Kultur und Tourismus

Das ich an diesem Sonntag unterwegs sein werde, ist klar, ebenso, dass ich einen frühen Start anstrebe. Ich werde allein unterwegs sein, weil Reinhard die beiden Aussies nicht so lang allein lassen kann – und ich werde in die Gegend des Edersees fahren. Und das ich die Solo-W nehmen werde ist ebenfalls klar.

Kawasaki W650

Um 6:00 aufgewacht und um 6:35 brummt der Königswellentwin bereits – nicht schlecht für einen Sonntag. Aber kaum brummt der Motor, fährt draußen eine F800GS vorbei – mein Arbeitskollege Harald ist noch früher unterwegs als ich – Respekt.

Kawasaki W650

Hinter meinem Werkstattschuppen geht gerade die Sonne auf.

Kawasaki W650

Der Kawa-Tank ist ziemlich leer und die einzige Tankstelle, die um diese Zeit geöffnet hat, ist der Autohof in Atzenhain. Also gibt es einen kleinen Umweg und dann fahre ich ohne Stop über Homberg, Kirchhain und Gemünden bis Haina. Hier empfängt mich der Kellerwald mit seinen dicht bewaldeten Bergkuppen und dem Fernsehturm auf dem Hohen Lohr. Jetzt streife ich den Kellerwald aber nur knapp und ziehe weiter nach …..

Kawasaki W650

…. Frankenau, wo ich ins Ederbergland eintauche. Ihr könnt euch vorstellen, wie menschenleer die Strassen um diese Zeit noch sind. Hier am Elefanten gabs früher eine prima Pommesbude – leider geschlossen.

Kawasaki W650

Im Naturpark Edersee gibt es wieder Wildkatzen, aber natürlich sehe ich keines der scheuen Tiere. Gebe aber auch zu, mich nicht an den katzenfreundlichen Hinweis gehalten zu haben.

Kawasaki W650

Ich komme an die alte Staumauer des Edersees, den ich an Wochenenden eigentlich meide. Aber um diese Zeit ist hier nichts, rein gar nichts los und so wage ich eine Umrundung.

Kawasaki W650

Und dann stoße ich auf ein Mega-Event: Das Kawasaki-Deutschland-Treffen 2013. Hunderte von Kawa-Fahrern campen hier und der gesamte Aufbau zeugt von einer Riesenshow – aber nicht um diese Zeit. Ein halbes Dutzend Helfer und Besucher, mehr ist nicht zu sehen.

Kawasaki W650

Angeblich soll es hier ab 7:00 Frühstück geben, aber auch davon ist nichts zu sehen.

Kawasaki W650

Einsame Ausstellungsobjekte.

Kawasaki W650

Auf meinem Weg um den Edersee komme ich am Pumpspeicherwerk vorbei. Hab gar nicht gewusst, dass so etwas hier existiert.

Kawasaki W650

Auf der Strasse um den See bin ich zu dieser Stunde quasi allein. Das hat den Vorteil, dass ich das Tempolimit sträflich missachten kann und ausserdem …..

Kawasaki W650

….. kann ich fast überall hinfahren, wo es sonst gesperrt, verboten oder total voll ist. So parke ich hier an der Anlegestelle von Brinkhausen, einem Sackdorf, zu dem der Titel „Endstation“ perfekt passt.

Kawasaki W650

Es gibt nicht viele Stellen, wo Du am Edersee direkt mit dem Wasser in Verbindung kommen kannst – es sei denn, es ist ganz früh am Morgen. Ich könnte mit dem Vorderrad in den See tauchen.

Kawasaki W650

Oder hier die Staumauer, eigentlich voll gesperrt für alles, was Räder hat, sogar Fahrräder. Kann ich heute locker befahren.

Kawasaki W650

Ist schon ein Trum von Betonklotz, diese Staumauer.

Kawasaki W650

Trotz des sehr ausgeprägten Tourismusbetriebs hat der Edersee zweifellos viele sehr schöne und interessante Dinge zu bieten. Aber ich weiß nicht warum, doch dieser Tourismustrubel macht mich regelrecht depressiv. Seltsam!

Kawasaki W650

Ich biege auf einen Abstecher ab nach Waldeck zur Burg. Auch hier ist alles gesperrt und auch hier fahre ich heute überall hinein. Durch drei gesperrte Tore komme ich auf den Innenhof.

Kawasaki W650

Und den hab ich heute für mich allein.

Zur Geschichte der Burg gibt es hier etwas.

Zur Geschichte der Burg gibt es hier etwas.

