Eine Kurbelwelle aus Woronezh

Beim ebay-Händler Serguei hatte ich schon einmal bestellt und die Lieferung hatte prima funktioniert. Dauert zwar, aber die Teile kommen ja auch direkt aus Russland. Diesmal hatte ich neben etlichen Kleinteilen auch etwas Grösseres bestellt. Vor einigen Tagen trudelte bereits ein Paket ein und heute ein zweites. Es enthielt unter anderem eine Kurbelwelle aus Woronezh.

Aufgrund der vielen Berichte im Ural-Dnepr-Forum hatte ich ja schon länger gewisse Vorbehalte gegen den russischen Maschinenbau. Das tut meiner Symphatie für Produkte aus Russland keinen Abbruch, aber bei manchen Dingen habe ich doch zu Westprodukten etwas mehr Zutrauen. Trotzdem habe ich mir eine funkelnagelneue Kurbelwelle aus Russland bestellt – vielleicht ein wenig aus Spass, vielleicht ein wenig, um meine Vorbehalte zu stützen. Und der Preis dafür ist ja auch mehr als günstig. Aber was bekomme ich dafür?

Das ist sie, die neue Welle aus Woronezh. Ob es sich dabei um Original Werks-Ersatzteile handelt oder um weissrussische oder gar chinesische Nachbauten: Ich weiss es nicht.

Die beiden Radial-Rollenlager 2505 machen schon mal keinen überzeugenden Eindruck: Relativ rauhe Lagerschalen, recht schwerer Lauf und ein Käfig aus einer Pertinax-ähnlichen Substanz. Dazu ist die gesamte Welle überall mit kleinen Sandkörnchen bedeckt.

Ein Gefühl sagt mir, dass die Hauptlager dieser Kurbelwelle keine 10.000 km halten werden. In den nächsten Tagen werde ich das Teil mal extrem gründlich reinigen und die Lager mit etwas Öl versorgen. Mal sehen, wie die Sache dann aussieht.

Pleuel und unteres Nadellager machen dagegen einen ordentlichen Eindruck. Ob ich diese Welle so verbauen werde? Ich weiss es nicht, tendenziell eher nicht. Morgen schicke ich eine defekte Planeta-Welle zu Sepp Kexel nach Ailertchen. Wenn die zurück kommt, habe ich einen guten Vergleich zwischen Ost- und Westprodukt.

 

Ein Beitrag ohne Bezug zur Planeta

Dieser Eintrag handelt von einem Motorrad mit 1100 ccm und einem kleinen Fluß im Vogelsberg und hat somit überhaupt nichts mit der Planeta zu tun.

Alle paar Monate passiert das dieses Phänomen: Ich beschliesse, all meine Ostböcke zu verkaufen und mir statt dessen „was Gescheites“ zuzulegen. Das habe ich jetzt mit der Kawasaki W650 durch, mit der Guzzi V7 Classic, mit der Honda CB500, mit der Yamaha MT03 ….. und jetzt mit dem Allerschlimmsten: Einer BMW. Seit einigen Monaten steht die beim örtlichen FIAT-Händler, und gefällt mir plötzlich so richtig gut. Heute gehe ich in Checker-Manier in den Verkaufsraum und mache ein paar Fotos. Auf die Probefahrt verzichte ich angesichts des Wetters.

BMW 1100 S, Zustand wie neu, weniger als 20.000 km, schicke Farbe, Koffer. Aber was soll ich mit 98 PS? Einfach mal ruckzuck über die Autobah nach Glesien zum MZ-Treffen fahren? Schon gerate ich wieder ins Schwanken.

Aber unbestritten: Die BMW gefällt mir! Nicht im Sinne von schön oder gar klassisch schön. Aber die 1100 S ist bestimmt ein gutes, robustes Motorrad mit einem prima Fahrwerk. Nur etwas zu schwer ...... Ich muß weiter grübeln.

