Ausfahrt rund ums Horlofftal

Gibt es doch eine Gerechtigkeit für Motorradfahrer? Nach dem meist grausigen Wetter im Oktober ist dieser Donnerstag schon beinahe überirdisch schön! Morgens gilt es , einige Wege zu erledigen, Mittags muss ich grosse Mengen Laub beseitigen, aber um 14:00 ist alles erledigt und ich starte die Planeta zu einer Ausfahrt rund ums Horlofftal.

Klar, dass ich um 14:00 keine Riesenentfernungen mehr in Angriff nehme, aber die magischen 100 km kommen auch heute wieder zusammen. Animiert durch ein schickes Bild von TS-Jens im MZ-Forum, dass sein Uralgespann in der Einfahrt zu Schloss Burg in Solingen zeigt, fahre ich durch die „Pfordte“ in Oberbessingen in Richtung Horlofftal. Das Wetter ist einfach unglaublich, nicht nur schön, sondern auch relativ warm. Mein Gedanke, mir einen Thermoanzug bei art-for-function zu besorgen, gerät da zunächst mal in Vergessenheit. Aber gemach, die Kälte wird wieder kommen.

Die "Pfordte" in Oberbessingen, das Tor ins Horlofftal. Vielleicht nicht so spektakulär und schön wie Schloss Burg in Solingen, aber durchaus ansehenswert.

Während ich an der "Pfordte" nach geeigneten Perspektiven Ausschau halte und versuche, dem grellen Sonnenlicht auszuweichen ......

... besucht mich dieser rote Kater und beobachtet interessiert mein Tun. Der alte Kämpe haust wohl irgendwo in oder an der Pfordte.

Jetzt über Nonnenroth und dann lange immer direkt an der Horloff entlang schwingen wir uns bis Friedrichshütte. Ist ein winziger Ort, der eigentlich nur um eine ehemalige Hütte herum entstanden ist.

Am Rande von Friedrichshütte mal wieder ein leerstehendes Anwesen - sehr idyllisch gelegen. Aber halt: Eine gepflegte schwarz-weisse Katze im Hof und eine Einkaufstüte an der Türklinke deuten darauf hin, dass hier noch jemand lebt. Schwer vorstellbar, aber sowas gibts im Vogelsberg gar nicht so selten.

Über Gonterskirchen zirkeln Polja und ich jetzt hoch nach Einartshausen. Das ist eine der schönsten Ecken im gesamten Vogelsberg. Die Planeta zieht die Steigungen herauf, ohne dass ich herunterschalten muss. So mag ich das!

Blick auf EInartshausen. Jetzt kann ich weiter hochfahren nach Stornfels, über Nebenstrecken direkt nach Schotten fahren oder durch den dunkelen Laubacher Wald in Richtung Mücke ziehen. Entscheide mich für letztere Möglichkeit.

Die Schatten werden länger, es wird nicht mehr lange dauern, bis die Dunkelheit hereinbricht. Bis dahin will ich wieder im heimischen Stall sein. Kein Problem: Schnell wie ein Schatten bringt mich die Planeta zurück nach Mücke.

 

Verwandtenbesuch auf Umwegen

Endlich mal kein Regen – zumindest nicht um 8:00 morgens. Ein Blick auf den Wetterbericht sagt aber, dass es ab Mittag mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% im Vogelsberg regnen wird. Ist mir egal, im Moment siehts gut aus und ausserdem ist es recht warm, sicher über 10 Grad. Trotzdem besser etwas dicker anziehen und auch auf Dichtheit achten. Dann kommt noch ein Bekannter aus Schützenkreisen und hat ein Anliegen, aber um 10:00 bollert die Planeta los und wir machen einen  Verwandtenbesuch auf Umwegen.

So ganz und ausschliesslich zum Spass ist diese Fahrt nicht, schliesslich muss ich die vielen Änderungen und Modifikationen der letzten Tage mal in der Praxis testen und überprüfen. Besonders gespannt bin ich auf die Vorderradbremse: Wie wird sie sich verhalten? Wird sie jetzt bremsen oder nach wie vor nur die Fahrt verlangsamen. Und die neu eingestellten Lenkkopflager, der neue Alu-Lenker mit Louis-Armaturen – hab ja nur geschraubt die letzten Tage und konnte nichts richtig ausprobieren.
Also ist das heute eine wichtige Dienstfahrt und hat nix mit Spass und Luxus zu tun. Watt mut datt mut!

