Silverstar am Morgen …..

Die widerliche Schwüle der Nacht treibt mich bereits um 5:00 aus den Federn und ich beschliesse, mit der Silverstar in die Firma zu fahren. Um 5:30 ist es noch dunkel, aber auch herrlich kühl – quasi die einzige Tageszeit, bei der man noch fahren kann. Jedenfalls hab ich damit wenigstens eine kleine Freude bei diesem subtropischen Wetter, dass ich ansonsten einfach nur ätzend finde.

Angenehme Temperatur, aufgehende Sonne, schöne Gegend - ein besserer Auftakt für einen Arbeitstag ist nicht mehr möglich. Mit diesem Beginn sollte ich auch den mörderischen Arbeitstag im nicht-klimatisierten Büro aushalten. Und spätestens um 3:00 ist sowieso Schluß für mich.

Während der Arbeitszeit zieht kurz das angekündigte Unwetter durch, aber als ich um 15:00 die Firma verlasse, knallt die Sonne wieder vom Himmel und es wird noch schwül-heisser als in den letzten Tagen. Und morgen solls noch schlimmer werden. Aber solange die Silverstar rollt und das Tempo über 80 km/h liegt, kann mans aushalten. Nach einem kurzen Stop am neuen Haus gehts noch für kurze 40 km durch den Vogelsberg. In den nächsten Tagen werde ich nicht viel Fahren können - der Umzug geht in die heisse Phase.

 

Mit der Silverstar zum MC Nieder-Ohmen

Der MC Nieder-Ohmen, unser lokaler Motorradclub, feiert heute sein 25jähriges Bestehen. Natürlich weiss ich um die Existenz des Clubs, kenne auch einige Mitglieder, aber eine engere Verbindung besteht zwischen mir und dem MC nicht – noch nicht.

Auf Plakaten haben die Motorradfreunde bereits seit Wochen für das heutige Ereignis geworben und ich will auf jeden Fall mal hin und mir das Event anschauen. Könnte natürlich in 4 Minuten zu Fuss hingehen, aber zu einem solchen Ereignis muss man fahren, wie ich finde. Deshalb steig ich um 11:00 auf die Silverstar, drehe eine kleine 50 km-Runde um den Motor warm zu fahren und komme dann zurück nach Nieder-Ohmen auf den Festplatz „Am Brühl“, denn dort findet die Jubiläumsfeier statt.

 

Nach dem gestrigen subtropischen Tag ist es heute richtig kühl, eigentlich recht angenehm. Bekanntlich starte ich ja keinen Rotax-Motor, ohne nicht mindestens 50 km damit zu fahren. So auch heute - drehe also eine Mini-Vogelsbergrunde und pausiere kurz in der Nähe von Gross-Eichen.

Wie man sieht bin ich heute in leichter Bekleidung unterwegs - Jeans und die kurze Roleffjacke müsse reichen.

Über den kurvenreichen Weitershainer Wald gehts nach Grünberg und dann zurück nach Nieder-Ohmen. Es ist insgesamt recht herbstlich an diesem Morgen, in den Waldstücken ist alles feucht, es weht bereits Laub durch die Luft - der Sommer scheint wahrhaftig vorbei zu sein.

Kurz vorm Ziel die letzte Pinkelpause bei den Atzenhainer Windmühlen.

Das ist die Einfahrt zum Festplatz "Am Brühl", hier findet die Feier statt und hier haben die Nieder-Ohmener Motorradfreunde auch ihr Vereinslokal. Vor ein paar Jahren hat der Club das ehemalige Gefrierhaus gekauft und zu einem schicken Treffpunkt umgebaut.

Angesichts der relativ frühen Stunde haben sich schon etliche Besucher eingefunden. Der MC hat auch gut aufgefahren: Mehrere Motorradhändler aus der Umgebung stellen aus, das DRK zeigt seine technische Ausrüstung, etliche Maschinen der Clubmitglieder sind ausgestellt und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt - gute Voraussetzungen also für eine gelungene Veranstaltung.

