Das Cockpit

Ein ganz klein wenig hatte ich ja die Hoffnung, heute eine Tour mit der W650 oder dem Silverstar Gespann zu machen – das Wetter wäre auch entsprechend. Aber die Straßen sind nach wie vor stark versalzen und der Asphalt glitzert vor lauter Streusalz in der Sonne. Also lass ich das mit der Tour lieber, warte noch ein paar Tage und verbringe dieses Wochenende einmal mehr in der Werkstatt. Zu tun ist da nämlich noch genug.

Wie gewohnt beginnt der Tag um 9:00 mit einem netten 90-Minuten-Gang mit meinem Kumpel Yellow.

Dabei treffen wir auf Luna, eine winzige Senorita aus Spanien - in die sich Yellow sofort verliebt.

Und jetzt ab in die Werkstatt. Ich beginne mit ein paar eher grobmotorischen Arbeiten wie der Kettenpflege und der Kontrolle der hinteren Bremsabstützung.

Nun gehts an die Lenkerpartie. Der Killschalter wird vernünftig befestigt, alle Züge im Bereich des Lenkers kommen in ihre korrekte Position, .....

..... und die neuen Instrumente werden verbaut. Zunächst versagt der neue Drehzahlmesser den Dienst, und die Fehlersuche führt zu einer defekten und abgescherten Drehzahlmesserwelle. Habe zum Glück Ersatz in meinem Fundus und siehe da: Schon zeigt der Drehzahlmesser an.

Seltsamerweise hat sich die Welle beim Probelauf letzte Woche noch gedreht, und jetzt ist die Seele komplett durch. Schön, mal das richtige Ersatzteil im Lager zu haben - meist geht ja das kaputt, was gerade nicht vorhanden ist.

Das Ankicken der Suzi klappt heute nicht wirklich gut: Ich benötige 15 Kicks, bis der Motor läuft. OK, die DR steht etwas hoch und wackelig auf dem Montageständer und dadurch verläuft die Kickerei etwas unergonomisch. Dennoch blöd, denn ich hätte natürlich gern ein One-Kick-Wonder.

 

Rotax-Rollout 2012

Gestern beim Besuch bei Reinhard habe ich ein ganz kleines bisschen beim Rollout der Honda-Enduros geholfen. Ruckzuck waren die XL250 und die XL350 fertig und bereit für die Fahrten des Jahres 2012. Diese kleine Aktion hat mich dazu animiert, den heutigen Sonntag als Schraubertag anzugehen und meine drei Motorräder mit Rotax-Motor startklar zu machen. Mal sehen, wie weit ich komme mit meinem Rotax Rollout.

Aber vor die Schrauberei haben die Götter 90 Minuten Spaziergang mit Yellow gesetzt – das hat immer hohe Priorität und daran kann auch der heutige Rollout nichts ändern.

Nach der relativ langen Eiszeit tut so ein sonniger Morgen mit deutlichen Plus-Temperaturen Mensch und Hund richtig gut. Du kannst zusehen, wie die Strassen immer trockener werden und wenn alles gut geht, verschwinden auch die Tonnen von Streusalz allmählich wieder. Yellow ist das natürlich völlig egal - der Markknochen ist eindeutig wichtiger.

Auf dem Rückweg sehen wir in Nieder-Ohmen am DGH dieses Gefährt - und da wird mir klar, dass Heute in Merlau und Flensungen der Mücker Faschingsumzug stattfindet. Nun ist Fasching für mich zwar ein absolutes NoGo, aber ich denke ernsthaft darüber nach, mal kurz vorbei zu schauen. Grund: Der örtliche Faschingsverein hat Egon eingeladen, mit seiner Tula am Umzug teilzunehmen - und der Verräter hat zugesagt. Aber letztendlich siegt meine Faschingsmuffelgesinnung und ich lass es bleiben.

Wieder zuhause gehts direkt in die Arbeitsklamotten und die Arbeiten am Rotax-Rollout beginnen. Das Silverstar Gespann, die Solo Silverstar und die Matchless G80 sollen aus dem Winterschlaf geweckt werden. Ich beginne die Aktion mit dem Silverstar Gespann. Hier reicht ein wenig putzen, etwas ölen und mal so allgemein alles durch zu schauen. Die dicke Autobatterie im Seitenwagen hab ich diesen Winter nicht mal ausgebaut und geladen - und es zeigt sich, dass das auch OK so war. Die Batterie dreht den österreichischen Eintopf prima durch und er springt auch gut an - geht aber zunächst immer wieder aus. Das führe ich auf den immer schlechter gewordenen Sprit zurück - und vielleicht hätte ich auch mal den Vergaser reinigen sollen. Aber diesmal gehts noch so.

