhand der weissen Hinweisschilder sieht man, dass es sich eigentlich nur um Ansiedlungen handelt, die zu anderen Ortsteilen gehören.

Königsaasen besteht nur aus ein paar Häusern und einer grossen Holztransportfirma. Deren Holzlaster donnern täglich mehrmals an unserem Backhaus vorbei, und entsprechend wenig symphatisch ist mir der Ort. Aber schön gelegen und schön weit ab vom Schuss - bis auf die Holztransporter.

An der Kläranlage zwischen Königsaasen und Nieder-Ohmen fahre ich kurz runter an die Ohm und lasse die kleine Tour Revue passieren. Hat mir viel Spass gemacht, mal 50 km nur in Mücke zu fahren. Bin immer bestrebt, meine nähere Heimat besser kennen zu lernen.