Laaangweilig

Hatte ja gerade so den schrecklichen November hinter mich gebracht, aber der Dezember ist auch nicht besser. Zu nass und zu salzig, um zu Fahren, zu kalt zum Schrauben. Da bleibt als letzter Quell der Freude der tägliche Gang mit meinem Kumpel Yello durch Nieder-Ohmen.

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Viel los ist am frühen Morgen in Nieder-Ohmen nicht gerade, wir begegnen kaum Menschen, dafür aber drei frechen Katzen und zwei Hundepärchen. Leider schaffe ich es nicht einmal, vernünftige Hundebilder zu machen, und so ist von dem interessanten Pärchen hinter dem Bauzaun wenig zu sehen. Es sind aber zwei mittelgroße Hunde mit Stehohren in einem auffälligen fuchsrot – jedenfalls sehr hübsche Hunde.

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Bei den beiden hier ist die Rassezuordnung natürlich viel einfacher.

Die Katzen bekomme ich nicht auf die Linse – und das war dann auch an diesem trüben Morgen das Aufregendste.

 

Die lange, die kradlose Zeit

Da stecke ich wohl mitten drin im Winterblues und ich meine sogar, er wäre in diesem Jahr besonders heftig. Verregneter Oktober, arschkalter November und ein bis jetzt mieser Dezember – böse Sache. Und die richtigen schlimmen Monate Januar und Februar kommen erst noch. Aber vielleicht wird ja nach dem Jahreswechsel und dem Ende des Schaltjahres alles etwas besser.

Bis dahin aber muss ich mich mit anderen Dingen als Motorrädern und Rollern beschäftigen, aber da gibt es ja zum Glück noch mehr Dinge im Leben. Ganz vorn mit dabei ist die Zeit mit meinem Kumpel Yello.

Pferde in NO

Eine bunte Ansammlung verschiedener Pferderassen findet sich auf zwei Wiesen an der Ohm.. Ich glaube, dass hier eine Art Gnadenhof für Pferde betrieben wird, muss ich aber mal nachfragen.

Pferde-Schönheit

Ein besonders hübsches Pferd mit geflochtenem Zopf begrüsst mich. Bei der Gelegenheit kommt mir mein Vorhaben, noch einmal Reiten zu lernen, wieder in den Sinn. Da wären doch Herbst und Winter die richtige Jahreszeit, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. So allein auf einem ruhigen Pferd durch Vogelsberg und Rhön zu traben stelle ich mir fast so schön wie Motorradfahren vor. Und einen Reiterhof habe ich ja in direkter Nachbarschaft.

Yello

Auf dem freien Feld sieht man, dass es schon richtig kalt ist – Minustemperaturen.

Die Ohm

Auf unseren kalten Spaziergängen durchstreifen wir die Ufer der Ohm und entdecken auch manchmal ein …..

NO

….. lost place.

Yello

Später, in Yellos Wohnung, kann der eine sich ausruhen und es sich auf dem Sofa bequem machen, während …..

Laurent

….. der andere, in dem Fall Laurent, noch die Anprobe für die Trachtengruppe über sich ergehen lassen muss.

Ja zum Schaltroller?

Diese Frage stellt sich mir gerade: Behalte ich meinen letzten Schaltroller, die grüne Cosa, oder soll ich sie billig verramschen – viel gibt es für die ungeliebte Cosa ja ohnehin nicht.

Natürlich habe ich die Cosa während der Schraubereien der letzten Monate richtig hassen gelernt. Keine Ahnung, wie oft mir Begriffe wie „italienische Mistbiene“, „Drecksroller“, „Höchststrafe“ und ähnliches heraus gerutscht sind – und dabei war immer die grüne Cosa gemeint. Andererseits hat uns das aber auch zusammen geschweisst und wer weiß, ob ich so eine Hassliebe nicht vielleicht sogar brauche.

Jedenfalls werde ich heute die Entscheidung pro oder contra Schaltroller treffen – aber später am Tage nach einer vielleicht letzten Probefahrt.

Zuerst schleppe ich mich nämlich mit meinem Kumpel Yello durch einen ausgesprochen unfreundlichen Morgen.

Leihhund Yello

Grauer Himmel, Kälte, eintönig braune Erde – hier kann ich zunächst nichts freundliches oder gar einen tollen Herbsttag erkennen.

