Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
Archiv der Kategorie: Sportster 883
Unglaublich: Ich und eine Harley Davidson – das geht nicht. Falsch! Bei einer ersten Probefahrt hat mir sogar die kleine 883 ein Grinsen ins Gesicht gemalt.
Nachdem die Undichtigkeiten an der Gabel auf den letzten Fahrten immer schlimmer wurden, hab ich mich heute mal dran gemacht. Die Teile lagen ja schon seit dem vorigen Jahr bei mir, aber ihr kennt das ja: Immer wieder verschieben, soo schlimm ist es ja gar nicht – aber jetzt gilt’s.
Das tolle Wetter ist heute eigentlich abartig heiss – da ist es ganz gut, nicht unterwegs zu sein und in der doch etwas kühleren Scheune zu arbeiten.
Vorderer Kotflügel und Rad sind schnell und unproblematisch ausgebaut – und ich hab auch nicht vergessen, vor dem Ausbau die Verschlußstopfen der Gabel oben zu lösen.
Mit dem linken Gabelholm fange ich an und der Auseinanderbau klappt perfekt. Leider stelle ich aber fest, dass mein Gabel-Reparaturkit alles enthält, aber nicht die Staubschutzkappen. Muss ich also die alten noch einmal nehmen. Alles Gabelteile werden gründlich gereinigt und ich ersetze die Tauchrohrbuchse, natürlich die Wellendichtringe, die Sprengringe, die Abdeckscheiben und die Dichtungen der unteren Dämpferschraube.
Der rechte Gabelholm will zuerst nicht so recht auseinander – Tauchrohr und Standrohr lassen sich einfach nicht trennen. Aber mit Geduld und der Ziehhammer-Methode klappts dann doch irgendwann. Aufgrund der mittlerweile extremen Hitze gerate ich ganz schön ins Schwitzen.
Der Zusammenbau klappt dank des wunderbaren Eintreibwerkzeugs von Reinhard sehr gut.
Nachdem ich noch die vorderen Bremsklötze überprüft u nd für gut befunden habe, kommt alles wieder zusammen. Außerdem verbaue ich noch Faltenbälge, sodass die alten Staubschutzringe wahrscheinlich nichts mehr ausmachen.
Bin dann am Nachmittag doch froh, fertig zu sein. Die Probefahrt wird dann morgen in aller Frühe stattfinden, wenn ich mich auf den Weg zum Edersee mache: Das Treffen des Milwaukee-Forums findet an diesem Wochenende statt – also Harleys ohne Ende, eine schöner als die andere.
Wenn ich mich richtig erinneren, hat der Aelbler im Milwaukee-Forum damit angefangen, und zwar im Thread über die kleinen Runden mit Harleys: Da tauchen immer wieder Fotos aus der wunderschönen Heimat des Aelblers auf, die sein Bike an einer Ruhebank in traumhafter Umgebung zeigen. Das hat mich animiert, auf meiner heutigen Runde ebenfalls nach Ruhebänken zu schauen, und zwar im Knüllgebirge. Auf Anhieb fallen mir da „Mussmanns Ruh“ und ein Platz unter den Eichen am Bergeshang ein.
Die frühmorgendliche Fahrt zu meinem Kumpel Yello mache ich noch mit der Vespa, aber um kurz nach 10:00 starte ich die Harley und los gehts bei bereits überirdisch schönem Wetter.
Über den Kirtorfer Wald und das Antrifttal halte ich auf Schrecksbach und Neukirchen zu. Beinahe hätte ich mich in Neukirchen zu einem zweiten Frühstück auf eine Cafe-Terasse gesetzt, aber nein: Die Bänke warten.
Tatsächlich schaffe ich es nonstop bis zum See oben auf dem Knüll. Es läuft einfach perfekt: Wenig bis kein Verkehr, der bollernde Motor, die fantastische Gegend – es passt alles. Aber der Stop hier oben muss sein – es hat mir dem morgendlichen Kaffe-Genuss zu tun.
