Keine Reise nach Mellrichstadt

Es war so perfekt geplant: Eine Route über Schlitz, Hünfeld, Hilders und Ostheim nach Mellrichstadt, notiert auf dem Wurschtzettel- Navigationssystem. Und starten so früh wie möglich, denn an diesem Sonntag soll es noch heisser werden als am Vortag. Komme auch gut aus den Federn und starte noch vor 7:30. Aber ich sehe, dass der Tank ziemlich leer ist. Die Tankstellen in der Nähe öffnen erst um 8:00, also kurze Routenänderung und direkt über die Bundesstrasse die 25 km bis in die grosse Kreisstadt Alsfeld. Hier wird getankt und weiter gehts Richtung Schlitz. Aber da kommt es mal wieder anders, und es wird keine Reise nach Mellrichstadt. 

In Schlitz findet das alljährliche Trachtenfest statt, ein gewaltiges Ereignis. Entsprechend sind grosse Teile der Stadt gesperrt und fast alle Strassen werden umgeleitet. Am Ortsausgang sehe ich einen Trupp schwarzer Ladies in original afrikanischen Trachten. Überlege, ob ich um Fotogrfiererlaubnis ersuchen soll, denn die Damen sehen klasse aus. Aber dann bin ich schon wieder vorbei. Wahrscheinlich habe ich die Ladies noch im Kopf, denn in einem Anfall geistiger Umnachtung fahre ich Richtung Bad Salzschlirf. Und erst viele km später merke ich , dass ich in eine völlig falsche Richtung gefahren bin. Hätte von Schlitz aus erst Richtung Bad Hersfeld fahren müssen und dann nach Hünfeld abbiegen. OK, zu spät, also bleibe ich in der Richtung und komme ins Sinntal im Main-Kinzig-Kreis. Ist ja auch nicht so schlecht. Mellrichstadt wird mir ja hoffentlich nicht weglaufen.
Generell hab ich mir für heute vorgenommen, mich nicht vom sportlichen Habitus des Rotax verleiten zu lassen und eher ruhig meine Kreise zu ziehen. Das klappt nicht 100%, aber recht gut. Der Rotax dankt es durch geringen Verbrauch, und schnell kann man trotzdem unterwegs sein.
Mittags komme ich an einem Baggersee vorbei und habe ein Dejavus: Genauso bin ich irgendwann Anfang der 70er Jahre mit der 175er DKW in einem extrem heissen Sommer am Kanal in Richtung DOrsten unterwegs gewesen. Allerdings war das im Ruhrpott, nicht in Hessen.

Nach fast 60 km, aber noch vor Schlitz, die erste Pinkelpause. Ist noch angenehm kühl und die Strassen sind fast völlig leer. Eine gute Zeit, aber beim nächsten mal werde ich noch früher starten. Mir schwebt 6:00 vor.

Hier, im Wald beim Ort Kellerei (heisst wirklich so) habe ich noch nicht gemerkt, dass ich völlig von der Route abgekommen bin. Etwas später fahre ich fast 20 km mit einer wunderschönen Horex Regina in blass-blau zusammen. Wenn ich nicht über 90 km/h gehe, bleibt die Horex an mir dran, und so donnern 2 Eintöpfe in Richtung Hauswurz.

Nahe der Steckelburg im Sinntal gehts zwecks Vesperpause auf einen Feldweg. Der ist plötzlich überlaufen mit Schafen, die den Abhang hoch von einer grossen Wiese kommen. Dann höre ich den Schäfer brüllen, ohne ihn zu sehen. Er spricht mit seinen Schafen wie mit Kindern: "Wenn ich euch sage, ihr sollt nicht auf die Strasse, dann macht das auch. Zurück mit euch!" Und, kaum zu glauben, die Schafe reagieren und traben zurück auf die Wiese, vielleicht ein wenig unterstützt durch 2 Hunde.

Wesentlich später fahre ich zurück nach Schlitz, um vielleicht doch noch bis Hünfeld zu gelangen. Aber mittlerweile ist Schlitz völlig gesperrt und ich fahre über Bad Salzschlirf und Landenhausen nach Herbstein. Bei Stockhausen/Müs dieser nette Rastplatz mit Gedenktafel. Ich erwarte eine historische Stätte, aber auf dem Stein wird lediglich dem Bau der Landstrasse K88 im Jahre 1989/90 gedacht - natürlich mit Namensnennung des Architekten. Naja, wers braucht! Aber ein schöner Platz an der Route 88.

In Herbstein muss ich wieder tanken - 12 Liter sind wahrlich nicht viel, auch wenn der Rotax recht sparsam ist. Fahre kurz in den alten Ortskern von Herbstein, und da gibts etliche sehr schöne Ecken. Aber zum richtig Herumlaufen ist es jetzt schon zu heiss, weshalb ich es bei einem kleinen Bummel belasse.

