Es ist soweit: Heute soll beim TÜV in Giessen alles klar gemacht werden mit dem W650-Gespann. Um 8:00 habe ich einen Termin mit dem Prüfer und bin daher bereits vor 7:00 unterwegs in den noch kühlen Morgen hinein.
Obwohl Giessen wirklich nicht weit weg ist, kenne ich mich dort erbärmlich schlecht aus. Auf der Automeile beispielsweise, wo sich auch die TÜV-Stelle befindet, war ich noch nie, wirklich nie. Aber durch intensive Reisevorbereitung via Google Maps sollte selbst ich es schaffen, die mörderische 35 km Tour erfolgreich zu meistern.
Vor 7:00 ist es noch recht frisch, aber bereits wunderschön: Die Sonne geht auf und beginnt sehr schnell zu wärmen. Hier zwischen Lich und Garbenteich ist die Welt noch in Ordnung und ich bin auf Kurs. Aber 15 Minuten später merke ich, dass ich es geschafft habe, mich auf dem Weg von Grünberg bis zur Giessener Automeile zu verfahren: Ich lande in Giessen an der völlig falschen Stelle und muss wahrhaftig über den Giessener Ring - eine Autobahn - zurück zur Licher Strasse. Peinlich, peinlich!
Natürlich finde ich die Automeile letztendlich doch und bin noch vor Öffnung der Prüfstelle vor Ort und bereit.
Ein junger Bastler schraubt intensiv an der Hinterachse seines Ex-Feuerwehr-Fahrzeugs. Um Punkt 8:00 erscheint mein Prüfer und tatsächlich wird alles geklärt: Die gewünschten Umtragungen werden gemacht und die fällige §21-Untersuchung samt AU sowieso. Nach 45 Minuten ist alles erledigt und mit einem recht dicken Bündel an Papieren verlasse ich diesen schönen Ort wieder. Aber nicht, um nach Hause zu fahren, sondern um noch etliche Kilometer abzureissen und einige Dinge zu erledigen. Ach ja: Einziger Wermutstropfen dabei ist die Rechnung: 109 € - aber es wird noch mehr Geld fließen an diesem Tage. Und jetzt kommt noch diese unsägliche Bündelungsbehörde dazwischen, an die ich das Gutachten schicken muss und die noch einmal 39 € von mir kassieren werden.!
Als erstes gehts zum Hein-Gericke-Shop nach Linden zu Richard. Hier löse ich einen Gutschein ein und gebe noch weiteres Geld für Enduro-Stiefel, kleine Tankrucksäcke, Bremsbeläge,Kerzen und Öl aus. Dann ist die erste Bratwurst des Tages fällig und es gibt ein längeres Gespräch mit Richard über DR-Big-Suzies.
Nun verlasse ich Giessen und das großstädtische Umfeld, und hinter Langgöns komme ich endlich wieder in schöne Landschaften, wie hier in Kloster Arnsberg. Habe ich schon erwähnt, dass mein W-Gespann vor historischen Kulissen besonders gut rüber kommt?
Weiter gehts über Münzenberg, vorbei am Tintenfass, der doppeltürmigen Burg, hin zu dieser schönen und edlen Gartenanlage. In wenigen Wochen werden überall hier blühende Rosen zu sehen sein.
Nächste Station ist das Hungener Umland mit seiner Seenplatte.
Über Nidda weiter nach Schotten zum Zweiradcenter Schottenring. Das ist ein Kawasaki-Händler und bei denen findet heute das alljährliche Drachenfest statt. Klar, dass ich als zweifacher Kawasaki-Fahrer dort hin muss - und das keineswegs nur wegen der guten Rindswurst.
Das ist Dirk, der Kawa-Händler, dem der Ruf eines exzellenten Schraubers voraus eilt. Nach der Rindswurst kaufe ich noch ein paar ganz leichte Sommerhandschuhe und frage nach Drachenaufklebern - die Dirk bereitwillig heraus gibt.
Black Beauty - unter den Ausstellungsstücken sticht für mich natürlich besonders diese überirdisch schöne W800 Special Edition hervor. Wenn ich nicht schon meine W650 hätte - ich glaube, heute wäre ich schwach geworden. Also noch mal Glück gehabt. Das ist der John-Player-Look unserer Zeit.
Seit ich ein Enduro-Fahrer bin, habe ich einen Blick für diese Motorrad-Gattung entwickelt. Nicht schlecht, diese flotte 250er Kawa.
Etwas versteckt entdecke ich noch diese Standard-W800 - und ganz im Hintergrund eine eine Königswellen-Ducati. Die gehört Meister Dirk selbst und jetzt wird klar, dass diese Werkstatt sich höchstwahrscheinlich bestens mit Königswellen auskennt.
Nun fahre ich gemütlich über Betzenrod und Altenhain in Richtung Heimat, nicht ohne zuvor noch eine letzte Rast an dieser herrlichen Nebenstrecke einzulegen.
An diesem Tag habe ich so viel Kaffee getrunken und Bratwurst gegessen wie sonst in einem Monat nicht. Jetzt verputze ich noch schnell meine Wegzehrung - einen gesunden Apfel - und schwöre, in den nächsten Tagen nur noch gesund zu leben. Anschließend gehts noch zu Reinhard, natürlich auf einen weiteren Kaffee.
Mit Reinhard zusammen nehmen wir noch zwei Geschwindigkeitsmessungen vor, die ich für diie Einstellung des SpeedoHealers benötige. Auf der langen Geraden nach Stockhausen fahre ich einmal konstant 70 und dann konstant 100 km/h, gefolgt von Reinhard, der das Tempo mit seinem Audi-Tacho und parallel mit dem Tripmaster vergleicht.
Die Ergebnisse sind:
Bei Tacho 70 fährt das W-Gespann 52 km/h und bei Tacho 100 72 km/h. Jetzt ist mir klar, wieso Vorbesitzer Jerry von 180 km/h gesprochen hat, die der Tacho anzeigt. War aber natürlich jedem klar, dass das eine Mondanzeige war. Das geänderte Kettenritzel und das 15″ Hinterrad verfälschen logischerweise die Anzeige des elektronischen Tachos. Aber dank der heutigen Messung wird der SpeedoHealer das bald korrigiert haben.
Entsprechend der Formel:
Korrekturwert = (Tatsächliche Geschwindigkeit/Angezeigte Geschwindigkeit – 1) x 100
ergibt sich damit ein Wert von -28, der am SpeedoHealer eingegeben werden muss.