Aufgrund einer Rückfrage von Powerdynamo in Sachen Systemanpassung an die Planeta muss ich einige Dinge klären und ein wenig nachmessen. Beim Erwachen an diesem Sonntag Morgen sehe ich als erstes, dass schon wieder eine dicke Schneeschicht gefallen ist. Da fällt es leicht, mich zu entschliessen: Ich verbringe deshalb einen Vormittag mit Gradscheibe in der warmen Werkstatt.
Warme Werkstatt? Habe ich natürlich nicht, denn meine kleine Werkstatt ist nur äusserst notdürftig beheizt. Habe deshalb mit Nachbar Egon vereinbart, dass ich am Sonntag Morgen in seine Werkstatt kann. Nach dem obligatorischen Schneeschaufeln begebe ich mich also mit einer grossen Tüte mit Papier nach nebenan. Ein paar Spezialteile habe ich vorher aus meiner eiskalten Werkstatt geholt. Es ist gerade 9:00, als ich die leere und noch kalte Werkstatt betrete.
Meine litauische Planeta habe ich bereits am Vortage in die Werkstatt und auf die Hebebühne geschoben.
Dank grösserer Papiermengen (die ich ohnehin vernichten wollte) bullert der kleine Werkstattofen ruckzuck los und in kürzester Zeit ist der Raum so warm, dass ich Jacke und Mütze ausziehen kann. Es kann losgehen!
Das sind die wichtigsten Werkzeuge des heutigen Tages: Totpunktsucher, gleich zwei Stück, sowie eine Gradscheibe. Die habe ich mir aus dem Internet geholt und auf Pappe ausgedruckt.
Seitendeckel der Planeta ab und die Lichtmaschine abgeklemmt. Ich will direkt an den Wellenstumpf.
Sehr schnell sind Stator und Rotor der sowjetischen Lichtmaschine abgebaut und ich habe den Wellenstumpf mit der Keilnut vor mir.
Der Totpunktsucher kommt ins Kerzengewinde und ich stelle die Kurbelwelle auf den OT.
Erste Erkenntnis: Die Keilnut zeigt nach oben, wenn die Welle am oberen Totpunkt steht. Das entspricht auch der Aussage von Powerdynamo.
Mittlerweile ist auch Nachbar Egon wach und beteiligt sich an den Arbeiten. Gerade bereitet er einen Sperrholzträger für die Gradscheibe vor.
Die Wartezeit verbringe ich mit Elsterglanz an der Auspuffanlage der Planeta.
Erster Versuch, den OT auf der Gradscheibe anzuzeigen. Das wird aber sehr schnell verworfen, weil der dicke Draht zu labberig ist.
Schon besser: Ein massives Flacheisen, vor angespitzt, wird am Motorgehäuse angeschraubt. Die Kurbelwelle steht jetzt auf dem oberen Totpunkt. Die scheinbare Abweichung täuscht: Ein Paralaxefehler.
Jetzt einmal gedreht und dann 2,5 mm vor dem OT wieder angehalten. Der Zeiger steht auf ca. 17 Grad.
Jetzt der gleiche Versuch noch einmal, jedoch mit meinem zweiten Totpunktsucher. Dem habe ich bereits zwei Kerben eingeritzt: Einmal auf OT, und die zweite bei 2,5 mm vor OT. Damit stelle ich sonst die Unterbrecherzündung der Planeta ein.
Die OT-Markierung stimmt auch diesmal, wie der wunderbare Zeiger beweist. OK, war zwar nicht anders zu erwarten, aber sicher ist sicher. Habe nämlich vorher noch nie mit der Gradscheibe gearbeitet und kenne sie nur theoretisch.
Auch bei 2,5 mm vor OT liefert der zweite Versuch das gleiche Ergebnis wie der erste: Das entspricht nach wie vor ca. 17 Grad.
Noch einmal die Stellung der Kurbelwelle mit der Keilnut nach oben bei OT. Laut Aussage von Powerdynamo ist das bei DKW und MZ genau anders herum.
Als Ergebnis der heutigen Versuche ergibt sich für mich, dass der Verstellbereich der Powerdynamo-Anlage idealerweise zwischen 10 Grad und ....
.... 30 Grad vor OT liegen sollte. Das dürfte ausreichen, immer einen passenden Zündzeitpunkt einstellen zu können.
Das war's dann für heute. Die Werkzeuge werden wieder eingesammelt, die russische Zündkerze wird abgelichtet. Die Lichtmaschine bleibt zunächst noch ausgebaut. Vielleicht kommt ja direkt ein Powerdynamo-System rein.
Jetzt noch bei einem heissen Kaffee ein wenig Smalltalk mit Egon, nebenbei die Chromfelgen und Schutzbleche der Planeta mit Elsterglanz behandelt und dann ist dieser Schrauber-Sonntag vorbei.