Eigentlich ist diese gesamte Woche verregnet – das sagt jedenfalls der Wetterbericht. Trotzdem muss ich an diesem Mittwoch am frühen Morgen auf die Vespa und damit nach Schotten zum Dirk fahren. Der Roller braucht unbedingt neue Reifen – etwas, was ich sonst immer selber mache. Aber die Beschreibung im Vespa-Handbuch zum Hinterradausbau ist so erschreckend, dass ich einen Werkstattbesuch vorziehe. Vielleicht hätt ich es mit Bühne selbst gemacht, aber die ist belegt und die grüne Cosa darauf ist nicht rollfähig. Also supporte ich meinen local Dealer und bin bereits um kurz nach 8:00 unterwegs – überraschenderweise bei schönstem Wetter.
Im Laubacher Wald auf der berüchtigten „Rennstrecke“ nach Schotten bin ich mutterseelenallein – und das bei Traumwetter: Ein bisschen kühl vielleicht, aber sonst perfekt.
Angekommen in der Vespa- und Kawasaki-Werkstatt von Dirk bekomme ich eine 650er Vulcan, einen Softchopper, mit dem Hinweis, nicht vor zwei Stunden wieder zurück zu sein. Kein Problem.
Bei der ersten Gelegenheit halte ich und mache mich in aller Ruhe mit dem Chopper vertraut: Ich stelle die Uhr auf Sommerzeit, nulle die Tageskilometer und schaue mir die Maschine an.
Ehrlich gesagt finde ich das Motorrad keineswegs hässlich, eigentlich eher putzig.
Gut, vielleicht passt der wassergekühlte Twin mit 650 ccm und 61 PS nicht zu einem Chopper oder Bobber, aber das werde ich bald genau wissen.
Und dann gehts richtig los! Ich bleibe für die nächsten 80 Kilometer immer in der Nähe des Flüsschen Nidda, dass ich dadurch in fast all seinen Aggregatzuständen erlebe.
Hier erlebe ich die noch kleine Nidda quasi als biologisches Klärwerk.
Nun geht es etliche Kilometer ganz eng an der Nidda entlang über wunderbar kurvenreiche Strässchen. Die Vulcan lässt sich ab 3000 Umdrehungen prima cruisen, muss aber natürlich herunter geschaltet werden, wenn Leistung benötigt wird. Und mit einem „lebendigen“ und rüttelnden V-Twin aus Milwaukee ist die Kawa überhaupt nicht zu vergleichen.
Bei Eichelsachsen entdecke ich ein Hinweisschild auf eine Waldhecke, die ich mir kurz ansehe.
Hier einige Erläuterungen zur Baumhecke – wirklich interessant.
Entgegen meiner üblichen Gepflogenheiten nehme ich einen Rundgang durch die Hecke vor und fühle mich tatsächlich wie ein Käfer in einer Buchsbaumhecke.
OK, Rundgang beendet – jetzt geht es weiter mit der netten Vulcan.
Ich kann es nicht leugnen, dass der kleine Bobber mir Spaß macht. Ich werde mir das Motorrad sicher nicht kaufen, aber es ist zweifellos ein gutes Bike. Vermutlich bräuchte ich in 10 Jahren nicht soviel daran zu schrauben, wie ich im letzten Jahr an der Sportster herum geschraubt habe. Kann aber auch sein, dass die Maschine relativ schnell anfängt, mich zu langweilen – aber heute garantiert noch nicht.
Und mal wieder ein Blick auf die Nidda, diesmal als mittelgrosser Bach.
Und zum Schluss erleben wir die Nidda gar als Stausee.
Mittlerweile ist es 11:00, ich habe 80 Kilometer mit der Vulcan hinter mir – und das Resumee bleibt insgesamt positiv: Ein nettes, ein gutes Motorrad, aber keine Option für mich. An diesem Vormittag hat mir die 650er aber viel Spaß gemacht. Jetzt aber ab in die Werkstatt, wo meine Vespa wahrscheinlich schon auf mich wartet.
In der Tat ist die Vespa fertig und hat neue Reifen bekommen – die guten K58 von Heidenau. Ausserdem wurde noch der ausgehängte Deckel des Armaturenfachs repariert, was garantiert eine fiese und fummelige Arbeit war. Wie gewohnt hat die Werkstatt eine prima Arbeit abgeliefert.
Jetzt also wieder der Wechsel vom Bobber zurück zum Roller. Aber mit den neuen Reifen ist das ja fast wie ein neues Fahrzeug. Die alten, ausgehärteten und beinahe profillosen Save-Reifen waren zum Schluss wirklich furchtbar.
