Der Weg nach Walhalla ist lang und voller Gefahren. Aber das vollkommene Glück gibt es nur dort und so macht er sich an diesem kalten Wintertag auf, wohl wissend, wie schwierig dieser Tag werden kann.
Das Licht an diesem Tag ist fahl und zeigt dennoch den richtigen Weg. Sein Gefährt frisst die Meilen und doch scheint es, als nähme dieser Weg niemals ein Ende.
Das Ende der bekannten Welt ist längst erreicht, aber die Fahrt ist lange nicht zu Ende. Es geht vorbei an fremdartigen Götzenbildern, durch endlos lange und dunkle Wälder ……
…… schneebedeckte Bergriesen müssen überquert werden …..
….. unheimliche Giganten schauen bedrohlich herab auf den Reisenden, aber sie weisen mit ihren kreisenden Armen auch immer die Richtung.
Verlassene Klöster und wehrhafte Trutzburgen säumen den Weg ……
….. und seltsame Bergdörfer mit fremdartigen und feindseligen Bewohnern liegen auf dem Weg des Reisenden.
Endlos scheint die Reise zu dauern, aber irgendwann hat jede Reise ein Ende. Jetzt liegt sie vor ihm, die sagenumwobene Walhalla, das Mecka der NSU-Fahrer, das Paradies der Restaurateure, das Ziel aller heimlichen Wünsche der Freunde der Neckarsulmer Produkte: Büchenberg im Landkreis Fulda ist erreicht und gleich geht es in die heiligen Hallen, in denen es jedes, auch das allerkleinste Teilchen gibt. Jetzt ist es an der Zeit, das Herz und die Geldkatze weit zu öffnen.
Tatsächlich wüsste ich nicht, was es bei NSU Motzke nicht gibt. Winzige Gummiteile werden wie selbstverständlich aus dem Regal geholt, und wer einen kompletten Max-Motor braucht, bekommt den ebenfalls. Für meinen Einkauf heute reicht die Jute-Tasche, die allerdings prall gefüllt ist.
Selbstverständlich muss ich zuhause prüfen, ob die Teile auch passen. Bei Blechteilen habe ich so meine Zweifel.
OK, die Züge baue ich heute noch nicht ein, aber die kleine Stoßstange für den Vorderrad-Kotflügel halte ich zumindest mal an. Passt, aber es sind keine Befestigungsbohrungen vorhanden. Eine lösbare Aufgabe.
Ob dieses Blechstück ein Originalteil oder ein Nachbau ist, kann ich nicht herausfinden.
Ich baue das Teil mal kurz an, das sieht schon mal gut aus. Die Gabelstücke zur Befestigung der Seitenbleche muss ich rechts ein wenig nachbiegen, aber dann rasten die Halter wunderbar ein. Der Lack für das Blechstück war heute nicht vorrätig, den bekomme ich in 2 Tagen nachgeschickt. Bin auf das originale Mitropa-Rot schon sehr gespannt.
Klar, wer sich mit alten Böcken abgibt, erlebt zwangsläufig viel Murks. Und weil die meisten meiner Zweiräder schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, erlebe ich relativ viel Murks, bin quasi umgeben davon. Aber zum Glück nicht nur.
Denn der Tag beginnt angenehm mit einem besonders langen Hundespaziergang bei sonnigem Wetter und Temperaturen um die 5°C.
Wir sind heute am und auf dem Kratzberg ganz unter uns, keine weiteren Hunde sind zu sehen – was sehr selten der Fall ist. Nur ganz am Horizont sieht man wie in einem Schattenspiel einen winzigen Menschen mit Hund den Kratzberg hinauf steigen.
Warten auf der Spielwiese – aber heute kommt niemand. Dafür gibt es später nette menschliche Kontakte.
Seit Tagen nehme ich mir schon vor, mal wieder an die DR400 zu gehen – dieser schöne Eintopf muss jetzt endlich zurück auf den Asphalt der Strasse. Und heute mache ich es wahr. Direkt nach dem Spaziergang geht es ab in die Werkstatt.
Ist das nicht ein Bild von einem Motor? Könnte in einem alten Lehrbuch im Kapitel „Einzylinder-Viertakt-Motoren“ abgebildet sein. Ich rüste jetzt auf einen gereinigten und grundeingestellten Vergaser zurück. Man könnte meinen, dass wäre ganz leicht und alles ist gut zugänglich – aber leider stimmt das nicht. Es geht verdammt eng zu und Aus- und Einbau sind ein bisschen murksig.
Fertig, der Vergaser ist getauscht und beim ersten Test ist auch das Schwimmernadelventil dicht.
Jetzt gehts raus aus der Werkstatt und es gibt einen Testlauf.
Die Suzi springt prima an und der Motor klingt einwandfrei. Auf einer winzigen Probefahrt ist auch alles in Ordnung, aber ich traue dem Frieden nicht und bilde mir sogar ein, wieder Ansätze von Knallen und Patschen zu spüren. Es hilft also nix, in den nächsten Tagen muss ich eine richtige Probefahrt machen.
