Endlich wieder bollern

Dieser März ist wahrlich sehr frühlingshaft und für heute sind gar 20°C angesagt. Und jetzt hält mich nichts mehr auf, kein Leistenbruch, keine morgendliche Kälte, keine Schraubereien und auch kein Einsortieren von Enfieldteilen: Es geht mit der schwarzen Bullet auf eine kleine Vogelsbergrunde, so quasi zum Eingewöhnen.

Hinzu kommt, dass ich drei Umbauten an der Enfield endlich in der Praxis testen muß:

  1. Den Scheibenbremsen-Umbau
  2. Den elektronischen Tacho von Nova MMB
  3. Die gestern noch schnell höher gehängte Nadel des Gasschiebers
Enfield Bullet

Schon die ersten Kilometer sind sagenhaft: Die 20°C sind tatsächlich auch im Vogelsberg angekommen und der strahlend blaue Himmel ist ein Gedicht. Und meine kleine Runde beginnt mit dem Kurvengeschlängel zwischen Sellnrod und Wohnfeld direkt hinter meiner Haustür.

Enfield Bullet ES

Aber erst einmal teste ich gar nichts und genieße einfach den wunderbaren Schlag des indischen Single, hier im Kurvengeschlängel nahe Hainbach.

Enfield Bullet ES

Besonders schön wird es dann im Kurvengeschlängel zwischen Stumpertenrod und Ulrichstein.

Enfield Bullet ES

Ich beende die Runde mit dem Kurvengeschlängel von Altenhain nach Freienseen.

Enfield Bullet ES

Es soll ja heut nur eine kleine Runde werden, aber ich bleibe meinem Grundsatz treu, keinen Viertakter für weniger als 50 km anzuwerfen. Auch wenn 70 km nicht wirklich viel ist, so waren es doch Qualitätskilometer, von denen ich jeden einzelnen genossen habe.

Natürlich habe ich nicht nur genossen, sondern auch meine drei Umbauten getestet. Hier das Ergebnis:

  1. Scheibenbremse: Klappt sehr gut, bremst einwandfrei, wenngleich nicht spektakulär. Aber das war mir vorher klar und Ziel war ja eine alltagstaugliche und wartungsarme Bremse. Bin sehr zufrieden damit.
  2. Elektronischer Tacho: Ein Traum! Endlich kein Zeigergezappel mehr. Außerdem geht der Tacho natürlich extrem genau und, ganz wichtig: Ich habe jetzt einen Tageskilometerzähler. Etwas seltsam ist aber das Verhalten des Instrumentes beim Starten mit dem Anlasser: Nachdem der Motor angelassen wurde und der Anlasser wieder außer Betrieb ist, macht der Tacho einen Neustart. Ist zwar nicht schlimm, aber verstehen tue ichs nicht.
  3. Die Schiebernadel: Das Hochhängen um eine Kerbe und die damit verbundene Anreicherung hat der Maschine gut getan, das kann so bleiben.

Wieder daheim will ich noch eine klitzekleine Runde mit der grauem Bullet, meiner No. 1, machen. Die Maschine springt auch prima an – als ich endlich den Benzinhahn öffne. Dann will ich in den Tank schauen, aber das geht nicht: Mir fehlt der Schlüssel des Tankdeckels. Deshalb fällt die Probefahrt heute leider aus.

Jetzt auch körperlich

Der eine oder andere mag sich erinnern, dass ich vor einigen Wochen meine erste Enfield, eine 95er Bullet, zurück gekauft habe. Aber erst heute kommt das gute Stück auch körperlich zu mir: Marcus kommt am Abend direkt damit vorgefahren. Die Enfield sprang auf den ersten Kick an und das Getriebe liess sich schalten. Und so ist sie jetzt wieder bei mir, meine No. 1.

Bullet athena-gray

Unterwegs auf dem Weg zu mir schiesst Marcus ein letztes Foto „unserer“ Bullet. Es geht ihm wie mir: Man hängt einfach an den indischen Mistböcken.

Enfield Bullet im Doppelpack

Das stehen sich meine beiden Inderinnen gegenüber: 4-Gang gegen 5-Gang, Kickstart gegen Elestart, athena-grey gegen rabenschwarz.

Enfield Bullet im Doppelpack

Marcus hat vor einigen Monaten einen Schalldämpfer der Thunderbird 900 angebaut. Ich hab davon abgesehen, weil ich der Meinung war, der würde optisch nicht passen. Hier zeigt sich aber, dass dies ein Irrtum war, der kleine Dämpfer sieht sehr gut aus und klingt noch besser.

Enfield Bullet im Doppelpack

Natürlich kann ichs nicht lassen und gehe ein Stündchen mit Lackpolitur und Autosol zu Werke. Danach sieht die graue Bullet noch besser aus.

Enfield Bullet im Doppelpack

Hier noch einmal die beiden so unterschiedlichen Schalldämpfer im direkten Vergleich.

Die graue Bullet

Der indische Nachbau des legendären Smith Tachometer ist eine optische Augenweide. Und seltsamerweise wackelt er nicht wie ein Lämmerschwanz. Scheint also ein indischer Ausrutscher nach oben zu sein.

Der Rückkauf meiner No. 1 macht mich außerordentlich zufrieden, auch wenn einiges daran zu machen ist:

  1. Motoröl und Filter wechseln
  2. Kupplung und Getriebe kontrollieren und optimieren
  3. Bremsen nachsehen
  4. Stehbolzen für die Sitzbank einsetzen
  5. Rücklichtbefestigung überdenken
  6. Krümmer und Schalldämpfer korrekt befestigen
  7. Toolboxen lackieren
  8. Über die Blinker nachdenken

Nicht viel, aber die Erfahrung zeigt, dass sicher noch etwas mehr dazu kommt. Aber das ist mir alles völlig egal.