Ich biege etwas ab vom See und komme in Richtung Vöhl, Marienhagen und Thalitter. Sofort ist von Tourismus nichts mehr zu sehen und ich kann die herrliche Landschaft genießen. In Asel schaue ich kurz bei Bruder Jürgen vorbei, aber der ist wohl auch auf zwei Rädern unterwegs.

Kawasaki W650

Auf der Suche nach der Igelstadt Fürstenberg verfahre ich mich ein wenig, was mich aber in bisher unbekannte Ecken des Ederberglandes führt. So what.

Kawasaki W650

Ich mache einen neuen Anlauf, passiere noch einmal den Edersee und …..

Kawasaki W650

….. komme jetzt richtig in die Gegend um Lichtenfels und Fürstenberg. Hier in der Igelstadt entdecke ich ein gigantisches Bikerhotel mit 170 Zimmern. Was es nicht alles gibt!

Kawasaki W650

Ich weiß noch, dass in der Gemarkung Lichtenfels die Klosteruine Schaaken liegt, aber wo genau war das? Ich muß auf die Karte schauen und mache mich auf den Weg nach Immighausen und von dort in Richtung Goddelsheim.

Kawasaki W650

Und schon bin ich an der Klosterruine Schaaken angekommen. Tatsächlich hat der Ort eine besondere Aura und strahlt auf mich eine seltsame Ruhe aus.

Kawasaki W650

Auch diese gewaltigen Mauern haben das Kloster nicht vor der Zerstörung retten können.

Kawasaki W650

Mein persönliches Zentrum des Klosters ist der Klostergarten …..

Kawasaki W650

….. mit dem bemerkenswerten Baum, der aus drei oder vier Bäumen besteht. Mystisch!

Kawasaki W650

Ich verlasse die Gemarkung Lichtenfels, schwanke kurz, ob ich noch an die Diemeltalsperre fahren soll und entscheide mich dagegen. Statt dessen gibt es einen kleinen Bummel durch die Altstadt von Frankenberg.

Kawasaki W650

Rosenthal, Schiffelbach, Gilserberg – eine schöne Route, die ihren Abschluß an der Gilserberger Tankstelle mit Dönerladen findet. Der Döner ist extrem lecker und ich habe noch die nette Gesellschaft eines Autofahrers, der auf dem Weg nach Hause ist – in die Müritzer Seenplatte. Gute Fahrt.

Kawasaki W650

Ich beschließe, noch eine klitzekleine Kellerwaldrunde zu fahren und danach über die Schwalm den Heimathafen anzusteuern. Überall im Kellerwald liegt der wunderbare Geruch frisch gemähter Wiesen in der Luft.

Kawasaki W650

Zwischen Densberg und Jesberg folge ich einem Ortsschild, dass ich zuvor noch nie gesehen habe. Die kleine Strasse bringt mich zu einem Gut, wo alle Zufahrten gesperrt sind. Scheint sich um irgend eine spezielle Institution zu handeln.

 

Kawasaki W650

Schon die Zufahrtsstrasse ist sehenswert: Eine Art Allee mit Kellerwald-typischen Bäumen.

Kawasaki W650

Ich bin jetzt zwar ganz nah dran an den Gebäuden, aber das Warnschild auf freilaufende Wachhunde bremst meine Neugierde dann doch.

Kawasaki W650

Ich verlasse den Kellerwald und komme in die freundliche Schwalm. Am ehemaligen Bahnknotenpunkt Schlierbach fotografiere ich die W vor einem winzigen Häuschen, an dem ich schon mit dem Rotax-Gespann gewesen bin. Hier hat sich in den sieben Jahren seitdem nichts verändert.

Kawasaki W650

Langsam wird es richtig drückend und ich lege einen letzten Stop am kühlen See im Kirtorfer Wald ein. Heute störe ich hier kein junges Pärchen, aber dafür drei Entenfamilien mit Jungen.

Als ich um 15:30 wieder zu Hause bin, sind zwei Tankfüllungen sinnlos verfahren und ich habe knapp 400 Kilometer zurückgelegt. Hat mir viel Spaß gemacht und ich muß mich einfach öfter dazu aufraffen, die schönen Morgenstunden zu nutzen. Beim nächsten mal versuche ich, um 5:00 zu starten.

Unterwegs mit BMS

Vor einem Jahr gab es die Premiere: Die erste Ausfahrt der BMS-Gruppe, also der Bender-Motorrad-Sport-Gruppe, fand statt. Für heute ist eine Wiederholung geplant und es haben sich auch einige Motorradfahrende Bender-Mitarbeiter für die Teilnahme gemeldet.

Diese Route wollen wir heute fahren:

Größere Kartenansicht

Das sind ziemlich genau 200 km, also eine Entfernung, die niemanden überfordert. Bundesstraßen werden so gut wie gar nicht benutzt, statt dessen beschränken wir uns auf kleine und kleinste Landstraßen.

