Die große Frage nach den Farben

Noch immer bin ich nicht sicher, ob die beiden Blautöne des Capri Originalfarben sind. Der heutige Sonntag ist nun ziemlich verplant, aber ein halbes Stündchen beschäftige ich mich dennoch mit dem Lack und der Frage nach der Originalität. Leider muß ich aber sagen, dass die Frage der Farben nach wie vor unbeantwortet im Raum steht.

Capri 50

Zunächst gehe ich den Blautönen mit amerikanischer Politur zur Leibe. Die großen Macken kann ich natürlich nicht weg polieren, aber insgesamt zeigt sich der Lack in einem ordentlichen patinierten Zustand. Da kommt schon nach kurzer Anwendung ein Hauch von Glanz zum Vorschein.

Capri 50

Nach meinem bisherigen Wissensstand sollten die hellblauen Flächen eigentlich in einem Grauton lackiert sein – aber auch unter der babyblauen Farbe zeigt sich nichts graues. Sollte der Capri doch im Jahre 1962 das Werk in dieser Farbkombination verlassen haben? Handelt es sich vielleicht sogar um ein Sondermodell in den Farben des Meeres und des Himmels auf der Insel Capri? Fragen über Fragen, auf die ich heute keine Antwort finde.

Da stehe ich nun also mit meiner großen Frage nach dem Sinn des Lebens, den Farbtönen eines Capri-Rollers und überhaupt allem und weiß die Antwort noch immer nicht. Gut möglich ist aber, dass das große Capri-Orakel mehr weiß – also ab mit der Frage in Forum von Kugelmoped.de.

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Ich liebe das Internet

Doch, ehrlich: Ich liebe das Internet! Kein Scheiß, kein Witz – es ist wahrhaftig so. Trotz NSA Spähaffäre, trotz Datensammelwut von Facebook, Google oder WhatsApp, trotz Unmengen von Spam, voller email-Postfächer und ätzender Werbung. Werbung für Penisvergrößerungen, sagenhafte Millionengewinne, Rudel zärtlicher Frauen, die nur mich suchen – ist mir alles (fast) egal. Denn ich liebe das Internet.

Ohne dieses Netz der Netze hätte ich niemals die email aus der Nähe von Strassbourg erhalten, mit der mir ein Capri-Roller angeboten wurde, der seit 1987 in einem Partykeller vor sich hin schlummert. Und dann hätte ich mir für heute auch keinen Renault Traffic Transporter ausgeliehen und ich wäre heute nicht zusammen mit Reinhard auf die lange Fahrt in Richtung Straßbourg gegangen. Bin ich aber doch, und deshalb: Danke, liebes Internet. Danke, dass es dich gibt.

Aber jetzt genug des Vorgeplänkels. Um 9:00 holen wir den Transporter ab, Reinhard, der Marathon-Mann setzt sich ans Steuer und dann frisst der Traffic die Meilen nur so.

Capri 50

Den kleinen Ort nahe Straßbourg finden wir dank Navi sofort. Dort angekommen begeben wir uns in den Keller …….

Capri 50

….. öffnen ein paar schwere Eisentüren und kommen dann in den Partyraum, in dem neben dem Tischfussball der Capri steht.

Capri 50

Um uns das Hochschleppen des Rollers über die Treppen zu ersparen, wird der Capri an einen Haken gehängt …..

Capri 50

….. und dann nach oben gezogen. Geht kinderleicht.

Capri 50

Und schon sieht der kleine, blaue Roller nach 25 Jahren das Licht der Sonne wieder.

Capri 50

Ruckzuck ist der Capri im Bauch des Traffic verschwunden und verzurrt.

Capri 50

Fertig, alles erledigt. Reinhard und ich machen uns gleich wieder auf die 300 km Rückfahrt.

Während der Fahrt lese ich ein wenig in den Papieren des Capri 50. Dabei erfahre ich, dass der Roller im Jahre 1962 über den Importeur Hans Helmig an die Shell Station in Uelsen in der Grafschaft Bentheim geliefert wurde, von wo er dann an den Erstbesitzer, ebenfalls aus Uelsen, ausgeliefert wurde.

Noch im gleichen Jahr hat der Erstbesitzer den Capri weiter verkauft, und zwar nach Grasdorf im Hannoverschen. Der neue Besitzer hat den Roller immerhin 4 Jahre gefahren und ihn dann seinem Nachbarn verkauft.