Direkt beim Losfahren bemerke ich, dass die Kupplung nicht ganz trennt. Fahre dennoch erstmal 15 km bis zu diesem Ort hier und stelle dann nach. Die IZH reagiert extrem empfindlich auf das Spiel an der Kupplung - ein Tick zu viel Spiel, und sie trennt nicht mehr, ein Tick zu wenig, und sie trennt nur noch. Durch den Anbau der neuen Hebeleien ist meine gute Einstellung natürlich futsch - aber nach diesem Halt passt wieder alles. Und das jetzt nicht mehr zu stramme Lenkkopflager macht sich sehr positiv bemerkbar.

Jetzt kurve ich durchs Antrifttal, bin aber zu 99,9% auf nassen Strassen unterwegs. Tatsächlich sind die ME22 Reifen bei Nässe eine Katastrophe - hätte nie gedacht, dass so schlechte Reifen heute noch möglich sind. Vom Antrifttal aus nehme ich Kurs auf den Altkreis Alsfeld und besuche hier in Schwabenrod ein Freigehege mit Putern. Sind hübsch-hässliche und sympathische Tiere, mit denen ich sogar kommunizieren kann.

Hinter Münch-Leusel befindet sich das grosse Hochwasserrückhaltebecken der Schwalm. Nach dem Regen der letzten Wochen erwarte ich hier einen regelrechten See, aber da ist nichts - nada - nitschewo.

Auch auf der anderen Seite des Dammes keine Spur von Wasser. Was ist hier los? Wo ist das Wasser der letzten Wochen geblieben? Oder hats nur in Mücke geregnet? Ein echtes Phänomen für mich.

Das Fahren heute auf der Planeta kommt mir sehr bekannt vor, und zuhause wird mir klar: Es ist wie auf meiner alten Maico MB 250. Der Motor röhrt ähnlich, das Fahrgestell ist ähnlich, also nicht existent. Hier ein Bild von mir mit der Maico aus dem Jahre 1970 oder 71. War sehr stolz damals auf meinen funkelnagelneuen gelben Shoei-Integralhelm. Und wie heute auch entstand das Bild im November.

Und fast 40 Jahre später ein Bild von frappierender Ähnlichkeit! OK, damals bin ich im Novembver mit Jeans gefahren, dass geht heute gar nicht mehr. Und heute trage ich einen Klapphelm - dennoch bleiben ausreichend Gemeinsamkeiten. In 40 Jahren hat sich also fast nichts verändert - bin nur einen Tick älter geworden. Beachtenswert: Schon damals hatte meine Maico den Magura Gasdrehgriff Typ 307 - wie meine Planeta heute auch. Manche Dinge ändern sich nie!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt zu den Verwandten - zu den IZH Jupiter Maschinen bei Eudorf. Ihr wisst schon, der IZH Märchengarten. Zuerst sehe ich die Motorrädern und die Seitenwagen nicht, aber bei genauem Hinsehen .....

.... befindet sich alles noch an seinem Platz. Die Besitzerin Erika erwische ich auch heute nicht - wie gewohnt. Muss also wiederkommen, sicher mehr als einmal.

Weiter gehts über Alsfeld, das Schwalmtal bis hinein ins Feldatal. Hier entdecke ich diese schnuckelige alte Mühle, die Kreudersmühle, aus dem Jahre 1600. Mittlerweile hat es auch wieder angefangen zu regnen. Aber das hat mir früher mit der Maico nicht viel ausgemacht und heute mit der IZH tut es das auch nicht. Wenn nur diese ME22-Reifen nicht wären ......

Bei Hainbach habe ich diesen Hügel mit Blick auf den Ort, der im Frühjahr und Sommer immer Gedanken an die Toscana auslöst. Davon ist heute allerdings überhaupt nichts zu spüren. Im Winter ist der Vogelsberg ohne Schnee eher trostlos. Und der Regen nimmt zu.

Ah ja, die Duplexbremse des Vorderrades. Habe ich mit viel Mühe nach IZH-Anweisung eingestellt - und voila - die Wirkung hat sich um 100% verbessert. Zum ersten mal ist die Bremse jetzt besser als die Hinterradbremse und auch besser als die Trommel in meiner MZ TS 250/1. Der Druckpunkt ist schön fest und die Wirkung schon fast ... naja - ausreichend. Jetzt merke ich aber dafür, wie labberig die Telegabel ist. Das könnte die nächste Baustelle werden.

Mit der IZH bin ich fast immer auf der Suche nach alten oder vergessenen Gebäuden. Dazu passt der ehemalige Bahnhof in Niedergemünden sehr gut. Leider hört man, dass er abgerissen werden soll.