Leihhund Yello

Dabei hätte ich schon am Verhalten von Yello erkennen müssen, dass aus diesem Tag noch etwas wird: Der Bursche ist gut gelaunt und bei genauem Hinsehen ist doch etwas vom bunten Herbst zu sehen.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Herbstmarkt in Ruppertenrod zerre ich dann die grüne Cosa aus der Werkstatt und gehe auf eine kleine Vogelsbergrunde.

Die grüne Cosa

Zuerst erleben wir einen kleinen Indian Summer in der Gemarkung Mücke.

Die grüne Cosa

Dann rollern wir auf Wirtschaftswegen in Richtung des Feldatals.

Die grüne Cosa

Auch im Raum Groß-Felda und Zeilbach bleiben wir den Nebenstrecken treu.

Die grüne Cosa

Eindeutig läuft die grüne Cosa mit dem kleinen 125 ccm Motor von mal zu mal besser. Heute fahren wir die gesamte Strecke von Ober-Ohmen bis Ulrichstein konstant über 80 km/h – und da geht es ordentlich bergauf. Sogar nach den Ortsdurchfahrten von Unter- und Oberseibertenrod erreichen wir die 80 wieder. Und bei der Abfahrt in Richtung Bobenhausen II erreicht der Tacho die 95 – dann nehme ich das Gas zurück. Nicht weil die Cosa fahrwerksseitig am Ende ist, nein, nein, das Cosa-Fahrwerk macht das locker mit. Aber ich will den kleinen Motor nach der langen Standzeit nicht überfordern.

Nach diesen 50 Kilometern steht mein Entschluß fest: Die grüne Cosa bleibt im Hause – erst einmal. Ein Zweitakter gehört einfach in jeden Haushalt und womit sonst soll ich meine Kurzstrecken- oder Einkaufsfahrten machen? Das wäre also geklärt. Zu Hause bekommt die Cosa dann auch ihre Ration Bactofin, damit die folgenden Standzeiten dem Tank und Vergaser nichts anhaben.

What a day!

Nachdem der Herbst sich gestern von seiner schlechten Seite zeigte, sieht das am heutigen Sonntag ganz anders aus! Morgens noch ein wenig regnerisch und bewölkt, aber noch am Vormittag kommt die Sonne. Dabei bleibt es zwar kühl, aber diese Kombination ist für mich immer noch das ideale Motorrad-Wetter.

Leihhund Yello

Bereits beim morgendlichen Einfahren in Nieder-Ohmen bemerke ich einen großen und freilaufenden Hund auf der Merlauer Strasse. 20 Minuten später laufe ich mit Yello durch den Ort und dabei zeigt sich Yello als Rächer der Enterbten und Retter der Witwen und Waisen: Er findet den freilaufenden Hund und lockt ihn mit seinem Charme zu mir. Und schon klickt der Verschluss der Hundeleine.

Yello

Jetzt muss sich Yello, der Charmeur. die Leine mit einer großen und schon etwas älteren Lady teilen. Die beiden verstehen sich sofort und wir setzen den Spaziergang zu dritt fort.

Yello, Laurant und ein Gast

Ich liefere den Hund bei Ellen ab, die sich dann ein paar Stunden an drei Hunden erfreuen darf. Gegen Mittag holt ein Herr vom Tierheim Gelnhausen die schwarze Lady ab – und gegen 17:00 meldet sich der Besitzer. Naja, der muss seinen Hund nun aus Gelnhausen abholen.

Nach dem kleinen Abenteuer mit dem entlaufenen Hundchen fällt mir auf, wie schön dieser Herbsttag noch geworden ist. Also wird die Enfield aus der Scheune geholt und es geht auf eine Motorradrunde. Eingedenk der herbstlichen Temperaturen fällt die Bekleidung heut ein wenig dicker aus.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ich will diesen traumhaften Herbsttag nutzen und in der Schwalm spazieren fahren. Erfahrungsgemäß ist es in diesem Landstrich noch etwas schöner und wärmer als im rauhen Vogelsberg. Hier komme ich gerade aus dem Kirtorfer Wald und habe das Antrifttal vor mir.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und schwupps bin ich schon mitten drin im Antrifttal. Allerdings durchfahre ich es zunächst nur, denn mein Ziel ist ja die Schwalm. Von der Anhöhe nahe Arnshain habe ich bereits einen Blick über die Schwalm bis hin zum Knüllgebirge und dem Eisenberg.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Satte Äcker sind ein Markenzeichen der Schwalm. Durch so manches bereits durchpflügte Feld riecht es vielerorts schon richtig herbstlich. Einfach schön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Der Anblick des Knüllgebirges hat mich motiviert, dann doch auch diese Landschaft abzufahren. Allerdings verzichte ich heute auf die typischen Anlaufpunkte wie Knüllköpfchen, Spieß oder Eisenberg und befahre statt dessen den südlichen und westlichen Teil des Gebirges. Hier bin ich bereits kurz vor Neukirchen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Weiter geht es über Nausis nach Immichenhain, was eine bemerkenswert schöne Strecke ist, besonders für Motorräder wie meine schöne Inderin.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und auch wenn es zwischendurch mal nach einer massiven Wetterverschlechterung aussieht, so ist dies nicht von langer Dauer, und bereits 5 Kilometer weiter …..

