Auf falscher Fährte

Der heutige Bürotag hat mich total geschafft – nur nervige Tätigkeiten, nichts hat wirklich geklappt. Nach dem kleinen Spaziergang mit Yellow überlege ich, ob ich am vorletzten Tag der Gültigkeit des Kurzzeitkennzeichens noch eine Gespannrunde drehe oder alternativ einen Schraubereinsatz an der Suzuki DR400 ansetze. Denn, man erinnere sich: Die DR400 zickt nach wie vor und zeigt ab 4500 Umdrehungen Aussetzer, hauptsächlich im 5. Gang.

Nach kurzem Grübeln entscheide ich mich für den Schraubereinsatz an der Enduro und beginne mit dem Austausch der elektronischen Zündbox.

Zündbox ausgetauscht, geprüft, ob ein Zündfunken vorhanden ist, alles wieder zusammen gebaut und dann auf eine Probefahrt auf die Wirtschaftswege. Ergebnis: Keine Verbesserung, nach wie vor Aussetzer.. Als der Motor betriebswarm ist, stelle ich unterwegs noch den Vergaser ein - aber auch das bewirkt nichts. Verdammte Hacke, was ist hier los?

Auf weitere Austauschaktionen habe ich heute keine Lust mehr. Ich könnte noch die Zündspule mit Kabel und Stecker sowie den kompletten Vergaser tauschen. Oder vielleicht besser zuerst die Lichtmaschinenspule für die Zündung durchprüfen? Oder Ventile und Steuerkette nachsehen? Nichts davon passiert heute mehr, nur einen Ölwechsel mache ich noch. Es kommen dabei 2 Liter Öl aus dem Motor, dabei sollten es nur 1,6 Liter sein. Ich nehme das 20W-50 Magnum 4T, ein mineralisches Öl. Abschliessend friemele ich noch ein wenig am Kennzeichen herum und befestige es neu - aber das ist nur eine reine Verlegenheitsarbeit.

Drei Kreise auf einen Streich

Gestern Gespanntag – heute W650 Solo Tag, so ein Wochenende kann man aushalten. Wir, also Reinhard und ich, werden lediglich einen kleinen Umweg machen, um letztendlich Matzes berühmte Currywurst im Oldtimer Cafe zu genießen.

Vorher jedoch muss ich meine Pflicht als Leihhundevater erfüllen und meinen Freund Yellow sowie dessen Kumpel Laurent ein wenig durch die Botanik führen. Etwas früher als üblich, nämlich um 8:30 hole ich die beiden ab – hab dabei aber vergessen, dass es durch die heutige Zeitumstellung auf Sommerzeit ja quasi 1,5 Stunden früher ist. Schätze, ich habe die beiden samt Frauchen aus dem Bett geklingelt …..

Mit den beiden Gangstern an der Leine durch Nieder-Ohmen zu laufen - das halten meine Nerven heute nicht durch. Also packe ich die beiden weißen Wusel ins Auto und wir fahren auf den Kratzberg. Von dort aus traben wir ein Stündchen in Richtung Merlau und zurück. Die beiden Burschen toben und rennen, dass es nur so eine Art hat - eine Freude, dabei zuzusehen.

Genau so gern, wie die beiden durch die Landschaft toben, springen sie auch wieder ins Auto und erfreuen sich an der Fahrt. Vom Auto aus können sie nämlich ungestört alles lauthals anbellen, was ihnen begegnet: Spatzen, Fahrräder, Kinder, Autos, Häuser, Käfer - eben alles.

Um 11:00 dann zu Reinhard und wir fahren über Ulrichstein bis Lauterbach, wo es einen kleinen Halt auf Schloß Eisenberg gibt.

Auf dem Schloßhof spielen ein goldiges Kind und ein putziger Hund vor dem Waldorf-Kindergarten, der sich hier eingemietet hat.

Nächster Halt an der Marina, dem Niedermooser See. Über den Vogelsbergkreis sind wir ganz kurz in den Kreis Fulda eingetaucht und werden von hier aus ebenso kurz den Main-Kinzig-Kreis befahren. Das sind unsere heutigen drei Kreise.

Nach den drei Landkreisen erreichen wir dann pünktlich zur Mittagszeit das gut besuchte Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Hier erwarte ich, jede Menge W650 zu sehen und etliche W-Forums-Mitglieder kennen zu lernen.

