Kein Sonntag-Nachmittag-Blues

Viele von euch werden ihn auch kennen: Den Sonntag-Nachmittag-Blues. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hängt sein Auftreten damit zusammen, dass man am Montag Morgen wieder in die Tretmühler muss – an die Arbeit also. Aber weil ich morgen einen freien Tag habe, erlebe ich diesen Blues heute nicht – im Gegenteil. Als nämlich am Sonntag Nachmittag endlich der Regen aufhört, schnappe ich mir meine süße kleine Enduro und bewege die DR400 fast 100 km durch Feld, Wald und Wiesen.

Tatsächlich besteht ein Großteil der heutigen Strecke aus Feld- und Waldwegen – und dabei ist alles legal, ich schwör’s. Also quasi fast alles ist legal, es mag sein, daß ich ohne bösen Willen doch das eine oder andere Verbotsschild miss…, äh, übersehen habe.

100%ig legal ist der Waldweg zwischen Weitershain und Schadenbach.

Es muß doch auch eine direkte Verbindung zwischen Schadenbach und Deckenbach geben – aber ich finde sie heute nicht. Allerdings ist die Kreisstraße zwischen den beiden Orten so schlecht, dass es auch fast ein Geländeritt wird.

Überall zwischen den Feldern, Äckern, Wäldern und Ortschaften entdecke ich von hier oben kleine graue Wege – Verbindungen für die DR400.

Am Rondinchen, dem Ort mit dem weiten Ausblick ins Ohmtal und ins Amöneburger Becken.

Von hier oben aus sehe ich auch schon meine nächsten Ziele für heute und so treibe ich die DR nach Homberg ins Naherholungsgebiet Am Berg.

In Homberg beim Roller Eck – aber was zum Teufel will ich hier? Könnte mit meinen Vespa-Plänen zusammen hängen.

Nicht ausgeschlossen, dass ich hier oben ein paar weiße Schilder mit rotem Rand übersehen habe.

Vom geheimen und versteckten See bei Burggemünden komme ich auf unbefestigten Wegen nach Nieder-Ohmen und weiter nach Merlau.

Und von Merlau geht es durch den Wald auf die B49. Nun noch schnell in Ruppertenrod getankt und ein bisschen Motorradliteratur gekauft – und schon sind die knapp 100 km beendet. Ein Sonntag ohne Blues, aber dafür mit einer netten kleinen Tour – so mag ich das.

Enfield, Vespa und Gespann

Für heute hat sich Kollege Marcus angesagt: Seine Enfield ist fertig, läuft, hat TÜV und ist angemeldet. Und weil es ja auch mal meine Enfield war, bekomme ich den edlen Eintopf vorgestellt. Anschliessend möchte ich die Sache mit dem Vespa GTS125 in Schotten klar machen und danach noch eine schöne Gespqannrunde drehen.

Marcus erscheint mit der unglaublich schön laufenden Bullet auf dem Hof. Der Motor klingt traumhaft, obwohl noch einige kleine Feineinstellungen notwendig sind.

Marcus hat es wahrhaftig geschafft, all meine Fehler zu beheben.. Die Enfield und ich haben irgendwie nicht zueinander gepasst – obwohl ich nach wie vor finde, dass es eines der schönsten Motorräder überhaupt ist.

Nach zwei Stunden Smalltalk über die Enfield schnappe ich mir das W-Gespann und fahre nach Schotten zu Dirk, dem Kawa-Händler. Möchte schließlich wissen, ob der Besitzer der schnuckeligen Vespa bereit ist, mein Gegenangebot zu akzeptieren. Ich erfahre aber, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Schade!

Anschließend bewege ich das W-Gespann noch 120 km über Laubach, Grünberg, Reiskirchen, Beuern, Mücke und Feldatal – und habe viel Spaß dabei. Die W läuft gewohnt prima und das Gespannfahren klappt heute recht gut. Und morgen früh gehts mit meiner Matchless und zusammen mit Marcus und seiner Enfield ins Hinterland zu den MZ-Freunden Mandeln. Aber das wird eine eigene Geschichte.

 

 

Explosiv

Und schon wieder schlägt das Wetter Kapriolen: Heute ist es sehr, sehr heiß – aber das soll nur für einen Tag so bleiben und danach wird die Temperatur wieder absacken. Jedenfalls verlasse ich das Büro heute recht früh – mir ist es dort zu heiß. Zu Hause entschließe ich mich zu einer Enduro-Tour und möchte dabei wieder an die wunderbaren Kolonnenwegs-Erfahrungen anknüpfen. Im Klartext heißt das: So wenig Asphalt wie möglich.

Die erste Enduro-Einlage gibt es zwischen Höckersdorf und Groß-Eichen, aber den ersten Stopp lege ich erst im Romröder Wald ein, wo ich viele Kilometer Waldwege benutze und oft keine Ahnung mehr habe, wo ich mich befinde. Bedenkt: Das letzte mal bin ich hier vor ca. 30 Jahren mit meiner alten Maico M250B gefahren.

Überall im Romröder Wald finden sich diese Warnschilder und tatsächlich entdecken Suchtrupps immer noch jede Menge Munition aus dem 2. Weltkrieg in dieser Gegend. Und weil ich das weiß, verlasse ich die Wege nicht.

Irgendwann komme ich direkt an der B49 wieder aus dem Romröder Wald heraus und fahre nur ein  kleines Stückchen Bundesstrasse bis Schellnhausen – dort geht es wieder hinein in Wald und Feld.

Zweimal passiert es heute, dass ich nicht weiß, in welchem Ort ich heraus komme – und das in einer Gegend, wo ich mich eigentlich richtig gut auskenne. Spannend!

Nach 70 km beende ich meine explosive Geländetour und begebe mich auf den Heimweg. Direkt vor der Haustür kommt mir dann ein schönes altes Schwingen-BMW-Gespann entgegen. Während ich noch denke “ Das Gespann kennst Du doch!“ wendet der Fahrer und stoppt. Und es ist Klaus aus Reiskirchen, den ich vor einigen Wochen beim Polo in Linden kennen gelernt habe. Jetzt ist natürlich erst einmal ein bisschen Smalltalk fällig.

Abschließend filme ich das BMW-Gespann bei der Abfahrt. Es wird niemanden überraschen, dass diese extrem gut gepflegte und gewartete Maschine ein One-Kick-Wonder ist:

75 Kilometer waren das heute – nicht besonders viel, nicht besonders schnell – aber mit einem hohen Anteil an Schotter und Mutterboden unter den Reifen. Hat Spaß gemacht.

Doro’s Büdchen

Freitag nass geworden, Samstag nass geworden – heute soll mir das nicht passieren. Bis 11:00 aber regnet es ordentlich, doch dann hört der Regen auf, es wird heller und sogar die Sonne lässt sich sehen. Bei Reinhard laufen noch Doro und Andi ein und wir beschließen, einen Kaffee auf dem Hoherodskopf an Doro’s Büdchen zu nehmen – wobei Andis Doro nichts mit der vom Büdchen zu tun hat.

Und so ziehen eine halbe Stunde später 3 Enduros und ein Gespann den Vogelsberg hoch.

Je höher wir uns schrauben, desto kälter und windiger wird es. Angekommen oben auf dem Hoherodskopf ist schon beinahe wieder ungemütlich.

Aber egal: Ungemütlich hin oder her, wir trinken unseren Kaffe und essen eine von Doros Nußecken. Für einen richtig langen Aufenthalt ist es jedoch wirklich zu unfreundlich.

Weil es sowieso am Wegesrand liegt, schauen wir noch kurz am Falltorhaus vorbei. Die dritte Enduro heute ist übrigens die 400er Husquarna von Doro, gegen die unsere 80er Jahre-Oldies genauso alt aussehen, wie sie sind.

Überraschung: Heute sind ein paar recht interessante Maschinen am Falltorhaus zu sehen – und das ist nicht selbstverständlich. Liegt natürlich nur an meinem skurilen und altmodischen Geschmack. Die kleine MZ jedenfall mag ich.

Ebenso die Sommer-Enfield mit dem Diesel-Motor und Riemenantrieb aus Bad Kissingen.

Reinhard macht ein Foto von mir, auf dem sogar die Nasenhaare zu sehen sind. Tut das Not?

Noch ein wenig Smalltalk und dann verlassen wir das Falltorhaus wieder – es geht in Richtung Heimat.

Nachdem wir uns getrennt haben, biege ich noch von der Strasse ab und fahre 10 Kilometer auf Feldwegen. Seit der Reise entlang des Grünen Bandes bin ich völlig infiziert und nehme jede Gelegenheit wahr, den Asphalt der Strasse zu verlassen.

Abseits der Strassen lässt sich in aller Ruhe das Spiel der Wolken betrachten – und nichts und niemand stört dabei. Oder vielleicht doch: Rein statistisch wird der Zeitpunkt kommen, an dem meine Kolonnenweg-Manie mir Ärger mit blau oder grün gekleideten Herren bereiten wird. Aber heute noch nicht.

 

Im Angesicht des …

… kommenden Unwetters gehe ich um 12:30 mit dem Gespann auf Tour. Es sind weitere Starkregen und Gewitter angekündigt und so fahre ich sehenden Auges in das Debakel. Es beginnt aber sehr gut: Moderate 22 °C, kein Regen, alles ein bisschen grau und trüb. Später erfahre ich, dass keine 5 Minuten nach meinem Start das Unwetter bereits in voller Stärke los ging.
 

Offensichtlich bin ich der Wetterfront aber weg gefahren, denn ich merke nichts davon – zunächst jedenfalls. In Schotten fahre ich zu Kawa-Händler Dirk, der ja auch Vespa verkauft und wartet. Ich frage nach einer gebrauchten 125er Vespa, die Dirk zwar nicht hat, aber er hat einen Kunden, der eine 2007er GTS125 mit 2000 km verkaufen möchte. Ein kurzer Anruf und es wird vereinbart, dass die Vespa am Montag zu Dirk gebracht wird, wo ich sie mir am Dienstag oder Mittwoch anschauen werde. Da hat sich die kleine Gespannfahrt doch mal richtig gelohnt.

 

Kurzer Halt am Falltorhaus, wo eine Gruppe Motorradfahrer aus Peine mit schönen dicken Choppern rastet. Die Truppe übernachtet in Salz und schaut sich ein verlängertes Wochenende lang den Vogelsberg an.


 

Über die Breungeshainer Heide fahre ich zum Hoherodskopf und hier ist das heranziehende Unwetter schon zu sehen. Ich aber lasse mir Zeit und kurve langsam den Hoherodskopf herunter – nicht ohne dabei noch diverse Umwege zu fahren.


 

Bei Wohnfeld erwischt mich die Wetterfront richtig: Innerhalb von 3 Minuten stehe ich inmitten von Regen, Sturm, Donner und Blitzen. Es sind aber nur noch 8 Kilometer bis nach hause und so fahre ich einfach weiter.


 

Innerhalb von 3 Kilometern sind Hose, Stiefel und Handschuhe kommplett durchnässt – es kommen unglaubliche Wassermengen herunter und mehr als 50 km/h sind nicht mehr möglich. Im nächsten Ort, Sellnrod, sind in kürzester Zeit richtige Teiche auf der Strasse entstanden und ich spritze nur so da durch. Nun bin ich aber nass und so halte ich die restlichen 4 Kilometer auch durch. Jetzt hängen die Motorradklamotten auf der Leine – und es scheint wieder die Sonne. Aber das nächste Unwetter wird nicht lange auf sich warten lassen …..