Kurz vorm Hoherodskopf noch ein letzter Blick für heute auf die Nidda-Talsperre, und dann rutsche ich noch die ersten 30 Kilometer mit den neuen Reifen herunter.
Das war heute ein äusserst angenehmer Vormittag: Roller wieder einsatzbereit, Spaß mit einem fremden Fahrzeug und wieder ein bisschen Heimatkunde erlebt – und alles bei fantastischem Wetter.
Heute gehts kurz zu Egon, um gemeinsam eine widerspenstige Powerdynamo-Anlage in einer 1954 Zündapp Elastik 250 zum Zünden zu bewegen. Naja, von „kurz“ konnte dann irgendwann keine Rede mehr sein, aber letztendlich war der Funken da und der generalüberholte Zündapp-Motor gab tatsächlich die ersten Töne von sich. Naturgemäß geschah das unter starker Rauchentwicklung, denn der Motor ist a) ein Zweitakter und b) hatte der Motorüberholer adie beweglichen Teile im Inneren prima eingeölt – wie es eben sein soll.
Hier haben wir den Funken entdeckt, der Motor hat schon kurz gelaufen und dabei die Werkstatt eingeräuchert. Nun schiebt Egon die Zündapp ans offene Tor und zieht sich festes Schuhwerk an. Und das aus gutem Grund: Wir erinnern uns an eine fiese Verwundung vor Jahren beim Antreten einer großvolumigen MZ ES125.
Wir haben die Zündung auf 2,5 mm vor OT gestellt und damit springt der Motor prima an. Allerdings läuft er im Standgas viel zu schnell und das liegt wohl an den Zügen für Gas und Choke. Da muss der Egon noch mal bei.
…. aber nicht von mir, bin ich doch mit meiner G80 gut bedient. Aber aufgrund des G80-Blogs habe ich Kontakt zu Volker bekommen, der ein noch selteneres Exemplar mit Rotax-Antrieb bewegt: Eine Jawa 500.
Ich weiß zwar, dass diese Jawas mit dem Rotax-Motor existieren, habe aber bislang noch keine leibhaftig gesehen. Jedenfalls finde ich die Geschichte von Volkers Jawa 500 so interessant, dass ich sie mit seinem Einverständnis öffentlich mache.
Aber lassen wir Volker selbst zu Wort kommen:
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Zum Bing Vergaser muss ich sagen das ich den Choke in der Regel nur zu ca. 4/5 ziehe, das ist die Stellung in der sie i.d.R. am besten anspringt. Allerdings muss ich gestehen das ich die Maschine im „richtigen“ Winter noch nie gestartet habe, wenn dann ist es schon April und es stehen schon 12 – 15 °C auf dem Thermometer. Zum Amal Vergaser, der ja ursprünglich an den englischen Maschinen verbaut war, schrieb Ian Bridges, ein Member des Jawa/CZ Owner Clubs UK: „When it comes to a warm start the 500R can be really a pig“, in seinem Jawa 500R Erfahrungsbericht. Aus diesem Grund habe ich den Amal bisher überhaupt nicht in Betracht gezogen.
Ich hätte aber Interesse an Deinen Erfahrungen mit dem Mikuni Vergaser.
In der Jawa 500 OHC Riege gibt es einen älteren Herren, ehemals Vertriebs-Chef von Honda Deutschland, der auf japanisches Zeugs Stein und Bein schwört.
Trotzdem werde ich meine nächste 500R, die eine Replica einer Jawa 500R Mark II werden soll, mit einem Anlasser ausstatten.
Von dieser sind ca. 100 Stück gebaut worden …….
……. während meine Original 500R Mark I 150 mal gebaut wurde .
Es gab aber schon einen Vorgänger, eine Jawa mit 500er Motor für die Eskorte des tschechoslowakischen Staatspräsidenten, die allerdings nur 36 mal gebaut wurde und die bis dahin verwendeten BMW R69 ablösen sollte. Um im Notfall der Staatskarosse mit vollem Speed folgen zu können, wählte man allerdings die höchste Leistungsstufe des Rotax Motors aus. Das hatte aber den Nachteil das die Maschinen beim fahren mit Schrittgeschwindigkeit, das bei Staatsanlässen ja zur Pflichtkür gehört, ganz schlecht beherrschbar waren. Aus diesem Grund entschloss man sich nach ca. 1,5 Jahren, doch wieder auf die BMW umzusteigen. Die Maschinen wurden dann an die Polizei abgegeben und nach 1990 an Privatpersonen verkauft. Heute gibt es nur noch sehr wenige. Aber auch die England Jawas sind eine absolute Rarität geworden.
Als ich meine bei Ebay kaufte, kam 4 Wochen später dieses Paket bei mir an, ohne Motor! Den hatte der Vorbesitzer schon anderweitig verkauft, was er aber im Ebay Angebot auch geschrieben hatte.