Jetzt noch ein wenig bei einsetzendem Schneesturm spazieren gehen. Die Ohm, unser Flüßchen, hat schon ordentlich Wasser und wenn jetzt irgendwann diese Schneemassen schmelzen, wird es wohl dicke Überschwemmungen geben. Hoffentlich können die Auslaufzonen der Ohm das alles aufnehmen.

Aber schön ist so ein richtiger Schneewinter doch! Wenn ich jetzt noch ein ordentliches Wintergespann hätte, wär's noch schöner.

 

 

Schnee-Phobie und Winterblues

Die globale Erderwärmung hat im Vogelsberg gnadenlos zugeschlagen: Seit über vier Wochen Dauerschnee und Temperaturen bis fast -20°. Die letzte Motorradfahrt erscheint mir unglaublich weit weg und ewig lange her. So ein richtiges Wintermotorrad hab ich auch nicht und das fehlt mir jetzt. Eines ist klar: Ich leide stark unter einer Schnee-Phobie und dem Winterblues.

Vielleicht ginge es mir wirklich besser, wenn ich mit dem richtigen Wintermotorrad durch den verschneiten Vogelsberg düsen könnte. Da gab es in den letzten Wochen genug Möglichkeiten zu: Geschlossene Schneedecke und kein Match und Pökelsalz. Das Salz geht nämlich den meisten Gemeinden hier langsam aus und es wird nicht mehr ganz so unmäßig gestreut wie in den letzten Jahren. Mein „Wintergespann“, die ES 250/1, ist aufgrund der Strassenbereifung auf Schnee- und Eisglatten Strassen ein glatter Ausfall, das Rotax-Gespann geht im Winter überhaupt nicht und ein Planeta-Gespann will erst noch aufgebaut werden. Klar, am einfachsten wäe es, die MZ mit vernünftigen Reifen aufzupeppen. Aber irgendwie komm ich zu nix und in meiner kleinen Werkstatt kann ich sowieso nicht an einem Gespann schrauben. Die gesamte Situation ist irgendwie unbefriedigend ……..

Ein Blick aus dem Fenster des kleinen Backhauses zeigt: Es schneit schon wieder. Also raus und nochmal Schnee schippen.

Aber unbestritten: Hübsch anzusehen ist der Winter schon. Selbst unsere eher langweilige Untergasse wirkt jetzt ein wenig reizvoll. Aber jetzt raus und schippen!

Nach der Schipperei noch ein wenig in die Werkstatt. Gestern kam dieser neue Gel-Akku. Der ist für die Planeta. Denn in 1-2 Wochen soll die angepasste Lichtmaschine von Powerdynamo kommen, und da will ich auch gleich den wartungsarmen Gel-Akku einbauen. Mit dieser Kombination hab ich bei meiner TS 250/1 sehr gute Erfahrungen gemacht. Morgen wird der Akku erstmal geladen.

Jetzt noch das verchromte Vorderradschutzblech der litauischen Planeta entrostet und mit Rostumwandler behandelt. Aber viel lieber würde ich schon am Gespannaufbau der litauischen Teile arbeiten.

AMP-Superseal-Stecker! Habe ich in 2- und 4-poliger Version bereits für das Planeta-Gespann bestellt. Gute Technik und gute Preise - ein Tipp aus dem MZ-Forum, bestellt im Kalishop.

Und aus lauter Langeweile und Winterfrust baue ich noch schnell die Steckdose von Polo an das Rotax-Gespann. Will ich zum Laden des Handys unterwegs und für das Navi benutzen. Habe nämlich tatsächlich vor, in diesem Jahr das Navi zu benutzen. Nicht, um irgend ein Ziel zu finden - aber um neue Nebenstrecken zu entdecken. Wir sind also bereit, nur das Wetter noch nicht.

