Mit der Silverstar zum MC Nieder-Ohmen

Der MC Nieder-Ohmen, unser lokaler Motorradclub, feiert heute sein 25jähriges Bestehen. Natürlich weiss ich um die Existenz des Clubs, kenne auch einige Mitglieder, aber eine engere Verbindung besteht zwischen mir und dem MC nicht – noch nicht.

Auf Plakaten haben die Motorradfreunde bereits seit Wochen für das heutige Ereignis geworben und ich will auf jeden Fall mal hin und mir das Event anschauen. Könnte natürlich in 4 Minuten zu Fuss hingehen, aber zu einem solchen Ereignis muss man fahren, wie ich finde. Deshalb steig ich um 11:00 auf die Silverstar, drehe eine kleine 50 km-Runde um den Motor warm zu fahren und komme dann zurück nach Nieder-Ohmen auf den Festplatz „Am Brühl“, denn dort findet die Jubiläumsfeier statt.

 

Nach dem gestrigen subtropischen Tag ist es heute richtig kühl, eigentlich recht angenehm. Bekanntlich starte ich ja keinen Rotax-Motor, ohne nicht mindestens 50 km damit zu fahren. So auch heute - drehe also eine Mini-Vogelsbergrunde und pausiere kurz in der Nähe von Gross-Eichen.

Wie man sieht bin ich heute in leichter Bekleidung unterwegs - Jeans und die kurze Roleffjacke müsse reichen.

Über den kurvenreichen Weitershainer Wald gehts nach Grünberg und dann zurück nach Nieder-Ohmen. Es ist insgesamt recht herbstlich an diesem Morgen, in den Waldstücken ist alles feucht, es weht bereits Laub durch die Luft - der Sommer scheint wahrhaftig vorbei zu sein.

Kurz vorm Ziel die letzte Pinkelpause bei den Atzenhainer Windmühlen.

Das ist die Einfahrt zum Festplatz "Am Brühl", hier findet die Feier statt und hier haben die Nieder-Ohmener Motorradfreunde auch ihr Vereinslokal. Vor ein paar Jahren hat der Club das ehemalige Gefrierhaus gekauft und zu einem schicken Treffpunkt umgebaut.

Angesichts der relativ frühen Stunde haben sich schon etliche Besucher eingefunden. Der MC hat auch gut aufgefahren: Mehrere Motorradhändler aus der Umgebung stellen aus, das DRK zeigt seine technische Ausrüstung, etliche Maschinen der Clubmitglieder sind ausgestellt und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt - gute Voraussetzungen also für eine gelungene Veranstaltung.

Empfangen werde ich von zwei Malaguti-Elektrofahrzeugen - sollte das die Zukunft des Motorradfahrens sein? Hoffentlich nicht! Aber als zusätzliches Einkaufsfahrzeug nicht uninteressant.

Yamaha zeigt einen Teil seiner Modellpalette - leider fehlen die für mich interesanten Maschinen wie MT01 oder MT03. Einzig die neue XT660 vermag zu gefallen. Aber klar - alles Geschmacksache.

Schon eher mein Ding: Ein paar nette Oldtimer haben hierher gefunden. Ach ja: Alles, was blaue Pullis trägt, gehört zum MC Nieder-Ohmen.

Die Träume meiner Jugend: Kreidler Florett, Zweirad-Union, NSU, Horex - um nur einige zu nennen.

Voll im Jukebox-Stil der 60er Jahre ist diese 50 ccm Zweirad-Union gehalten: Der Raketenlook war damals absolut en vogue.

Kaum angekommen, beginnt ein kleiner offizieller Teil der Feier. Zunächst erzählt der Vorsitzende des MC Nieder-Ohmen ein wenig von der Geschichte, der Philosophie und der Gegenwart des Vereins.

Dann ergreift der Bürgermeister der Grossgemeinde Mücke, Matthias Weitzel, das Wort und überreicht trotz klammer Gemeindekassen ein Geldgeschenk an die Motorradfreunde. Das kommt sicher gut an und könnte bei der nächsten Bürgermeisterwahl die entscheidenden Stimmen bringen.

Und zum Schluss spricht der Ortsvorsteher Reitz noch ein paar nette Worte - und tritt als 107 Mitglied dem Verein bei.

Jetzt beginnt mein Rundgang so richtig - und führt zunächst zu den Exponaten des Kawasakihändlers aus Schotten. Und dort steht sie, mein stahlgewordener Traum: Die Kawasaki W800. Ein Bild von einem Motorrad.