Hier könnt ihr die zahlreichen Startversuche des Gespann sehen. Im Prinzip nichts Schlimmes, aber bei jedem unkontrolliertem Ausgehen des Motors mache ich mir Sorgen um den etwas empfindlichen Freilauf des Rotax.

 

Nachdem das Rotax-Gespann ordentlich läuft und dann auch per Kickstarter gut anspringt, wende ich mich der Matchless zu. Hier hatte ich die Batterie ausgebaut und regelmässig geladen und desulfatisiert. Weiterhin ist geplant, die Batterie mit einem zweipoligen Stecker zu vershen, damit sie in Zukunft ohne Werkzeug ausgebaut werden kann. Und dann gehts ans Starten. Man erinnere sich: Die Matchless hat keinen E-Starter und ich weiss, wie zickig der Rotax beim Kicken sein kann.

Nun wird der zweipolige Stecker von Phoenix Contakt an die Batterie gebaut. Ist ja eigentlich eine Kleinigkeit, aber ich habe Mühe, in meinem Durcheinander passende Leitungen und Aderendhülsen zu finden. Aber irgendwann ist auch das erledigt .....

..... und die Batterie verschwindet im Rahmendreieck der british-österreichisch-italienisch-deutschen Coproduktion. Dann gehts ans Starten, und zu meiner Überraschung springt die Maschine ganz ordentlich an.

Nachdem die Matchless so prima angesprungen ist, lasse ich sie etwas zu lange im Stand tuckern – so lange, bis die Zündkerze feucht wird. Das zeigt mir, dass die Vergasereinstellung nicht optimal ist, aber das gute Anspringen hindert mich daran, etwas am Vergaser zu ändern. Jetzt gehe ich auf eine kleine 5 km Probefahrt.

Aber vor der Probefahrt baue ich jetzt endlich das richtige Kennzeichen an. Diesmal schaffe ich es sogar, das Nummernschild ziemlich gerade anzubauen - ungewöhnlich.

Aber dann gehts auf die Strasse, die mittlerweile komplett getrocknet ist. Einmal Sellnrod und zurück sind gerade mal 6 km und dann wirds auch empfindlich kalt - klar, denn als einzige Motorradbekleidung habe ich den Helm, alles andere ist Schrauberbekleidung.

Dann kommt Reinhard kurz vorbei, der die kleine Honda XL 250 heute einer richtigen Probefahrt unterzieht, Das macht Sinn, denn bevor die Enduro an Suse übergeben wird, muss alles tiptop und perfekt sein. Einen kleinen Test mit "little Honda" mache ich auch - natürlich standesgemäß über Feldwege und Wiesen. Der kleine Motor schnurrt wie ein Kätzchen - eben perfekt.

Dann gehts weiter mit dem Rotax-Rollout: Die Solo Silverstar ist an der Reihe. Für die hatte ich bereits im Herbst eine neue Gelbatterie besorgt, die jetzt eingebaut wird.

Der neue Gel-Akku hat natürlich die gleichen Maße wie der alte Bleiakku - aber der Befestigungsbügel passt nicht mehr. Der liegt nämlich in dem Kanal mit den Batteriestopfen - und so etwas hat der Gel-Akku eben nicht mehr. Da muss ich etwas basteln. Der neue Akku dreht den Anlasser so kraftvoll durch, dass der Motor sofort anspringt - das war jetzt mal ein Kinderspiel.

Ob per Anlasser oder mit dem Kickstarter: Die Solo Silverstar zeigt sich heute von ihrer besten Seite und springt sofort an – so soll es sein.

Überraschung: Weiterer Besuch findet sich ein. Regina, Reimund und Sven schauen nach einem Besuch auf dem Hoherodskopf herein. Da lasse ich mich doch gern aufhalten - bin aber eigentlich sowieso durch: Alle drei Rotaxe laufen schliesslich.

Reimund findet Gefallen an der W650 und sie passt auch tatsächlich sehr gut zu ihm. Kein Wunder, als ehemaliger Laverdatreiber und Beinahe-Norton-Fahrer passt die Kawasaki natürlich in sein Beuteschema.

Nachdem die drei wieder auf dem Weg nach Berfa sind, beschliesse ich, auch noch die W650 in Betrieb zu nehmen: Etwas Kettenpflege, Öl auf die Züge und dann mal versucht, den Königswellentwin anzukicken. Tatsächlich klappt das – und wie! Ein Tritt, und der Langhuber läuft. Da könnte ich glatt auf einen Anlasser verzichten – besser als an der Matchless. Ist eben japanische Qualitätsware.

Kein schlechter Sonntag heute: Tolles Wetter, erfolgreiches Rollout, nette Besucher und sogar eine kleine Endurofahrt – so lässt sichs aushalten.