Back home

…. frei nach Golden Earing ist sie nach 6 Jahren endlich wieder zurück: Meine erste Bullet. Das war eine 1995er 4-Gang mit Rechtsschaltung in wunderbarem Athena-Grey.

Damals, 2010/2011, hat diese Bullet dermaßen herum gezickt, dass ich entnervt aufgegeben habe. Hab sie deshalb an meinen Kollegen Marcus verscherbelt, der tatsächlich soviel Durchhaltevermögen besaß, um die Inderin zu bändigen.

Jetzt ist also die Chance da, meine erste Liebe zurück zu bekommen. Inzwischen ist sie ein wenig verändert und fängt auch gerade an, erneut zu zicken. Ist mir aber alles egal, die graue Bullet muß und kommt zurück.

So sieht das Maschinchen heute aus – garnicht so übel. In den nächsten Tage werde ich die körperliche Umverlegung in Angriff nehmen.

Ich muß ehrlich sagen, daß mich diese Rückholaktion sehr zufrieden macht. Und diesmal werde ich durchhalten, da kann die graue Lady zicken, soviel sie will. 🙂

Diesmal China

Immer häufiger bekomme ich jetzt Post aus dem fernen Osten, meist aus Indien – klar, wegen der Enfield. Heute aber kommt gleich zweimal Post aus China, beide mal zum Glück ohne Einbeziehung des Deutschen Zoll.

Gasgriff aus China

Zuerst bringt die Post, also DHL, diesen hübschen Gasdrehgriff – für weniger als 5 € inklusive Transport. Unglaublich, was es dafür gibt: Ein sauber gefrästes und gedrehtes Aluteil. Das ist wahrlich kein Chinaschrott mehr. Der Griff kann sowohl mit einem als auch mit zwei Bowdenzügen betrieben werden. Dazu sind zwei Bohrungen mit M10x1,25 Gewinde vorhanden.

Gasgriff aus China

Und so sieht das Teilchen am Objekt aus. Der soll an die Enfield, aber nicht an meine aktuelle Bullet sondern an meine erste Inderin, die ich gern zu mir zurück holen möchte. Allerdings weiß der jetzige Besitzer noch nichts davon.

Post aus China

Am Nachmittag bringt dann DPD eine etwas grössere Sendung. Goldig ist dabei, dass als Empfänger mein Nickname Berni angegeben ist, der Realname fehlt. Trotzdem kommt die Sendung bei mir an, denn der DPD-Fahrer kennt mich glücklicherweise.

Saddle bags aus China

Und das ist der Inhalt der Sendung: Satteltaschen aus Canvas Textil mit Lederbesatz. Sehen ein bisschen so aus wie die originalen Enfield-Taschen im Retro-Look, die es bei uns leider nicht gibt. Nur sind diese Taschen wesentlich günstiger: Nur knapp 30 €.

Saddle bags aus China

Und diese saddle bags sind so einfach und universell, dass sie quasi auf jedes Zweirad passen, auch auf meine alte Sportster.

Saddle bags aus China

Und sogar auf die kleine Vespa GTS passen sie! Es kann nämlich gut sein, dass es in diesem Jahr wieder einen Zweirad-Urlaub in Österreich gibt, und zwar mit zwei Motorrollern.

Sehr wahrscheinlich kann ich die Taschen sogar an meinem Pedelec anbringen, aber das prüfe ich heute nicht mehr.

Warm genug zum Schrauben

Obwohl nach der Januarkälte die Temperaturen im Februar fast ständig im positiven Bereich liegen, reicht mir das nicht, um eine erste Ausfahrt zu wagen. Bin zwar schon bei deutlich geringeren Temperaturen gefahren, aber dieses Jahr bin ich zögerlich. Aber die Werkstatt ist jetzt ein bisschen besser temperiert und weil ich mit der Kraft des elektrischen Stromes nach helfe, erledige ich drei Stunden lang ein paar Kleinigkeiten an der Enfield.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Zunächst baue ich ein neues Zündschloss ein, dass ich allerdings vorher durch Umlöten etwas modifizieren musste. Jetzt habe ich drei Schaltstellungen, und eine davon werde ich zukünftig für das Tagfahrlicht nutzen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Im linken Werkzeugkasten entferne ich das Voltmeter und baue prophylaktisch ein Relais ein, mit dem ich eine zukünftige elektronische Zündung quasi direkt von der Batterie aus versorge, also ohne Umweg über das Zündschloss und lange Leitungen. Jetzt kann ich also im Langzeitversuch testen, ob das Relais den harten Vibrationen des Langhubers auf Dauer gewachsen ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Im Bereich der Batterie verlege ich einige Leitungen neu, insbesondere gibt es jetzt Masseleitungen in 10 mm² aus hochflexibler Litze. Es ist gar nicht so einfach, die dicken Leitungen im engen Rahmendreieck vernünftig unterzubringen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

An der Bremspumpe montiere ich einen einstellbaren Bremshebel. Damit der passt, benötige ich eine Stahlkugel mit 9,5 mm Durchmesser. Habe ich natürlich nicht, aber bei Egon bekomme ich aus einem alten Lager exakt passende Kugeln.

Februar 2016

Als ich die Werkstatt gegen 16:00 verlasse, ist das Wetter richtig nett geworden. Hätte ich vielleicht doch eine Rollerfahrt riskieren können. Beim nächsten mal gehts mit einer Vespa raus auf die Strasse.