So ganz stimmt das mit der Überschrift nicht, aber doch beinahe. Nach längerer Planung machen sich Reinhard und ich auf den Weg nach Südengland, um dort MG-Ersatzteile zu kaufen. Leider findet die Fahrt nicht mit unseren Thunderbird statt, nicht mal unsere MGF nehmen wir. Nein, wir leihen uns einen schnöden Volvo V40 Kombi für die Einkaufsfahrt. Hätten wir geahnt, was mit diesem Auto auf uns zu kommt, wer weiß, ob wir nicht doch ein anderes Fahrzeug gewählt hätten.
Am Sonntag, den 3.8.2014 jedenfalls machen wir uns gegen 12:00 mittags auf den Weg – unsere Einkaufsreise beginnt.
Die Reise durch Belgien ist leider ziemlich langweilig. Für etwas Kurzweil sorgen wir selbst, als wir bei der Ankunft in Seebrügge feststellen, dass unsere Fähre nicht hier, sondern in Dünkirchen abgeht. OK, also noch weitere zwei Stunden durch langweiliges Marschland.
Trotz unserer kleinen Einlage über Seebrügge erreichen wir die Fähre in Dünkirchen noch pünktlich. Dabei war der Plan eigentlich so, das langweilige Gegurke um Calais herum zu sparen. Das haben wir zwear erreicht, aber dafür sind wir um Seebrügge herum gegurkt – was nicht wesentlich besser war.
Schon auf der belgischen Autobahn sind die vielen VW Käfer, Bullis und 1600er aufgefallen – und auf der Fähre sind noch mehr davon zu sehen. Wir erfahren, dass in Belgien ein VW-Treffen statt gefunden hat.
Das Meer hat schon einiges fürs Auge zu bieten.
Zum Beispiel zutrauliche Möven.
Kulinarisch bietet uns die Überfahrt leider wenig: Die Chips & Fish, die wir ausprobieren, sind grottenschlecht.
Reinhard lotst den Volvo durchs nächtliche London und wir nehmen extra einen Umweg über die North Circular Road in Kauf, um das Ace Cafe zu sehen.
Natürlich hat diese Kultstätte um diese nächtliche Stunde längst geschlossen, aber immerhin: Wir waren mal da und sind stolz darauf.
Hinter den spiegelnden Scheiben des Ace sind ein paar besonders schöne Cafe Racer ausgestellt.
Ein letzter Blick aufs Ace und wir ziehen weiter durch London und dann in die Midlands in die Nähe von Luton und Milton Keynes. Ein paar Stunden Schlaf gönnen wir uns auf einem Parkplatz in der Nähe von Milton Keynes, …..
….. um dann am Morgen eine Adresse in Milton Keynes zu suchen. Leider vergeblich, der Ort ist sehr unübersichtlich und wir finden die Adresse nicht. Deshalb gehts weiter nach Luton zu Petra und Malcolm, bei denen wir eine Übernachtung einlegen werden. Die erste Überraschung dort aber sind die Labradors, die zu allem Überfluß auch noch …….
….. gerade Nachwuchs haben. Mit der quirligen Bande haben wir unseren Spaß.
Dann vermitteln uns Petra und Malcolm einen Besuch bei Nachbar Paul, der seine Harley 883 abgeben möchte. Nach einer Probefahrt am nächsten Morgen bin ich überzeugter Harley-Fan.
Gerade mal 9000 Meilen hat die kleine Sportster gelaufen.
Mitnehmen kann ich die Harley natürlich nicht. Also verabschieden wir uns von Petra, Malcolm und den Hunden und haben das sichere Gefühl, bald wieder zu kommen. Und dann wird die Sportster auf eigenen Rädern überführt.
Bye bye Luton und Midlands, jetzt geht es weiter in den Garten Englands, nach Kent. Unseren Einkauf haben wir am Vortag komplett in Sandy bei Nick erledigt und dort alles bekommen, was wir benötigen.
Per Internet haben wir eine Übernachtung in Margate im Glenwood Hotel gebucht. Entgegen aller Warnungen ist das Hotel und auch Margate als Ort keineswegs so schlimm wie vorhergesagt – ganz im Gegenteil. Hier würde ich jederzeit wieder nächtigen.
Schon das Gästebuch ist eine Besonderheit.
Und das Hotelgebäude ist doch sowas von typisch british.