Eiszeit im Vogelsberg

Die letzte Zwischeneiszeit im Vogelsberg ist etwa 800 Jahre her – aber in diesem Jahr hat sich erneut so ein Kälteeinbruch angekündigt. Jetzt haben wir schon mehr als zwei Wochen nonstop arschkaltes Wetter – keine null Grad, nein: Wir reden über zweistellige Minusgrade. Die alte Heizung in unserem alten Fachwerkhaus versucht zwar, dagegen anzukämpfen und gibt wunderbar Wärme an die Umwelt ab – allein, es will nicht helfen: Draußen bleibt’s kalt.

So ganz langsam soll es aber wieder etwas wärmer werden und die Minusgrade werden bald nur noch einstellig sein – sagt der Wetterbericht. Leider merke ich nichts davon und ich muß immerhin jeden Tag für mindestens eine Stunde hinaus in die gnadenlose Kälte: Leihhund Yellow zwingt mich dazu. Und für heute, nach dem Hundespaziergang, bin ich wild entschlossen, ein paar Stündchen in der Werkstatt mit meiner roten DR400 zu verbringen.

Puh, um 9:00 hat es hier 18°C - minus natürlich. Selbst die recht stark fließende Ohm ist zu großen Teilen zugefroren. Das bereits die Sonne scheint ist reiner Bluff und soll wohl nur von den grauslichen Temperaturen ablenken.

Klar, fürs Auge ist so ein knackiger Wintertag schon was feines - nicht jedoch für das menschliche Gemüt, jedenfalls nicht für meines. Und in Osteuropa herrschen ja noch eisigere Temperaturen. Jetzt ist mir klar, warum meinem rumänischen Hundefreund das Wetter überhaupt nichts ausmacht.

Yellows Fell fühlt sich mittlerweile an wie das eines Eisbären. Und eine kleine zusätzliche Speckschicht sorgt mit dafür, dass es dem Burschen gar nicht zu kalt werden kann.

Und so absolvieren wir auch heute unseren alltäglichen Spaziergang - Yellow ausgesprochen gut gelaunt, ich dagegen ein klein wenig missmutig. Bin einfach zu sehr auf steigende Temperaturen eingestimmt - jetzt heisst es, dass die ab Dienstag kommen und es können sogar Plusgrade werden. Abwarten.

Nach 90 Minuten bin ich wieder zuhause - und jetzt soll es in die Werkstatt gehen. Die 2 kW Elektroheizung sollte es schaffen, die Werkstatt auf 10 °C zu erwärmen. Leider beginnt die Geschichte heute mit lausigen drei 3 °C.

Mit leicht eingefrorener Motivation beschäftige ich mich immerhin etwas mehr als eine Stunde mit dem 12V-Umbau der Suzuki-Elektrik. In dieser Zeit hat die Heizung das Räumchen auf gerade mal 5 °C erwärmt. Ich stelle fest, dass elektrische Arbeiten bei dieser Kälte nicht das richtige sind und befasse mich daher ein weiteres Stündchen mit Aufräumen und dem Sortieren von DR400-Teilen. Das sind aber bereits Rückzugsgefechte und tatsächlich beende ich den heutigen Werkstatttag bereits vor 13:00.

Gerade ein wenig aufgewärmt, bringt der Postbote ein Paket von Tante Louise - wenigstens etwas Erfreuliches heute. Da sind einmal die hübschen AJS-Retrohandschuhe - perfekt passend zu meinen Motorrädern, besonders zur W650. Und ein LED-Rücklicht ist dabei, das gleiche, dass ich an der DR400 verbaut habe. So ganz traue ich der (chinesischen?) Konstruktion nicht und falls der 400er Eintopf das Teil zerschüttelt, ist schon jetzt für Ersatz gesorgt.

Jubiläum: Ein Jahr Yellow

Unglaublich, wie die Zeit vergeht: Heute jährt sich der Tag, an dem ich das erste mal mit Leihhund Yellow spazieren ging. Da war eine neue Nachbarin mit zwei Hunden eingezogen und im Gespräch hatte ich angeboten, ab und zu mit dem Hundchen auszugehen. Und das habe ich tatsächlich konsequent getan: Ein Jahr, 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage lang. Es waren sicher keine zwei Hände voll an Tagen, an denen der Spaziergang ausgefallen ist – und auch nur aufgrund von Dienstreisen oder familiärer Abwesenheit. Krankheit, schlechtes Wetter, keine Lust – all das waren keine Gründe, den gemeinsamen Gang abzusagen. Und ganz ehrlich: Jeden Tag mindestens eine Stunde unterwegs an frischer Luft ist gerade für einen Schreibtischtäter wie mich nicht die schlechteste Beschäftigung.

