Jetzt mit frischem TÜV werde ich die Graue Bullet heute mal etwas mehr bewegen als sonst: Mir schweben da so ca. 150 … 200 Kilometer vor. Der Grund ist, dass ich eine der Toolboxen wieder montiert habe und die ist voll gepackt mit Werkzeug. Hab zwar bisher unterwegs nie einen Schraubenschlüssel anfassen müssen, aber die prall gefüllte Toolbox beruhigt doch sehr.
Gegen 13:00 ziehe ich los: Freienseen, Altenhain, Ulrichstein – und dann stehe ich vor der gesperrten Strasse in Richtung Lauterbach. Wusste ich natürlich, und der Plan ist, ganz einfach durch die Baustelle zu tuckern.
Die Baustelle ist ca. 3 Kilometer lang, aber es wird überhaupt nicht gearbeitet. So kann ich wunderbar in Ruhe über die komplett aufgerissene und mit hohen Schuttbergen übersäte Strasse fahren. Macht direkt Spaß und ist vermutlich ein bisschen so wie in Indien. Die Enfield jedenfalls meistert die Enduro-Einlage mit Bravour.
Vor Lauterbach biege ich ab und fahre über Almenrod nach Sickendorf, wo ich den Golfern ein wenig zuschaue.
Bei Wallenrod staune ich über das wirklich große Solarfeld am Ortsrand. Sieht auf jeden Fall besser aus als ein Windpark.
Die schöne Route zwischen Rainrod und Eifa genieße ich jedes mal aufs neue.
In Berfa ist es für einen Besuch bei Regina und Reimund zu früh. Statt dessen fahre ich auf den geheimnisvollen Bechtelsberg und pausiere unter der schönen Friedenslinde.
Hier sollen in der Nacht zum 1. Mai Hexen und Magier ihr grosses Fest feiern. Weitere Sagen und Legenden über den Bechtelsberg findet ihr hier.
Heute aber ist es hier friedlich und still.
Ab Berfa möchte ich ein wenig durch den Altkreis Alsfeld bollern, aber meine geplante Strecke ist wiederum gesperrt. Deshalb weiche ich mit einem Schlenker über Ottrau und Immichenhain in die Schwalm aus. Ist auch schön zu fahren.
Das Schloß in Schrecksbach beherbergt heute ein nettes Restaurant mit Biergarten, leider heute geschlossen.
Aber der tegut-Markt am Ort hat geöffnet und hier besorge ich mir isotonische Getränke und aufbauende Powerriegel.
Über Holzburg geht es dann nach Heidelbach, wo ich den Motorradladen Müller ebenfalls geschlossen vorfinde: Betriebsurlaub. Hier stehen ein paar schöne Raleigh E-Bikes und eine wunderschöne 125er Mondial.
Ein paar Kilometer weiter am Rückhaltebecken der Schwalm nehme ich meine frisch gekauften Getränke und Speisen zu mir. Trotz des massiven Regens der letzten Tage befindet sich kein Tropfen Wasser im Rückhaltebecken.
Gegessen und getrunken – und schon geht es weiter. Die Graue Bullet läuft so gut, dass ich mehrfach denke „Jetzt könnte ich bis nach England fahren“.
Nun gelange ich ins Antrifttal, wo aber in Vockenrod die Zufahrt nach Seibelsdorf gesperrt ist. Weil es bei Ulrichstein so gut geklappt hat, versuche ich auch hier, einfach durch zu fahren. Aber hier scheitere ich, denn die Baustelle ist am Ortseingang von Seibelsdorf derart mit Baumaschinen und Baumaterial zugestellt, dass selbst für die kleine Bullet kein Platz ist. Also zurück nach Vockenrod und dann bei den Windmühlen nahe Fischbach nach Seibelsdorf.
Nun musste ich aber schon am Rückhaltebecken auf Reserve schalten, und diesen Umweg hatte ich nicht eingeplant. Deshalb verzichte ich auf die Seeterassen und suche den direkten Weg nach Kirtorf. Komme auch tatsächlich gut an und kann hier tanken – aber lediglich 8 Liter, was bedeutet, dass sich noch 4 Liter in Tank befunden haben. Hier stimmt eindeutig etwas nicht mit der Reservestellung, vermutlich ist das Röhrchen im Benzinhahn zu lang. Aber besser so als anders herum.
Mit frischem Benzin besuche ich dann kurz die Fischerhütte am See im Kirtorfer Wald. Ist immer ein schönes, ruhiges Plätzchen hier.
Nach 150 Kilometern gönne ich mir bei Ruppertenrod einen Blick in den schon leicht abendlichen Himmel, drehe noch eine 20 Kilometer Runde über Grünberg und Laubach und dann ist dieser Tag fahrtechnisch betrachtet zu Ende. Meine Graue hat einwandfrei durchgehalten, nicht einmal gezickt, kein Öl verbraucht und einfach nur Fahrspaß pur vermittelt. Ist doch schön, dass meine No, 1 wieder bei mir ist.