Putzige kleine Zimmer mit allem, was der Reisende braucht: Dusche, Bett, TV, WLAN und Utensilien zum Tee kochen. Dazu ein herrlicher Blick in die Hinterhöfe von Margate.
In Margate war ich ja schon ein paar mal, das erste mal vor rund 30 Jahren. Und ich muß sagen: Der Ort hat sich verbessert und ist hübscher geworden.
Alte Bekannte.
Natürlich gibt es auch das andere Margate, aber das gehört eben auch dazu.
Ich liebe die englische Architektur.
Unser Abendessen nehmen wir auf Empfehlung unseres Hoteliers in Papas Grillstube zu uns und bekommen dort richtig gute Fish & Chips. Und direkt daneben hats diesen herrlichen Scooter-Shop mit Vespa und Lambretta.
Das abendliche Margate zeigt sich von seiner besten Seite.
Am nächsten Morgen erkunden wir Kent ein wenig.
Ein einsamer Scooter Boy in Herne Bay.
So habe ich die Country Side von Kent in Erinnerung: Kleine Sträßchen, die tunnelartig mit Bäumen zugewachsen sind.
Unser Leihvolvo gibt mittlerweile grausige Schleifgeräusche von sich und von einer ordentlichen Bremswirkung kann keine Rede mehr sein. Mehrfach bezweifle ich stark, dass uns dieses Vehikel wieder nach Hause in den Vogelsberg bringen wird. Aber da irre ich mich, denn auch ohne Bremsen und Radlager ist ein alter Volvo noch fahrtüchtig.
Jetzt ist der Scooter Shop geöffnet und natürlich besuche ich den Laden.
TASS heisst der Shop und hier wird viel mit Lambrettas gemacht.
Keine Vespa, sondern chinesische Neco Abruzzi, herrlich dreiste Vespa-Kopien.
Die Welt ist klein: Der Verkäufer hat bis vor kurzem in Hessen als Gärtner gearbeitet und ist jetzt nach Kent zurück gekehrt.
Papa’s Fish & Chips Restaurant wird uns auch heute wieder als Gäste begrüßen. Das Geld-zurück-Angebot unseres Hoteliers haben wir natürlich nicht wahr genommen.
Ein paar Stunden Regen heute – das war alles an schlechtem Wetter. Wir haben es also geschafft, exakt den englischen Sommer zu erwischen.
Wie man sieht, kann die Nordsee auch unfreundlich werden.
Besonders habe ich mich auf den Besuch in Ramsgate gefreut, denn hier war ich schon ein paar mal. Wie schon Margate hat auch dieses Seebad sich erheblich verbessert – obwohl viele Engländer anderer Ansicht sind.
Überall in Kent stösst Du auf diese Schilder: „Pay and Display“ – also erst zahlen, dann anschauen. Hier kostet fast alles Geld.
Der Hafen in Ramsgate.
Im Hintergrund mit den blauen Toren alte Werkstätte und Läden für den Schiffsbedarf.
Leider geschlossen – hätte gern gesehen, was sich wirklich hinter diesem Tor verbirgt. Wahrscheinlich jede Menge alte BSA-Motorräder.
Reinhards Zigarettenkonsum war auf der gesamten Reise drastisch herunter gefahren – aber hier musste es mal sein.
Jetzt noch ein wenig Country side.
Nach einer letzten Übernachtung in Margate brechen wir am nächsten Morgen auf in Richtung Dover. Aber wir haben Zeit, viel Zeit, denn unsere Fähre geht erst um 24:00.
Dover Castle kann natürlich erst nach „Pay & Display“ betreten werden, aber wir finden eine Stelle mit gutem Ausblick auf die Anlage.
Nur mal so als Versuch fragen wir am Hafen an im DFDS-Büro nach einer früheren Fähre. Nachdem die nette Lady zuerst 36 Pfund dafür haben möchte, bekommen wir nach kurzer Diskussion einen Platz um 12:00 mittags ohne Aufpreis. Sehr nette Lady!
Nachdem wir auf der Hinfahrt von alten VW umgeben waren, sind es diesmal Mini Cooper – aber die echten. Es sind die Nachzügler eines Mini-Treffens in Kent, die erst jetzt zurück aufs Festland fahren.
Sehr hübsches Gespann von den Mini-Löwen aus Braunschweig.
