Wundersame Vermehrung

Natürlich weiß ich, dass sich Motorräder auf wundersame Weise vermehren können – und das gleiche gilt auch für Roller, insbesondere für solche der Marke Vespa.

Heute nehme ich erneut meine kleine Vespa für den kurzen Weg zur Arbeit und wünsche mir, der Weg wäre länger. Milde Temperatur, leichte Bewölkung und den langsamen Aufgang der Sonne bekomme ich vom Roller aus jedenfalls besser mit als aus der Blechkabine.

In der Firma angekommen bin ich der erste und bekomme gerade noch den Sonnenaufgang im Industriegebiet mit.

Nur Sekunden später verblasst das zauberhafte Schauspiel, wird jedoch abgelöst von Marco, der ebenfalls mit seiner Vespa auftaucht. Es ist eine ET4 und das ist bereits seine zweite Vespa. Nur ich stehe da mit einem einzigen Roller ….

Ein schönes Pärchen, die GTS und die ET4, wobei die ET4 die schlankere und elegentere ist, die GTS dagegen kommt einen Tick pummeliger und nostalgischer rüber. Jetzt fehlt hier noch eine ältere Cosa und eine noch ältere PX – aber so eine fährt ja unsere Oberchefin bereits.

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Vespa am Morgen und Schotten am Nachmittag

Seit ich die Vespa letzte Woche angemeldet habe, fahre ich damit tatsächlich täglich zur Arbeit. Da ich um 6:00 beginne, fahre ich meist in den Sonnenaufgang hinein und habe bereits einige besonders schöne Aufgänge erlebt – leider war da nie eine Kamera dabei. Und heute bin ich mit dem Handy nur einen Augenblick zu spät und verpasse einen wunderbar orangenen Himmel.

Beim Absteigen war der Himmel noch herrlich farbig – ich schwör’s. Aber bis ich die Kamera heraus genestel habe, ist schon alles vorbei. Mist!

Kurz vor 16:00 entschließe ich mich, kurz nach Schotten zum Oldtimer Grand Prix zu fahren. Da will ich zwar morgen früh sowieso hin, aber für heute haben sich einige Kollegen locker beim Kawasakihändler Dirk verabredet. Walther, einen der Kollegen, verfolge ich von der Seenbrücke bis nach Schotten, aber wir schaffen es dennoch, uns dort komplett zu verfehlen. Aber so etwas passiert mir in Schotten jedes Jahr.

Angekommen in Schotten parke ich gegenüber vom Kawasaki-Laden und quasi direkt am Fahrerlager. Dann gehe ich nur kurz zu Dirk herein, um einen Liter Motoröl für die Vespa zu kaufen – vollsynthetisches 5W-40.

Als ich zurück komme, parkt die Ducati von Kollege Walther direkt neben meiner Matchless – Walther selbst jedoch ist irgendwo im Fahrerlager verschwunden und ich treffe ihn auch nicht mehr.

Aber dafür sehe ich im Fahrerager jede Menge feinste Rennmaschinen, von denen ich einige besonders schöne hier zeige. Es beginnt mit der Ducati Einzylinder Desmodromic, einem der wenigen Maschinen mit Königswelle.

Eine Seeley-Norton.

Als Fahrer einer Harris-Matchless fasziniert mich diese „echte“ Matchless natürlich besonders. Hab schon überlegt, ob ich den Steuerdeckel meines Rotax-Motors nicht auch golden lackieren soll.

Zum Niederknien ist für mich ein Jap V2.

Noch eine Seeley, diesmal mit BSA-Motor.

Gilera Rennmaschine mit dem charakteristischen dicken Motorblock.

Soviel ich weiß, war dies der erste Werbespruch von Honda: „You meet the nicest people on a Honda“.

Hier mal ein Ausschnitt des Fahrerlagers. Schön, dass das in Schotten jedem Besucher zugänglich ist.

Es sind etliche Verkaufsstände am Ort und besonders schön sind die mit britischen Produkten. Ich bin ganz knapp davor, mir so einen Davida-Helm mitzunehmen.

Der Norton Twin in einem Renngespann.

Velocette Einzylinder – Träume meiner schlaflosen Nächte.

Noch einmal der dicke Gileramotor.

Beim Rückweg aus dem Fahrerlager passiere ich die hübsche NSU-Familie mit Max und Lux.

Auf der Heimfahrt über Götzen und Altenhain lasse ich den Rotax meiner Matchless ordentlich bollern.