Wieder fast zu Hause beschliesse ich einen kleinen Umweg über Gross-Eichen. Will sehen, ob die Honda XBR 500 immer noch an der Strasse zum Verkauf steht. Und wahrhaftig, sie ist noch da. Grübel grübel, die Telefonummer ist 6336! OK, morgen fahr ich nochmal hin und frag nach dem Preis. Wenn der stimmt, wird die Honda gekauft. Könnte ja zeitgenössische 500 ccm-Eintöpfe sammeln. Rotaxe und XBR hätte ich dann schon, und dazu könnten kommen: Falcone, Sanglas, SR500, Enfield, Norton ES, Ducatis, Gilera ...... OK, träum weiter oder spiel Lotto.

 

Mit frischem Öl durchs Tal der Wohra

Heute ist der erste Tag der Woche ohne Regen – da kann ichs wagen, gegen 18:00 die Silverstar herauszuschieben. Gestern hatte ich ihr frisches Öl und Filter verpasst: 3 Liter Castrol Actevo 20W-40. Nach 7000 km wars auch überfällig. Leider hab ichs nicht so generalstabsmässig vorbereitet wie sonst die Ölwechsel, daher gabs ein bisschen Ölsauerei. Jetzt wird jedenfalls das neue Castrol getestet.

Marburger Umland, Burgwald, Wohratal, Kellerwald, Schwalm, Antrifttal, Vogelsberg – all diese Gegenden werden heute zumindest gestreift. So arg viel Zeit habe ich natürlich nicht, so gegen 21:00 sollte es schon wieder heimwärts gehen. Ist aber kein Problem, die Silverstar läuft prima, es geht zügig voran und meine Fotopausen sind ausgesprochen kurz. Einigemale wirds arg dunkel und es sieht sehr nach einem Regenguss aus, aber ich habe Glück und bleibe trocken.

Bei Rauschenberg möchte ich ein Bild vom Steuergehäuse vor grüner Landschaft machen.

In Rosental gehts auf eine Nebenstrecke Richtung Haina - 9 km lang und keine 100 m geradeaus.

Die Schwalm zwischen Gilserberg und Treysa. Hier geht es kilometerweit sanft, aber stetig bergab. In der Gegenrichtung, also bergauf fahrend, bin ich vor rund 25 Jahren mit meiner frisch restaurierten Adler M100 nach Gemünden gefahren. Ungefähr an dieser Stelle stand damals der Entschluss fest: Die Rückfahrt machst Du mit diesem Motorrad mit seinen 4,5 PS nicht. Also bis Gemünden gefahren und die Adler dort meinem Bruder Sigi geschenkt. Der musste mich als Gegenleistung nur nach Hause fahren. Heute mit der Silverstar ist dort keine Steigung zu spüren.

Und schon wieder im Vogelsberg. Öltemperatur 80 Grad, Leerlaufdrehzahl unter 2000, der Rotax scheint sich wohlzufühlen. Ventilspiel ist vielleicht eim bisschen gross, man hört die Ventile sehr deutlich. Könnte ich nochmal beigehen, ist aber eine äusserst friemelige Angelegenheit.

Wärmer wird das frische Öl heute nicht, der Rotax ist thermisch schon ein gesunder Motor. Im Gespann kanns allerdings auch mal 20 Grad wärmer werden - und das ist die Temperatur im Rahmen, nicht im Motor.

Vogelsberg-Idylle: Kleiner Waldweg mit plätscherndem Bach abseits der Strasse.

 

 

Im Hessenpark von Neu-Anspach

Die ganze letzte Woche im Job eingespannt, am Samstag Landesmeisterschaft SAR in Alsfeld, aber am Sonntag muss gefahren werden. Hab mich mit Ruth und Egon verabredet, eine gemeinsame Tour zu starten. Zuerst dachten wir an eine Knüllfahrt, aber dann kam Ruth mit dem Vorschlag, in den Hessenpark zu fahren. So sollte es geschehen.

Über schöne Nebenstrecken geht es via Waldsolms in den Taunus nach Neu-Anspach. Das Wetter ist ideal, trocken und leicht bewölkt. So macht mir das Fahren Spass. Im Hessenpark angekommen erleben wir gleich mehrere Überraschungen:
1. Findet auf dem „Markplatz“ des Hessendorfes ein Treffen der VW-Brezelfreunde Deutschland mit internationaler Beteiligung statt.
2. Gab es heute viele aktive Dampfmaschinen im Einsatz zu bewundern und
3. Waren afrikanische Parlamentarier zu Besuch im Hessenpark und sorgten für ein buntes Bild.

Alles in allem ein wunderbarer Tag mit schönen Landschaften und viel interessanter Heimatkunde. Dann noch ein paar dicke Stücke Mohnkuchen aus dem Hessenpark nach Hause mitgenommen und dort genüsslich verspeist.