Und dann habe ich die Ferndiagnose von MOTEK Motorradelektrik im Kopf: Für den Ingenieur bei MOTEK klang meine Beschreibung nicht nach einer defekten CDI, sondern nach einer schwachen Spule für die Zündspannung. Mhhm …..
Jetzt will ich mir aber noch richtigen Murks antun und begebe mich in die Untiefen der Elektrik der NSU Lambretta.
Wie das so ist bei Rollern, muss erst einiges an Blech abgeschraubt werden, bevor man an die Innereien kommt. Aber schon da zeigt sich reichlich Murks: Fehlende Schrauben, lockere Schrauben, schief eingedrehte Schrauben. Oh je, das fängt nicht gut an.
Bei der Elektrik ist es noch schlimmer: Fast alle elektrischen Verbindungen sind lose, etliche abgerissene Leitungen liegen herum und nahezu alle Glühlämpchen sind hin. Aber eigentlich hab ich’s genau so erwartet.
Jetzt tuts auch die Ladekontrolle wieder und sie erlischt sogar bei höheren Drehzahlen. Ist doch auch mal was. Ob ich das Lämpchen gegen eine LED eintauschen sollte?
Das Zündschloss macht einen wackligen Eindruck und die Kontaktgabe des Dynastarters ist auch nur mässig. Hier flute ich erst einmal mit Kontaktspray.
Action gibt es heute während des Spazierganges mit Yellow jede Menge. Dass der gestrige Gang ausgefallen war, wurde nun doppelt aufgeholt.
Am Fuße des Kratzberges treffen wir auf Jack und Marlon mit ihren Besitzern. Die drei verstehen sich gut und wir können die Leinen losklicken. Nach ganz kurzer Begrüßung geht die wilde Jagd mit drei Rüden los.
Bei Jack und Yellow klingt es oft so, als würde in den nächsten Sekunden Blut fließen. Passiert aber nicht, das ist alles Theaterdonner.
Jack und Marlon sind perfekte Apportierhunde und bringen die weit geschleuderten Bälle zurück. Damit kann Yellow aber nun gar nichts anfangen. Schätze, er ist mehr der Hütehund oder der Haus- und Hofhund.
Wer zwischen die tobende Meute gerät, lebt gefährlich. Naja, nicht wirklich gefährlich.
Die Menschen spielen bei dem wilden Spiel keine Rolle und sind nur noch Statisten.
Weit über die Wiesen und Felder tobt die Brut.
Auch wenn das Spiel sehr rau wirkt, enstehen keinerlei kritische Situationen.
Ein ganz kleines bisschen ist Yellow fauler als die beiden anderen – aber er ist ja auch mit Abstand der Älteste. Und der Übergewichtigste.
Kein Ende der Tollerei in Sicht.
Nach etwa 40 Minuten brechen wir das Spiel ab, alle Beteiligten müssen weiter.
Jeder zieht nun mit seinem Hund in eine andere Richtung. Aber halt, da merke ich, dass sich bei mir zwei Hunde befinden. Tatsächlich, Jack ist uns gefolgt und lässt seine Chefin am Horizont immer kleiner werden. Ich sag noch: „Jack,“ sag ich, „das gibt Ärger“. Hilft nix, wir müssen Jack zurück bringen und natürlich kriegt er jetzt wirklich Ärger. 🙂
Zu Hause muss ich den Spediteur warten, der heute ab 12:00 den gekauften Vespa 125 Motor bringen wird. Und um kurz nach 12:00 fährt tatsächlich der LKW vor.
Auf einem palettenähnlichen Gebilde aus Pappe wird der Motor angeliefert. Entgegen der Abmachung ist jetzt doch der Vergaser dabei. Damit ist der Motor quasi direkt einbaubar. Aber wo soll ich ihn einbauen, etwa in die 200er Cosa?
Natürlich nicht, der Cosa-Motor soll in die Vjatka. Ich hab ja nichts gegen den originalen Vjatka-Motor, aber die Teilesuche ist hier im Westen doch sehr schwierig. Aber noch ist die Zeit nicht reif für die Vjatka.
Ich gehe noch mal in Ruhe die unlängst in Aladins Wunderhöhle gekauften Vespa-Teile durch. Da sind richtig schöne Sachen dabei.
….. gehört normalerweise meinem Leihhund Yellow – so wie eigentlich jeder Vormittag. Aber heute gabs bereits am frühen Morgen den großen Schock: Die weiße Pest ist zurück, alles voller Schnee. Da hilft nix, da muß der Schneeschieber her und dann wird Schnee geschoben. Anschließend fehlt mir ein bisschen die Lust auf den Spaziergang, den ich also verschiebe und statt dessen geht es ab in die Roller-Werkstatt. Da sind nämlich noch Restarbeiten von Gestern zu erledigen.
Schockierend – Schnee im Januar. Dabei hatte ich doch für dieses Jahr schon mit der weißen Pest abgeschlossen. Wahrscheinlich kommt der Winter jetzt noch mal knüppeldick, schöner Mist.
