Nachdem die letzte Probefahrt mit der Enfield im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist, starte ich heute einen neuen Anlauf. Es muss doch in diesem Sommer mal möglich sein, 100 km am Stück ohne Starkregen zu fahren. Der Tag ist recht mittelmäßig, bisschen Sonne, null Regen bisher – ich denke, ich kanns wagen.
Vorher hatte ich noch eben die Düsennadel höher gehängt, damit der Motor etwas fetter läuft.
Wie schon vorgestern werde ich auch heut versuchen, den Kirtorfer Wald, das Antrifttal, das Amöneburger Becken und den Ebsdorfergrund zu befahren.
Außerdem möchte ich feststellen, ob die my720, meine kleine Helmkamera, die Schüttelei auf der Bullet klaglos mitmacht. Dafür hab ich sie heute mittels Halterung am Lenker angebracht.
Als erstes lasse ich die Kamera auf der Nebenstrecke zwischen Höckersdorf und Ober-Ohmen mitlaufen.
Also irgendwie ist das mit der Kamera nix. Das Windrauschen ist viel zu laut, obwohl ich das Mikro abgedeckt habe. Und ausserdem wackeln die Aufnahmen viel zu sehr.
Und so dienen die heutigen Videos mehr als Abschreckung denn als nette Zusatzinformation. Eigentlich sind sie nur für mich selber brauchbar. Da sehe ich dann beispielsweise, wie ich (wie obenstehend) entlang der Felda in Richtung Kirtorfer Wald düse.
Heute muss mich die Schutzhütte im Wald nicht vor einem Platzregen schützen, es ist immer noch trocken. Da macht der Besuch hier gleich viel mehr Vergnügen.
Es geht also: Mensch und Maschine trocken im Kirtorfer Wald.
Und noch eines meiner Lieblingsplätzchen im Kirtorfer Wald: Das alte Forsthaus in Richtung Ober-Gleen. Dabei gibt es hier eigentlich nichts besonders, nur die schöne Lichtung, einen alten, malerischen Holzzaun, …..
….. die satten Felder und Wiesen rundherum und vor allem eine wunderbare Ruhe. Hier hab ich noch nie einen Menschen getroffen.
Jetzt geht es an den Antrifttal-See. Hier habe ich jedesmal die Hoffnung, dass das wunderbare Restaurant wieder öffnet – was aber auch heute leider nicht der Fall ist.
Nun durchquere ich das kleine Antrifttal zweimal komplett in verschiedenen Richtungen und biege erst an den Windmühlen bei Arnshain ab in Richtung Kirtorf.
Dieses Video zeigt die Fahrt von den Arnshainer Windmühlen bis ans Ortsschild Kirtorf.
An dieser kleinen Brücke über den Gleenbach halte ich auch immer gern an. Die Brücke an sich ist recht nett, …..
….. der zugewachsene Gleenbach ebenfalls, …..
….. und die zweite Brücke, die hier aber im dichten Bewuchs verschwindet.
Und natürlich ist es auch hier die himmlische Ruhe, die mich anlockt. Heute allerdings ist es damit nichts, denn zwei LKW-Fahrer müllen den Ort akustisch zu. Da heisst es, schnell wieder zu verschwinden.
Weiter nun in das Amöneburger Becken und ein bisschen entlang des Ebsdorfergrundes. In Höingen biege ich aber ab in Richtung Weitershain, wobei ich den Ort leicht umfahre – nur um diese schöne Feldscheune zu sehen.
Die Strasse zwischen Rüddingshausen und Weitershain war schon immer sehr nett, aber jetzt hat sie einen komplett neuen Belag und fährt sich noch besser.
Jetzt bin ich schon kurz vor der heimatlichen Werkstatt – und bin zu 100% trocken geblieben. Das Wetter hat prima gehalten, die Enfield ist sehr gut gelaufen – also alles gut. Auch heute waren es wieder etwas mehr als 100 km und nachher werde ich sehen, wie meine Zündkerze aussieht.
So sieht die Kerze nach den heutigen 100 km aus – immer noch etwas zu hell, wie ich finde.
….. so verspricht es der Wetterbericht. Kommt mir sogar entgegen, denn meine Planung sieht eine kleine Schrauberei an der Enfield vor – was aber nur funktioniert, wenn die beiden größeren Leerlaufdüsen von Flo heute eintrudeln. Bis die Post kommt, schraube ich schon mal den Tank ab und nehme ein paar kleine Verbesserungen an der Elektrik vor.