Zusammen mit meiner Silverstar aus der Frankfurter Ankerwickelei gabs ja ein Topcase, dass ich heute erstmalig montiert habe. Dort hinein kam das Regenzeug, denn etwas Niederschläge waren für Heute angekündigt. Es blieb aber trocken. Dennoch habe ich das Topcase schätzen gelernt, denn darin habe ich den Mohnkuchen von Neu-Anspach nach Hause transportiert. Aber aussehen tut das Teil schrecklich!

Meine beiden Tourbegleiter mit ihren 78 bzw. 85 PS Boliden. Hatte also mal wieder das schwächste Krad, aber sicher nicht den wenigsten Spass. Hier wird nach weiteren kleinen Kurvenstrassen in der Nähe von Brandoberndorf gesucht. Wir haben diese Strässchen auch gefunden!

Hier gehts in den Hessenpark hinein. Ist ganz schön was los heute, und wir erkennen sofort einen der Gründe dafür: Alles voller Brezelkäfer.

Schöne alte VW aus Deutschland, England, Belgien, Skandinavien und Frankreich vermitteln mit dem Flair der alten Fachwerkhäuser echtes Nachkriegsfeeling.

Ein Käfer als Taxi mit 4 Türen und noch funktionsfähigem Taxometer. Hab ich vorher noch nie gesehen.

Und auch diese Kotflügel sehe ich an diesem Tag zum ersten mal. Sieht wirklich nobel aus, fast wie ein amerikanischer Strassenkreuzer.

Nachdem wir die vielen VW ausgiebig bewundert hatten, ging es in die Tiefen des Hessenparkes, dorthin, wo es Geld kostet. Aber ich muss sagen: Der Hessenpark ist jeden Cent der 5 Euro Eintritt wert.

In diesem Fachwerkhaus werkelt ein Korbflechter, der die Ergebnisse seiner Arbeit direkt hier verkauft. Schöne Stücke!

Ein alter Garten von unbeschreiblicher Schönheit! Schaut euch nur den Zaun und das Tor an. Hier wird eine unglaubliche Atmosphäre vermittelt.

Und von einem solchen Häuschen mit Garten träume ich seit meiner Jugend. Das tolle ist, dass hier keine überrestaurierten Schauhäuser gezeigt werden, sondern Häuser mit dem Ambiente und der Patina der alten Zeiten.

Viele der Häuser sind auch innen komplett eingerichtet. Ein solches Sofa wie hier, jedoch in grün, hatten wir vor vielen Jahren in unserem ersten Fachwerkhaus in Wohratal-Langendorf selbst.

Heute werkeln etliche Dampfmaschinen im Park, so wie diese hier, die per Transmission einen Steinbrecher antreibt.

Eine Dampfmaschine als Kunstwerk. Diese englische Dampfauto fährt den ganzen Tag Besucher durch den Hessenpark.

Kleine Fachwerkhäuser faszinieren mich nach wie vor.

Zwei Reisebusse voller afrikanischer Parlamentarier bringen einen besonderen Farbklecks in den Hessenpark.

Eine Motorradstaffel hessischer Polizisten begleitet die Gäste vom schwarzen Kontinent. Erstaunlich: Die Motorräder sind bereits in blau, ebenso die Lederkombis der Polizisten. Erschreckend: Die Maschinen sind alle von Yamaha. Wie wäre es so schön, wenn das alles 1000er MZ Maschinen wären!

Die jüdische Synagoge aus Nentershausen in Nordhessen ist eine wirkliche Rarität. Für mich der erste Besuch in einem jüdischen Gotteshaus überhaupt.

Der freundliche Ochse Freddy zieht Fuhrwerke, pflügt und ackert für die Besucher im Hessenpark. Das Schwarzwälder Rind ist derart freundlich, dass sogar Kinder auf ihm reiten dürfen.

Ein ereignisreicher Tag geht mit einer angenehmen Rückfahrt angemessen zu Ende.

 

Scout für das Forumstreffen bei Leipzig

Ein bewölkter Sonntag mit einer Regenwahrscheinlichkeit von unter 10 %, das ist ein Tag nach meinem Geschmack. Wenns denn regnen will – von mir aus. Tuts aber nicht, nur ganz wenige Tropfen lassen sich blicken. Im Thüringer Wald sind allerdings noch viele Strassen im Wald nass vom Regen. Ich hab mir vorgenommen, mit der Silverstar den etwas kniffeligen Weg von Eisenach nach Bad Langensalza auszukundschaften. Beim letzten EIsenach-Besuch mit dem Gespann hatte ich kein Hinweisschild in meine Richtung gefunden. Also mach ich heute meinen eigenen Scout für das Forumstreffen bei Leipzig.