Also ab in die Werkstatt, die ist per se nicht so kalt und ein wenig heize ich nach. Und weil der Veriegelungs-Mechanismus des rechten Lambretta-Seitendeckels schön über Nacht mit WD40 geflutet wurde, geht das Zerlegen viel einfacher und schneller als Gestern. Nur die Madenschraube am Griff muss ich ausbohren.
Gereinigt, vervollständigt, gefettet und wieder zusammen gebaut ist die Hebelei jetzt wunderbar leichtgängig. Das Gleitstück ist jetzt tatsächlich beweglich.
Meine erste, sehr elegante Lösung mit einem Dauersplint funktionierte leider nicht: Der Dauersplint ist zu gross und hindert die Verriegelung am sauberen Rasten. Also kommt da ein herkömmlicher Splint hinein. Und jetzt passt alles.
So muss sich die Verriegelung für die Seitenbleche bei einer NSU Lambretta anhören:
Die NSU Kundendienst-Mitteilungen sind Gold wert. Da sind die kleinen Macken der Fahrzeuge und deren Behebung wunderbar beschrieben.
Gestern kam noch das Paket mit der kompletten und funkelnagelneuen Bremse für die Vespa Cosa. Ist immer gut, so etwas im Regal liegen zu haben. Mit ein wenig Aufräumen endet dann mein Sonntag Vormittag in der Werkstatt.
Beim Abholen der Lambretta ließ sich der erste Gang nicht einlegen. Nun weiß ich ja, dass bei Handschaltungen oftmals die Schaltungseinstellung etwas kniffelig ist. Der Verkäufer meinte zwar, dass nur der Drehgriff falsch aufgesetzt wäre, aber das ist natürlich Blödsinn. Da kann nämlich nichts falsch aufgesetzt werden.
Eigentlich will ich ja die Schaltung erst einstellen, wenn ich auch die Schaltzüge wechsele. Die aber sind noch nicht angekommen, und weil ich es nicht abwarten kann, schaue ich mir heute den Schaltungsmechanismus mal etwas genauer an.
Vorher hab ich mir die alten NSU Kundendienstmitteilungen aus dem Jahre 1956 angeschaut und mir die Schaltungseinstellung verinnerlicht.
Zuerst die Züge ausgehängt, dann den 1. Gang am Drehgriff eingestellt und das kurze Ende des Schaltzuges vorne, das lange Ende hinten eingehängt. Dabei stoße ich auf den ersten Pfusch heute: Die kleinen Splinte an den Nippeln fehlen und im echten Fahrbetrieb können die Nippel aus den Halterungen fallen. Schlecht. Dann wird der 2. Gang eingelegt und die Zügen werden nun spielfrei eingestellt. Voila, schon bekomme ich alle Gänge herein, und das trotz der wirklich schlechten und verschlissenen Züge.
Mehrfache Schaltprobe: Alles gut. Wie in den Kundendienstmitteilungen beschrieben, ist der Leerlauf manchmal schwierig zu finden. Dann einfach über den Leerlauf hinweg und sanft wieder zurück schalten. Tatsächlich kommt jetzt die Erinnerung, dass dies beim Fahrschulroller 1967 auch so war.
Das verbaute Rücklicht ging ja überhaupt nicht und so habe ich mir dieses hübsche Lambretta-Lämpchen besorgt. Beim kurzen Anhalten stoße ich auf den nächsten Pfusch: Das Schutzblech ist marode und verrostet, und so baue ich es erst einmal ab.
Die Verriegelung der beiden Seitenbleche klappte auch nicht richtig: Die Aluhebel lassen sich nur ein winziges Stück in die Halterung bewegen. Auch dazu sagt die Kundendienstmitteilung 35 vom Juli 1956, dass die Hebell spürbar einrasten und dann strack nach hinten stehen müssen. Das ist aber hier nicht der Fall und so komme ich zu Pfusch Nr. 3.
Die Verriegelungs-Mimik ist komplett verrostet und bewegt sich kein Stück mehr. Die Messingbuchse ist auf der Verriegelungswelle total fest gerostet und ich brauche 2 Stunden, um alles mit Kriechöl, Wärme, Abzieher und Hammer wieder beweglich zu bekommen – und das nur auf der linken Seite.
Das Schutzblech ist fies verrostet, da muss ganz sicher geschweisst werden.
So stelle ich mir das Heck der Lambretta in Zukunft vor.
Probe aufs Exempel: Mit der gangbar gemachten und ordentlich gefetteten Verriegelung sitzt das linke Seitenblech perfekt. Der Hebel ist hörbar eingerastet und zeigt nach hinten – so soll es sein. Das gleiche muss ich noch auf der rechten Seite machen, aber nicht mehr heute. Das war genug Pfusch für einen Tag.
Unter dem roten Lack, der keineswegs häßlich ist, tauchen Reste des originalen Lacks auf: Ein sehr dunkles Rot, und eigentlich noch hübscher als die Nachlackierung. Vielleicht sollte ich doch über diese Original-Farbe nachdenken.