Für morgen haben sich Suse und Thomas angekündigt und mit den beiden könnte ich noch einmal nach Schotten fahren. Dabei würde ich die Kamera mit dem neuen Halter mal an die Matchless schrauben und unsere Fahrt filmen.

Später am Abend treffen wir noch auf die Neuwieder Truppe, die diesmal Quartier in der Pension „Zum Hasen“ genommen hat und verbringen, wie jedes Jahr, einen äußerst vergnüglichen Abend zusammen.

Bernd hat im Moment gar kein Motorrad, Horst ist, wie schon im letzten Jahr, mit der BMW seines Bruders angereist, die mit Königswelle, obenliegender Nockenwelle und Apfelbeck-Köpfen ausgerüstet ist. Und Jürgen hat sich zwar keine Tiger zugelegt, aber eine sehr schöne 900er TDM. Immer mal was Neues also.

 Schotten am Samstag>

 

British Sunday

Obwohl ich heute weder mit einer W650 noch mit der Matchless unterwegs bin, erlebe ich jede Menge britische Momente – erstaunlich. Es beginnt damit, dass ich ein britisches Produkt an einem Ort sehe, wo ich es absolut nicht erwartet habe. Und weitere britische Momente werde kommen – aber seht selbst.

Hier ein Ausschnitt des britischen Produktes, dass ich so an diesem Ort nicht erwartet hätte. Andere britische Produkte schon, aber nicht dieses. So kann es kommen.

Zunächst beginnt dieser Sonntag jedoch italienisch. Nachdem ich mit dem neuen Nutzfahrzeug, der Vespa, schon einigemale in die Firma gefahren bin, zeigt sich am Freitag die Universalität des Rollers.

Ein relativ schweres Paket mit Seitenwagen-Anschlußteilen wird auf den Weg zu Arne nach Dresden gebracht, also zur Poststelle. Der praktische Klapp-Gepäckträger der Italienerin macht das mühelos. Und anschließend wird noch ein kleiner Einkauf im Penny-Markt erledigt, der locker in die Transportwanne unter der Sitzbank passt.

Heute morgen mache ich mich früher als gewohnt auf den Weg zu Leihund Yellow – mit der Vespa. Nachdem das obligatorische Hundefutter (Leckerli) im Handschuhfach verstaut ist, habe ich eine geschlagene Stunde Zeit, herrliche morgendliche Umwege mit dem Roller zu fahren.

In lockerer Bekleidung und ausgesprochen geruhsam tuckere ich mit der Vespa durch die Botanik. Die Entdeckung der Langsamkeit hatte ich ja schon vor ein paar Jahren mit dem MZ ES/1-Gespann erlebt – und jetzt erlebe ich dieses Gefühl erneut. Die Vespa beschert mir an diesem Morgen den herrlichen Geruch frisch gemähten Grases …….

….. und diverse Wolkenspiele sowie die Kodensstreifen der Flugzeuge bei aufgehender Sonne……

….. und auch grandiose Ausblicke weit in den Vogelsberg hinein.

So sieht ein zufriedener Vespa-Fahrer aus. Ich kanns nur wiederholen: Der Roller bereitet mir sehr viel Vergnügen.

 

Pünktlich um 9:00 bin ich dann bei Leihhund Yellow und schnappe mir seinen kleinen Kumpel Laurent gleich mit. Die beiden an der Leine sind eigentlich nicht (immer) das reine Vergnügen, aber durch die Vespa-Stunde zuvor fühle ich mich relaxt und gewappnet.

Entlang der Ohm kann ich die Bande von der Leine lassen und dann wird erst einmal getobt.

Wir ziehen weiter zum Ortsrand und aufgrund eines gestrigen Gespräches mit Marco über „Lost Places“ schaue ich mir mal wieder die Ruine des Pleitebaus der Seniorenanlage Falkenhorst an. Das riesige Gebäude ist auf dem besten Weg, ein Lost Place zu werden.

Eingeschlagene Scheiben, aus den Wänden gerissene Leitungen – Vandalismus, Diebstahl und Verfall sind hier allgegenwärtig.

Lange, dunkele Flure – unsere Schritten hallen – ein wenig unheimlich ist es schon, immer tiefer in das Gebäude vorzudringen. Aber die beiden Hunde kennen keine Furcht und außerdem habe ich mein gutes Walther-Messer dabei 🙂

Dennoch ist es schön, am anderen Ende des Traktes wieder ans Tageslicht zu gelangen. Jetzt geht es noch ein Stündchen durch Feld und Wiesen und dann liefere ich die beiden wieder zuhause ab.