Dann jedoch verliert sich die Spur und niemand weiss, wie der Roller den weiten Weg in den Ortenaukreis und fast bis Frankreich geschafft hat. Jetzt jedenfalls befindet sich der Capri 50 mit Sachs-Motor im Vogelsberg und soll so bald wie möglich wieder den Asphalt der Strasse unter seinen Reifen spüren.

Der Capri ist in zwei Blautönen lackiert und bisher deutet viel darauf hin, dass es sich um die originale Farbgebung handelt. Sollte sich das bestätigen, werde ich die Farben belassen und nur ein wenig aufarbeiten und ausbessern.

Capri 50

Jetzt ist der blaue Capri also im Vogelsberg angekommen. Eine genaue Betrachtung des Rollers verschiebe ich auf morgen.

Capri 50

Der Capri hat lediglich zwei Fehlteile: Den Tachometer und das Zündschloß. Das Bosatta Rücklicht wurde für den Transport entfernt und die tiefe Anbringung mit dem Versicherungskennzeichen darüber ist mir bislang nicht bekannt – ebenso wenig wie die blau-blaue Lackierung.

Capri 50

Die blaue Plexiaglas-Einlassung in der Kaskade deutet ebenso wie die blaue Sitzbank darauf hin, dass die Lackierung ab Werk war.

 

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Lichtgrau: RAL 7035

RAL 7035 ist die Farbe, die nach meiner Erinnerung und nach Betrachtung diverser Rundheck-Capris im Internet dem Farbton der alten Capris am nächsten kommt. Und so habe ich einen größeren Posten Capri-Teile sandstrahlen, füllern, grundieren und in RAL 7035 lackieren lassen. Heute kann ich die Teile abholen und bin recht gespannt, wie dieser Farbton in der Realität rüber kommt.

Yellow

Der morgendliche Hundespaziergang verläuft bei unfreundlich grauem Wetter und es sieht eigentlich immer nach Regen aus – der dann aber viel später kommt. Auch Kumpel Yellow ist ein bisschen depressiv und tranig. Aber Bewegung brauchen wir beide dennoch.

Kratzberg

Windböen, vorbeirauschende Wolken, dunkler Himmel, Sonne – es ist ein klassischer Apriltag, nur eben im Februar. Egal, Hauptsache keinen Schnee.

FIAT Cult

Dann leihe ich mir bei Reinhard das Transport-Fahrzeug zur Abholung der lackierten Capri-Teile: In das kultige Gefährt passt alles hinein.

Capri 50

Rahmen, Gabeln, Schwingen, Ständer, Räder, Kotflügel – aus diesen frisch lackierten Teilen möchte ich einen rollfähigen Capri zusammen bauen.

Capri 50

Auf den ersten Blick sieht das aus wie ein Haufen grundierter Teile, aber das ist in Wahrheit die End-Lackierung in RAL 7035, in Lichtgrau.

Capri 50

Ein Fläschen Tupflack gabs dazu.

NSU Lambretta

Ein paar Teilchen sind auch heute eingetrudelt, diesmal von NSU-Schönhaar. Das Abschlussteil des Mittelstücks ist wohl ein altes Originalteil in schönem lindgrün – fast zu schade zum Lackieren. Ich mag ja das Mitropa-Rot meines Rollers sehr gern, aber dieses Grün hat auch was. Wie man sieht, hab ich gleich dran rum poliert.

NSU Lambretta

Jetzt mache ich mich endlich an die Vorderradbremse der Lambretta. Der Zug ist schon mal in einem grauenhaften Zustand

NSU Lambretta

Also löte ich als erstes einen neuen Bremszug zusammen. Danach baue ich die Bremse auseinander und staune, wie klein so ein Bremschen sein kann. Dürfte ähnlich winzig sein wie die Capri-Bremse. Naja, ob 2 oder 4,5 PS macht ja auch nicht den Riesenunterschied.

Und dann stoße ich auf ein Fehlteil, mit dem ich nicht gerechnet habe: Eine geschlitzte M7 Stellschraube für die Bremse. Hab M5, M6 und M8 da, aber kein M7. Also wieder eine Internet-Bestell starten.