Aber im Moment ist lediglich eine W auf dem Platz - und die ist auch schon in der Abfahrt begriffen. Aber Hans-Peter, der SR-Junkie, hält noch einmal kurz an und wir plaudern einen Augenblick über Ws im allgemeinen, neue SR-Auspuffanlagen, Navis und über W-Farbschemata. Ach ja: Die SR-Anlage ist eine akustische Offenbarung.

Neben Hans-Peters und meiner W ist diese 650er BSA das schönste Krad am OTC. Ist ja schließlich auch die Mutter der W1, die wiederum der Urahn unserer W ist. Eines steht fest: Seit ich W fahre, sehe ich scheinbar schöne Motorräder wie diverse Ducati, Guzzi oder was auch immer, etwas differenzierter. Lediglich ein paar alte Brit-Bikes können mich noch ins Schwärmen bringen.

Ein entscheidender Grund für unsere heutige Fahrt zum Oldtimer Cafe aber sind Kaffee und Currywurst - und diesen Dingen widmen wir uns jetzt.

Später erscheinen doch noch zwei weitere W650, aber ich kann die Besitzer nicht zuordnen und erkenne auch kein Gesicht. Ich brauche eine offizielle Einführung in den elitären Club der W-Fahrer - und zwar bald.

Noch eine kurze Runde an den parkenden Maschinen vorbei, dabei zwei NSU-Oldies gebührend bewundert - und dann brechen wir wieder auf. Es soll nach ganz kurz zum Falltorhaus gehen.

Am Falltorhaus ist noch mehr Betrieb als bei Matze - eigentlich für meinen Geschmack zu viel Gewusel. Hier ist selbst das Parken gefährlich, denn ein paar Fahrer von Riesenchoppern eiern durch die Reihen und es sieht jeden Augenblick danach aus, als würden sie ihre Eisenhaufen umschmeißen und dabei jede Menge unschuldiger Motorräder mit ins Verderben reißen. Zum Glück geht aber alles gut aus. Puh ....

Ein schöner Anblick, fotografiert speziell für Suse: Ein Trupp echter Enduristen hat seine Edeleisen auf einem kleinen Hügel geparkt. Hier ist alles vertreten, was in der GS-Szene Rang und Namen hat: KTM, Gasgas, Husquarna, Husaberg, Yamaha. Und diese Eisen werden eindeutig artgerecht bewegt.

Rein von der Lokalität her ist das Falltorhaus durchaus angenehm: Liegt schön, prima Gebäude, hübsche Außenanlage, geschmackvolle Innenräume mit schicker Wandbemalung .....

..... und hübsch anzusehenden Postern an den Wänden. Eigentlich alles passend zu alternden Ton-Up-Boys.

Eine gute Truppe junger Leute erscheint mit altem Vespa-Roller, Ex-BW-Maico und BMW 500 Gespann. Dann ziehen wir aber weiter und folgen ab Götzen einer älteren Norton, bis wir Richtung Altenhain abbiegen müssen.

Letzter Halt beim Enders in Atzenhain. Hier soll eine gut gebrauchte Honda XL 350 zu verkaufen sein, die wir aber im Showroom nicht entdecken können und die in der Werkstatthalle nur zu erahnen ist. Mal in der Woche nachfragen, denn Reinhard möchte seine XL bald wieder ans Laufen bringen. Nur Pegaso-Fahren ist nix für ihn. Nach 160 km ist dann der Tag für uns fahrtechnisch zu Ende - und hat auf der W viel Spaß gemacht.

 

 

TÜV, Gutschein, Drachenfest und SpeedoHealer

Es ist soweit: Heute soll beim TÜV in Giessen alles klar gemacht werden mit dem W650-Gespann. Um 8:00 habe ich einen Termin mit dem Prüfer und bin daher bereits vor 7:00 unterwegs in den noch kühlen Morgen hinein.

Obwohl Giessen wirklich nicht weit weg ist, kenne ich mich dort erbärmlich schlecht aus. Auf der Automeile beispielsweise, wo sich auch die TÜV-Stelle befindet, war ich noch nie, wirklich nie. Aber durch intensive Reisevorbereitung via Google Maps sollte selbst ich es schaffen, die mörderische 35 km Tour erfolgreich zu meistern.