 

Der Sputnik für die Planeta

Nach dem erfolgreichen Experiment mit dem Eigenimport meiner zweiten Planeta wollte ich die Sache eigentlich wiederholen und mir den passenden Sputnik-Seitenwagen aus Litauen beschaffen. Hab auch einen bei autogidas.lt gefunden und wollte schon die Logistik in Bewegung setzen. Aber ein Gespräch mit Waldemar ließ mich meine Meinung ändern: Waldemar arrangiert seine nächste Litauen-Tour und wird meinen Seitenwagen mitbringen. An diesem Samstag, spät am Abend, wird er mir vor die Haustür gebracht: Der Sputnik für die Planeta.

Waldemar bringt neben meinem Sputnik-Seitenwagen noch eine Kiste Kleinteile sowie einen Seitenwagenrahmen für Roger und Andreas. Bei der Anlieferung ist es bereits dunkel und so gelingt nur ein einziges halbwegs brauchbares Bild. Aber es ist eindeutig mein Seitenwagen aus autogidas.lt. Klar ist, dass der Sputnik schnellstens in die Scheune im Ebsdorfergrund muss, aber das klappt frühestens am Montag oder Dienstag.

Mehr und mehr ähnelt der kleine Garten meines Natursteinhauses einem litauischen Schrottplatz. An der Wand lehnt der Rahmen für Roger, vorn steht mein Sputnik. Das fehlende Rad ist natürlich vorhanden, aus irgendeinem Grunde aber demontiert. Noch schnell die Plane provisorisch über die Einstiegsöffnung gelegt, damit das Boot nicht allzu voll schneit.

Erst am Montag, also 2 Tage später, kann ich mich etwas um den Sputnik kümmern. Mittlerweile ist wieder reichlich Schnee gefallen und hat den armen Seitenwagen unter sich begraben.

Dieser Schriftzug bedeutet Sputnik - glaube ich. Würde ich gern erhalten, aber ich befürchte, dass alles neu lackiert werden muss.

Die beiden Hauben vorn und hinten funktionieren noch - kein Wunder, denn das ist herrlich einfache Technik.

Rost hält sich wohl stark in Grenzen, der Sitz muss neu bezogen werden, das umlaufende Gummi ist hin und muss erneuert werden. Die Beleuchtungskörper fehlen teilweise. Sieht nach einer lösbaren Aufgabe aus.

Immerhin ein Vierpunktanschluss. Den Sitz könnte ich mir ebenso rot vorstellen, wie den gesamten Seitenwagen und das Motorrad dazu. Ein "Roter Oktober" als Zweitakter!

Das Rad wird nur lose aufgesteckt, richtig rollen tut die Fuhre mit dem platten Reifen und ohne Schlauch sowieso nicht. Die Achse hat 17 mm Durchmesser, da passt also kein MZ-Rad. Aber vielleicht kann ich das für 20 mm Achsen umgebaute TS-Rad mit anderen Lagern passend machen .....

Eine Kiste mit Kleinteilen hat der gute Waldemar noch dazu gepackt. Lauter nützliche Sachen.

Auch der bisher fehlende Anschluß für die Planeta liegt jetzt bei. Hatte eigentlich Bedenken, einen Seitenwagenanschluß an der Fußraste zu befestigen, aber andererseits: Im Ostblock werden tausende IZH so herumfahren, und was dort hält, sollte auch bei uns halten. Das bleibt also so.

Etliche Neuteile: Lenkkopflager, Unterbrecher, Kondensatoren, Kolbenringe und Radlager. Das beruhigt mein Jäger- und Sammler-Herz.

Was ist los in Russland? 2RS-Lager von einem russischen Hersteller mit ISO9001-Zertifikation. Diese Lager werde ich verbauen, und wenn die halten, dann muss ich mein Weltbild ändern. Nichts ist mehr so, wie es war .....

 

Meine Planeta direkt aus Litauen

Jetzt kann ich sagen: Das Experiment ist geglückt! Durchaus überraschend und auch früher als angekündigt wird sie an diesem verschneiten Sonntag angeliefert: Meine Planeta direkt aus Litauen.