Mit dem netten Paar aus Leipzig kommen wir sofort ins Gespräch. Und falls wir mal im Neuseeland Urlaub machen möchten: Die beiden haben eine Ferienwohnung.
Ein letzter Blick auf die Weißen Klippen von Dover, und dann verlassen wir die britische Insel wieder. Aber wahrscheinlich nicht für lange, denn meine Harley 883 wartet schon.
Bei der Überfahrt haben wir traumhaftes Wetter.
Ankunft in Dünkirchen. Jetzt noch runde 700 km Autobahn durch Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland und dann hat uns der Vogelsberg wieder. Der Volvo hat die Rückfahrt übrigens tatsächlich überstanden, was ich ehrlich gesagt nicht geglaubt habe. Eben schwedische Qualität.
Klasse gemacht! Aus dem Start der Oldtimer-Rallye beim Bus-Unternehmer Philippi in Groß-Eichen wurde ein richtig schönes Event gemacht – ganz im Gegensatz zur Oldtimer-Rallye vor einiger Zeit in Grünberg. Durch kleine Ausstellungen, Musik, Parkplätze, Imbissstände und Getränkepilze wurde der simple Start gewaltig aufgepeppt. Hat wirklich Spaß gemacht, dort ein paar Stunden zu verbringen und der große Publikumsandrang zeigt ja wohl, dass so etwas ankommt.
Ich nehme meinen Leihhund Yellow mit nach Groß-Eichen, damit die Landpomeranze mal wieder unter Leute kommt. Logisch also, dass ich mit dem MG fahre, zum Beiwagen-Hund taugt Yellow noch nicht.
Dummerweise – oder vielleicht auch glücklicherweise – ist der Akku meiner Kamera total leer, sogar tiefentladen. Aber ich treffe (natürlich) Peter, den Hayabusa-Fahrer und bitte ihn, ein paar Fotos für mich zu machen. Alle Bilder, die ihr hier seht, sind also von Peter und ich muss sagen, er hat einen Super Job gemacht. Besten Dank für die tollen Fotos, Peter.
Und ich treffe Reinhard in Groß-Eichen, was auch keine Überraschung ist. Wir bummeln gemeinsam über den Platz und auf diese Weise komme ich zu Informationen über englische Roadster und Sportwagen, die ich sonst nicht parat hätte.
Guido aus Sellnrod hat eine komplette Vicky-Sammlung geerbt, die er zum Teil hier ausstellt. Sind schöne Mopeds dabei und die meisten kenne ich aus meiner Jugendzeit.
Mit dieser Vicky-Sammlung ist man garantiert auf jeder Oldtimer-Veranstaltung gern gesehen.
Traum der 50er Jahre: Victoria Avanti als „Rennerle“ mit zwei hochgezogenen Auspuffrohren.
Oder die „Blechbanane“: Ein echtes Kind ihrer Zeit im Gelsenkirchener Barock. Für mich besonders interessant: Das Rücklicht ist das gleiche, dass bei den ersten Capri-Rollern verbaut wurde. Vielleicht ist es erfolgversprechender, nach Victoria-Rücklichtern zu suchen, als nach Capri-Teilen.
Weitere Bilder gibt es im folgenden als selbstablaufende Slide-Show:
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Reinhard und ich könnten eigentlich im nächsten Jahr aktiv an der Veranstaltung teilnehmen: Alte Zweiräder im entsprechenden Alter sind vorhanden – sogar mehrfach. Ja, das sollten wir wirklich tun.
…… oder genauer, noch ein Stückchen weiter nach Heinersreuth. Dort gilt es etwas abzuholen und eingedenk des Wetters der letzten Tage nehme ich dazu …… den kleinen MG. Und weil Heinersreuth etwa 300 km entfernt ist, breche ich verdammt früh auf. Schaff ich diesmal sogar. Vorgestellt hab ich mir ein schönes Cruisen auf der Autobahn bei offenem Verdeck – aber daraus wird nix.
Die Rhön erwacht
Im wilden Tal der Kinzig
Auf die A7 und A70
Unwetter in Unterfranken
Unglaubliche Regenmassen
Packts der Scheibenwischer?