Und ich habe tatsächlich Glück: Die Post bringt zwei Leerlaufdüsen, eine 27,5er und eine 30er. Ich baue die 27,5er ein und damit läuft der Motor unten herum deutlich besser. Jetzt kann ich die Gemischregulierschraube eine Umdrehung herausdrehen und die Maschine reagiert gut aufs Gasgeben. Aber natürlich muss ich das mit richtig warm gefahrenem Motor noch mal überprüfen. Und weils ja ab mittags besser werden soll mit dem Wetter, starte ich zu einer Probefahrt.
Nach dem verregneten Vormittag scheint jetzt die Sonne, die Strassen sind getrocknet, die Temperatur dürfte bei angenehmen 18°C liegen und die Bullet schnurrt wunderbar los. Das Ansauggeräusch ist jetzt etwas … hörbarer geworden, was aber ganz prima klingt.
Im Kirtorfer Wald will ich eigentlich am versteckten See die Vergasereinstellung feinjustieren, aber dazu kommt es nicht mehr: Plötzlich wird es rabenschwarz und nur Sekunden später kommt ein gewaltiger Platzregen herunter. Gut, dass ich in der Nähe der Schutzhütte bin, die ich auch unverzüglich aufsuche.
Kaum angekommen, wird der Regen noch stärker. Die 5 Minuten Regenfahrt haben meine völlig falsch gewählten Motorrad-Klamotten sehr schnell richtig durch nass gemacht. Jetzt stelle ich mich auf eine etwas längere Pause an der Schutzhütte ein. Soviel zu der Zuverlässigkeit der heutigen Wetterprognose.
Der Regen wird so schlimm, dass ich sogar meine brave Enfield unter das Vordach der Schutzhütte hole.
Und so verbringen wir zusammen runde 30 Minuten unter dem schützenden Dach – und der Regen will nicht enden.
Allmählich wird das Anschauen des nassen Regenwaldes etwas langweilig.
Jetzt begrabe ich die Hoffnung auf Wetterbesserung, ergebe mich in mein Schicksal und fahre in den Regen hinein. Dann werde ich eben richtig nass, ist jetzt auch egal.
Aber oh Wunder: Nach wenigen Minuten hört der Regen auf und ich sehe sogar wieder ein Stück blauen Himmel.
Ich gebe der Enfield ein wenig die Sporen, um aus dem Regengebiet heraus zu kommen. Hier habe ich es endlich geschafft. Aber die Strassen sind natürlich überall noch richtig nass. Dennoch macht die Fahrt jetzt wieder ein wenig Freude.
Bald ist der Himmel wieder strahlend blau und entgegen meinem Plan, schnellstens nach Hause zu fahren, nehmen wir noch etliche Kilometer nasse Straßen unter die Heidenau Reifen.
So umrunde ich einmal Schotten, sogar auf der berüchtigten B276. Die gehört mir aber heute zu 100% allein, da ist kein weiterer Kradist unterwegs. Auch am Motorradtreff Falltorhaus stehen nur drei Maschinen und so kann ich völlig ungestört meine langsamen Runden drehen.
So wird am Ende doch noch alles gut und aus der Testfahrt werde immerhin 120 Kilometer. Hatte mir zwar mehr vorgenommen, aber angesichts des überraschenden Wetters ist das OK.
Zu Hause schraube ich sofort die Kerze heraus und schaue sie mir an. Ist einen Tick zu hell und wahrscheinlich werde ich die Hauptdüse noch eine Nummer größer brauchen. Hab ich aber nicht da und muss bei Flo bestellt werden.
Ach ja: Kaum hab ich die Kerze wieder eingeschraubt, kommt der nächste Starkregen runter. Hoffentlich wirds morgen besser, denn da würde ich gern nach Dutenhofen zu Bernies Open House fahren.
Nach dem Spaziergang mit Leihhund Yello ist ein Besuch in der mechanischen Werkstatt von Reinhard angesagt. Dabei geht es um ein seltenes 5/16×24 BSF Gewinde und um einen Deckel für den Luftfilterumbau in die sogenannte Teedose.