Schritt für Schritt verwandelte es sich wieder in ein Motorrad, ich kaufte ebenfalls bei Ebay etwa 2 1/2 Motoren und Motorenteile:
Bis ich es dann stolz zur Dekra brachte um es zuzulassen:
Der Prüfer hat auch überhaupt keine Zicken gemacht. Als „Beweis“ der technischen Parameter hatte ich die Ausgabe 12/86 von „Das Motorrad“ mitgenommen, in der ein Fahrbericht und ein Kasten mit den technischen Parametern war.
Zugegebenermassen ist die Rotax Jawa nicht so formschön wie die MZ Silverstar oder die Matchless G80 aber da ich eh „Jawa infiziert“ bin, stört mich das nur wenig. Man gewöhnt sich an das Aussehen seiner „Lieblinge“ 🙂
Vor ca. 2 Jahren hatte ich unwahrscheinliches Glück, bei Ebay UK bot jemand unbenutzte Krümmer für eine Matchless G80 an. Meinem „scharfen“ Auge entging aber nicht das es sich nicht um Matchless sondern um Jawa Krümmer handelte. Seit dem habe ich diese wunderschönen schwarzverchromten „Neuteile“ dran.
Glück muss man haben 🙂
Hier noch ein paar Bilder von Besuchen bei diversen Jawa-Treffen. Hier sind die Jawafreunde Vogtland sehr rührig. Sie veranstalten jedes Jahr drei Treffen und unternehmen auch anderweitig sehr viel.
Frühjahrstreffen der Jawafreunde Vogtland auf der Schlossinsel in Rodewisch. Jedes Jahr am 1. Mai:
Jawa 500 Treffen 2010. Die Bezeichnung Jawa 500 Treffen bezieht sich allerdings auf die alte Jawa 500 OHC aus den 50er Jahren, die dort in etwas grösserer Anzahl erscheinen. Allerdings gibt es von den ehemals 2500 gebauten Maschinen weltweit nur noch vergleichsweise wenige. Deshalb liegen die Preise so um die 10000 Euro aufwärts.
Die Jawafreunde Vogtland sind aber keine Hardliner, man kann auch als Besitzer einer anderen Marke am 500er Treffen teilnehmen und auch zu den 1 Tages Treffen im Frühjahr und Herbst sind markenfremde Maschinen gerne gesehen. Es sollte sich aber nicht um aktuelle japanische Reisbrenner handeln 😉
Jawa 500 Treffen 2012. Hinter meiner sind die „alten“ 500 OHC`s aufgereiht.
So, das soll es erst mal zur 500er Rotax Jawa gewesen sein.
Einer geht noch. Das habe ich heute von Mario Mager, Member of Jawa/CZ Club UK bekommen. Was für eine Liebeserklärung für ein Motorrad 🙂 : Zur Info: Jawa hat Mitte/Ende 60er in der Türkei, Ägypten, China und Indien Motorradwerke mitgebaut und hat die Lizenz zum Bau von Jawa Motorrädern an diese Firmen vergeben. In Indien ist dies die Firma Ideal Jawa und die Motorräder dort heißen „Yezdi“
Schon klar: Träume haben wir alle – und natürlich muss man auch seine Träume haben. Gerade Motorradfahrer kennen das und pflegen ihre häufig wechselnden Träume. Aber mit diesem meinem Traum ist es ein klein wenig anders: Ich weiss absolut sicher, dass ich meinen Traum in diesem Leben nicht mehr erfüllen kann, und dennoch komme ich davon nicht los.
Damit begann vor vielen Jahren mein Traum: Dieses Bild einer Zündapp DS 350 mit ihrem Fahrer vor dem alten Haus hat mich auf seltsame Weise angesprochen und fasziniert mich bis heute. Dabei habe ich bisher noch nie eine DS 350 live gesehen und ich habe mir auch keinerlei Mühe gegeben, eine zu bekommen. Möchte einfach nur meinen Traum pflegen.
Ebenfalls ein sehr schönes Bild: Lady mit Zündapp.
2010 bekam ich durch eine Internet-Bekanntschaft dieses Bild einer wunderbar restaurierten Zündapp DS 350. Das Foto entstand auf einem Ardie-Treffen, auf dem die Zündapp als artfremder, aber sicher gern gesehener Gast auftauchte.
Der Motor der DS 350 mit dem Räderwerk der Ventilsteuerung - einfach ein Gedicht.
Ein weiterer DS 350 Besitzer hat sich bei mir gemeldet und mir Bilder seiner Maschine geschickt. Auch dies eine unglaublich gelungene Restaurierung und nach meiner Einschätzung ohne Fehl und Tadel.