Das Wetter sieht sehr gut aus, trocken, leicht windig und sonnig. Dazu sagen die Prognosen eine Regenwahrscheinlichkeit von Null voraus. Die Temperaturen werden zwischen 16 und 20 °C liegen – das ist rundum ideales Motorradwetter.

BMS-Gruppe

Um kurz vor 10:00 finde ich mich am vereinbarten Treffpunkt ein, dem Haupteingang des Walther-Bender-Hauses. Alleine bin ich aber nur ganz kurze Zeit, dann laufen im Minutentakt Motorradfahrende Mitarbeiter der Bender-Group ein. Auch Kollege Richy ist heute dabei, und das war bis zum Schluß nicht sicher.

BMS-Gruppe

Ralf war schon im letzten Jahr dabei, ……

BMS-Gruppe

… ebenso Friedhelm und Klaus. Zum ersten mal dabei ist aber Simon mit der neuen 700er Honda.

BMS-Gruppe

Als letzter mit glatten zwei Minuten Verspätung läuft Marco ein. Puh, ich hatte schon befürchtet, daß der Kollege auf der gestrigen Feier bei Uwe versackt ist. Wer hätte dann den Feuerwehrmann am Ende der Gruppe machen sollen? Aber Marco ist ja gekommen, also alles gut.

BMS-Gruppe

Das Zuspätkommen ist eigentlich Richies Domäne und es lässt ihn ein wenig schmunzeln, dass dies heute mal anders ist – ausnahmsweise.

BMS 2013

Interessante Maschinen sind heute dabei. Hier fragt man sich gerade, ob es Richy mit der 138 PS starken Z1000 bei so einer Blümchenpflückertour aushält.

Kurz vor dem Start haben sich folgende Teilnehmer eingefunden:

Michael, Reinhold, Daniel, Marco, Richard, Klaus, Harald, Friedhelm, Heiko, Simon, Ralf und ich, der Fotograf. Gegenüber der ersten Ausfahrt im Vorjahr ist das ein schöner Zuwachs und es ist immer noch eine Zahl, in der sich als Gruppe gut fahren lässt.

BMS-Gruppe

Gegen 10:20 beschliessen wir, dass nun niemand mehr kommt. Es gibt ein letztes Gruppenfoto und dann machen wir uns auf den Weg.

BMS-Gruppe

Nach rund 50 Kilometern durch das Antrifttal und den Altkreis Alsfeld legen wir am Rückhaltebecken der Schwalm bei Heidelbach die erste kurze Pause ein. Mal hören, ob alles OK ist, Pinkel- und Raucherpause und dann geht es nach wenigen Minuten auch schon weiter in Richtung des Knüllgebirges.

BMS-Gruppe

Nach 80 km erreichen wir das Knüllköpfchen mit der Knülljause. Natürlich hätten wir die Jause auch schon nach 50 km erreichen können, aber das wären dann langweilige Bundesstrassen-Kilometer geworden.

Mit dem kleinen Video stelle ich die teilnehmenden Motorräder kurz vor.

BMS-Gruppe

Bevor wir in der Knülljause ein zünftiges Essen bestellen, gehen wir auf einen kleinen Fußmarsch hoch auf den Gipfel des Knüllköpfchens zum August-Franke-Turm. Bereits vom Hochplateau aus ist die Sicht ins weite Land hinein wunderschön.

BMS-Gruppe

Taunus, Rhön und Thüringer Wald sind bei dem recht klaren Wetter heute schön zu sehen.

BMS 2013

Immer wieder beeindruckend ist ein weiter Blick in die hessische Landschaft – und auch dann, wenn der Scout das schon viele, viele mal gesehen hat.

BMS 2013

Diskussion um die Turm-Besteigung: Sollen wir, oder sollen wir nicht?

BMS 2013

Wir sollen, zumindest teilweise. Und dann heisst es „Wir da oben …..

BMS 2013

….. ihr da unten.“

BMS-Gruppe

Vom Turm aus geht der Blick noch weiter und wir lernen, dass Klaus‘ Heimat Maulbach nur runde 30 km von hier entfernt ist – aber natürlich Luftlinie.

BMS-Gruppe

Zurück zur Knülljause und dann wird das Mittagessen bestellt. Viele bestellen sich das deftige Jausenbrett, was zweifellos eine gute Wahl ist.

BMS-Gruppe

Aber nicht für jeden! Ralf hat sich auch so eine Wurstplatte geordert, aber als bereits alle anderen ihre Mahlzeit haben, kommt sein Jausenbrett einfach nicht an. Klar, einen erwischt es immer, wenn so etwas mal schief geht.

