K58, ein Bobber und etwas Heimatkunde

Eigentlich ist diese gesamte Woche verregnet – das sagt jedenfalls der Wetterbericht. Trotzdem muss ich an diesem Mittwoch am frühen Morgen auf die Vespa und damit nach Schotten zum Dirk fahren. Der Roller braucht unbedingt neue Reifen – etwas, was ich sonst immer selber mache. Aber die Beschreibung im Vespa-Handbuch zum Hinterradausbau ist so erschreckend, dass ich einen Werkstattbesuch vorziehe. Vielleicht hätt ich es mit Bühne selbst gemacht, aber die ist belegt und die grüne Cosa darauf ist nicht rollfähig. Also supporte ich meinen local Dealer und bin bereits um kurz nach 8:00 unterwegs – überraschenderweise bei schönstem Wetter.

Vespa GTS125

Im Laubacher Wald auf der berüchtigten „Rennstrecke“ nach Schotten bin ich mutterseelenallein – und das bei Traumwetter: Ein bisschen kühl vielleicht, aber sonst perfekt.

Angekommen in der Vespa- und Kawasaki-Werkstatt von Dirk bekomme ich eine 650er Vulcan, einen Softchopper, mit dem Hinweis, nicht vor zwei Stunden wieder zurück zu sein. Kein Problem.

Kawasaki Vulcan

Bei der ersten Gelegenheit halte ich und mache mich in aller Ruhe mit dem Chopper vertraut: Ich stelle die Uhr auf Sommerzeit, nulle die Tageskilometer und schaue mir die Maschine an.

Kawasaki Vulcan

Ehrlich gesagt finde ich das Motorrad keineswegs hässlich, eigentlich eher putzig.

Kawasaki Vulcan

Gut, vielleicht passt der wassergekühlte Twin mit 650 ccm und 61 PS nicht zu einem Chopper oder Bobber, aber das werde ich bald genau wissen.

Kawasaki Vulcan

Und dann gehts richtig los! Ich bleibe für die nächsten 80 Kilometer immer in der Nähe des Flüsschen Nidda, dass ich dadurch in fast all seinen Aggregatzuständen erlebe.

Kawasaki Vulcan

Hier erlebe ich die noch kleine Nidda quasi als biologisches Klärwerk.

Kawasaki Vulcan

Nun geht es etliche Kilometer ganz eng an der Nidda entlang über wunderbar kurvenreiche Strässchen. Die Vulcan lässt sich ab 3000 Umdrehungen prima cruisen, muss aber natürlich herunter geschaltet werden, wenn Leistung benötigt wird. Und mit einem „lebendigen“ und rüttelnden V-Twin aus Milwaukee ist die Kawa überhaupt nicht zu vergleichen.

Kawasaki Vulcan

Bei Eichelsachsen entdecke ich ein Hinweisschild auf eine Waldhecke, die ich mir kurz ansehe.

Waldhecke

Hier einige Erläuterungen zur Baumhecke – wirklich interessant.

Waldhecke

Entgegen meiner üblichen Gepflogenheiten nehme ich einen Rundgang durch die Hecke vor und fühle mich tatsächlich wie ein Käfer in einer Buchsbaumhecke.

Kawasaki Vulcan

OK, Rundgang beendet – jetzt geht es weiter mit der netten Vulcan.

Kawasaki Vulcan

Ich kann es nicht leugnen, dass der kleine Bobber mir Spaß macht. Ich werde mir das Motorrad sicher nicht kaufen, aber es ist zweifellos ein gutes Bike. Vermutlich bräuchte ich in 10 Jahren nicht soviel daran zu schrauben, wie ich im letzten Jahr an der Sportster herum geschraubt habe. Kann aber auch sein, dass die Maschine relativ schnell anfängt, mich zu langweilen – aber heute garantiert noch nicht.

Kawasaki Vulcan

Und mal wieder ein Blick auf die Nidda, diesmal als mittelgrosser Bach.

Kawasaki Vulcan

Und zum Schluss erleben wir die Nidda gar als Stausee.

Kawasaki Vulcan

Mittlerweile ist es 11:00, ich habe 80 Kilometer mit der Vulcan hinter mir – und das Resumee bleibt insgesamt positiv: Ein nettes, ein gutes Motorrad, aber keine Option für mich. An diesem Vormittag hat mir die 650er aber viel Spaß gemacht. Jetzt aber ab in die Werkstatt, wo meine Vespa wahrscheinlich schon auf mich wartet.

In der Tat ist die Vespa fertig und hat neue Reifen bekommen – die guten K58 von Heidenau. Ausserdem wurde noch der ausgehängte Deckel des Armaturenfachs repariert, was garantiert eine fiese und fummelige Arbeit war. Wie gewohnt hat die Werkstatt eine prima Arbeit abgeliefert.

Vespa GTS125

Jetzt also wieder der Wechsel vom Bobber zurück zum Roller. Aber mit den neuen Reifen ist das ja fast wie ein neues Fahrzeug. Die alten, ausgehärteten und beinahe profillosen Save-Reifen waren zum Schluss wirklich furchtbar.

Vespa GTS125

Kurz vorm Hoherodskopf noch ein letzter Blick für heute auf die Nidda-Talsperre, und dann rutsche ich noch die ersten 30 Kilometer mit den neuen Reifen herunter.

Kawasaki Vulcan

Das war heute ein äusserst angenehmer Vormittag: Roller wieder einsatzbereit, Spaß mit einem fremden Fahrzeug und wieder ein bisschen Heimatkunde erlebt – und alles bei fantastischem Wetter.