Nun gehts es zu Reinhard und wir beschließen eine kleine Endurofahrt zu den Seeterassen am Antrifttal See. Ein kurzes Foto-Shooting an Schloß Romrod und weiter – aber von wegen. Die Honda zickt heute richtig herum und will nicht recht anspringen. Irgendwann klappts dann aber doch …..

….. und wir erreichen nach einigen Umwegen den Antrifttal Stausee.

Hier gönnen wir uns ein gepflegtes kleines Mittagessen mit anschließendem Kaffee und Kuchen. Ist gewohnt gut.

Und dann der zweite britische Moment des Tages: Ein Jaguar Roadster, neu aufgebaut, ohne überrestauriert zu wirken. Eine Fahrmaschine von besonderer Schönheit, aber leider ganz weit außerhalb meiner Möglichkeiten.

Wir verlassen nun die gastlichen Seeterassen und werden als nächstes den Pickel besteigen, also nach Amöneburg hoch fahren. Aber davor haben die Götter das Starten der Honda gesetzt, was erneut echte Probleme verursacht. Danach fahren wir nur noch Ziele an, die eine ausreichende Gefällestrecke zum Anrollen bieten – und das klappt dann natürlich.

Später auf dem Marktplatz von Amöneburg mit Blick über das Amöneburger Becken sitzen wir erneut in der Sonne, diesmal bei einem nicht unerheblichen Eisbecher. Und hier haben wir Gefällestrecken ohne Ende, auf denen die Honda anrollen kann.

Letzter Stopp für Heute am Rondinchen bei Gontershausen – ein Ausblick, der das Herz erfreut. Zuerst sind wir die einzigen Besucher, dann erscheint ein Pärchen mit kleinen Choppern, kurz darauf ein weiteres Paar mit Kaffee und Kuchen und anschließend …….

….. der letzte britische Moment dieses Tages: Ein Lotus Super Seven – aber nur fast, denn es handelt sich um einen Nachbau aus dem Jahre 1987, der aber zweifellos genauso schön ist wie das Original. Nach ein wenig Brit-Talk ziehen wir nun zurück in Richtung Heimat – und Reinhard lässt die Honda zum letzten mal an diesem Tage den Berg herunter anrollen. So kann man einen Sonntag im August wirklich aushalten.

 

Ein Mod?

Jetzt ist es amtlich und perfekt: Mein Roller ist angemeldet! Die Frage ist: Bin ich dadurch zum Mod mutiert? Ich hoffe doch nicht, schließlich lag meine Sympathie immer auf der Gegenseite, also bei den Rockers.

Heute morgen habe ich die kleine Vespa zugelassen und dann am Abend aus Schotten überführt. Puh, das ist schon alles sehr gewöhnungsbedürftig: Wegfahrsperre, Automatik, zwei Bremshebel, keine Kupplung, die kleinen Rädchen. Aber natürlich komme ich heil zuhause an und habe nach ein paar Kilometern sogar ein wenig Fahrspass mit dem Roller.

Erst einmal raus aus Schotten und dann ab in den tiefen Vogelsberg – jedoch mit dem ersten kleinen Stop am Flughafen und mit Blick auf das Schottener Umland. Hier ist die schlimmste Gewöhnungsphase schon vorbei.

3324 Kilometer hat die Vespa erst gelaufen – und das seit dem Jahre 2007. Ist also eigentlich ein neuer Roller.

Die ersten 50 km fahre ich jetzt direkt bei der Überführungsfahrt und mit jedem Kilometer wächst das Vergnügen. Gut möglich, dass es mir wie Marco ergeht, der seine kleine ET4 richtig lieb gewonnen hat und mittlerweile öfter fährt als seine Speedy oder die WR400.

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Bezahlt – aber noch nicht geholt

Für 17:00 bin ich mit dem Vespa-Verkäufer in Schotten verabredet und wir tauschen Bargeld gegen Papiere. Mitnehmen kann ich den Roller aber noch nicht, weil abgemeldet und ich morgen früh erst einmal auf die Zulassungsstelle muss. Und dann könnte ich vielleicht morgen meine erste Rollerfahrt seit vielen Jahrzehnten machen. Ich gebe zu: Ich freue mich darauf.

Für die Fahrt nach Schotten nehme ich heute die Solo-W, mit der ich anschließend noch eine schöne Runde im abendlichen Vogelsberg drehe.

Ob Solo oder Gespann: Der Königswellenmotor der W begeistert mich immer wieder und auf jeder Fahrt. Und wegen dieser Begeisterung kommen für Schotten und zurück locker 100 km zusammen.