BMS-Gruppe

Aber letztendlich kommt natürlich auch diese (vertrödelte) Bestellung und schliesslich sind doch alle satt geworden.

BMS 2013

Mafiosi und Pirat – oder doch seriöser Innendienstleiter und kundenorientierter Supporter – oder gar beides?

BMS-Gruppe

Weil es so nah ist und weil der Weg dahin so besonders schön ist, machen wir uns noch auf den Eisenberg, den höchsten Gipfel des Knüllgebirges. Auch hier gibt es einen Aussichtsturm, den Borgmannturm. Aber ob’s am Essen, der Wärme, der Höhe des Turmes oder einer allgemeinen Trägheit liegt: Diesen Turm will heute niemand besteigen, nicht mal Richy.

BMS-Gruppe

Das nächste Ziel ist Schloß Eisenbach bei Lauterbach. Über das Knüll-Vorland und das Gründchen halten wir darauf zu. Nahe Wernges noch schnell eine Raucher- und Pinkelpause und weiter geht es.

Marco nimmt noch ein kurzes und hübsches Video von der vorbeifahrenden BMS-Gruppe auf:

 

BMS-Gruppe

Und schon sind wir auf Schloß Eisenbach nahe Lauterbach. Hier soll es Kaffee und Kuchen geben.

BMS-Gruppe

Und tatsächlich finden wir im gut besuchten Burg-Post-Cafe noch ein freies Plätzchen. Die emsigen Kellnerinnen, von denen eine schöner ist als die andere, bringen uns flugs die gewünschten Speisen und Getränke.

BMS-Gruppe

Verblüffend dabei ist, dass die Anzahl der Kellnerinnen mit dem Gästeaufkommen steigt: Je mehr Gäaste erscheinen, umso mehr schöne Kellnerinnen schwirren um die Tische.

BMS-Gruppe

Anschliessend gibt es noch ein wenig Kultur bei der Besichtigung des neoklassizistischen Schlosses.

BMS-Gruppe

So kennt man die Bender-Mitarbeiter und speziell die Mitglieder der BMS-Gruppe: Schöngeister und Philantropen mit viel Sinn für die schönen Dinge des Lebens.

BMS-Gruppe

Erst bei der Schlossbesichtigung fallen mir einige besondere Details meiner Kollegen auf, beispielsweise das charmante T-Shirt von Heiko, …..

BMS-Gruppe

….. oder die abgrundtiefe Müdigkeit von Marco, die zweifelsfrei mit dem gestrigen Abend in der Grillhütte von Münster zusammen hängt.

BMS 2013

Kultur kann sogar Spass machen.

BMS 2013

Der beeindruckende Marstall auf Schloß Eisenbach.

BMS-Gruppe

Weiter gehts. Von Lauterbach fahren wir über Frischborn und Dirlammen nach Ulrichstein und weiter nach Schotten. Unterwegs löst sich die Gruppe bereits zum grossen Teil auf und nur ein kleiner Rest erreicht das Falltorhaus auf ein letztes kühles Getränk.

Die Abfahrt der letzten Mohikaner filme ich noch eben mit und dann mache auch ich mich auf die letzten paar Kilometer. Das war mal wieder eine schöne Fahrt in angenehmer Gesellschaft und bei bestem Wetter. Mittlerweile ist es 17:30, eine gute Zeit, um nach Hause zu kommen.

Während der gesamten 200 km gab es keine unerfreulichen Ereignisse, alle Teilnehmer haben sich vernünftig und diszipliniert verhalten. Die Spannweite der Motorleistungen lag zwischen 42 und 138 PS, was aber auf den heute gefahrenen Sträschen fast ohne Bedeutung war. Die meisten Motorräder kamen aus dem Hause Kawasaki: 5 Maschinen, direkt gefolgt von BMW und Honda mit je drei Motorrädern. Überhaupt nicht vertreten waren italienische Kräder und England war auch nur mit einer Triumph dabei.

Spass hatten aber hoffentlich alle Teilnehmer.

 

Hosenträger aus Fulda

Als das Wetter am Nachmittag immer noch stabil sonnig ist, werfe ich einen Blick auf die Wetterseiten im Internet. Jetzt reden alle von einer Regenwahrscheinlichkeit von Null Prozent – nachdem es heute morgen noch hieß, dass am Nachmittag Regen und Gewitter kommen sollen. Nun ist für mich klar, dass es noch einmal auf die Straße geht – und dazu werde ich die Solo W650 nehmen.