Zurück zu Casa Lambretta

Nach den gestrigen Rückschlägen in Sachen Rücklicht habe ich mir abends ein neues und gleichzeitig altes Konzept überlegt: Ich werde das Nachbaurücklicht von Casa Lambretta wieder montieren, die Befestigung jedoch komplett anders lösen. Mit diesem guten Vorsatz mache ich mich am Mittag ab in die Werkstatt. Aber halt: Natürlich gehe ich zuerst ein Stündchen laufen und lasse mich dabei heute von zwei weißen Hunden begleiten.

NSU Lambretta

Günstig ersteigern konnte ich dieses Mittelteil der Lambretta-Karosserie. Vorgestern den Zuschlag erhalten und heute schon bekommen – schön, dass es noch so gute Ebayer gibt.

NSU Lambretta

Und hier ist das Casa Lambretta Rücklicht schon wieder montiert – der gestrige Rückschlag ist somit geheilt. Manchmal ist es ganz gut, sich vor einer Aktion Gedanken zu machen und nicht permanent zu improvisieren – eine Binsenweisheit.

Dabei muss ich an eine Aktion mit meinem Ex-Nachbarn Egon denken. Es war ein Sonntag und wir hingen in Egons Werkstatt ab. Dabei kam der Gedanke auf, dem alten Yamaha-Gespann ein neues Rücklicht zu verpassen. Gesagt, getan – und bereits nach 10 Stunden war die Sache erledigt. Mit den Unvorhersehbarkeiten eines Rücklichtumbaus bin ich also bestens vertraut.

NSU Lambretta

Jetzt kann ich auch den Soziussitz und das Reserverad montieren – diesmal passt alles.

Rückschläge

Der Tag der Rückschläge – zuerst bei Yellows erfolglosem Jagdversuch, der jämmerlich in die Hose ging. Und dann erwischt es mich bei den Arbeiten an der Lambretta.

Der Spaziergang mit Yellow beginnt ganz normal mit Laufen, Werfen, Übungen und Schnüffeln. Aber dann passiert es:

Ein ausgewachsenes Reh taucht vor uns auf – Yellow ist natürlich nicht zu halten und rast wie der Teufel hinterher. Der etwas übergewichtige Bursche hält sich überraschend gut und der Abstand zur Beute wird zumindest nicht kleiner – bis die wilde Jagd an einen breiten Graben mitten im Acker kommt: Reh springt elegant darüber, Yellow versucht einen waghalsigen Sprung, kommt nicht ganz rüber und kracht in die schlammige Böschung. Peinliche Vorstellung, aber dadurch hört er wieder auf meine Stimme und kommt kleinlaut zu mir.

Zuhause geht es wieder in die Werkstatt. Heute möchte ich noch eben den Soziussattel und das Reserverad montieren, um mich danach an die Bremsen zu machen. Aber es kommt anders.

Vespa Werkstatt

Ich lasse es in der Werkstatt langsam angehen und montiere zunächst das neue Blechschild. Da hätte mir schon auffallen müssen, dass heute nicht mein Tag ist: Alle 4 mm Bohrer sind stumpf und ich muss erst einmal an den Schleifbock.

Capri 50

Der Sattler ist heute mit der Sitzbank des Capri fertig geworden – ist sehr gut gelungen. Sobald die Lambretta von der Bühne ist, geht es mit Volldampf an den kleinen Capri. Aber zunächst wird die Sitzbank zu den anderen Capri-Teilen gepackt.

NSU Lambretta

Und jetzt kommen die Rückschläge: Mein wunderschönes Lambretta-Rücklicht passt nicht! Ich habe übersehen, dass der Reservereifen so tief kommt, dass er auf dem Rücklicht aufsetzt. Schöner Mist.

Ich stöbere in meinem Leuchten-Fundus nach einer Alternative. Das Rücklicht muss klein sein, es soll mit LEDs arbeiten und muss natürlich ein bisschen zur alten NSU-Linie passen. Ich entscheide mich für ein kleines, rundes Rücklicht von Polo.

NSU Lambretta

Ich ändere die Befestigung komplett und säge und bohre und feile, bis alles passt. Sieht gar nicht so übel aus, und das Rücklicht hat sogar ein E-Zeichen. Es funktioniert prima – bis ich es endgültig befestigen will: Dabei reissen die Stehbolzen aus dem Plastik. Elender chinesischer Dreck! Alles mieser Kunststoff in einer jämmerlichen Qualität. An dieser Stelle breche ich ab und mache für Morgen einen neuen Plan.