Empfangen werde ich von zwei Malaguti-Elektrofahrzeugen - sollte das die Zukunft des Motorradfahrens sein? Hoffentlich nicht! Aber als zusätzliches Einkaufsfahrzeug nicht uninteressant.

Yamaha zeigt einen Teil seiner Modellpalette - leider fehlen die für mich interesanten Maschinen wie MT01 oder MT03. Einzig die neue XT660 vermag zu gefallen. Aber klar - alles Geschmacksache.

Schon eher mein Ding: Ein paar nette Oldtimer haben hierher gefunden. Ach ja: Alles, was blaue Pullis trägt, gehört zum MC Nieder-Ohmen.

Die Träume meiner Jugend: Kreidler Florett, Zweirad-Union, NSU, Horex - um nur einige zu nennen.

Voll im Jukebox-Stil der 60er Jahre ist diese 50 ccm Zweirad-Union gehalten: Der Raketenlook war damals absolut en vogue.

Kaum angekommen, beginnt ein kleiner offizieller Teil der Feier. Zunächst erzählt der Vorsitzende des MC Nieder-Ohmen ein wenig von der Geschichte, der Philosophie und der Gegenwart des Vereins.

Dann ergreift der Bürgermeister der Grossgemeinde Mücke, Matthias Weitzel, das Wort und überreicht trotz klammer Gemeindekassen ein Geldgeschenk an die Motorradfreunde. Das kommt sicher gut an und könnte bei der nächsten Bürgermeisterwahl die entscheidenden Stimmen bringen.

Und zum Schluss spricht der Ortsvorsteher Reitz noch ein paar nette Worte - und tritt als 107 Mitglied dem Verein bei.

Jetzt beginnt mein Rundgang so richtig - und führt zunächst zu den Exponaten des Kawasakihändlers aus Schotten. Und dort steht sie, mein stahlgewordener Traum: Die Kawasaki W800. Ein Bild von einem Motorrad.

Ein Ausbund an Schöneit und Ästhetik ist der Königswellenmotor - quasi nicht zu toppen.

Wie man sieht, bin ich nicht der einzige, der Gefallen an dem Retro-Twin gefunden hat.

Bernies Harley-Shop aus Wetzlar zeigt einige der amerikanischen V-Twins - leider nicht die wunderschöne 883er Sportster, die von dem Customizer herrlich minimalistisch "gechoppt" wurde. Hab ich vor 2 Jahren mal in Alsfeld gesehen - sehr gelungen. Die richtig dicken Brummer dagegen sind nicht so mein Fall.

Eine V-Rod Wettbewerbsmaschine. Und dahinter der kleine Hund mit Besitzer, den ich öfter bei meinen Spaziergängen mit Yellow treffe.

Diese mattschwarte Shadow, gezeigt vom Atzenhainer Hondahändler Enders, ist derzeit die einzige Maschine dieses Herstellers, mit der ich mich sofort anfreunden könnte - wenn ich ein Chopperfreund wäre.

Einige interessante Umbauten auf Suzuki-Basis.

Einer der ganz wenigen Ostböcke an diesem Tag ist das Duo.

Und ein weiterer Ostbock: Ein sehr schön und neu aufgebautes Ural-Gespann.

Richtig selten ist diese MZ Skorpion Replica mit erst 14.000 km auf dem Tacho. Erstaunlich, was in Nieder-Ohmen so alles in den Garagen schlummert.

Genau zur richtigen Zeit erreiche ich den Imbissstand und genehmige mir ein kleines Mittagessen.

Die Besitzer des Ural-Gespanns nehmen ihren netten Hund häufig mit ins Boot und die Dame geniesst das. Würde ich gerne auch mit "meinem" Rumänen Yellow machen, aber den krieg ich noch nicht in den Beiwagen.