Und ein wenig Mut gemacht hat mir der freundliche Zündapp-Fahrer auch gleich. Manchmal passieren ungewöhnliche Dinge und man kommt zu seinem Traum, ohne selber recht zu wissen, wie. Ob das auf mich auch zutrifft? Man weiss es nicht ......
Ein steirischer Motorradfahrer und Oldtimersammler ohne eine Puch? Undenkbar eigentlich, aber das hat es tatsächlich bis vor kurzem gegeben. Aber dann ist zusammen gewachsen, was zusammen gehört, und jetzt hat Gerhard Vesulak endlich eine 250 SGS. Aber lest, was Gerhard selbst dazu schreibt:
…..Auch bei mit tut sich möglicherweise etwas. Nachdem ich eh schon gemeint habe, dass ein Steirer ohne Puch nur ein halber Mensch ist, habe ich nun zugeschlagen.
Ich habe die Zusage für eine Puch 250 SGS. Mit Papiere, nicht unbedingt schön, aber zu einem fairen Preis. Sind alle wichtigen Teile dran und soll wieder ein schönes Motorrad (natürlich in einem dunklen Rot) werden. Mit dem einzelnen Schwingsattel und mit dem Schalenrahmen hat dieses Modell richtig erotische Kurven.
Vorerst habe ich mir aber über eBay endlich den richtigen, originalen Rückspiegel für meine MZ gegönnt. Man freut sich ja auch über die kleinen Dinge……..
……… Am Montag soll übrigens der Kaufvertrag für die Puch 250 SGS unterzeichnet werden. Dann werde ich Dir im Laufe der nächsten Woche schon einmal ein erstes Foto schicken………
……… Endlich ist es nun soweit, das erste Puch-Motorrad ist in mein Eigentum übergegangen.
Natürlich wurde ich bereits in meiner Jugend von dieser Marke geprägt und erinnere mich noch gerne an eine Reise mit einer, schon damals betagten Puch 175 SV von Graz zum Atlantik und wieder retour. Als Sozius durfte ich übrigens den Felbertauern und den Arlberg zu Fuß erklimmen.
Wohl besaß ich kurzfristig das Teile-Puzzle (manche haben es auch als Schrotthaufen bezeichnet) einer 125 SV, welche dann bei einem unerschrockenen Kärntner ein neues Zuhause gefunden hat. Auch der schöne Puch-Roller, ein RL 125, der meine Frau für die Oldtimer begeistern sollte, wurde, nachdem er auf völliges Desinteresse (ja, wenn er die runden Formen einer Vespa gehabt hätte…) gestoßen ist, rasch wieder in gute Hände weitergegeben.
Natürlich kamen und gingen (einige blieben auch) englische, italienische, deutsche und sogar spanische Motorräder.
Da man aber kein richtiger Steirer ist, wenn man nicht wenigstens ein Fahrzeug der weiß-grünen Marke Puch (und da gibt es eine ganze Palette, vom Panzer bis zum Traktor) besitzt, habe ich diesen Makel nun beseitigt und eine Puch 250 SGS erworben.
Wie sie derzeit zwischen all den schönen Motorrädern im (besonders sehenswerten) Puch-Museum in Graz steht, umringt von einer schönen SG, einer wunderschönen Sears 250 SGS und einer perfekten SGS-Super, wirkt sie schon etwas wie das Aschenputtel.
Aber die Substanz ist tadellos, alle wichtigen Teile sind dran und der Preis war wirklich fair.
So soll sie, sobald ich die nötige Zeit (und das notwendige Kapital) habe, wieder im alten Glanz erstehen.
Auch wenn sie eher das sportliche Modell war, gibt es Überlegungen zum Anbau eines österreichischen Beiwagens. Da ist die Entscheidung aber noch nicht gefallen.
Es wird sicher noch geraume Zeit dauern, aber ich werde Dir dann die Fotos mit dem Endergebnis der Restaurierung schicken. Versprochen! ……….
So nun zur Puch. Doch, doch – die rote Puch 250 SGS, die auf den Fotos (je nach Blickwinkel) neben bzw. vor der sehr schönen, schwarzen SG (das Tourenmodell, ist ein wenig schwächer, hat aber tatsächlich etwas mehr Schub „von unten“) steht, gehört nun mir. Der Lack ist teilweise schon etwas verwittert, teilweise auch neu, aber im falschen Farbton. Aber was soll’s, die Technik ist gut, der Motor läuft prima (zumindest mit den, auf diesen Bildern fehlenden Benzinleitungen) und das Blech des Schalenrahmens (hat er nicht eine schöne, geschwungene Linie?) ist tadellos. Bin sehr zufrieden mit der alten Dame.