Und noch dekadenter als der alte Bahnhof ist die verlassene Molkerei von Niedergemünden. Zerfällt total, dabei könnte man da richtig was draus machen. Ostbock-Schrauberzentren mit Wohngelegenheit beispielsweise.

Der Regen nimmt weiter zu, ich nehme deshalb Richtung auf den Heimathafen. In den Waldstücken mit Nadelwald liegen auf der Fahrspur oft milimeterdick die abgefallenen Nadeln - extrem glitschig und rutschig, besonders mit den ME22. Zuhause stelle ich fest, dass es doch wieder 100 km geworden sind. Und kaum umgezogen, wird das Wetter wieder besser. Aber für heute lassen wir's gut sein.

 

 

Kleine Erfolge

Freitag der dreizehnte – das kann nichts Gutes bedeuten. Aber so ist es keinesfalls! Mit nur kleinen Schraubereien und der Ankunft zweier Pakete verbuche ich heute für Polja und mich  kleine Erfolge.

Eigentlich wollte ich heute nur die Duplex-Vorderradbremse noch einmal vernünftig einstellen – so, wie es in der englischen Übersetzung des Planeta-Handbuches beschrieben ist. Aber das Englisch ist wirklich grauenhaft und ich musste den Absatz 5 mal lesen – richtig verstanden hab ich ihn dennoch nicht. Da hilft nur Praxis, also ran ans Rad und mit der Beschreibung daneben losgeschraubt.

Und so wirds gemacht:
Splint und Bolzen am linken Bremshebel abbauen und damit die beiden Bremshebel quasi trennen. Nun über den Seilzug mit der Stellschraube an der Bremsetrommel den rechten Hebel so einstellen, dass das Rad gerade nicht schleift. Wirklich nur knapp einstellen.
Jetzt von Hand den linken Bremshebel im Uhrzeigersinn gegen die Federkraft drücken, bis ebenfalls das Rad gerade nicht schleift. In dieser Stellung dann wieder den Bolzen einschieben und damit die beiden Hebel verbinden. Meist passt die Verbindungsstange nach der Einstellung nicht mehr, die also vorher so einstellen, dass die beiden Augen (von Bremshebel und Verbindungsstange) sich decken. Splint nicht vergessen, Verbindungsstange mit der Kontermutter sichern.

Diese Einstellung hat fühlbar etwas verbessert! Der vorher kupplungsartig weiche Druckpunkt ist wesentlich härter geworden und auch die Bremswirkung hat sich deutlich gebessert. So what!
Aber ehrlich: Eine Superbremse ist es damit trotzdem nicht geworden.

Die Duplexbremse ist jetzt gemacht und zwischenzeitlich ist ein Riesenpaket von Waldemar eingetroffen. Darin unter anderem ein Seitenständer - der wird ruckzuck angebaut. Nicht, dass die Planeta mit ihren 170 kg nicht auf den Hauptständer zu wuchten ist, aber ergonomisch ist der Hauptständer wahrlich nicht. Besser, man hat beides.

Weiter im Paket so schöne Teile wie Kettenschläuche, Spritzgummis, eine Unterbrecherplatte und zwei verchromte Schutzbleche. An die geh ich natürlich sofort mit Elsterglanz und lasse den russischen Chrom glänzen. Aber richtig gut ist der Chrom nicht, abwechselnd matt und glänzend. Aber so muss das bei einer Planeta sein.

Ganz wichtig: Ein funkelnagelneuer Auspuff mit Krümmer befindet sich ebenfalls in dem Riesenpaket. Mein Auspuff ist zwar noch sehr gut, aber wer weiss, wie das nach dem Winter aussieht.

Eine gebrauchte Kurbelwelle und ein nagelneuer Pleuelsatz vervollständigen die heutige Lieferung. Gut zu erkennen, dass dies keine Sportkurbelwelle ist!

Sehr schön, wie die Planeta jetzt auf dem Seitenständer steht. Musste zwar das M8 Feingewinde der Befestigungsschraube nachschneiden, aber das ist ja wohl nicht ungewöhnlich, oder?

Und dann kommt eine zweite Lieferung: Vom Wahner Rollershop treffen die Tucano Urbano Lenkerstulpen ein - verpackt in dieser kultigen Tragetasche.

Probeweise baue ich eine der Lenkerstulpen an - es passt. Die Dinger sind wirklich mordsmässig warm - eine Internet-Recherche ergab, dass dies (fast) die einzigen vernünftigen und wirklich wintertauglichen Stulpen sind. Das bestätige ich hiermit, alles, was ich vorher an Stulpen probiert habe, war dagegen Schrott.