Und das Ziel steht auch schon fest: Fulda, denn ich brauche ein weiteres Paar Hosenträger von Louis. Und weil ich weiß, dass auch Reinhard Hosenträger dringend benötigt, fahre ich in Ilsdorf vorbei, halte ihn von der Arbeit ab und beschwätze ihn, mitzukommen.

Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde gibt es heute keine Umwege, sondern sogar eine Abkürzung unseres sonstigen Weges.

Kawasaki W650

Die 70 Kilometer bis Fulda machen unsere beiden Retro-Bikes mit links.

Kawasaki W650

Und so sehen wir nach dem Einkauf aus! Es beginnt harmlos mit einem Paar Hosenträger für jeden von uns, aber dann geraten wir in einen mittleren Kaufrausch und am Ende haben wir eine Gesamtrechnung von mehr als 400 €. Aber natürlich haben wir nur das nötigste gekauft. Zum Glück (oder Unglück) fassen die Packtaschen an Reinhards Thunderbird den gesamten Einkauf – aber auch nur ganz knapp.

Kawasaki W650

In Fulda halten wir kurz an der ATU-Werkstatt, wo ich mir die Roller ansehen möchte. Interessant der vespoide Roller ganz vorn, der den bezeichnenden Namen Vendetta trägt.

Kawasaki W650

Und dann der moderne Nachfolger der alten Honda Dax. Die Honda-Gene sind anhand des Motors klar erkennbar. Ich hoffe ja immer noch darauf, einmal auf ein Sonderangebot eines extremen Vespa-Nachbaus zu stoßen, z.B. auf einen 125er Neco Abruzzi für 999 €.

Mittlerweile ist es fast 19:00 und es wird fast ein wenig zu kühl für unsere schicken Sommerjacken. Aber wir halten durch bis zum Falltorhaus bei Schotten und beenden dort den erfolgreichen Einkaufstag bei Kaffee und Kuchen.

Alter Falter …

Dieser freie Montag ist komplett ausgebucht. Der Tag beginnt mit der HU der Kawasaki W650 bereits um 7:30. Es ist ein schöner Morgen und um diese Zeit kämpft sich die Sonne so gerade durch die Wolken. Eine Motorradfahrt in den Morgen hinein ist schon etwas besonderes.

Kawasaki W650

Bei der GTÜ-Prüfstelle in Laubach schraubt der Prüfingenieur Albert gerade an seiner „neuen“ Horex Regina. Der frisch gemachte Motor hat geklemmt und das macht ein wenig Sorgen. Gar keine Sorgen macht die W650, die natürlich ohne Mängel die Prüfung besteht.

Heeler

Auch das Heeler-Gespann gehört dem Prüfingenieur. Bei der gestrigen Ausfahrt lief plötzlich Sprit aus und hat sich über das Boot verteilt. Die Ursache ist schnell gefunden: Ein lockerer Benzinschlauch am rechten Vergaser.

Kawasaki W650

Der Morgen ist noch jung und ich bewege die prima laufende W ein wenig in der Hungener Seenplatte. Bei Steinbach entdecke ich zum ersten mal dieses größere Sumpfgebiet, das zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Interessante Gegend!

Sumpf bei Steinbach

Mehrere kleinere Seen und Bäche verwandeln das Land in einen Sumpf. Tote Hölzer geben dem ganzen einen leicht gespenstischen Anblick.

Kawasaki W650

Frösche quaken und jede Menge gefiederte Freunde erfreuen mit ihren Rufen. Eine tiefe innere Ruhe senkt sich über die W und mich. Ommmmmm ….

Mühle im Sumpf

Mitten im Sumpfland steht diese Mühle, die aber scheinbar nicht mehr in Betrieb ist. Wahrscheinlich spielen sich hinter dem schweren, geschlossenen Hoftor unheimliche Dinge ab.

Kawasaki W650

Ein bisschen wie in Holland: Über schmale Wege, die rechts und links von Wasser bzw. Sumpfland umgeben sind, ist die Mühle erreichbar.

Kawasaki W650

Ich entdecke weitere neue Dinge: Ein großes Asphalt-Werk bei Unter-Widdersheim.

Stornfels

Über Ulfa und das Horlofftal fahre ich zurück in Richtung Heimat und komme endlich dazu, das Bergnest Stornfels bei aufgehender Sonne zu fotografieren.

Kawasaki W650

Nach guten 110 Kilometern bringt mich die brave Königswelle wieder sicher in den heimischen Hafen.

Kawasaki W650

Zu Hause wechsele ich bei diesem Kilometerstand noch eben das Öl an der W650. Durch das Schauglas sah die Brühe schon recht schwarz und verbraucht aus, aber beim Ablassen sehe ich, dass noch guter goldgelber Schmierstoff aus der Ablassschraube fliesst. Egal, jetzt ist es zu spät. Also merken: Letzter Ölwechsel bei Kilometer 26.000.

Vespa

Jetzt mit der Vespa zu Leihhund Yellow. Aber halt, da schiebe ich noch einen Besuch beim lokalen Fahrradhändler ein. Hier lasse ich mir E-Bikes erklären und fahre gleich einige zur Probe.

Falter

Das ist dann letztendlich das Pedelec meiner Wahl: Ein Falter mit Bosch-Antrieb. Falter ist ein deutscher Hersteller aus Verl, der seit 1927 Räder baut. Nachdem mein erster Kaufversuch bei Bikemaxx in Marburg im totalen Chaos endete und zum Flop wurde, bin ich reumütig zum lokalen Händler gegangen. Heute abend wird das Bike geholt und auf den eigenen Rädern überführt.

Yellow

Jetzt aber endlich zu Yellow. Dieser Hund ist mit ein Grund für die Anschaffung des E-Bikes. Es soll die leichte Übergewichtigkeit von Hund und Herr wie im Fluge beseitigen. Noch ahnt mein Kumpel Yellow nichts von seinem Glück, aber bald wird er rank und schlank an der Seite unseres Falters laufen und springen – so hoffe ich.

Vespa

Anschliessend gibt es noch ein paar Kilometer mit dem Roller, denn zum Laufen ist es jetzt in der Mittagszeit tatsächlich zu schwül. Dagegen ist es auf der Vespa schön kühl und gut aussehen tut der Roller vor dem gelben Löwenzahn auch noch.

Nachtrag zum Falter:

Spät am Nachmittag hab ich mich dann zum Fahrradhändler bringen lassen, um das E-Bike abzuholen. Im Gegensatz zur verpfuschten Kaufaktion bei Bikemaxx ist das Rad fertig, alle Schlüssel sind vorhanden, es gibt eine prima Einweisung und dann starte ich auf meine erste 12 Kilometer-Tour.

Falter E-Bike

Ich hatte mir die Route vorher ausgetüftelt und dabei kamen mir meine kleinen Enduro-Trips abseits der Straße zugute. Ab Merlau radle ich bis zur B49 auf diesem Waldweg immer entlang der Ohm.

Falter E-Bike

Hier kannst Du völlig entspannt radeln. Dank des wunderbaren Bosch-Antriebes weiche ich einem Profi-Radler-Pärchen kilometerweit nicht vom Hinterrad, da konnten die beiden sich so oft umsehen, wie sie wollten.

Falter E-Bike

Am Rande von Flensungen gehts dann auf den Radweg nach Stockhausen. In der Ebene hält der Bosch-Antrieb sich fein zurück, aber wenn’s mal hoch geht (wie an der fiesen Steigung aus Nieder-Ohmen heraus), schiebt er ordentlich.

Falter E-Bike

Der Bauchansatz und das Hüftgold sitzen seit diesem Winter wie angeschweisst – aber mit dem Falter werde ich dem Speck zuleibe rücken – ihr werdet sehen. Das hier war nur der Anfang …..

Den Taunus entdecken

Am Vorabend dieses Tages beschließe ich, die frisch erworbenen Stahlbus-Entlüfterschrauben an der Thunderbird zu montieren. Klar, dass ich dabei gleich die Bremsflüssigkeit wechsele. Zuerst baue ich das Stahlbus-Teil und eine Stahlflexleitung an die hintere Bremse. Das klappt prima und das Entlüften ist jetzt tatsächlich ein Spässchen.

Nun an die vordere Bremse: Stahlbus-Entlüfter angebaut, auf Befüllen gestellt und neue Brühe in den Ausgleichsbehälter gekippt. Jetzt wird entlüftet, und zwar ausgiebig. Aber jetzt kommt das Furchtbare: Ich  bekomme einfach keinen Druck auf die Bremse. Ich entlüfte und entlüfte – vergebens. Selbst ein 15-minütiges Dauerpumpen erbringt keinen Druck.

Nach einer Stunde bin ich völlig entnervt und gebe auf. Aber halt, da war doch noch der alte Trick, von dem ich zwar nicht verstehe, warum er funktioniert, aber er hat es bisher immer getan. Dazu schließe ich die Entlüfterschraube, öffne den Ausgleichsbehälter, kippe ihn voll und lasse ihn offen – nur mit einem Tuch gegen Staub bedecke ich ihn. Jetzt ziehe ich den Bremshebel mit einem Kabelbinder komplett an den Lenker – und dann verlasse ich die Werkstatt. So lasse ich die Thunderbird über Nacht stehen. Morgen sehen wir weiter.

