Ein grauer November Sonntag

Leider haben sie recht, die Wetterfrösche, und so wird der Sonntag wie angekündigt: Regen, Sturm, nur wenig Sonne und die Temperaturen liegen deutlich unter 10 °C. Da lockt mich so gar nichts aufs Motorrad und ich vertrödele den Tag mit diesem und jenem.

Yellow

Zum Glück erwische ich gegen 9:00 eine Regenpause, die ich zum Spaziergang mit Yellow nutze. Die Ohm ist ganz ordentlich angestiegen – kein Wunder bei dem Regen der letzten Tage.

Yellow

Durch das miese Wetter haben Yellow und ich uns ein paar Tage nicht gesehen und ich teste durch kleine Übungen, ob alle Befehle und Übungen noch sitzen. Sie tun es.

Yellow

Zur Belohnung gibt es danach komplizierte Spiele: Ich werfe ein Stück Hundekeks weit fort, Yellow rast hinterher, findet den Keks, frisst ihn auf und kommt dann zu mir zurück.

Yellow

Yellows erklärte Erzfeinde sind Schafe und Kühe. Deshalb trainieren wir ein wenig direkt am Schafsgehege. Damit will ich den Burschen an die Tiere gewöhnen, was ganz gut klappt.

MG

Als ich später den MG zu Reinhard ins Winterquatier bringe, regnet es schon wieder. Jetzt steht mein grüner Liebling wenigstens unter Dach und kann nicht zuschneien.

Vespa

Zuhause bereite ich dann die Vespa PK50XL auf den Zylinderumbau vor. Die Motorradbühne wird aufgestellt, die anderen Maschinen ein bisschen verschoben, und schon …..

Vespa

….. habe ich einen prima Arbeitsplatz in altersgerechter Höhe.

Vespa

Wo die Vespa gerade so schön steht, mache ich noch etwas weiter. Das Hinterrad kommt heraus, damit ich an die letzte Schraube der Zylinderabdeckung heran komme. Dabei muss ich komplexe Konstruktionen bauen, damit der Roller nicht nach hinten kippt. Am Ende stellt sich heraus, dass ich eigentlich nur eine Getränkekiste zum Unterstellen brauche.

Vespa

Und schon liegt der Zylinder frei zugänglich vor mir.

Vespa

Erschreckend viel Dreck und Schmodder findet sich im Motorbereich. Vor dem Zylinderausbau werde ich hier erst einmal richtig sauber machen. Oben links ist übrigens der Ansaugstutzen zum Vergaser zu sehen, der ja bei diesem Drehschiebermotor direkt ins Motorgehäuse geht.

Vespa

Hier noch einmal die Verbindung vom Motor zum Vergaser. Möglicherweise brauche ich den Vergaser für meine Aktion gar nicht auszubauen. Für heute ist es aber genug und ich mache mich wieder ins schöne, warme Häuschen.

Der Big Bore Kit

Anfang November bricht im Vogelsberg tatsächlich der „häßliche“ Herbst aus: Regen, Kälte, Morgens bereits Frost – der Winter ist im Anmarsch. Da kommt mit den Zwei- und Dreirädern überhaupt keine Freude auf und das Fahren mit dem MG ist aufgrund des Saisonkennzeichens leider vorbei. Es beginnt die graue Jahreszeit!

Yellow

Der Sonntag ist der letzte Tag, an dem ich mit Yellow noch einmal draussen war. Seitdem regnets fast nonstop.

Ein wenig beschäftige ich mich mit dem Werkstattumbau und mit theoretischen Überlegungen für eine Fahrt in die Toskana im kommenden Jahr. Im Moment ist der Plan, dazu die grüne Ersatz-Cosa fertig zu machen und damit die Alpen zu überqueren. Dann soll es mit einer Pause von 2-3 Tagen an den Gardasee gehen und von dort aus weiter in die Toskana. Die Überquerung der Alpen darf natürlich nur auf die allerschönste Art und Weise erfolgen und ich studiere ein paar Routenvorschläge des ADAC. Hier sind sie.