Vor 7:00 ist es noch recht frisch, aber bereits wunderschön: Die Sonne geht auf und beginnt sehr schnell zu wärmen. Hier zwischen Lich und Garbenteich ist die Welt noch in Ordnung und ich bin auf Kurs. Aber 15 Minuten später merke ich, dass ich es geschafft habe, mich auf dem Weg von Grünberg bis zur Giessener Automeile zu verfahren: Ich lande in Giessen an der völlig falschen Stelle und muss wahrhaftig über den Giessener Ring - eine Autobahn - zurück zur Licher Strasse. Peinlich, peinlich!

Natürlich finde ich die Automeile letztendlich doch und bin noch vor Öffnung der Prüfstelle vor Ort und bereit.

Ein junger Bastler schraubt intensiv an der Hinterachse seines Ex-Feuerwehr-Fahrzeugs. Um Punkt 8:00 erscheint mein Prüfer und tatsächlich wird alles geklärt: Die gewünschten Umtragungen werden gemacht und die fällige §21-Untersuchung samt AU sowieso. Nach 45 Minuten ist alles erledigt und mit einem recht dicken Bündel an Papieren verlasse ich diesen schönen Ort wieder. Aber nicht, um nach Hause zu fahren, sondern um noch etliche Kilometer abzureissen und einige Dinge zu erledigen. Ach ja: Einziger Wermutstropfen dabei ist die Rechnung: 109 € - aber es wird noch mehr Geld fließen an diesem Tage. Und jetzt kommt noch diese unsägliche Bündelungsbehörde dazwischen, an die ich das Gutachten schicken muss und die noch einmal 39 € von mir kassieren werden.!

Als erstes gehts zum Hein-Gericke-Shop nach Linden zu Richard. Hier löse ich einen Gutschein ein und gebe noch weiteres Geld für Enduro-Stiefel, kleine Tankrucksäcke, Bremsbeläge,Kerzen und Öl aus. Dann ist die erste Bratwurst des Tages fällig und es gibt ein längeres Gespräch mit Richard über DR-Big-Suzies.

Nun verlasse ich Giessen und das großstädtische Umfeld, und hinter Langgöns komme ich endlich wieder in schöne Landschaften, wie hier in Kloster Arnsberg. Habe ich schon erwähnt, dass mein W-Gespann vor historischen Kulissen besonders gut rüber kommt?

Weiter gehts über Münzenberg, vorbei am Tintenfass, der doppeltürmigen Burg, hin zu dieser schönen und edlen Gartenanlage. In wenigen Wochen werden überall hier blühende Rosen zu sehen sein.

Nächste Station ist das Hungener Umland mit seiner Seenplatte.

Über Nidda weiter nach Schotten zum Zweiradcenter Schottenring. Das ist ein Kawasaki-Händler und bei denen findet heute das alljährliche Drachenfest statt. Klar, dass ich als zweifacher Kawasaki-Fahrer dort hin muss - und das keineswegs nur wegen der guten Rindswurst.

Das ist Dirk, der Kawa-Händler, dem der Ruf eines exzellenten Schraubers voraus eilt. Nach der Rindswurst kaufe ich noch ein paar ganz leichte Sommerhandschuhe und frage nach Drachenaufklebern - die Dirk bereitwillig heraus gibt.

Black Beauty - unter den Ausstellungsstücken sticht für mich natürlich besonders diese überirdisch schöne W800 Special Edition hervor. Wenn ich nicht schon meine W650 hätte - ich glaube, heute wäre ich schwach geworden. Also noch mal Glück gehabt. Das ist der John-Player-Look unserer Zeit.

Seit ich ein Enduro-Fahrer bin, habe ich einen Blick für diese Motorrad-Gattung entwickelt. Nicht schlecht, diese flotte 250er Kawa.

Etwas versteckt entdecke ich noch diese Standard-W800 - und ganz im Hintergrund eine eine Königswellen-Ducati. Die gehört Meister Dirk selbst und jetzt wird klar, dass diese Werkstatt sich höchstwahrscheinlich bestens mit Königswellen auskennt.

Nun fahre ich gemütlich über Betzenrod und Altenhain in Richtung Heimat, nicht ohne zuvor noch eine letzte Rast an dieser herrlichen Nebenstrecke einzulegen.

An diesem Tag habe ich so viel Kaffee getrunken und Bratwurst gegessen wie sonst in einem Monat nicht. Jetzt verputze ich noch schnell meine Wegzehrung - einen gesunden Apfel - und schwöre, in den nächsten Tagen nur noch gesund zu leben. Anschließend gehts noch zu Reinhard, natürlich auf einen weiteren Kaffee.