Am nächsten Morgen bin ich früh auf, denn eine Gruppe aus dem W650-Forum hat zu einer Taunus-Tour geladen. Nun ist der Taunus für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte und wenn ich ab und zu zum Cafe Waltraud nach Emmershausen fahre, habe ich jedesmal meine liebe Mühe und Not, mich zurecht zu finden. Da kommt so eine geführte Tour gerade recht und ich schließe mich an.

Vorher aber werfe ich einen Blick auf die Thunderbird und auf ihre vordere Bremsanlage,

Und Heureka, die nächtliche Entlüftungsaktion über den Ausgleichsbehälter hat wieder einmal funktioniert. Jetzt noch ein letzter Entlüfter über die Stahlbus-Schraube und ich habe eine traumhaften Druckpunkt. Jetzt kann ich mich unbeschwert der geführten taunis-Tour widmen.

Und Heureka, die nächtliche Entlüftungsaktion über den Ausgleichsbehälter hat wieder einmal funktioniert. Jetzt noch ein letzter Entlüfter über die Stahlbus-Schraube und ich habe einen traumhaften Druckpunkt. Jetzt kann ich mich unbeschwert der geführten Taunus-Tour widmen.

Der Treffpunkt einer kleineren Untergruppe an Teilnehmern soll der Segelflugplatz in Butzbach-Hausen sein. Den Weg dahin kenne ich schon, aber ich möchte ihn heute ohne Benutzung von Bundesstrassen nehmen. Weitgehend gelingt das auch, weitgehend ……

Kawasaki W650

Es ist früh, es ist kühl, es ist nebelig – und es ist einsam auf den Strassen. Im schönen Horlofftal gehört die Strasse nur meiner W und mir.

Kawasaki W650

Einsam und ruhig bleibt es auch in der Gegend von Langsdorf, Bettenhausen und Muschenheim. Der Nebel nimmt sogar noch etwas zu.

Kawasaki W650

Langsam verschwindet der Nebel und die Sonne kommt hervor – und es bleibt ruhig auf den Strassen.

Kawasaki W650

Selbst in und um Kloster Arnsburg ist noch kein Besucher zu sehen. Bis Pohl-Göns komme ich auf solchen kleinen Strässchen – aber dann finde ich keinen Weg um Butzbach herum. Aber das geht eigentlich auch ganz gut, und kurz danach erreiche ich Hausen, den ersten Treffpunkt.

Kawasaki W650

Angekommen am Flugplatz Hausen sind der MC Falcone, Hans-Peter und Gerry bereits vor Ort. Jetzt sind wir vollzählig und es kann losgehen. Hans-Peter hat noch ein weiteres Zwischenziel eingeplant, dass er uns zeigen möchte.

Kawasaki W650

Das hier will uns Hans-Peter zeigen: Die Anlage Hubertus, eine Seminar- und Ferienanlage, die sich vielleicht als Treffpunkt für ein zukünftiges W-Treffen eignet.

Hubertus

Und die Anlage sieht tatsächlich sehr gut geeignet aus: Einsam und wunderschön im Taunus gelegen und damit quasi in der Mitte unserer Republik. Feste Häuser mit Mehrbettzimmern, ein separates Komfort-Gemach für den Leader of the pack, Gemeinschaftsräume, Spielanlagen, eine Campingwiese – alles scheint perfekt. Könnte man in die Diskussion um einen der kommenden Treffenorte bringen. Falcone bekommt einen Stapel Prospekte der Anlage.

Kawasaki W650

Weiter geht es auf den Usinger Marktplatz, wo wir den Rest der W-Gruppe sowie den Tour-Guide treffen sollen. Ich fahre noch schnell um die Ecke zum Tanken und erlebe den totalen Tankstellen-Supergau: Die Tanke ist prall voll und es gibt ordentliche Wartezeiten an den Zapfsäulen. Dann steht in der Schlange an der Kasse ein älterer Herr, also so ein Spießer in meinem Alter. Der bezahlt per Karte, die Karte wird zuerst mehrmals nicht vom Automaten akzeptiert. Nach Reinigen der Karte klappt das, aber nun kriegt der Bursche das Passwort nicht hin. Die Aktion wird abgebrochen, Bargeld ist nicht ausreichend vorhanden – und bei all dem stehe ich stark transpirierend hinter dem Vogel. So viel zur schnellen Kartenzahlung speziell am Sonntag Mittag.