Eine erste Route bis Pontedera habe ich mir schon mal überlegt. Sie könnte etwa so aussehen:

Größere Kartenansicht

Vespa

Dann befasse ich mich mit dem Big Bore Kit für die PK50XL, der seit ein paar Tagen hier liegt. Mit einer 50%igen Vergrößerung soll die kleine Vespa zum Hubraum-Boliden werden und mich dann leichtfüßig über die Steigungen des Vogelsberges tragen. Wird selbstredend alles brav eingetragen.

 

A long way down

Das ist die kleine Geschichte der langen Reise einer Ape, die auf eigener Achse von den Höhen der Rhön in den tiefen Vogelsberg überführt wurde. Leider ist es nicht meine eigene Geschichte, sondern die von Marco – demselben Marco, der die Hauptschuld daran trägt, dass ich zum Vespa Fan geworden bin.

Im Rahmen einer Dienstreise hat Marco die Ape ein paar Tage vorher besichtigt und den Deal komplett gemacht. An einem kalten und regnerischen Oktobertag wurde die Ape dann geholt.

Ape

Kurz nach dem Start in Schwärzelbach pausieren Ape und Begleitfahrzeug kurz und halten das historische Ereignis für die Nachwelt fest.

Ape

Bundesstrassen, Landstrassen und Wirtschaftswege lernt die kleine Ape auf ihrem langen Weg kennen. Marco entdeckt, dass die Ape keinerlei Heizung hat und durch das dünne Blech ist nur ein rudimentärer Kälteschutz gegeben. Dazu kommt, dass die Scheiben bei geschlossenem Fenster sehr schnell beschlagen – und bei geöffneten Fenstern ist es sofort bitter kalt.

Ape

Vier Stunden treibt Marco die Ape durch Rhön und Vogelsberg, bis er das kalte Fahrzeug verlassen kann. Eine eigentlich sehr nette Reise ist durch die unfreundliche Witterung dann doch zu einer mittleren Strapaze geworden. Aber die Ape hat ihre Bewährungsprobe bestanden.

aperoute

Für die rund 110 km lange Strecke hat die Ape vier Stunden gebraucht, dabei wurden sehr ordentliche Steigungen bewältigt, die teilweise den ersten Gang notwendig machten. Und trotz Kälte, Regen und geringem Tempo war das eine gelungene Aktion – zumindest im Rückblick.

Veröffentlicht unter Vespa

Auf der Suche nach dem Plagiat

Ein wenig heimlich und eigentlich nur so nebenbei bin ich ja seit einiger Zeit auf der Suche nach dem chinesischen Vespa-Nachbau, wie er unter den Namen Neco Abruzzi oder Classic Cruiser angeboten wird. Sobald der Preis stimmt, würde ich mir so einen Chinaböller ernsthaft hinstellen – mein Limit liegt aber bei 999 € für einen 125er.

In Gießen lese ich nun von einem Roller-Shop am Ursulum und da werde ich heute mal nachsehen. Vielleicht gibt es ja dort das gesuchte Plagiat zum vernünftigen Preis. Der Grundgedanke dabei ist, mit so einem Chinateil eines der letzten möglichen Abenteuer in unserer zivilisierten Welt zu erleben.

Auf dem Weg nach Gießen gerate ich zwischen Beltershain und Reinhardshain plötzlich auf eine Ölspur und mein kleiner MG dreht sich wie ein Brummkreisel 2,5 mal um seine Achse. Gedanklich habe ich mich schon von dem Roadster verabschiedet, aber wie durch ein Wunder lande ich nur entgegen der Fahrtrichtung auf einem Wiesenhang – dem MG ist nichts passiert. Puh, das war knapp.

Das der Rollershop in Gießen natürlich nicht das gesuchte Plagiat führt, passt zu diesem seltsamen Tag. Als kleine Erholung gönne ich mir dann auf der Rückfahrt einen Besuch in der Sammlerwelt in Buseck, wo ich mir nur mal eben die ausgestellten Vespa ansehen werde.

