Doch, ehrlich: Ich liebe das Internet! Kein Scheiß, kein Witz – es ist wahrhaftig so. Trotz NSA Spähaffäre, trotz Datensammelwut von Facebook, Google oder WhatsApp, trotz Unmengen von Spam, voller email-Postfächer und ätzender Werbung. Werbung für Penisvergrößerungen, sagenhafte Millionengewinne, Rudel zärtlicher Frauen, die nur mich suchen – ist mir alles (fast) egal. Denn ich liebe das Internet.
Ohne dieses Netz der Netze hätte ich niemals die email aus der Nähe von Strassbourg erhalten, mit der mir ein Capri-Roller angeboten wurde, der seit 1987 in einem Partykeller vor sich hin schlummert. Und dann hätte ich mir für heute auch keinen Renault Traffic Transporter ausgeliehen und ich wäre heute nicht zusammen mit Reinhard auf die lange Fahrt in Richtung Straßbourg gegangen. Bin ich aber doch, und deshalb: Danke, liebes Internet. Danke, dass es dich gibt.
Aber jetzt genug des Vorgeplänkels. Um 9:00 holen wir den Transporter ab, Reinhard, der Marathon-Mann setzt sich ans Steuer und dann frisst der Traffic die Meilen nur so.
Während der Fahrt lese ich ein wenig in den Papieren des Capri 50. Dabei erfahre ich, dass der Roller im Jahre 1962 über den Importeur Hans Helmig an die Shell Station in Uelsen in der Grafschaft Bentheim geliefert wurde, von wo er dann an den Erstbesitzer, ebenfalls aus Uelsen, ausgeliefert wurde.
Noch im gleichen Jahr hat der Erstbesitzer den Capri weiter verkauft, und zwar nach Grasdorf im Hannoverschen. Der neue Besitzer hat den Roller immerhin 4 Jahre gefahren und ihn dann seinem Nachbarn verkauft.
Dann jedoch verliert sich die Spur und niemand weiss, wie der Roller den weiten Weg in den Ortenaukreis und fast bis Frankreich geschafft hat. Jetzt jedenfalls befindet sich der Capri 50 mit Sachs-Motor im Vogelsberg und soll so bald wie möglich wieder den Asphalt der Strasse unter seinen Reifen spüren.
Der Capri ist in zwei Blautönen lackiert und bisher deutet viel darauf hin, dass es sich um die originale Farbgebung handelt. Sollte sich das bestätigen, werde ich die Farben belassen und nur ein wenig aufarbeiten und ausbessern.