Kawasaki W650

Zurück am Usinger Marktplatz sind jetzt auch Martina, Christian und unser Führer Ludwig eingetroffen. Es ist also eine reine W-Mannschaft zusammen gekommen – bis auf den Guide, der eine Triumph bewegt. Hinter vorgehaltener Hand wird mehrfach die Frage diskutiert, ob ein Plagiat eine W-Gruppe überhaupt anführen darf. Die Antwort lautet: „Eigentlich nicht, aber wer soll uns sonst führen.“ Also bleibt es bei dem Plagiat am Anfang der W-Schlange.

Hans-Peter

Im Vorfeld der Tour hat Hans-Peter versprochen, sich einen neuen Haarschnitt zuzulegen und die Stiefel ordentlich zu fetten. Hat er auch brav alles gemacht, aber bei der Kontrolle zeigen sich die Löcher in der Stiefelsohle. Durchgelaufen sind diese Löcher, und keinesfalls das Ergebnis einer materialmordenden Fahrweise.

Kawasaki W650

Aufbruch. Nun führt uns Ludwig viele Kilometer durch den Taunus und ich lerne Landschaften und Ortschaften kennen, deren Namen ich noch nie gelesen habe. Ich könnte alle naselang anhalten und Fotos schiessen, aber dummerweise besteht der Rest der Truppe nicht aus Blümchenpflückern wie ich einer bin. Die Damen und Herren kennen nur eines, nämlich Fahren, Fahren, Fahren. Und sie sind flott dabei. Mehrfach muss ich gewaltig aufholen, wenn ich mal wieder durch intensive Landschaftsbetrachtung den Anschluss verloren habe.

Tatsache ist, dass ich heute den schönen Taunus neu entdeckt habe. Die Fahrt ist eigentlich nur dadurch zu toppen, dass sie noch einmal an einem Wochentag stattfindet. Da wäre die Bikerdichte garantiert deutlich geringer. Aber Spass hat’s auch an diesem Sonntag gemacht.

Kawasaki W650

Wir erreichen das Hauptziel des Tages, die Eisdiele in Runkel, direkt im Schatten der Burg gelegen. Hier ist nun wirklich der Teufel los, die Parkplätze sind voller Motorräder und vor der Eisdielentheke stehen die Wartenden Schlange. Wir bekommen aber dennoch einen Platz und werden sogar überraschend schnell bedient – eigentlich musste man hier mit Stunden rechnen.

Eisdiele Runkel

Hier stösst noch Axel zu uns, der mit seiner Versys mal eben aus Essen angereist ist. Ansonsten werden beim Eisgenuss spektakuläre Themen erörtert. Ich erfahre, wie der Grinch Weihnachtsfeste vermasselt, lerne etwas über Gilera Stradas, die im 7. Stock im Wohnzimmer stehen und muss hören, dass gelbliche Visiere auf Insekten wie heranfliegende Butterblumen wirken.

Kawasaki W650

Die Karawane zieht weiter. Ludwig führt uns noch etliche Kilometer durch den Taunus, aber schon in Richtung Heimat. Unterwegs verlassen mehr und mehr Teilnehmer die Gruppe und auch ich ziehe bei Laubach in eine andere Richtung. Der harte Kern jedoch wird noch ins Oldtimer Cafe fahren und auf der Lästerbank den Tag ausklingen lassen.

Das war eine äusserst schöne Fahrt heute und mein Dank gilt allen Organisatoren, den Teilnehmern und besonders dem Tour Guide Ludwig – trotz seiner Triumph. Fest steht für mich, dass ich den Taunus bereits kurzfristig an einem Wochentag erneut aufsuchen werde.

Falltorhaus

Ich brauche jetzt noch einen schnelle Kaffee, den ich im Falltorhaus zu mir nehme. Bei dem tollen Wetter heute ist der Treff natürlich bestens besucht.

Falltorhaus

Ein kurzer Bummel durch die parkenden Maschinen, wobei mir einige Exemplare besonders auffallen. Da wäre einmal dieser 1,7 L Triumph-Twin, dessen Motor ich durchaus faszinierend finde – der Rest des Rades ist nix für mich.

Falltorhaus

Oder die extrem sportliche MV Agusta. Der Herr im Bild wendet sich mit Grausen, als seine Freundin ihm den Renner zeigt und davon schwärmt. Seine Reaktion: „Und wo sollen wir Topcase und Packtaschen befestigen?“ Darauf sie: „Doch, das geht!“

Falltorhaus

Nicht schön im klassischen Sinn, aber die sichtbare Technik ist schon beeindruckend: Ducati Monster.

Kawasaki W650

Mit einem letzten Schlenker über Altenhain und Freienseen beende ich den heutigen Fahrtag. Heute Morgen bin ich um 9:00 gestartet und 8,5 Stunden, runde 330 Kilometer und 1,5 Tankfüllungen später hat sich der W-Kreis geschlossen. Let’s call it a day!