In Frankens Saale Stück
Die Wolken verfolgen mich
Ein Kilometer langer Tunnel
Mal Sonne, mal rabenschwarz
Alte Bekannte: Der Harley-Mann
….. und der Porsche
Jetzt in Oberfranken
Bei Bayreuth von der Autobahn
Weiter auf die B85
Offen Fahren? Auf keinen Fall
Ersatzteil abgeholt und zurück
Und wieder Unwetter
Der Zug ist schneller
Regenpause
Letzte Rast nahe der Rhön
Hier mein Einkauf:
Ein Suzuki TS250 Motor
Typ TS2504
Und sieh an: Ein Schalthebel meiner DR400 passt an den TS250 Motor. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Gleichteile zwischen Vier- und Zweitakter.
Wieder zu Hause wird es gegen 16:00 wieder schön und mir fällt ein, dass ja heute von 10: bis 18:00 Probefahrt-Tag bei Mike Enders in Atzenhain ist. Und da möchte ich endlich mal einen Chopper probefahren, und zwar die Honda Shadow. Also zwäng ich mich in halbwegs chopper-geeignete Klamotten und bewege mich auf der W650 nach Atzenhain.
Aber dort ist dummerweise schon alles im Abbau begriffen – heute keine Probefahrten mehr. Mist, wirds wieder nix mit einem Chopper. Ich seh’s kommen: In diesem Leben schaffe ich es nicht mehr, einen Chopper zu fahren.
Immerhin treffe ich in Atzenhain den BMW-Fahrer Armin und wir beide plaudern lange über dies und das und speziell über das Motorrad fahren in den Cevennen. Und anschliessend bewege ich meine W noch mal 50 km – auf dass der Motor auch warm werde.
Nach der gestrigen Marathonfahrt nach Berlin und zurück war ich dermassen platt, dass ich morgens so richtig verschlafen hab. Komme also zu spät zum Hundespaziergang, und um das etwas auszugleichen, nehme ich die beiden weißen Gangster nach dem Spaziergang noch mit im Cabrio und wir fahren zu dritt offen durch die Sonne.
Yellow liebt das Fahren im offenen Cabrio und Laurent im Prinzip auch. Nur ist der Bursche so klein, dass er im Fußraum des MG gar nicht zu sehen ist. Aber ist ist da, ich schwör*s.
Später fahre ich mit der DR400 nach Ilsdorf, um die CDI wieder in die schottische Thunderbird einzubauen. Die hatte ich mir kurz ausgeliehen um zu testen, ob Jürgens CDI in Ordnung ist. Sie ist es.
Nach dem Einbau der CDI lasse ich die Thunderbird mal laufen, um den Sound der kleinen Brülltüten zu geniessen. Weils so schön klingt, gehe ich danach auf eine winzige Probefahrt mit dem englischen Kurzzeit-Kennzeichen. Dabei stellt sich leider heraus, dass die Kontrollleuchte für die Wassertemperatur nicht mehr erlischt. Blöd, und das Kühlwasser sieht auch nicht wirklich gut aus. Ich befürchte einen Schaden am Thermostat.
Danach kommt dann der für gestern angekündigte Regen. Weil der aber recht warm ist, fahre ich trotzdem eine kleine, feuchte Runde mit der Suzuki.
Gestern erfahre ich von einem ebay-Shop, der funkelnagelneue Tachometer für die Thunderbird anbietet – und das zu einem äusserst moderaten Preis. Und weiter erfahre ich, dass de Betreiber des Shops nur 50 km entfernt wohnt. Habe direkt einen Termin für heute zum Abholen eines Tachos vereinbart. Das miese Wetter mit viel Regen lässt mich diesen Termin mit dem englischen Roadster durchführen.
Eigentlich ist die heutige Wegstrecke nur runde 50 km – eigentlich. Aber ich gerade von einer Baustellen-Umleitung zur nächsten und so wird der einfache Weg verdoppelt – ja, verdoppelt. Aber das macht gar nichts, denn im MG fährt es sich bei Regen besonders schön.
Die Umleitungen führen oft durch sehr abgelegene Gegenden wie hier im Gründchen. Die glasklare Luft lässt die Fahrt manchmal wie einen Film erscheinen, in dem ich über einen menschenleeren Planeten fahre.
Very british sind Wetter und Landschaft – wenn ich jetzt noch auf der linken Seiten fahren würde, fühlte ich mich wie in Wales.
Nach einigen Irrungen komme ich doch ans Ziel. Aus dem „mal eben einen Tacho abholen“ wird dann noch ein zweistündiges Gespräch mit Thomas, den es wie mich aus dem Ruhrpott ins Hessische verschlagen hat.