Und so kann ich nach 3 Stunden Schrauberei zufrieden wieder ins Warme gehen - das kommt auch nicht alle Tage vor. Meist passiert doch irgendwas Frustiges. Ob's am Datum liegt: Freitag, der 13!!!

 

 

Eine unbefriedigende Schrauberaktion

Oh Gott, was für ein Dreckswetter heute – November-Tristesse der übelsten Art mit permanentem Nieseldauerregen. Da vergeht mir jede Lust am Fahren – nicht jedoch am Schrauben. Mache mich also in die Werkstatt und der Plan ist, die labbrige Vorderradbremse der Planeta auf Vordermann zu bringen. Aber passend zum miesen Wetter wird das heute eine eine unbefriedigende Schrauberaktion.

Bauen wir erstmal das Vorderad aus. Achsklemmung lösen und dann die Achse aus dem Gewinde drehen. Aber nix geht – die Achse dreht sich keinen Milimeter. Relativ schnell komme ich drauf: Die Achse hat Linksgewinde, also rechtsrum lösen. OK, jetzt klappts. Noch eben das Schutzblech entfernen, macht den Radausbau einfacher und sind nur 4 Schrauben.

Rad ist draussen, Bremstrommel sieht noch ganz OK aus. Jetzt wird klar, was beim Bremsen immer geklackert hat: Der Tachoantrieb hat reichlich Spiel auf der Welle. Die Radlager fühlen sich noch ordentlich an, sind aber Ostblocklager mit 7 Kugeln. Werd schon mal neue bestellen: Normlager 6203-2RS mit den Massen 17-40-12. Aber da muss ich heute nicht dran. Was mir immer weniger gefällt, sind die Metzeler ME22 Reifen. Passen überhaupt nicht zur Planeta. Denke, ich werde sie vor der Zeit auswechseln.

Jetzt an die Bremse. Beläge sind noch sehr gut, also alles gereinigt und alle Gleitstellen mit Kupferpaste bzw. Molybdänfett behandelt. Das war alles trocken. Dann bau ich mir einen neuen Bremszug aus 2,5 mm Seele und Nippeln von Paule56. Der Zusammenbau ist ein wenig sperrig wegen der aussenliegenden Rückzugfeder, aber letztendlich ist alles wieder zusammen. Aber enttäuschend das Ergebnis: Das Bremsverhalten ist noch "weicher" geworden, so, als ob das Russenkrad den Dreck und die Schwergängigkeit geradezu braucht. Mist, aber vielleicht setzt sich ja im echten Fahrbetrieb das ganze noch ein wenig. Oder vielleicht ist zumindest die Bremswirkung besser geworden. Habe aber Zweifel daran. Schluss für Heute, einen Real-Life-Test gibts nicht!

 

 

Ein grosses Treffen der IZH-Fahrer

Andreas, der kahlgründige, hatte einen kurzen Besuch angekündigt, da er in Mücke eine Laverda für Nanno abholen will. Sehr schön, endlich mal jemand, mit dem ich über Izh-Motorräder sprechen kann. Denn mit zwei Leuten haben wir schon ein grosses Treffen der IZH-Fahrer.

Die Laverda holt Andreas von meinem alten Bekannten Peter, den ich aber auch schon ein paar Jahre nicht gesehen habe – und das, obwohl wir beide in der Grossgemeinde Mücke leben. Die Laverda wird dann zu Justus gebracht, von wo sie dann später von Nanno abgeholt wird. Dann wird der Sprinter in die Firma gefahren und von dort gehts mit dem IZH-Gespann nach Hause. Ein nicht unkomplizierter Ablauf.

Andreas hat seine Tochter Selina mitgebracht. Heldenhaft, wie die kleine Lady unser Geschwafel über russische Motorräder erträgt.

In diesem Sprinter steht die 1000er Dreizylinder Laverda. Hübsches Motorrad, aber auch ein gewaltiger Eisenhaufen. Aber heute wird mir klar, woher das Design der 70er und 80er Jahre Laverdas stammt: Das haben die Italiener von den Russen aus Izhevsk übernommen - also geklaut.

Nach einem Stündchen IZH-Geplauder ziehen die beiden weiter und ich beschäftige mich mit der Planeta. In den Lichtstromkreis setze ich eine Sperrdiode, um zu verhindern, dass in der Parklichtstellung die Zündung Spannung bekommt.

Dann noch ein Stündchen mit Elsterglanz, Belgom, NevrDull und ein paar Lappen. Danach sehen die Alu- und Chromteile des Vorderrades richtig gut aus. Tja Leute, auch ein russisches Motorrad will gepflegt sein.