Nachdem die ersten Angebote aus den Speditionsbörsen deutlich zu hoch lagen, meldet sich eine Spedition aus Bremen und legt sich bei der Suche nach einem günstigen Transport ordentlich ins Zeug. Als der Preis meinen Vorstellungen entspricht, sage ich zu, überweise dem Motorradverkäufer Tada Murolis den Kaufpreis – und warte ab. Nach wenigen Tagen wird mir der 11. oder 12. Januar als Liefertermin angekündigt. Durchaus flott.
Aber dann kommt es wieder anders! Am heutigen Sonntag Vormittag, gerade nach meinem morgendlichen Spaziergang, ruft meine libe Gattin durchs Haus: „Das Motorrad ist da!“ Und tatsächlich: Ohne telefonische Ankündigung ist ein litauischer Fahrer mit einem Sprinter aufgetaucht, in dem meine Planeta verstaut ist. Seinen dicken 40-Tonner hat er am Autohof stehen gelassen – klar, wegen des Wochenend-Fahrverbots. Im LKW hat er aber noch einen Sprinter, mit dem er diverse Kleinaufträge durchzieht – so auch meine Planetaauslieferung. Naja. kann nicht sagen, dass ich über das unerwartete Auftauchen böse bin – im Gegenteil.

Was hier nach dem Kennzeichen Erzgebirge aussieht, ist in Wahrheit ein litauischer Kleintransporter, der aus dem Bauch eines 40-Tonners geschlüpft ist und überraschend meine Planeta aus Kupiskis anliefert - an diesem heiligen Sonntag Vormittag. Der Fahrer ist sichtlich froh, das Ziel in Mücke gefunden zu haben.

Eher notdürftig gesichert hat die Planeta die Reise dennoch gut überstanden. Schnell ausgeladen und dann einen Kaffee mit dem Fahrer getrunken. Die Konversation ist nicht ganz einfach - er spricht (fast) kein Deutsch oder Englisch, ich überhaupt kein Litauisch oder Russisch. Geht trotzdem.

Da ist sie, meine zweite Planeta. Exakt wie beschrieben mit abgebautem Hinterradkotflügel, ohne SItzbebezug und ohne Tacho. Das allerdings fast alle Züge und elektrischen Leitungen nicht angeschlossen sind, wusste ich nicht. Naja, ist nicht wirklich schlimm.

Hinteres Schutzblech, Heckleuchte und ein schönes kleines litauisches Kennzeichen. Ob ich hier ein ähnlich kleines Kennzeichen bekomme, bezweifele ich aber.

Mein heißgeliebter Planeta-Motor mit dem langen Hub und den Deckeln auf den Überströmkanälen - ein Bild von einem Motor.

Seitenwagenanschluß unter der Sitzbank vorhanden - sehr gut, denn diese Planeta soll zusammen mit einem russischen Sputnik-Seitenwagen zum Gespann umgebaut werden.

Auch der SW-Anschluss an der vorderen Motorhalterung ist vorhanden - den habe ich immer als etwa abenteuerlich empfunden. Scheint aber zu halten.

Und oben am Rahmenrohr ist der Anschluß ebenfalls vorhanden - direkt am Rahmen verschweißßt. Seltsam, hat meine Planeta nicht. Jetzt fehlt nur noch der vierte Anschluß an der hinteren Fußraste, aber da hab ich schon was in Aussicht.

Vorübergehend muss die Planeta mal bei Nachbar Egon untergestellt werden. Möchte mein geliebtes Motorrad keinesfalls bei Schneetreiben draussen stehen lassen. Dazu ist der Gesamtzustand doch zu gut. Später muss sie dann in den Ebsdorfergrund gebracht werden.

Litauische Papiere sind dabei. Die Planeta ist Baujahr 1989, im Dokument steht "Motocikla su priekaba" - das bedeutet "Motorrad mit Beiwagen". Hoffe, dass mir das Dokument die Zulassung hier erleichtert. Aber so weit ist es leider noch nicht. Und selbst die Farbe ist eingetragen: Raudona, das ist Rot.