Fahre über das Gründchen nach Bad Hersfeld und von dort via Philippstal und Heringen nach Eisenach. In Marksuhl wird mal wieder getankt, und dort frage ich schon mal nach einem guten Weg durch Eisenach. Der Tankwart erklärts auch wirklich prima: „In Eisenach an der Tankstelle links und dann hinter den beiden Eisenbahnbrücken sofort rechts“. Klingt einfach, aber ich schaffs wieder, mich zu verfahren. Ist aber auch wirklich blöd beschildert bzw. überhaupt nicht beschildert. Aber das mit den beiden Brücken lässt sich merken – hoffe ich.

Im Gründchen, also in der Gegend um Grebenau, sieht es permanent nach Regen aus. So bleibt es bis Eisenach, und dennoch bleibe ich trocken.

Rast bei Vacha an der Kläranlage mit eigenem Transformator.

Hier habe ich Eisenach hinter mir gelassen und bin kurz vor Creuzburg, also wieder völlig falsch. Bin auf der B84 geblieben, anstatt hinter den beiden Eisenbahnbrücken recht abzubiegen. Also zurück, und jetzt klappts: Ich fahre ein Stück in Richtung Bad Langensalza.

Auf dem Rückweg gibts von Geisa eine herrliche Umleitung in Richtung Tann, auf winzigen Strassen durch die Kuppige Rhön. Biege aber vor Tann ins Nüsttal ab und fahre zum ersten mal im Leben nach Haselstein und von dort über Schlitz nach Hause. In Schlitz gibts bei Yamaha-Zöller eine Pause und ich schau mit die MT03 an - einschliesslich Sitzprobe. Wir vereinbaren eine Probefahrt!

Nach einem kurzen Abstecher im Oldtimer Cafe (heute ist die Kundschaft nix für mich) fahre ich über die extremen Kurven des alten Schottenringes dann wirklich in Richtung Heimat. Bei Altenhain gibts einen letzten Blick auf das Kurvenstück in Richtung Freienseen.

 

Mini-Vatertags-Tour

Vater, Feiertag, Freizeit – und es regnet schon Morgens früh Bindfäden. Deshalb lege ich einen Werkstatt-Vormittag ein und mache ein paar notwendige Arbeiten am Silverstar Gespann. Gegen 16:00 wird der Regen dünner und hört bald darauf ganz auf. Jetzt aber flugs auf die Silverstar und endlich wieder Asphalöt und die Räder genommen. Fahre erstmal nach Alsfeld zum Tanken und von dort in Richtung Schrecksbach, Immichenhain und Ottrau. Mit dem Feiertag heute hab ich nix im Sinn, aber das ist meine Mini-Vatertags-Tour. 

Ist doch ganz schön kühl heute, hätte mir besser die Funktionsunterwäsche druntergezogen. Aber es geht so gerade noch, nur die Finger frieren ziemlich. Nach dem ergiebigen Regen wechseln sich jetzt Sonne und Wolken permanent ab, aber es bleibt trocken. Unterwegs treffe ich auf eine schöne alte 750er Honda K2 in original Goldlackierung. Schönes Rädchen, aber sowas hatte ich schliesslich auch mal. Und ganz ehrlich: Es war schon ein böser Eisenhaufen mit lausigem Fahrwerk. Also keinen Wehmut aufkommen lassen, lieber die handliche Silverstar mit dem schönen Rotax geniessen.

Zwischen Eudorf und Heidelbach fahre ich in das gesperrte Gebiet, in dem jede Menge Wasser gestaut wird. Das wäre eigentlich eher was für eine Enduro, eine Country beispielsweise.

Zufällig halte ich nur 300 m von dem Märchenhaus an, in dessen Garten all diese IZH-Motorräder herumliegen. Aber auch heute treffe ich hier niemanden an. Ich sehe die IZH schon entschwinden, eines Tages sind sie weg ....... naja, dann freu ich mich halt weiter an meinem Rotax Single.

Jede Menge Bäche und kleine Flüsschen ziehen sich durch dieses Tal, und als Regenauffangbecken wird es wohl auch genutzt. Manchmal steht hier ein richtig fetter Stausee, aber heute fliessen nur die Wasserläufe etwas kräftiger.

Noch nie gesehen: Kleines Schlösschen am Rande von Schrecksbach. Scheint in Privatbesitz und wird als Restaurant genutzt. Vom Schlösschen führt eine unglaubliche Nebenstrasse nach Immichenhain, die ich heute neu für mich entdeckt habe.

Und noch mehr Neues für mich: Das Kirchenkloster in Immichenhain. Du musst auf einen Gutshof fahren und dann siehst Du das alte Kloster. Jetzt über Ottrau, Berfa, Alsfeld und das Antrifttal wieder nach Hause. Der Tacho zeigt 120 km mehr an als heute morgen.