Gegen 14:00 verlasse ich den Festplatz und drehe noch einen leichten Umweg, um den Motor zumindest warm zu fahren. Eine gelungene Veranstaltung haben die Nieder-Ohmener da auf die Beine gestellt. Habe auch etliche Bekannte getroffen, neue Motorradfahrer kennengelernt und bin entschlossen, am nächsten Vereinsabend mal beim MC vorbeizuschauen. Und das jetzt, wo ich kurz davor bin, Nieder-Ohmen zu verlassen .....

 

 

Erster Besuch des Jahres 2011 am Oldtimer Cafe

Am Nachmittag ist es derart schön und warm, dass ich es nicht länger aushalte und zu einer weiteren Fahrt starte. Mit der Solo Silverstar will ich in den tiefen Vogelsberg, denn den ganzen Winter war ich nicht einmal im OTC. Aber vorher gehts auf einen langen Spaziergang mit dem Rumänen Yellow. Seit über sechs Wochen mache ich jetzt jeden, wirklich jeden Tag einen Spaziergang zwischen 60 und 90 Minuten – und das tut mir spürbar gut. Aber dann gehts aufs Motorrad, das muss einfach sein. Und es ist jetzt höchste Zeit für den ersten Besuch des Jahres 2011 am Oldtimer Cafe.

Seit der letzten Fahrt mit der Silverstar im Februar hatte ich das ungute Gefühl eines beginnenden Motorschadens am Rotax. Heute hingegen lief der gute alte Motor mit mitlerweile fast 60.000 km ohne Probleme und ohne besorgniserregende Geräusche. Allerdings spüre ich eine gewisse Schwäche, der 500er ist ein wenig lahm. So ganz richtig kann ich das noch nicht einschätzen, aber es bestätigt die Diagnose des österreichischen Motoren-Gurus Ferdl, der bereits im letzten Jahr ein Kolbenkippen bemerkt hat. Es scheint sich zu verdichten, dass mein Rotax seine besten Zeiten hinter sich  hat. Und dennoch macht er auch in diesem Stadium immer noch Spass.

Über Altenhain und Schotten gehts bei unglaublichem Kaiserwetter in Richtung Herrchenhainer Höhe.

Bei Sichenhausen bollert der Rotax die steile und lange Anhöhe hinauf. Von hier aus sind es nur noch Minuten bis zum Oldtimer Cafe.

Seltsam: Trotz des tollen Wetters ist am Oldtimer Cafe wenig los, Bekannte treffe ich auch keine und die anwesenden Motorräder sind für meinen Geschmack total laaangweilig. Deshalb bin ich nach wenigen Minuten schon wieder auf dem Rückweg.

Jetzt am Nachmittag wirds auch ruckzuck wieder kalt und immerhin liegt am Hoherodskopf noch immer ein wenig Schnee. Auf der Rückfahrt über Höckersdorf und Bobenhausen stelle ich mir diese Strecke auf einer 500er Gilera Saturno Bialbero vor .....

.... weil ich soeben so ein herrliches Motorrad aus Kiel angeboten bekommen habe. Da steht sie in ihrer vollen Schönheit, und wenngleich ich eigentlich kein Freund sportlicher Maschinen bin: Diese Gilera hat mich in ihren Bann gezogen. Mal sehen, was aus dieser Sache noch wird.

 

Ein sonniger Februartag mit der Silverstar

So ein Tag wie heute gibt es selten im Februar – und weil ich sowieso etwas zu erledigen habe, nehme ich dazu meine Silverstar. Nach dem gestrigen Ölwechsel sollte der gute Rotax wieder bereit für weitere Kilometer sein und die leite ich ein an diesem sonnigen Februartag mit der Silverstar.
Aber Achtung: Der Bauernkalender droht mit Frost im März und April, wenn der Februar zu warm wird. Der Spruch lautet: „Wenn’s der Februar gnädig macht, bringt der Frühling Frost bei Nacht“.