So erlebte ich Yellow auf unserem ersten Gang vor einem Jahr: Mit Maulkorb, Schleppleine, ängstlich und agressiv. Bei der Abholung fiel mich der Bursche erst einmal an und wollte zubeissen - was natürlich wegen des Maulkorbes schief ging. Aber bereits nach einer Stunde habe ich Yellow den Maulkorb abgenommen und seitdem sind wir grundsätzlich ohne unterwegs. Auf dem Bild sieht man dem Hund deutlich an, dass er sich nicht wohl fühlt, niemanden traut und dass er sehr unsicher ist.

Nun muß man wissen, dass Yellow kein „normaler“ Hund ist. Die Besitzerin hat ihn von einer Frankfurter Organisation bekommen, die Hunde aus Rumänien rettet und nach Deutschland holt. Was der kleine Kerl dort erlebt hat, weiß niemand – und ich glaube, dass will auch niemand wissen. Aber vor diesem Hintergrund ist sein Verhalten manchmal besser zu verstehen.

Natürlich haben wir in diesem gemeinsamen Jahr auch jede Menge Ärger miteinander gehabt. Zweimal hat Yellow nach Kindern gebissen und auch tatsächlich zugeschnappt – aber die Schuld dafür gebe ich mir selber. Ich hätte Yellow damals nicht solchen Stresssituationen aussetzen dürfen. Dann ist er mir einmal durchgebrannt – weniger schön, aber die Sache ging gut aus. Und in den ersten Monaten hat er jeden anderen Hund angefallen – oder zumindest an der Leine ein furchtbares Theater veranstaltet. Ein einziges mal musste ich ihm tatsächlich ordentlich eins verpassen, als er an der Leine ein unvorstellbares Spektakel begann. Und so richtig hören tut er auch nicht. OK, in 98% der Fälle kommt er mittlerweile auf Zuruf, was ich nicht so schlecht finde.

Inzwischen verträgt sich Yellow mit den meisten anderen Hunden und hat sogar einige richtige Spielkameraden gewonnen. Nach Katzen rennt er auch nicht mehr (immer) und überhaupt hat er in diesem Jahr einen Status erreicht, mit dem ich sehr zufrieden bin. Komm, Nein, Aus, Sitz, Platz – das soll reichen und weitere Kunststücke wollen wir gar nicht lernen.

Und das ist ein Bild von heute - man vergleiche es bitte mit dem Bild von vor einem Jahr. Yellow hat sich extrem verändert und wenn er will, kann er der perfekte Begleithund sein. Heute will er!

Seit geraumer Zeit wird Yellow auf jedem Spaziergang von der Leine gelassen, was ihn anfangs verunsichert hat. Mittlerweile geniesst er das aber und benimmt sich fast immer perfekt.

Wir feiern unser kleines Jubiläum mit einem großen Markknochen, den Yellow ruck zuck an einem unserer Lieblingsplätze, einem magischen Ort, verputzt. Hier haben wir vor einigen Monaten einmal die schöne Lupinda getroffen. Lupinda kommt aus Spanien und ist eine leicht übergewichtige Schönheit mit Spitz- und Schlittenhundanteilen. Leider ist es bisher bei diesem einzigen Zusammentreffen geblieben.

Heute dauert unser Gang nur 70 Minuten - das Wetter ist nicht so richtig einladend und ganz fit bin ich auch noch nicht. Aber schon morgen gibt es den nächsten gemeinsamen Spaziergang. Auf ein weiteres Jahr mit Yellow, dem rumänischen Leihhund.

Das aufsehenerregende Ereignis des Markknochen-Verzehrs wird für die Nachwelt dokumentiert.

 

 

Doppelpack

Die Grippe will und will nicht weichen – und ich beginne, mich zu langweilen. Zum Schrauben zu schlapp, die Werkstatt zu kalt – was für ein lausiges Leben. Um mir ein wenig Stress zu machen, gibts heute nach dem Praxisbesuch keinen Spaziergang mit Yellow. Statt dessen schnapp ich mir Yellow und seinen Kumpel Laurent und verschwinde mit einem weissen Doppelpack hoch auf den Kratzberg.  Bisher waren die beiden Gangster zusammen noch immer für ein bisschen Trouble gut.

Auf dem Kratzberg weht ein starker Wind, es regnet ununterbrochen, die Wege und Wiesen sind matschig und verschlammt. Nachdem wir erst einmal den Kratzberg bezwungen und damit den Asphalt verlassen haben, sehen die beiden gepflegten Haushunde aus wie Schweine. Noch ist davon nichts zu sehen, aber in wenigen Minuten wird aus dem schicken Weiß ein schmuddeliges Grau.

Wue erwartet bieten mir die beiden einen unterhaltsamen Spaziergang, in den kurzzeitig auch zwei fremde Hunde eingebunden sind. Aber die beiden zierlichen Pinscher sind dem robusten Spiel meiner Gangster nicht lange gewachsen. Auf jeden Fall ist meine Stimmung nach dem Spaziergang deutlich besser.