Ein Ausbund an Schöneit und Ästhetik ist der Königswellenmotor - quasi nicht zu toppen.

Wie man sieht, bin ich nicht der einzige, der Gefallen an dem Retro-Twin gefunden hat.

Bernies Harley-Shop aus Wetzlar zeigt einige der amerikanischen V-Twins - leider nicht die wunderschöne 883er Sportster, die von dem Customizer herrlich minimalistisch "gechoppt" wurde. Hab ich vor 2 Jahren mal in Alsfeld gesehen - sehr gelungen. Die richtig dicken Brummer dagegen sind nicht so mein Fall.

Eine V-Rod Wettbewerbsmaschine. Und dahinter der kleine Hund mit Besitzer, den ich öfter bei meinen Spaziergängen mit Yellow treffe.

Diese mattschwarte Shadow, gezeigt vom Atzenhainer Hondahändler Enders, ist derzeit die einzige Maschine dieses Herstellers, mit der ich mich sofort anfreunden könnte - wenn ich ein Chopperfreund wäre.

Einige interessante Umbauten auf Suzuki-Basis.

Einer der ganz wenigen Ostböcke an diesem Tag ist das Duo.

Und ein weiterer Ostbock: Ein sehr schön und neu aufgebautes Ural-Gespann.

Richtig selten ist diese MZ Skorpion Replica mit erst 14.000 km auf dem Tacho. Erstaunlich, was in Nieder-Ohmen so alles in den Garagen schlummert.

Genau zur richtigen Zeit erreiche ich den Imbissstand und genehmige mir ein kleines Mittagessen.

Die Besitzer des Ural-Gespanns nehmen ihren netten Hund häufig mit ins Boot und die Dame geniesst das. Würde ich gerne auch mit "meinem" Rumänen Yellow machen, aber den krieg ich noch nicht in den Beiwagen.

Gegen 14:00 verlasse ich den Festplatz und drehe noch einen leichten Umweg, um den Motor zumindest warm zu fahren. Eine gelungene Veranstaltung haben die Nieder-Ohmener da auf die Beine gestellt. Habe auch etliche Bekannte getroffen, neue Motorradfahrer kennengelernt und bin entschlossen, am nächsten Vereinsabend mal beim MC vorbeizuschauen. Und das jetzt, wo ich kurz davor bin, Nieder-Ohmen zu verlassen .....

 

 

Unterwegs im subtropischen Mittelhessen

Bereits um 9:00 morgens beim alltäglichen Spaziergang mit Leihhund Yellow ist es unglaublich schwül – feucht-warm wie in den Tropen. Obwohl die Temperaturen eigentlich moderat sind und der Himmel stellenweise bewölkt ist, steht mir der Schweiss auf der Stirn – nur vom Laufen. Dennoch entschliesse ich mich, anschliessend eine kleine Planetafahrt zu unternehmen. Schliesslich soll es ab dem Nachmittag richtig regnen und womöglich schafft es ja der Fahrtwind, das Klima etwas erträglicher zu machen. Und so ist es tatsächlich.

Wie gewohnt springt die Planeta trotz längerer Pause anstandslos an und dann fahre ich erstmal 30 km, um mir vom Fahrtwind die subtropische Wärme aus dem Pelz pusten zu lassen. Ober-Ohmen, Bobenhausen, Sellnrod, Lardenbach und Weickartshain, so verläuft meine Route. Und erst hinter Weickartshain fülle ich meinen Flüssigkeitspegel nach. Aber in der Tat ist es ab Tempo 60 auf dem Motorrad erträglich.

 

Sattes Grün in der Weickartshainer Schweiz.

 

Über Grünberg und die Rabenau gelange ich nun in den Ebsdorfergrund – und zwar nicht zu meiner Scheine, sondern zum Biomarkt in Dreihausen. Hier hoffe ich, endlich wieder meine geliebten Schockriegel zu bekommen, aber diese leckeren und kalorienhaltigen Aufputschriegel sind hier unbekannt. Kaufe dann 6 teure Naturkostriegel – auch lecker, aber nicht mit meinen Schockriegeln zu vergleichen. Habe das Gefühl, diese Schockriegel sind vom Markt genommen worden – irgend etwas hat mit denen nicht gestimmt.

