Ausfahrt bei Minusgraden

Die ersten 14 Tage dieses Dezember 2007 sind um – und sie waren genau so ätzend wie bereits der November: Nass und grau. Aber heute ist ein trockener Tag, sogar die Strassen sind nicht mehr feucht. Die Temperatur im Vogelsberg ist auf – 5 Grad gefallen, eine schöne trockene Kälte also. Die ES 250/1 springt wie gewohnt beim 2. Kick an, jetzt noch die Winterklamotten angezogen und dann folgt eine Ausfahrt bei Minusgraden.

Die Fahrt in der Kälte macht richtig Spass, allerdings leicht getrübt durch meinen unbefriedigenden Vergaserumbau. Heute bin ich entschlossen: Der Bing wird wieder abmontiert! Morgen werde ich in der schön geheizten Werkstatt aus all meinen BVF-Teilen einen vernünftigen Vergaser zusammen schrauben. Dann kommt auch der originale Luftfilter samt Kasten wieder dran. Im Moment, also mit Bing und K&N Luftfilter, hat der Motor quasi nur oben rum Leistung – das aber sehr gut. Wenn ich den Motor immer auf Drehzahl halte, läuft er ordentlich – bis der erste Berg kommt. Diese Verschiebung der Leistungskurve liegt mir überhaupt nicht, die schöne Kraft fast ab Leerlaufdrehzahl fehlt einfach. So muss ich also sagen: Das Experiment Bing ist an der ES 250/1 gescheitert!

Die heutige Fahrt als Minus-Mann führt mich zuerst nach Niederklein. In diesem Motorradladen, der auch Aprilia führt, hole ich Ölfilter für den Rotax - die Ex-Polizeimaschine ist bald fällig. Die schönen Gilera, die hier zu verkaufen sind, werde ich nicht nehmen. 3 Maschinen für 1800 Euro ist zwar OK, aber Platz für die Maschinchen habe ich leider nicht.

Nach 104 km muss ich auf Reserve schalten: Wieder knapp 10 l Verbrauch. Das ist zuviel und bestärkt meine BVF-Rückbaupläne. Mit dem "neuen" Motor läuft das Gespann leicht und oft über 80 km/h, dass war mit dem ausgeklapperten ES250/0 Motor nicht möglich.

Pinkelpause im Wald nahe der Autobahn A5. Bei dieser Kälte und mit Winterbekleidung schon etwas lästig. Nach etwa 70 km wirds mir aber allmählich an den Händen zu kalt und es geht back home. Obwohl: Mit der MZ-B Lichtmaschine könnte ich auch Heizgriffe montieren.

 

Spätherbst-Gespannfahrt gegen den November-Blues

Sechs lange Wochen habe ich das ES-Gespann nicht bewegt – und diese Zeit war furchtbar! Aber der Oktober war den Arbeiten an der MZ-Werkstatt vorbehalten und im November war das Wetter bislang grauslich. Dieser Sonntag jedoch sieht ganz gut aus. Die Vorhersage spricht von 8 % Regenwahrscheinlichkeit und 90 % Luftfeuchtigkeit. Also los, wagen wir eine Spätherbst-Gespannfahrt gegen den November-Blues.

Bevor es auf Tour geht, gibts erstmal eine Stunde Sonntagmorgenspaziergang. Hab neulich anhand der Funktionsunterwäsche bemerkt, dass ich wohl ein paar Pfunde zugelegt habe – oder das Funktionszeug schrumpft im Laufe eines Jahres. Also ist etwas mehr Bewegung angesagt. Aber dann: Das alte ES-Gespann wird aus der Maschinenhalle geschoben und springt auch nach 6 Wochen prompt an – was auch sonst, ist schliesslich eine MZ. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Strassen auch ohne Niederschläge nass und rutschig – und das bleibt auch während der gesamten Fahrt so. Mit dem eingebauten Bing-Vergaser und dem TKM-Sportluftfilter bin ich noch immer nicht wirklich zufrieden. Ich denke, ich werde aus meinen BVF-Kiste aus 4 Vergasern einen vernünftigen bauen. Aber heute wird gefahren, und die Leistung im oberen Bereich ist auch OK. So oft 80 km/h und mehr bin ich mit dem alten Motor nicht mal ansatzweise gefahren, und dem Sigma-Tacho kann ich wohl trauen.

