Kameramann auf dem ES-Gespann

Wie vorhergesagt wird das Wetter an diesem Februarsonntag sehr gut: Deutliche Plus-Temperaturen und dazu sogar Sonnenschein. Klar, dass es mich dabei nicht auf dem Sofa, vorm Computer oder in der Werkstatt hält. Dabei kann ich gleich die Aiptek-Videokamera ausprobieren und ein kleines Fahr-Video erstellen. Leider lief dabei so ziemlich alles schief, aber das weiss ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht: Daher freue ich mich auf mein Debut als  Kameramann auf dem ES-Gespann.

Trotz der Pannen beim Erstellen des Filmchens habe ich dieses ES-Gespann-Erstlingswerk bei YouTube eingestellt. Hier ist es!

Seit ich den Grossteil meiner Ostböcke in der Motorradhalle bei Egon stehen habe, ist die übliche Wegfahrprozedur in etwa so: Zuerst in meiner kleinen Werkstatt die Motorradklamotten anziehen und dann gestiefelt und gespornt rüber in die Halle. So ist es auch Heute. Dann versuche ich erst einmal, die Aiptek-Kamera mittels der speziellen Befestigungsschelle am Gespann zu befestigen. Der Haltebügel des Superelastik-Seitenwagen bietet sich dazu an. Aber schnell erkenne ich, dass die Schelle nicht mal ansatzweise fest wird: Sie verdreht sich ständig und so nimmt die Kamera natürlich eher den Himmel als die Strasse auf. Auch die Befestigung am Lenker direkt über der Riffelung bringt mich nicht weiter: Die Schelle ist leider der letzte Dreck und vermutlich nicht mal für ein Fahrrad ausreichend. So bin ich also beim Filmen unterwegs ständig damit beschäftigt, die Kamera wieder in eine geeignete Position zu bringen – sehr lästig und unfallträchtig.
Später, zu Hause, stelle ich dann fest, dass nur das erste Video überhaupt vernünftig aufgezeichnet wurde – alle anderen Videos wurden mit Dateigrösse 0 gespeichert – also nix drauf. Überhaupt nervt die Aiptek-Kamera mit etlichen Macken: Schlechte Verarbeitung, hoher Stromverbrauch des Akkus, bescheuertes Datenformat (ASF-Datei), erkennt keine Speicherkarten grösser 2 GB, schlechtes Mikro – dieses Teil kann ich keinesfalls empfehlen. Gut, dass ich mir dieses Billigteil nur mal eben geliehen habe. Kaufen werde ich die bestimmt nicht.

Die lausige Befestigungsschelle der Kamera erfordert permanentes Nachjustieren, was durchaus gefährlich und mindestens extrem lästig ist.

An der Schutzhütte drehe ich ein Mini-Video mit meiner Pentax-Digitalkamera - und das Ergebnis ist deutlich besser als mit der Aiptek.

Auf der Deckenbacher Anhöhe friemele ich erneut ein wenig mit der Kamera herum. Es passt zu diesem Tag, dass danach das Gespann nicht mehr anspringen will und ich mich um Funke und Spritversorgung kümmern muss. Ist aber erst das zweite mal, dass die gute ES mich hängen lässt, dass muss zu ihrer Ehrenrettung gesagt werden. Ich werds aber zum Anlass nehmen, mal einen kleinen Service mit Vergaserreinigung vorzunehmen.

Es gibt Luft in der Scheune

Heut brauche ich nur ein bestimmtes Teil für die Planeta aus der Scheune, aber bei der Gelegenheit räume ich ein bisschen hin und ein bisschen her. Seit der kleinen Rückholaktion vor drei Tagen habe ich zum ersten mal das seltsame Gefühl, dass das Kernschrottlager abnimmt. Tatsächlich: Es gibt Luft in der Scheune.

Und wenn es jetzt bereits sichtbar Luft gegeben hat: Wie wird das erst werden, wenn Jens und Sammy in den nächsten Wochen drei Motorräder, einen Seitenwagen und jede Menge Teile wie Rahmen und Bleche abholen. Ich habe da so eine Vision von einer quasi leeren Scheune …..

So leer hat die Scheune seit Jahren nichtmehr ausgesehen - nur ganz kurze Zeit, nachdem ich sie angemietet habe. Aber ich muss aufpassen: Bin immer noch gefährdet und darf nichts neues mehr dazu stellen. Ausser natürlich einer ES2 von Norton oder einer 600er Panther oder einer Zündapp DS 350. Aber sonst nix.

Und wenn diese beiden Jupiter 3 zusammen mit weiteren Dingen auch noch verschwinden, kann ich tatsächlich daran denken, die Scheune aufzugeben. Andererseits wäre es ein schöner Rückhalt für Unabwägbarkeiten und unerwartete Neuzugänge.