 

Zurück wieder über die Rabenau und dann ein Stop an der neuen Windkraftanlage bei Rüddingshausen. Diese Anlage liegt weit genug vom Ort entfernt und sollte niemanden stören. So lass ich mir Windkraftanlagen gefallen.

 

Inmitten der Rüddingshauser Windkraftanlage finde ich eine kleine Idylle vor: Einen Buchenhain, ein sehr hübsches Schützenhaus und alles eingerahmt von malerischer Rabenau-Landschaft.

 

Buchenwälder haben immer noch so etwas mystisches an sich – nicht umsonst waren das in alter Zeit oft heilige Orte.

 

Der alte Druide verlässt den Buchenhain wieder, schwingt sich auf seine IZH Planeta und tuckert langsam wieder in Richtung Mücke. Beim Fahren ist es immer noch am erträglichsten. Am Ende sind Polja und ich dann doch 120 heisse Kilometer gefahren.

 

 

 

 

Unwetterfront aus Westen

Während der letzten Tage war es derart heiss und schwül, dass ich nicht einmal Lust auf eine Gespannfahrt hatte. Für heute ist jedoch eine Unwetterfront aus Westen angekündigt, die ab Mittag Hessen erreichen soll. Tatsächlich ist es bereits den ganzen Morgen bewölkt, aber keineswegs kühl – und dabei herrscht eine unglaubliche Luftfeuchtigkeit. Gegen 11:00 fällt mir ein, dass ich eigentlich mal kurz in den Ebsdorfergrund muss, um einen Superelastik-Kotflügel für Waldi zu holen. Dazu wird ja wohl die Zeit bis zum Unwetter noch reichen, also schnell und ohne grosses Umziehen starte ich gen Rossberg.

 

Tatsächlich erreiche ich die Scheune im Ebsdorfergrund noch trocken, aber der Himmel sieht so aus, als würde das nicht mehr lange so bleiben. Der Superelastik-Kotflügel wird verpackt und auf dem Boot befestigt. Aber dann halte ich mich doch zu lange in der Scheune auf und als ich endlich starte, fallen die ersten Tropfen - zu früh, eindeutig.

Durch den Höinger Wald schützt mich noch die dichte Baumdecke, aber ab Deckenbach kommt es gewaltig herunter. Ich suche Schutz in einem dichten Waldstück und hoffe, dass zumindest die angekündigten Gewitter noch ausbleiben. In Frankreich wurden gestern Abend über 2000 Donnerschläge gezählt!

Hier möchte ich den Regenschutt abwarten, aber es wird nicht mehr besser. Also durch und auf die restlichen 25 km so richtig nass werden: Jeans, Stiefel, Motorradjacke - alles durch. Aber ich bin kaum 10 Minuten zuhause, als der Regen wieder nachlässt. Und im Seitenwagen lag ein Beutel mit Regenklamotten. Aber was soll's, so eine warme Dusche ist ja nicht wirklich schlimm.

 

Zwei V-Twins im Cafe Waltraud

Ein grauer Sonntag Morgen mit Temperaturen um die 15°, aber eine Regenwahrscheinlichkeit von nur 7 % – klar, dass ich bei diesem idealen Motorradwetter nicht zuhause bleibe. Leider komme ich nicht wirklich früh weg, weil um 8:45 der Käufer meiner alten DKW RT 175 S aus Bremen zur Abholung kommt. Als das erledigt ist, telefoniere ich schnell mit Jürgen und ruckzuck sind wir uns einig: Wir werden mit den beiden Suzukis in den Taunus fahren. Treffpunkt ist die Frankonia-Filiale in Reiskirchen um exakt 11:15. Um das zu schaffen, nehme ich bis Reiskirchen die Autobahn und komme heute immerhin bis auf 180 km/h. Für mehr ist der Verkehr heute zu dicht.

Nachdem meine Suzi in Reiskirchen aufgetankt ist, nehmen wir eine schnelle Route über Lich und Butzbach in den hinteren Taunus, den wir jetzt erreicht haben. Das Wetter i st immer noch grau und kühl, nicht schlecht, vielleicht 1-2 °C zu kühl, aber insgesamt angenehm. Unsere beiden V-Twins von Suzuki harmonieren prächtig miteinander und wir zirkeln immer tiefer in den Taunus hinein.