Eine Premiere: Zum ersten mal kleide ich mich in meiner eigenen Werkstatt um. Erst das Gespann aus der Maschinenhalle geholt und flott vors Werkstatttor gezirkelt, dann umgezogen im vorgeheizten Raum. Ziehe mich recht dick an, die Thermohose bewirkt ruckzuck leichte Schweissausbrüche.

Nach ein paar km Landstrasse biege ich in Rüddingsheim ab und nehme die Nebenstrecke Richtung Niederklein. Am Alleenweg gibt den obligatorischen Stopp. Bisher hält die Kleidung schön warm.

Das Selbstportrait zeigt, wie grau der Tag ist. Ohne diese Gespannfahrt hätte ich bestimmt schon den November-Blues - da hab ich sowieso eine Neigung zu. Mit meiner Zwiebelschalenbekleidung fühl ich mich wie das Michelin Männchen!

Angekommen in Niederklein. Kurve ein wenig durch den Ort und ... was ist das: Ein Motorrradgeschäft. Davon hab ich nichts gewusst, und wie oft bin ich schon durch Niederklein gefahren. Also mal angehalten.

Aber das ist kein "normaler" Laden. Im Schaufenster ganz vorn diese 150er Express mit Sachsmotor. Unrestauriert, im Originalzustand mit der Patina der 50er Jahre.

Und daneben gleich 2 Gilera Strada! Hat mir schon in den 70er Jahren gefallen, der kleine Einzylinder-Viertakter mit 150 ccm. Sound wie eine Grosse, gutes italienisches Design und vor allem ein prima Motor. Ob die beiden zu verkaufen sind? Dieses Geschäft muss ich mir nochmal anschauen, wenn geöffnet ist.

Weiter gehts in Richtung Kirtorf und Alsfeld. Bei Obergleen biege ich ab in Richtung Heimertshausen und besuche den Campingplatz dort. Hier hat vor 30 Jahren Ingo B. mal ein paar Tage gewohnt, bvevor er eine feste Bleibe fand. Habe in Erinnerung, dass wir ihn ein paar mal mit den Motorrädern besucht haben. Dann wurde gefeiert, und das ziemlich lang. Jedenfalls ist Ingo dann sehr schnell des Platzes verwiesen worden und musste eine zeitlang im Vorgarten im Zelt hausen. Was mag heute aus ihm geworden sein?

Im Feldatal hat es mir heute mal wieder das Naturschutzgebiet angetan und ich biege mit meinem Naturfahrzeug ab. Hier fliesst die Felda völlig ungebändigt und zeigt sich als herrlicher Wildbach. An einer Stelle rutsche ich mit dem Gespann fast in den kleinen, aber wilden Fluss. Puh, kanns gerade noch verhindern und bleib dann doch lieber auf halbwegs befestigten Wegen. Von hier zieht es mich aber direkt nach Hause: Knapp 100 km lassen allmählich doch Hände und Füsse etwas kalt werden.

 

Baumaterialien für meine MZ-Werkstatt

Diese Woche, am Mittwoch, haben wir den Tag der Deutschen Einheit. Wollte drumherum eigentlich die ganze Woche freimachen, aber Dienstag ist ein wichtiges Meeting, also nur Montag und Donnerstag frei. Beide Tage sollen genutzt werden, um mit meinem Werkstattprojekt etwas weiter zu kommen. Schliesslich ist bald Winter und da will ich eine vernünftige Schrauberumgebung haben. Das heisst für mich, morgens um 9:00 aufs Gespann und erstmal nach Freienseen zum Baumarkt, Dachbretter und Ytongsteine bestellen.

Gleichzeitig möchte ich die Fahrt nutzen, um mit der Vergasereinstellung des Bing 85/30/110 weiterzukommen, die ja immer noch nicht befriedigend ist. Schalte auch unterwegs wieder auf Reserve um: Wieder nur 125 km mit 10 l gekommen. Der Verbrauch ist zu hoch. Je länger ich fahre – und es kommen wieder über 100 km zusammen – umso schlechter wird die Gasannahme im mittleren Bereich. Was tun? Vielleicht erstmal Hermanns Tip umsetzen und die Schiebernadel eine Kerbe höher setzen. Wenn das nicht hilft, gehts an die Leerlaufdüse – hab ein paar Grössen von Bernhard Ritzerfeld bekommen und kann experimentieren.

Im Baumarkt Hofmann und Pabst in Freienseen werde ich ordentlich beraten und bestelle Bretter und Ytongsteine. Irgendwie passt die ES sehr gut in diese Arbeitsumgebung eines Sägewerkes, oder?

OK, das Baumaterial kommt am Donnerstag, ein paar Kleinteile wie Kammnägel und Lochbleche pack ich gleich ein. Dann gehts über Gross-Eichen in Richtung Grünberg und Homberg.

Bei Rüddingshausen muss ich rechts ran: Die rechte Fussraste hat sich gelockert und verstellt.

Dieses seltsame Prinzip der flexiblen Fussratsenbefestigung hat an meiner ES noch nie wirklich langfristig funktioniert. Jetzt hab ich auch noch die Rückzugfeder verloren und jetz hälts überhaupt nicht mehr vernünftig. Da muss ich mir was besseres einfallen lassen.

Mal wieder am Rondinchen bei Homberg mit Blick auf die Pferdeweiden. Nachdem ich jetzt zum 4. mal die Fussraste korrigieren muss, reichts mir und ich zirkle das Gespann nach Hause. Bastelstunde ist angesagt.

 

 

Gast beim Deutschlandpokal in Alsfeld

Meinem anderen Hobby, dem Grosskaliber-Schiesssport, bin ich ja in der letzten Zeit etwas untreu geworden. Eigentlich bedauerlich, denn es war immer mein Wunsch, Motorradfahren und Schiessen als Hobbies zu kombinieren. Klappt aber im Moment nicht, und es könnte sein, dass meine MZetten daran eine gewisse Mitschuld haben. Hab dann, auch ein wenig aus schlechtem Gewissen, meinen Schützenkollegen versprochen, heute zum Deutschlandpokal in Alsfeld wenigstens mal kurz vorbeizuschauen. Und das hab ich sogar eingehalten.

Der Deutschlandpokal in Alsfeld ist ein internationales Ranglistenturnier in der Disziplin PPC1500, dass jedes Jahr vom Bundesreferenten des BDMP abgehalten wird. Da war in den vergangenen Jahren immer gut was los, es schossen neben Deutschen auch Belgier, Österreicher, Norweger, Schweden, Czechen und Engländer. Einige Kollegen aus meiner SLG sind da auch dieses Jahr aktiv und das möchte ich mir mal ansehen – nicht selbst schiessen. Hab mir vorgenommen, dieses Jahr keinerlei Wettkämpfe mehr zu schiessen, vielleicht kommt dann die Freude am Schiessen wieder.
Also gegen 9:00 auf das ES-Gespann und durch den Kirtorfer Wald nach Alsfeld. Die ES läuft mit dem Bing 84/30/110 recht ordentlich, wenngleich etwas Leistung im unteren Drehzahlbereich fehlt. Habe das Gefühl, die Leistungskurve hätte sich nach oben verschoben. Vielleicht läuft der Motor auch im unteren Bereich noch zu fett. Werde mal ein paar Leerlaufdüsen bestellen.

Die Morgensonne verwandelt das Wasser des Sees im Kirtorfer Wald in eine einzige Spiegelfläche - ein schöner Anblick und ein schönes Fleckchen Erde.

Angekommen auf dem Alsfelder Schiessstand suche ich einen schattigen Parkplatz, denn es soll heute sehr warm werden. Beim Anhalten plötzlich jede Menge Spiel in der Kupplung. Denke zuerst, der Zug ist gerisssen, aber dann wird mir klar, dass die Kupplung sich unten im Motorgehäuse verstellt hat. Also den kleinen Deckel ab und wieder korrekt eingestellt. Keine grosse Sache, aber wie konnte sich das verstellen?

Gegen 14:00 verlasse ich den Stand und beschliesse, kurz meinen alten Bekannten Reimund in Berfa zu besuchen - sind ja nichtmal 10 km dorthin. Treffe ihn auch an und wir plaudern ein Stündchen über Motorräder - das gefällt mir gut.

Bei Heidelbach biege ich verbotenerweise ins Wasserschutzgebiet ab - die kleinen Strässchen dort sind aber auch zu verlockend. Dann weiter über Münch-Leusel durchs Antrifttal wieder nach Kirtorf.