Wenn das alles so klappt wie geplant, bleiben wahrhaftig nur noch der Ersatzteilträger für die MZ ES250/1, die DKW RT 175 S und .....

... natürlich die Jawas und CZs. Das allerdings ist ein Haufen Zeug und daraus könnte ich eine CZ 450, drei Jawa 356 und eine CZ 455 aufbauen. Aber ob ich das will und vor allem: Ob ich das in diesem Leben noch schaffe? Wahrscheinlich nichtl.

 

 

Alles was Planeta heißt, nach Hause

Das war eigentlich schon länger geplant: Planetateile gehören nicht mehr in die Scheune im Ebsdorfergrund sondern in meine Nähe. Deshalb startet an diesem Tag ein Long Vehicle mit drei alten Herren in Richtung Ebsdorfergrund. Die Devise lautet: alles was Planeta heißt, nach Hause.

Zu dritt sollte die Aktion „Planeta“ zügig vonstatten gehen. Und so ist es auch. Nebenbei kommt noch die kleine MZ RT 125/3 mit auf den Hänger. Der Gedanke dabei ist, dass alles, was in meiner Nähe ist, eher Chancen hat, restauriert und bearbeitet zu werden als im sogenannten Kernschrottlager im Ebsdorfergrund. Hoffe, es kommt auch tatsächlich so.

Ruckzuck sind eine weitere Komplett-Planeta, ein Fahrwerk, zwei Motoren sowie die kleine RT auf dem Hänger des Long Vehicle verzurrt.

Und hier in Mücke sind die Teile genauso flott wieder abgeladen. Problematischer und langwieriger ist eher das Unterbringen in der Halle - eine logistische Herausforderung.

Aber es gelingt! Mein IZH-Lager wächst und je mehr Teile und Reservemaschinen ich habe, umso besser fühle ich mich.

So könnte auch ein Parkhaus in Izhevsk aussehen, aber es handelt sich tatsächlich um eine Motorradhalle in Mücke.

Puh, was ist meine Halle schon wieder voll geworden. Kaum noch Reserven. Es führt kein Weg daran vorbei, dass ich den Fuhrpark reduzieren muß - Beschränkung auf das Wesentliche muß die Devise lauten.

Um wenigstens ein wenig zu basteln, nehme ich mir eine der russischen Luftpumpen vor, die zum Bordwekzeug der Planetas gehören. Nur die Ledermanschette etwas gereinigt und gefettet und schon liefert das Teil wieder Luft - es ist und bleibt einfach überlegene Technik.

Durch die heutige Aktion ist auch meine kleine Sammlung mit osteuropäischen Kennzeichen wieder angewachsen.

 

Leichte Schrauberübungen am Reservemotor

Eigentlich könnte und müsste ich heute eine Solo-Ausfahrt mit der Silverstar machen: Das Wetter ist noch einmal (fast) frühlingshaft, ich bin zu Hause, die Strassen trocknen bereits. Aber die Silverstar steht bereit zum Ölwechsel und die Batterie ist ausgebaut. Was also tun? Aufgrund der Gegebenheiten gehts erstmal auf einen Spaziergang und danach widme ich mich leichten Schrauberübungen am Reservemotor.

Der silberne Reservemotor ist ja in recht gutem Zustand – bis auf die vier Stehbolzen des Krümmers: Die sind gnadenlos verfault und auf dem Gewinde hält keine Mutter mehr. Bisher haben die Stehbolzen allen Versuchen widerstanden, herausgedreht zu werden: Gekonterte Muttern scheitern, weil das Gewinde durchrutscht. Wärme und Gewalt mittels Rohrzangen haben nichts bewegt und selbst der teure Linksausdreher hat versagt. Befürchte, dass die Stehbolzen mit irgend einem furchtbaren Mittel eingeklebt wurden.
Zunächst aber mache ich einen einstündigen Spaziergang bei herrlichstem Wetter und denke über Stehbolzen im Allgemeinen und an Rotax-Motoren im Besonderen nach.

Der Spaziergang führt mich rund um Nieder-Ohmen: Vorbei an der Ohm, die heute wieder recht friedlich wirkt.

Vorbei am Reiterhof, hinter dessen Mauern unter anderem eine NSU Supermax steht, die verkauft werden soll. Habs erst Gestern erfahren und bei Mäxen kann ich schon schwach werden.

Und vorbei an endlosen Zäunen: Weites Land im Vogelsberg.

Wieder in der Werkstatt schnappe ich mir noch einmal den Linksausdreher - und reisse nacheinander alle vier Stehbolzen ca 5 mm über der Planfläche des Zylinderkopfes ab. Mhhm, watt nu? Ausbohren ist angesagt. Und danach wahrscheinlich Gewindeeinsätze. Da schau ich ziemlich blöd aus der Wäsche .....