Wir hätten jetzt gern einen Kaffee im legendären Cafe Waltraud – aber haben leider keine Ahnung, in welchem Ort sich diese Lokalität befindet. Aber dann fallen mir Waldi und Heike aus Usingen ein: Da könnten wir kurz vorbei fahren, Hallo sagen und nach dem Weg ins Cafe Waltraud fragen. Und so kommt es. Das Haus in Usingen ist schnell gefunden, denn man sieht Käfer, Motorräder und Roller von der Strasse aus. Und überraschenderweise treffen wir nicht nur Waldi und seine Heike dort, sondern auch Herrmann und dessen Heike. Das gibt 45 Minuten Smalltalk, denn wir haben uns länger nicht gesehen.

Nach dem Smalltalk und einer Besichtigung des Waldmannschen Fuhrparks erfahren wir natürlich, wo sich das Cafe Waltraud befindet und wie man dort hinkommt.

Jetzt wissen wir, dass sich das Cafe Waltraud in Weilrod-Emmershausen befindet. Der Weg von Usingen dahin ist nicht weit, aber wunderschon: Taunus pur. Peinlicherweise waren Jürgen und ich irgendwann schon einmal dort, hatten aber die Lokation schlicht vergessen. Und damals war das Lokal derart voll, dass wir nicht eingekehrt sind. Heute ist das anders, aufgrund des herrlich grauen Wetters ist der Betrieb moderat.

Nach einer kleinen Mahlzeit und schönem heissen Kaffee verlassen wir das nette Lokal wieder und gehen langsam auf Kurs Heimat. Aber natürlich nicht direkt, es kommen noch etliche Taunuskilometer zusammen.

Bis Lich fahren wir zusammen, dann trennen sich unsere Wege für Heute. Ich drehe noch ein paar Runden im Vogelsberg, um die 200 km für heute zu komplettieren. Dabei schaue ich mir in Wetterfeld den Motorradbekleidungsladen an und entdecke schicke Geländestiefel im Angebot. Und wo ich jetzt quasi auch eine Enduro habe, könnte ich diese Stiefel gut gebrauchen.

Zum Abgewöhnen nehme ich noch schnell die Strasse nach Altenhain unter die Räder. Es ist mittlerweile 16:00 und plötzlich kommt noch die Sonne heraus und es wird schlagartig warm und sonnig. Ehrlich gesagt hat mir das graue Vormittagswetter aber besser gefallen.

Ersatzteillager: Eine zweite DR400

Bei ebay ersteigere ich eine zweite DR400 – ein quasi komplettes Ersatzteillager also. Heute wird die Suzuki abgeholt und das machen wir mit Reinhards „neuem“ Auto, einem Audi A6 Quattro. Wir sind sicher, die Suzi damit ohne Hänger abholen zu können. Ein bisschen was abschrauben und schon soll die Enduro in den Heckraum des Audis passen. Um Punkt 10:00 gehts los in Richtung Mannheim.

Mit diesem Auto ist die Fahrt nach Mannheim das reine Vergnügen. Trotz seiner 240.000 km schnurrt der Fünfzylinder-Diesel wie ein Kätzchen und äusserst flott und völlig entspannt kommen wir in Mannheim an.

In einem der vielen Industrieviertel von Mannheim soll die Suzuki stehen – keine schöne Gegend, sondern stark zersiedeltes Grossstadtumfeld.

Dank Navi ist das Gelände rasch gefunden. Der Aufschrift nach war hier einmal ein Salzkontor. Interessante alte Gebäude verleihen dem Gelände einen gewissen frühindustriellen Charme. Allerdings erscheint hier auch einiges etwas dubios.

Das mitgebrachte Werkzeug benötigen wir zum teilweisen Zerlegen der DR400. Die beiden Räder, der Auspuff, Tank, Sitzbank und die Lampenmaske werden entfernt. Zwischendurch werden wir von einem unfreundlichen Platzwart auf die Strasse geschickt, um das Gelände nicht mit Öl zu versauen. Ein unsymphatischer Mannheimer. Aber was solls, zerschrauben wir den Rest auf der Strasse vor dem Salzkontor.

Alles verstaut, der gewaltige Laderaum des A6 hat die DR400 komplett verschluckt. Mit dem Audi vergeht auch die Rückfahrt wie im Fluge – mit meinem kleinen Jimny und Hänger wäre das heute eine Ganztagesaktion geworden. Mit so einem Ersatzteillager fühle ich mich gleich wohler und hoffe, die alte Suzi damit gut am Leben halten zu können.