So einen Tag habe ich im Februar lange nicht erlebt: Temperaturen um die 10 Grad, strahlend blauer Himmel und Sonne. Keine Frage, dass ich bei so einem Wetter das Auto stehen lasse und die notwendige Fahrt mit dem Motorrad durchführe. Und heute steht mir der Sinn auch ganz besonders nach einer Solofahrt mit einem Viertakter. Die Enfield ist nicht 100%ig einsatzbereit, die Junak ist sowieso noch nicht fertig – da bleibt eigentlich nur die Silverstar. Und nach dem gestrigen Ölwechsel ist sowieso eine kleine Testfahrt notwendig.

Bereits kurz vor Weitershain ist eine kurzer Halt notwendig, weil ich erneut einen Versuch mit der Helmkamera machen werde.

Am Helm kann ich das kleine Ding zwar nicht befestigen, aber mit einem dicken Gummi bapsche ich die Kamera an die Lampe. Später stelle ich allerdings fest, dass ich das Teil ein wenig schräg montiert habe und deshalb werden alle Aufnahmen schief - Mist!

Wenn ich durch Deckenbach komme, halte ich fast immer an diesem hübschen Gebäude ausserhalb des Ortes.

Später komme ich zum kleinen Flughafen bei Homberg - Motorradfahren und Fliegen passt einfach perfekt zusammen.

Der Antrifttal-Stausee präsentiert sich im schönsten Blau.

Aus dem Amöneburger Becken gehts dann hoch auf den Pickel - in die Altstadt von Amöneburg.

Ein wenig Hintergrundwissen zum Basaltmassiv der Amöneburg liefert diese lehrreiche Tafel.

Beim Abstieg vom "Pickel" zeigt sich das Amöneburger Becken sonnenbestrahlt von seiner schönsten Seite.

 

Leichte Schrauberübungen am Reservemotor

Eigentlich könnte und müsste ich heute eine Solo-Ausfahrt mit der Silverstar machen: Das Wetter ist noch einmal (fast) frühlingshaft, ich bin zu Hause, die Strassen trocknen bereits. Aber die Silverstar steht bereit zum Ölwechsel und die Batterie ist ausgebaut. Was also tun? Aufgrund der Gegebenheiten gehts erstmal auf einen Spaziergang und danach widme ich mich leichten Schrauberübungen am Reservemotor.

Der silberne Reservemotor ist ja in recht gutem Zustand – bis auf die vier Stehbolzen des Krümmers: Die sind gnadenlos verfault und auf dem Gewinde hält keine Mutter mehr. Bisher haben die Stehbolzen allen Versuchen widerstanden, herausgedreht zu werden: Gekonterte Muttern scheitern, weil das Gewinde durchrutscht. Wärme und Gewalt mittels Rohrzangen haben nichts bewegt und selbst der teure Linksausdreher hat versagt. Befürchte, dass die Stehbolzen mit irgend einem furchtbaren Mittel eingeklebt wurden.
Zunächst aber mache ich einen einstündigen Spaziergang bei herrlichstem Wetter und denke über Stehbolzen im Allgemeinen und an Rotax-Motoren im Besonderen nach.

Der Spaziergang führt mich rund um Nieder-Ohmen: Vorbei an der Ohm, die heute wieder recht friedlich wirkt.

Vorbei am Reiterhof, hinter dessen Mauern unter anderem eine NSU Supermax steht, die verkauft werden soll. Habs erst Gestern erfahren und bei Mäxen kann ich schon schwach werden.

Und vorbei an endlosen Zäunen: Weites Land im Vogelsberg.

Wieder in der Werkstatt schnappe ich mir noch einmal den Linksausdreher - und reisse nacheinander alle vier Stehbolzen ca 5 mm über der Planfläche des Zylinderkopfes ab. Mhhm, watt nu? Ausbohren ist angesagt. Und danach wahrscheinlich Gewindeeinsätze. Da schau ich ziemlich blöd aus der Wäsche .....