 

 

Frühlings-Intermezzo im Januar

Nach den grauslig kalten und extrem schneereichen letzten Monaten gibts es plötzlich im Januar einen abrupten Wechsel. Sogar der Regen hört für 2-3 Tage auf und es wird warm und wärmer: Die Klimaerwärmung hat jetzt den Vogelsberg erreicht. Den Höhepunkt des Wetterwechsels gibts an diesem Sonntag und es ist keine Frage, dass ich es nutze: Das unerwartete  Frühlings-Intermezzo im Januar.

So richtig früh weg wie an manchen Sommertagen komme ich heute leider nicht aus den Federn und so wird es 10:00, bis ich das ES-Gespann starte. Um diese Zeit ist das Wetter bereits unglaublich: Die Sonne scheint und der Asphalt der Strassen ist trocken oder beginnt zumindest, zu trocknen. Und das Beste: Zweistellige Temperaturen, ich schätze sie auf 11-12 Grad – einfach herrlich.
Das Gespann kommt auf den ersten Kick, wie gewohnt also. Der Sprit reicht noch für etwa 50 km, also muss ich eine Route mit Tankstelle nehmen. Die Tucano-Urbano-Lenkerstulpen habe ich erstmal drangelassen, aber ich glaube, sie werden nicht benötigt.
Noch schnell Luft auf alle drei Räder gegeben und dann gehts ab – zunächst in Richtung Rabenau.

Drei Stunden später habe ich gute 100 km abgespult und dabei eine wirklich hübsche Route abgefahren: Rabenau, Amöneburger Becken, Homberger Umland, Antrifttal, Feldatal und ein Stückchen tiefer Vogelsberg. Mein Schwerpunkt liegt heute beim Thema Wasser - kein Wunder bei der Hochwassergefahr der letzten Tage.

Unglaublich: Das ist ein Januar-Morgen gegen 10:30 in der Rabenau. Vor 10 Tagen lag hier noch der Schnee einen halben Meter hoch - und danach floss die geschmolzene weisse Pest wie ein Sturzbach über die Strassen.

Und das ist von den Schneemassen des Januars geblieben: Ein jämmerliches Häufchen schmutzig-weisser Pampe.

Bei Schadenbach entdecke ich einen mystisch wirkenden Ort. Mehrere alte und knorrige Bäume verleihen dem abgelegenen Platz eine seltsame Aura - ein wenig wirkt es hier wie auf einem alten germanischen Thingplatz. Hier entferne ich die Lenkerstulpen - sie sind unnötig und ausserdem extrem nervig beim Bedienen der Schalter und Griffe. Ab ins Boot damit.

Bei Schweinsberg fahre ich an der Ohm entlang bis zum Wehr, dass bei Hochwasser die Fluten in die Auen zwischen Schweinsberg und Kirchhain leitet. Nach meiner Theorie hat nur dieses Wehr eine Überflutung der Untergasse in diesem Jahr verhindert.

Im Moment lässt das Wehr die Ohm aber wieder in ihrem gewohnten Lauf fliessen. Die Wassermassen sind zwar noch recht gross, aber anhand des schlammbedeckten Weges entlang der Ohm ist zu erkennen, wie hoch der Fluss hier vor wenigen Tagen noch stand.

Weiter gehts ins Antrifttal an den Stausee, den ich eigentlich kritisch gefüllt wähne. Dem ist aber nicht so, der See wirkt nur wenig grösser als gewohnt. Kurz zuvor fahren beim Tanken in Kirtorf zwei wunderschön restaurierte Kleinkrafträder vorbei: Eine Maico MD50 und eine 50er Herkules mit Vorderradschwinge. Perfekt wie eben aus dem Laden geschoben. Leider sind sie zu schnell für mich, aber über 5 km folge ich ihrem typischen Zweitaktduft - bis ich die Spur verliere.

In Romrod gibt es den gewohnten Blick auf das wunderschöne Schloß, das heute ein Hotel ist. Sehr empfehlenswert, wenn man ein wenig Sinn für historische Gebäude hat.

Blick über Groß-Felda vom kleinen Rastplatz vor dem Ort aus. Hier wird es zwischendurch mal richtig dunkel, stürmisch und kalt: Klar, der Winter ist noch lange nicht vorbei, umso mehr geniesse ich das heutige Intermezzo.

Kiesgrube nahe Ober-Ohmen - leider heute nicht zu befahren. Sonst könnte ich mich hier auf abenteuerlichen kleinen Pfaden am Abhang entlang schrauben.

Noch ein Blick auf Ober-Ohmen und weiter gehts. In weniger als 10 km werde ich wieder in der heimischen Halle sein. Sehr gut, dass ich diese kleine Fahrt heute gemacht habe; wer weiss, wie hart und lange der Winter in der nächsten Woche zurückkehrt.