Das Knüllköpfchen mit der Jause und dem Aussichtsturm lasse ich diesmal links liegen und fahre über Schwarzenborn und Grebenhagen zu „Mussmanns Ruh“. Aber meiner Erinnerung hat mich getrogen: Das ist zwar ein nettes Plätzchen zum Rasten, aber ohne Bank oder eine andere Sitzgelegenheit. Seltsam!
Aber ein paar Kilometer weiter am Platz unter den Eichen am Bergeshang bin ich richtig: Zwei wunderbare Bänke laden mich ein und Du hast einen klasse Blick bis zum Eisenberg.
Und einen coolen Spruch gibts es gratis dazu.
Nur ganz selten kommt hier ein Fahrzeug vorbei und diese himmlische Ruhe, verbunden mit der Mystik der Eichen führt dazu, dass ich fast ein Stündchen in mich versinke – ist wie eine kleine Meditation.
Aber so schön das Plätzchen auch ist – irgendwann raffe ich mich auf . Denn ich habe ein weiteres Ziel: Den Spiess! Auf den letzten Fahrten im Knüllgebirge habe ich diesen mittelalterlichen Warttum nicht mehr gefunden, aber heut weiss ich, wo ich suchen muss.
Geschafft und gefunden: Zwischen Spieskappel und Obergrenzebach liegt der Spiess am Waldrand. Und auch hier finde ich ein Bänkchen.
Ein bisschen Information gibts auch zum Spiess. Leider kann ich den Turm nicht besteigen, denn der Eingang liegt etwas 3 m hoch und ist nur mit einer Leiter zu erreichen.
Auch an diesem schönen Ort verweile ich ein wenig.
Obwohl der Spiess nicht sonderlich hoch liegt, bietet der Platz eine weite Sicht in das Schwalmbecken bis in die angrenzenden Mittelgebirge Knüll, Vogelsberg und Kellerwald.
Jetzt werden die Straßen immer kleiner und enger und sie führen mich nach Frielendorf. Kurz hinter dem Ort verpasse ich die richtige Abbiegung und komme in Richtung Dillich. Das macht aber gar nichts, denn auch hier fährts sichs sehr schön. Nach ein paar Kilometern laufe ich auf ein schweres Bike auf – eine Harley mit VB-Kennzeichen. Ist eine Dyna oder Low Rider und der Fahrer fährt genau meinen Streifen. Also bleibe ich etliche Kilometer direkt hinter ihm, bis ich ganz kurz vor Borken in Richtung Zimmersrode abbiege.
Nach ganz wenigen Kilometern auf der B3 gehts über Niederurff nach Bischhausen. Im Ladenlokal des ehemaligen Motorrad-Dealers Völker stehen seit ein paar Jahren schöne fette Amischlitten, die ich mir kurz ansehe.
Weiter geht es durch die Schwalm und über Ziegenhain in Richtung Neustadt. Und da fällt mir das DreiHerrenEck ein: Ein Platz, an dem sich einst irgendwan einmal die Landräte von drei Kreisen getroffen haben, um ein Problem zu lösen. Der Ort liegt zwischen Arnshain und Neustadt am Waldrand und weitab jeglicher Ansiedlung.
Auch hier lädt eine Bank ein und ich gönne mir erneut eine längere Pause. Aber der Ort ist zwar nett, hat aber so gar nichts Mystisches – woher auch, wenn sich hier nur mal drei Politiker getroffen und irgend etwas ausgekungelt haben.
Nach einem halben Stündchen mache ich mich auf den Heimweg, wieder über Antrifttal und Kirtorfer Wald. Diese schöne Tour zwischen den Bänken ist gegen 17:00 und nach 140 Meilen beendet.
Auf den letzten Kilometern nimmt die Ölspur am rechten Gabelholm zu. Jetzt hilft nichts mehr, ich muss an den Austausch der Wellendichtringe gehen. Die Teile liegen ja schon ein paar Monate bei mir, aber ich habs ewig vor mir her geschoben. Aber morgen gilt’s.
Trotz bestem Wetter ist für heute keine Motorrad- oder Roller-Tour geplant. Grund ist eine kleine Ansammlung von Paketen, die alle heut gekommen sind und in denen sich diverse Zweiradteile befinden.
Das bringt mir heute die Post-Lady. Das meiste davon sind Rollerteile für die grüne Cosa, aber an der will und werde ich heute nicht schrauben.
Über die ebay Kleinanzeigen gabs von Erika einen schönen 40er CV-Vergaser als Ersatzteil für die Sporty, dazu ein paar Kleinteile aus dem Carburetor Kit. Aber auch damit werde ich mich erst später befassen.
Nach 4 Stunden sieht die Sportster genau so aus wie vorher, dabei hab ich jede Menge erledigt.
Ein neuwertiges Vorderradschutzblech wurde von JP-Design schwarz glänzend lackiert und das hab ich angebaut – Kleinigkeit.
Den Tank habe ich wegen seiner Dröhnneigung heute viermal ab- und angebaut. und dabei mit Leder- und Gummiunterlagen experimentiert. Das Dröhnen ist erstmal weg, aber die Lösung befriedigt noch nicht ganz. Bei der Gelegenheit bekommt das VOES, die Unterdruck-gesteuerte Zündverstellung, einen neuen Schlauch mit knickfreier Verlegung.
Die beiden Wolo-Hörner werden mit dicken Gummiunterlagen neu montiert, damit sie nicht schwingen und klappern. Und zu guter letzt gibt es noch eine neue Batterie für die Uhr auf der Steuerkopfmutter. Damit ist meine Sporty bereit für den morgigen Ausflug.
Zum Glück hab ich gestern noch bei Ruth und Egon von der Deckenbacher Landwirtschafts-Ausstellung erfahren – sonst wäre das nette Event in diesem Jahr an mir vorbei gegangen. Alte Schlepper, PKW, Motorräder und Mopeds schaue ich mir immer gern an und außerdem will ich an diesem Sonntag sowieso eine größere Runde mit der Sportster drehen.
Die Ausstellung in Deckenbach ist überschaubar, da braucht man keinen ganzen Tag zu verbringen – es sei denn, man begibt sich ins Festzelt und lässt den Ereignissen ihren Lauf. Ist zwar auch reizvoll, aber ich will heut lieber die Harley bewegen.
Direkt nach dem Hundespaziergang mache ich mich also bei angenehmem Wetter auf den indirekten Weg nach Deckenbach – so indirekt, dass daraus glatte 40 Meilen werden. Weil ich in dem kleinen Ort die Zufahrt zur Ausstellung verpasse, tuckere ich mit der Sporty komplett über den Festplatz und mitten durch die Zuschauer. Beim letzten mal wurde ich hier mit meinem Fahrzeug prompt zu den Aussteller-Maschinen bugsiert, aber das passiert heute nicht. War damals auch mit der IZH Planeta und heute erschien meine Sportster den Veranstaltern wohl nicht alt genug. Also begebe ich mich auf den offiziellen Parkplatz.
Als erstes entdecke ich meinen Ex-Kollegen Klaus, seines Zeichens W800-Fahrer. Als Neuigkeit erfahre ich, dass Klaus jetzt Betriebsratsvorsitzender ist. Glückwunsch – zu meiner Zeit gab es in der Firma noch keinen Betriebsrat.
Als nächste begrüße ich Ex-Nachbarin Ruth, die mir gestern den entscheidenden Hinweis auf Deckenbach gegeben hat.
Und wo Ruth ist, ist Egon normalerweise nicht weit. Tatsächlich, da haben wir ihn schon.
Komplizierte mechanische Maschinen aus der Landwirtschaft werden gezeigt und auch vorgeführt.
Einfach schön, diese Maschinen in Aktion zu sehen. Doch ich sehe schon den Zeitpunkt kommen, wo niemand mehr diese alten Apparate bedienen kann. Aber heute klappts noch.
Ein Verdampfer-Motor, also eine Maschine mit Wasserkühlung, wo das Kühlwasser verdampft und nachgeschüttet werden muss.