MG

Vor der Halle der Sammlerwelt untersuche ich den MG noch einmal auf offensichtliche Schäden. Bis auf Gras und Erde in den Felgenritzen ist aber nichts zu sehen.

Sammlerwelt

Die Sammlerwelt empfängt mich mit einem riesigen Amischlitten.

Jaguar

Und schon wieder ein Jaguar – diese Marke verfolgt mich derzeit.

Vespa

Eine kleine Ecke ist Vespa gewidmet und zeigt einen netten Modellüberblick.

Vespa

Sogar das seltene Vespa-Auto 400 wird gezeigt.

Vespa

Klassische Vespa-Technik: So funktioniert der Motor eines Schaltrollers.

Vespa

Stilechtes Reisen in den 50er und 60er Jahren.

Vespa

Der Klassiker 150 GS. So einen Roller habe ich in den 70er Jahren gefahren und später verschenkt – ja, verschenkt. Ebenso wie später eine Vespa 50 N. Wie konnte ich nur …..

Vespa

Auch so etwas gehört zu einer Vespa-Ausstellung: Modelle und Bilder.

Roller

Neben der Vespaecke gibt es noch einige wenige weitere Roller, beispielsweise diesen Gritzner Roller.

Zündapp Roller

Und immerhin zwei Zündapp Roller: Vorn die berühmte Bella und dahinter der R50

Sammlerwelt

Sehr nett die Nachbildung eines Tante Emma Ladens.

Dann nehme ich mir noch die kleine PK50 vor. Habe entdeckt, daß mir der Roller mit Gepäckträger doch besser gefällt und werde den Träger wieder anbauen. Dazu müssen aber Aussparungen aus der Sitzbank heraus gearbeitet werden. Kein Problem, aber in meinem Werkstattchaos finde ich die Schleif- und Fräseinsätze für die Bohrmaschine nicht. Also muss ich sägen und feilen.

Vespa

Zu guter letzt ist der Träger dann doch montiert, die Sitzbank schliesst wieder – also alles gut. Aber mit schlechtem Werkzeug dauert das alles doppelt so lange. Ist eben ein richtiger Scheißtag heute.

Folge der Temperaturreihe

….. und schaue dabei nach den Schönheiten des Herbstes. Unter diesem Motto steht meine kleine Gespannfahrt an diesem Sonntag.

Vor der Fahrt und während des Spazierganges mit Yellow bekomme ich ein Bild von Marco aufs Handy. Es zeigt seine neue Ape bei der gestrigen Überführungsfahrt aus der bayrischen Rhön. In einer kurzen Anmerkung spricht Marco von einem Höllenritt mit hohem Funfaktor. Hoffe, in den nächsten Tagen erfahre ich mehr davon.

Ape

Hier befindet sich Marco mit der Ape irgendwo in der Rhön. Wenn ich bloß daran denke, mit dem kleinen Motörchen die Schwedenschanze bei Gersfeld nehmen zu müssen ………

Gegen 11:00 starte ich dann mein Gespann und beginne die Fahrt bei 7°C, die sich aber anfühlen wie 0°C.

W650 Gespann

Bereits nach wenigen Kilometern und mitten im Horlofftal sinkt die Temperatur schon auf 6°C. Die golden-bunte Landschaft des Indian Summer aber ist hier wirklich besonders gelungen.

W650 Gespann

Ein Stückchen weiter kommt Hoffnung auf: Am Horizont und tief in der Wetterau zeigt sich tatsächlich die Sonne. Folgen wir ihr.

W650 Gespann

Auf der langen Allee nach Bad Salzhausen hinein ist es immer noch 6°C, der Indian Summer ist dafür von exquisiter Schönheit.

W650 Gespann

Bei Nidda schnellt das Thermometer dann auf beachtliche 8°C. Zusammen mit einer gelungenen Herbstmischung der Farben hebt das die Stimmung ein wenig.