Royal Enfield Bullet 500 ES

… ist die Welt wieder in Ordnung. Nun bewege ich mich auf einer Nebenstrecke in Richtung Hattendorf.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Mitten im Wald und exakt an der Grenze zwischen Schwalm-Eder-Kreis und dem Altkreis Alsfeld werden jede Menge Windmühlen errichtet. Aber dass dafür Waldflächen gerodet werden, ist schon fragwürdig. Diese Energiewende zeigt immer mehr schräge Entscheidungen und seltsame Blüten. Auch als Freund der Windenergie wünsche ich mir hier doch deutlich mehr Augenmaß. Nach meiner Ansicht stimmt hier einfach was nicht.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Von Hattendorf, das übrigens keine 1000 m Luftlinie von den Windmühlen entfernt liegt, geht es weiter nach Heidelbach. Im Schaufenster finde ich ganz nette kleine Kräder von KSR, und ich frage mich, ob es sich dabei um die gleiche Firma handelt, die in Deutschland als Importeur für Enfield tätig ist. Könnte schon sein.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch der Rückweg führt mich wieder durchs Antrifttal und ich kontrolliere einmal mehr, ob das Seehotel nicht vielleicht doch wieder geöffnet hat. Leider ist dem nicht so.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Über Romrod und das Feldatal befahre ich nun die wunderbare Strecke von Windhausen nach Köddingen und weiter nach Stumpertenrod.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Dabei geht es kilometerweit immer am Ufer der Felda entlang.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Den Abschluß mache ich dann wieder über den Hohen Vogelsberg, also über Ulrichstein. Mittlerweile ist es fast 19:00 und es wird auch Zeit für das heimische Sofa.

Royal Enfield Bullet 500 ES

In der Nähe des Zeltlagers Hartmannshain dann das letzte Foto des Tages. Es zeigt einen glücklichen Motorradfahrer fortgeschrittenen Alters mit seiner wunderschönen Enfield nach einer Herbstfahrt, die nur noch schwer zu toppen sein wird. Oder vielleicht doch, warten wir ab, was der Herbst noch zu bieten hat.

150 Kilometer war diese kleine Reise lang, die mich durch das Feldatal, den Kirtorfer Wald, das Antrifttal, die Schwalm, den westlichen Knüll und den Hohen Vogelsberg geführt hat. Die herbstlichen Eindrücke dabei waren einfach nur grandios. Davon kann ich wohl ein paar kalte und nasse Tage lang zehren.

Vorbei

….. und wohl für 2016 endgültig vorbei ist jetzt der Sommer. Tut mir doch etwas leid, denn nach dem gestrigen angenehmen ist das heute ein recht mieser Herbsttag. Ich befürchte aber, dass ich mich besser an dieses Wetter gewöhnen sollte.

Leihhund Yello

Am Morgen während des Spazierganges mit Yello ist das Wetter noch erträglich. Aus reiner Gewohnheit geht Yello in die Ohm, um sich zu erfrischen – dabei ist es überhaupt nicht mehr heiss, nicht mal warm.

Enfield Rücklicht

Später in der Werkstatt erledige ich ein paar Kleinigkeiten an der Enfield: Schwimmernadelventil ersetzen, Vergasergummis nachziehen, ein Rücklicht im Lucas-Style zusammen bauen.

Enfield Endtopf

Dann habe ich von Reinhard eine Alternative zu meinem überlangen Endtopf bekommen. War an der schottischen Thunderbird montiert und sieht ausgesprochen hübsch aus. Aber das, was meine originale Esse zu lang ist, ist dieser Endtopf zu kurz. Das sieht nicht gut aus und deshalb muss da ein Stückchen Zwischenrohr rein – das hab ich aber nicht. Also wirds heut nix mit dem neuen Auspuff.

Mittlerweile hat es sich eingeregnet – der Herbst ist wirklich und wahrhaftig da. Na denn!