Der Verdampfer-Motor läuft wie aus dem Bilderbuch.
Eine seltsam anmutende Maschine von Ködel & Böhm: Eine Dreschmaschine, wie ich erfahren kann.
Damit wird die Ködel & Böhm Maschine angetrieben.
Fast zu schön für ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug ist dieser Deutz.
Das legendäre Dieselross – eindeutig mein Lieblings-Traktor.
So sieht also der Fortschritt in der Landwirtschaft aus: Immer größer, immer mehr, Gigantomanie.
Schöne alte Fotos haben die Deckenbächer ausgegraben. Die Herrschaften erinnern sich wohl noch.
Die Ape ist das Maskotchen der Deckenbacher Oldtimerfreunde und hetzt als Kurierfahrzeug über den Platz.
Eine ordentliche Armada an Schleppern sind ausgestellt – leider bin ich dafür kein Fachmann und kann nicht zu jedem Exponat etwas beitragen.
Offensichtlich zwei wunderschöne Leihgaben aus dem Marburger Museum für Polizeifahrzeuge. Damals gab es noch den Lokalpatriotismus und die Polizei fuhr Fahrzeuge made in Hessen: Opel.
Bei den Zweirädern sieht es etwas dünn aus, aber eigentlich ist das hier ja auch eine Schlepper-Show.
Die interessantesten Zweiräder für mich sind diese beiden NSU Quickly, …..
….. die 100er Adler, die ich ja selbst mal restauriert und bewegt habe, und ……
….. natürlich Egons russische Tula Muravej, die fleissige Ameise.
Schöne Fahrzeuge, aber wie gesagt: Ich bin kein Kenner der Schlepper.
Noch nie gesehen: Ein französischer Lizensbau des Lanz Bulldogs?
Lanz konnte auch kleine Fahrzeuge bauen.
Ich denke, jetzt hab ich alles gesehen und deshalb breche ich auf zu einer reinen Vergnügungsrunde mit der Harley. Bye bye Deckenbach, es ist immer wieder nett bei euch.
Nach so viel alter Mechanik verspüre ich jetzt den Wunsch nach alten Gebäuden und fahre daher über den Ebsdorfergrund nach Schloß Friedelhausen.
Ich kann mir keine schönere Kulisse für ein Motorrad vorstellen als diese herrliche neoklassizistische Gebäude mitten im Wald.
Für mich eines der schönsten Schlösser in Hessen.
Lohra, Gladenbach, Kehna – ziellos lasse ich mich durch diese Gegend treiben. Auf der Rückfahrt raste ich genau zwischen der Marburger Spiegelslust und der Amöneburg an einem einsamen Materl. Hier gibt es aufbauende Getränke und einen Powerriegel für mich.
Von hier geht’s dann nonstop heim. Am Ende des Tages habe ich die 100 Meilen locker überschritten. Kurz vorm Ziel begegnet mir noch eine blau-beige Harley, die ich vor einiger Zeit schon mal im Vogelsberg getroffen habe. Irgendwann werden wir Fahrer uns vielleicht auch mal kennen lernen.
Habe über die ebay Kleinanzeigen ein Paar Harley-Blinker gekauft, wie ich sie an der Sporty montiert habe. Und weil die Blinker in Grünberg angeboten werden, fahre ich heut kurz mit der Vespa, um die Teilchen abzuholen.
Der Verkäufer führt mich in die Garage, um die Blinker zu holen, aber was muss ich da sehen: Zwei moderne Harleys, eine neue Indian Chief und zwei alte Wehrmachts-Indian, die zurück in eine zivile Erscheinung restauriert wurden. So viel V-Twins hab ich in Grünberg nicht vermutet, wirklich nicht.
Naja, wenn ich schon mal ein Fahrzeug angeworfen habe, hänge ich auch noch schnell eine 70 km Runde dran.
Dieses Blinker-Paar hat mir die kleine V-Twin-Sammlung und ein nettes Fachgespräch beschert.