W650 Gespann

Irgendwo bei Ranstadt oder Selters zeigt sich der Herbst immer noch von seiner schönen Seite, die Temperaturen …..

W650 Gespann

….. aber liegen konstant bei 8°C. Dabei hatte ich in der Wetterau auf zweistellige Werte gehofft.

W650 Gespann

Auch am Glauberg wird es nicht wärmer.

W650 Gespann

Die zwischenzeitlich ganz kurz erreichten 9°C bekomme ich leider nicht auf die Kamera – es bleibt bei 8°C.

Jaguar

Ich will mir heute die Keltenwelt anschauen und entdecke kurz vorher einen Gebrauchtwagenhändler, bei dem dieser Jaguar steht: British-Racing-Green, super erhalten, bildschön für lächerliche 2000 € – leider schon verkauft. Das wäre das richtige Hundeauto für Yellow und mich.

W650 Gespann

Dann schraube ich das Gespann die sehr schöne Strecke hoch auf den Glauberg zur Keltenwelt. Dort steht ein gewaltiges Informationszentrum zur Geschichte der Kelten.

W650 Gespann

Und es sieht so aus, als würde eine keltische Ortschaft oder Grenzbefestigung entstehen.

W650 Gespann

Nun geht es nach Wöllstadt, Nidderau, Limeshain, Altenstadt und beinahe bis Hanau. Da möchte ich aber gar nicht hin, aber wer sich in der Wetterau schlecht auskennt und dann mit einer Nordhessen-Karte dort hinfährt, darf sich über kleine Irrwege nicht wundern. Ach ja, während der gesamten Zeit bleibt mein Thermometer auf 8°C.

W650 Gespann

Als mir die ewigen 8° immer kälter erscheinen, schwenke ich ab in Richtung Heimat. Nicht, dass es hier wärmer wäre, aber ich habe genug von diesen 8°.

W650 Gespann

Der Sonne entgegen: Am höchsten Punkt des Bergdorfes Stornfels hoffe ich auf Temperatursteigerungen – leider vergeblich.

W650 Gespann

Auch hier die 8°C, aber dafür ein besonders farbenprächtiger Indian Summer.

W650 Gespann

Die Mischwälder um Stornfels herum zeigen sich in ihrer ganzen herbstlichen Pracht.

W650 Gespann

Von Stornfels aus ist es nur ein Katzensprung zum Falltorhaus, an dem sich immerhin einige unermüdliche Biker eingefunden haben. Auffällig heute die Dominanz großer japanischer Vierzylinder.

W650 Gespann

Nach einem heißen Kaffee am Falltorhaus geht es weiter in Richtung Heimat. Die Temperatur sinkt jetzt wieder auf 6°C und damit schließt sich die heutige Temperaturreihe. Nach 180 frostigen Kilometern bin ich froh, den heimischen Hof ansteuern zu können.

Bei der kleinen Pflege des Gespanns nach der Ausfahrt kommt mir wieder Marcos Höllenritt mit der kleinen Ape in den Sinn. Für solche Aktionen hab ich ja viel über und etwas ähnliches könnte ich mir auch mit einer meiner Vespa gut vorstellen.

Vespa

Aber welche nehme ich dazu und was wäre eine vergleichbare Aktion, also ein Höllenritt?

Vespa

Da kommen eigentlich nur das Cosa-Gespann oder die PK50 infrage. Mit der Solo-Cosa oder der GTS ist eine solche Fahrt ja ein Kinderspiel, aber Gespann oder PK, das wär’s. Und als herbstliches Ziel erscheint mir der Hohe Meißner geeignet, oder vielleicht auch die Schwarzen Berge in der südlichen Hochrhön mit dem fast 850 m hohen Totnansberg als höchstem Gipfel.

So könnte die Route aussehen:

Bildschirmfoto vom 2013-10-13 18:06:27

Mit einer Vespa wäre das wohl eher eine Wochenend-Tour mit Übernachtung, aber das hat ja auch seinen Reiz. Jetzt fehlt nur noch ein Mitfahrer.