Auf dem Festplatz treffen wir Mala und Fips, beides Freunde von Yello. Das gibt ein großes Hallo und eine Runde Spielen zu dritt. Danach ist Yello beinahe so geschafft, dass er wohl gern auf die Fortsetzung unseres Spaziergangs verzichten würde – aber so haben wir nicht gewettet und wir ziehen die große Runde gnadenlos durch.
In der mechanischen Werkstatt wird die Drehbank angeworfen.
In der Gewindetabelle findet sich tatsächlich ein Eintrag für das britische 5/16×24 BSF Zollgewinde.
Dann wird gedreht und die Späne fliegen. Neben der korrekten Einstellung ist hier aber die gefühlvolle Hand des Drehers ebenso wichtig.
Das Ergebnis ist dann ein zweiteiliges Werkzeug, mit dem der Fliehkraftversteller der Kontaktzündung und der Rotor der elektronischen Zündung vom Konus der Welle abgedrückt werden können. Braucht man als Enfieldfahrer auf jeden Fall.
Und beinahe nebenbei entsteht noch ein Deckel für den Luftfiltereinsatz, der in der Teedose verschwinden soll.
……. entpuppt sich als gar nicht sooo geheimnisvoll. Gemeint ist der Steuerkasten des Enfield-Motors, den ich mir heute zum ersten mal richtig ansehe. Grund dafür ist ist das Egli-Unterbrechergehäuse, dass ich von Marcus Reservemotor in meine Bullet verpflanzen möchte.
Eigentlich müssen ja nur ein paar Schrauben gelöst werden, um an die Steuerräder des Motors zu gelangen. Dann ein paar ganz leichte Schläge mit dem Gummihammer und schon ist der Deckel ab.
Die Schrauben sind unterschiedlich lang und so stecke ich sie in Styropor in exakt derselben Reihenfolge, wie ich sie gelöst habe.
Und dann schreibe ich noch eben die Schaftlängen der Schrauben dazu.
Der Egli-Antrieb wird jetzt demontiert und bei passender Gelegenheit bei mir eingebaut.
Meine Enfield hat ja direkt und von Anfang an leichte Nivea-Spuren im Motoröl gehabt, also diese Öl-Wasser-Emulsion. Und das, obwohl die Maschine immer mindestens 50 km läuft, also keine Kurzstrecken kennt. Auch nach dem Ölwechsel findet sich sehr schnell wieder Nivea am Ölpeilstab.
Ein Telefonat mit Flo Nytz, einem der renomiertesten und besten Enfield-Schrauber unseres Landes, ergibt, dass die Motorentlüftung der Enfield nicht funktionieren kann. Gleichzeitig bekomme ich eine Lösung genannt, die nichts kostet.
An der ersten Enfield hatte ich seinerzeit einen Ölabscheider an den Einfüllstutzen montiert und mit dem Entlüftungsschmodder über ein Schnüffelventil die Kette geschmiert. Diese Lösung scheidet jetzt aber aus, weil die 2007er Enfield den Entlüftungsstutzen am Zylinderfuss nicht mehr hat. Aber es gibt ja eine andere Lösung.
Zuerst baue ich die Niveadose hinter der Batterie ab. Hier hinein entlüftet der Motor, bläst das abgeschiedene „Öl“ zurück in den Steuerkasten, also in den Motor, und der Überdruck geht ins Luftfiltergehäuse. Und jetzt schaut euch die Schweinerei in der Niveadose an: Dieser Dreck wird zusammen mit Wasser zurück in den Motor gepumpt. Das kann doch nicht gut sein!
Auch am Boden der Niveadose hat sich der wässerige Schleim abgesetzt. Ekelhaft!
Die Lösung sieht nun aus wie folgt:
Der Entlüftungsschlauch aus dem Motor geht nach wie vor über das Schnüffelventil (gut zu sehen im 2. Bild) in die Niveadose.
Der Rücklauf aus der Niveadose, der vorher ins Steuergehäuse ging, wird auf die Kette gelegt.
Der Schlauch vom Steuergehäuse wird abgezogen.
Statt dessen kommt ein kurzer Schlauch auf den Anschluss am Steuergehäuse, der mit einer M8 Schraube verschlossen und mit einer Schlauchklemme gesichert ist. Dieser Schlauch geht einfach ins Leere, irgendwo unterm Vergaser.
Der dritte Schlauch aus der Niveadose geht nach wie vor ins Luftfiltergehäuse.
Bin gespannt, ob ich damit mein Nivea-Problem lösen kann.