In Kirtorf noch einen kleinen Einkauf im tegut-Markt erledigt - prima, dass in Deutschland mittlerweile diese starren Ladenschlusszeiten abgeschafft sind.

Letzte Haltestelle vor dem Heimathafen ist mal wieder der Rastplatz bei Niedergemünden. 130 km sind wir heute gefahren. Zuhause wird noch ein wenig geschraubt: Endlich kommt der Magura 307 Gasdrehgriff an die ES, ein neuer Blinkerschalter und eine neue Bremsamatur. Leider passiert dabei ein Malheur: Der Bremshebel bricht einfach ab - sprödes Alu. Du kriegst echt nur noch Schrott zu kaufen, es ist zum Heulen.

Auf Testfahrt für Bing Vergaser und Sportluftfilter

Gestern war der Luftfilter von TKM für die ES angekommen und natürlich sofort angebaut. Dazu noch die Hauptdüse von 130 auf 125 (Standard: 118) und die Leerlaufdüse von 50 zurück auf 45 gewechselt. War ein bisschen auf Verdacht, weil mit der vorherigen Bedüsung alles etwas fett erschien. Heute soll die Probe aufs Exempel sein, extra pünktlich Feierabend gemacht und um halb sechs gehts raus.

Jetzt die 5 km nach Bernsfeld und da auf die Bundestrasse. Und der Motor wird gedreht! Nach 5 km ein Stop und die Kerze kontrolliert. Das hab ich dann noch zweimal gemacht und beim letzten mal die Gemischregulierschraube etwas verstellt, so lange, bis der Motor am höchsten drehte. Nach etwa 60 km bin ich erstmal zufrieden. Läuft jetzt alles recht ordentlich, wobei etwas an Durchzug im untereren Drehzahlbereich fehlt – vermutlich durch die reduzierte Ansauggeräuschdämpfung, die ja auch als Luftberuhigung fungiert.

Hier der neue Sportluftfilter von TKM, nur ansatzweise zu sehen. Natürlich will ich keinen Sportluftfilter, aber durch den Umbau auf den Bing Vergaser 84/30/110 passt der originale Luftfilterkasten nicht mehr. Und mir fällt im Moment nichts besseres ein als dieses TKM-Teil. Sieht ein bisschen aus wie ein K&N Luftfilter.

Erster Kerzentest nach 10 km recht flotter Fahrt, Maximaltempo lt. Sigma-Tacho: 82 km/h. Bin wohl zu blöd, eine heisse Zündkerze vernünftig zu fotografieren, aber es reicht um die schöne rehbraune Färbung zu erkennen. Das sieht sehr gut aus.

Für den ersten Stop hab ich mir eher zufällig ein idyllisches Plätzchen bei Homberg ausgesucht: Braune Rindviecher, saftige Wiesen, ein plätschernder Bach und ein paar Feldblumen. Da macht der Kerzencheck doch Spass.

Beim nächsten Kerzencheck, etwa 15 km später, sieht die NGK immer noch gut aus, wenngleich vielleicht einen Tick zu hell. Deshalb mal an der Gemischregulierschraube gedreht. Und tatsächlich: Etwas hineindrehen, also fetter einstellen, bringt die Drehzahl leicht nach oben.

Diesen Test hab ich am Wasserwerk Bernsfeld/Burggemünden mit Blick auf die Windmühlen in Niedergemünden durchgeführt.

Jetzt nach Grünberg und im Herkules-Baumarkt noch 1 Liter Castrol mineralisches 2-Taktöl gekauft. Und dann über Stangenrod auf die Anhöhe bei Atzenhain. Vorm Kerzencheck ein Blick nach links: Ein toter Fichtenwald, ohne jedes Grün. Depriemierend, das Waldsterben ist noch lange nicht vorbei.

Aber jetzt einfach nur den Kopf nach rechts gedreht und es eröffnet sich dieser angenehme Blick auf grüne Wiesen und Wälder. Muss an Tom Jones und sein "Green green Gras of Home" denken.

Der wichtigste Blick aber ist der auf die Zündkerze. Das sieht immer noch sehr ordentlich aus. Werde die Einstellungen erstmal so belassen und ein paar Tankfüllungen verfahren. Extrem gespannt bin ich auf den zukünftigen Verbrauch - die letzten Verbräuche waren erschreckend, bis zu fast 10 l auf 100 km. Hoffentlich sinkt das etwas.