Mit Reinhard zusammen nehmen wir noch zwei Geschwindigkeitsmessungen vor, die ich für diie Einstellung des SpeedoHealers benötige. Auf der langen Geraden nach Stockhausen fahre ich einmal konstant 70 und dann konstant 100 km/h, gefolgt von Reinhard, der das Tempo mit seinem Audi-Tacho und parallel mit dem Tripmaster vergleicht.

Die Ergebnisse sind:
Bei Tacho 70 fährt das W-Gespann 52 km/h und bei Tacho 100 72 km/h. Jetzt ist mir klar, wieso Vorbesitzer Jerry von 180 km/h gesprochen hat, die der Tacho anzeigt. War aber natürlich jedem klar, dass das eine Mondanzeige war. Das geänderte Kettenritzel und das 15″ Hinterrad verfälschen logischerweise die Anzeige des elektronischen Tachos. Aber dank der heutigen Messung wird der SpeedoHealer das bald korrigiert haben.

Entsprechend der Formel:

Korrekturwert = (Tatsächliche Geschwindigkeit/Angezeigte Geschwindigkeit – 1) x 100
ergibt sich damit ein Wert von -28, der am SpeedoHealer eingegeben werden muss.

Testfahrt vorm grossen TÜV-Termin

Eigentlich hab ich ja mit dem Gespannspezialisten des TÜV letzte Woche schon alles geklärt, muß aber den 3.50er Vorderreifen noch vorführen. Dafür hab ich morgen um 8:00 einen Termin beim TÜV in Giessen.

Der neue Reifen ist montiert, ein paar Lackschäden sind ausgebessert, ich habe mir ein weiteres Kurzzeitkennzeichen geholt und gerade angeschraubt, das Wetter ist fantastisch – eigentlich logisch, dass ich mich um 16:30 noch auf eine kleine Testfahrt mache. Muß ja schließlich dem Kawasaki-Gespann nach und nach seine neue Heimat zeigen – und heute beginne ich mit dem Hohen Vogelsberg.

Höher und höher schrauben wir uns in Richtung des Hoherodskopfes und sind hier bei knapp 700 mm NN.

An der Schutzhütte, nur noch wenige Kilometer vom Hoherodskopf entfernt.

Während ich da so stehe und schaue, brummen zwei Motorräder vorbei - eines davon eine W650 in Grau-Silber, exakt wie meine eigene Solo-W. Diese silberne W habe ich schon ein paar mal im Vogelsberg gesehen, aber ich weiß noch immer nicht, wer der Fahrer ist.

Unterm alten Sendeturm parke ich das Gespann und bin keineswegs allein heute: Doros Büdchen ist gut besucht.

Die Aussicht von Doros Büdchen ist immer wieder grandios - trotz der leicht diesigen Sicht.

Zurück über das schöne Ulrichstein mit Pause am alten Vorwerkhof - historische Gebäude passen einfach gut zur W.

Grelle Sonne im Tal der Langwasser- und Gilgahöfe und Leuchtstreifen auf der Jacke des Fahrers - ich bin damit für Fahrten nach Frankreich bestens gerüstet.

Nach dem Tanken in Ilsdorf gehts über Altenhain und Freienseen zurück. Bin so ungefähr 90 oder 80 oder 70 km gefahren, aber durch den massiv voreilenden Tacho kann ich nicht sagen, wie viele km es tatsächlich waren. Nach dem TÜV werde ich den Speedo-Healer einbauen, der bereits zu Hause liegt, und erst dann werde ich verbindliche km-Angaben machen.

Neulich auf Madeira

Nach Madeira möchte ich eigentlich schon seit ca. 5 Jahren – habs aber bisher noch nicht hinbekommen. Aber ein Arbeitskollege war dort und hat exakt 1111 Bilder gemacht, die ich mir mit großem Vergnügen allesamt angeschaut habe.

Und dann hab ich ja mein W650-Gespann – in elfenbein auf weinrotem Grund (genannt Eiter auf Blut). Und jetzt schließt sich der Kreis zur Insel Madeira:

Auf Madeira gerät meinem Kollegen dieser schön restaurierte alte Morris vor die Linse - Blut und Eiter. Könnte das bedeuten, dass Kawasaki sich an einer alten britischen Farbkombination versucht hat?

Und nun vergleicht selber diese beiden anglophilen Schönheiten: