Zum zweiten TÜV-Versuch

Liege mit einer Grippe flach, aber der heutige Frühlingseinbruch zwingt mich dennoch in die Werkstatt. Werde noch einmal über die Planeta schauen und dann so gegen Mittag einen zweiten Anlauf starten. Die Schrauberei und besonders das Wetter scheinen mich zu beflügeln und um 13:30 starte ich die Planeta und breche auf zum zweiten TÜV-Versuch.

In der Werkstatt beginne ich aber zunächst mit einer Arbeit an der Solo Silverstar. Da hat mich auf den letzten Fahrten (wie lange ist das her!) schon der ständig pendelnde elektronische Tacho von Nova MMB genervt. Bei einem Telefonat mit einem Nova-Techniker bekomme ich sehr gute Hinweise, die ich jetzt umsetzte. Eine Messung am Hall-Sensor zeigt, dass es bei jedem Schraubenkopf der Bremsscheibenbefestigung einen Impuls gibt. Das heisst also, 6 Impulse. Im Setup des Tachos hatte ich aber nur 3 Impulse eingestellt, weil ich glaubte, dass nicht der Schraubenkopf, sondern die Gesamtfläche für 2 Schrauben einen Sensorpunkt ausmachen. Aber so ist es wohl nicht. Nach der Messung also das Setup geändert und ein paar Kilometer gefahren. Sieht gut aus, aber dass muss sich noch auf einer längeren Strecke bewähren.
Dann gehts an die Planeta.

Der Frühling in unserem Garten. Sieht ja eher traurig aus, aber es macht Hoffnung. Und heute sinds um die 12 Grad, gefühlt aber schon 18. Die Planeta springt gut an, läuft ruhig, alles funktioniert. Also rein in die Klamotten und los. Aber nicht direkt zum TÜV: Jetzt wird auf 25 km getestet, ob wirklich alles OK ist.

Leider ist nicht alles OK: Bei langsamem Lauf will der Motor schlagartig ausgehen und ist nur mühsam und nicht jedesmal am Leben zu halten. Fahre trotzdem zum TÜV und weise den Prüfer darauf hin. Dabei fasele ich etwas von einem neuen Vergaser, auf den ich warte. Aber der Prüfer hört mir kaum zu! Er kreischt auf:" Eine Izh Planeta! Hab ich ja noch nie hier gesehen!" Tja, der gute Mann ist aus der ehemaligen Sowjetunion und kennt die Planeta wahrscheinlich besser als ich. Jedenfalls nimmt er sie ohne Mängel ab und trägt auch den Lucas-Lenker aus Alu ein. Dann kommt noch ein Grünberger MZ-Fahrer auf einem Tomos-Moped dazu und es gibt 45 Minuten Ostbock-Gequatsche.

So hab ich also beim TÜV noch eine neue Ostbock-Bekanntschaft geschlossen und wir haben ein Treffen vereinbart. Mit dem neuen TÜV-Stempel springt die Planeta gleich viel besser an und wir zirkeln noch 2,5 Stunden durch die Gegend. Dabei teste ich gleich den neuen Helm, der heute morgen eingetroffen ist: Den J1 von Schuberth. Ein Jethelm, ideal für meine Ostböcke.

Bei jedem Stop zickt die Planeta dann aber wieder herum. Geht schlagartig aus und springt schlecht wieder an. Sieht stark nach Vergaserproblemen aus. Dabei hatte ich mir doch solche Mühe mit der Einstellung gegeben. Undankbare Polja! Seltsamerweise ist beim Fahren alles OK, und zwar in jedem Bereich. Seltsam. Aber OK, fahren wir noch ein wenig und beobachten die Sache.

Fahre einige meiner geliebten Orte im Nahbereich an, beispielsweise das verwunschene alte Grundstück kurz vor Rüddingshausen. Bei der Weiterfahrt wird wieder gezickt. Aber könnt ihr euch vorstellen, wie ich nach diesem Winter die Fahrt durch Vogelsberg und Marburger Land geniesse? Wahnsinn, bin wie neu geboren.

Auch nach dem Stop bei dieser traumhaften Schraub/Wohnmöglichkeit bei Schadenbach zickt Polja rum. Aber erst zuhause in der Werkstatt komme ich der Ursache richtig nahe: Es hängt mit dem Lenkereinschlag zusammen! Also ein elektrisches Problem. Sehr gut, denn an die Elekrik will ich sowieso ran: Die Powerdynamo-Anlage will eingebaut werden und bei der Gelegenheit gibts ein neues Zündschloss sowie eine komplette Neuverkabelung. Aber heute nicht mehr.

 

Rückfahrt mit dem Schandwagen

Es hätte so schön werden können heute: Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, die Temperaturen sind mittlerweile moderat und ich habe ab 12:00 frei. Entschliesse mich deshalb, mit der Planeta zuerst den überfälligen TÜV-Termin zu absolvieren und danach noch eine grosse Runde in der Rhön zu drehen. Aber es kommt völlig anders, Polja lässt mich im Stich und wir erleben eine Rückfahrt mit dem Schandwagen.

Zunächst beginnt alles sehr gut: Die Planeta springt sofort an und wir fahren nach Bernsfeld zum Tanken. Auch da gibt es keine Komplikationen und mit vollem Tank verlassen wir die Tankstelle wieder in Richtung Grünberg. Aber Nur 2 km weiter erstirbt plötzlich das sonore Motorgeräusch von Polja – natürlich auf der viel befahrenen Bundesstrasse an einer Stelle ohne Möglichkeiten zum Anhalten. Das heisst jetzt erstmal 500 m schieben, bis ein Waldweg eine gründliche Untersuchung zulässt. Als ich nach einigen Minuten die Ursache irgendwo am Unterbrecher vermute, stellt sich heraus, dass ich keinen 4 mm Inbusschlüssel dabei habe. Jetzt hilft nur noch ein Anruf mit dem Handy.

Hier hat mich die Planeta schmählich verlassen und mangels 5er Inbus kann ich den Fehler nicht mal beheben. Rufe also Nachbar Egon an, der zum Glück nur 5 km von hier in einer Werkstatt für Gabelstapler arbeitet.

Nach wenigen Minuten ist der Gute mit eine VW Transporter mit Riesenhänger zur Stelle und wir fahren die Planeta erst einmal in die Gabelstaplerwerkstatt. Später werden wir sie dann in die heimische Garage holen. Ein unrühmliches Ende eines so schön begonnenen Tages. Am nächsten Tag stellt sich aber heraus, dass Polja unschuldig ist! Ursache der Panne war das Zweitaktöl aus dem Baumarkt. Das hat sich beim Tanken offensichtlich überhaupt nicht gemischt und ist als ein dicker Klumpen durch den Tank in den Vergaser gekommen. Dort hat es alle Düsen verkleistert. Damit kann auch eine IZH nicht mehr funktionieren. Meine Planeta ist also auf jeden Fall rehabilitiert.

 

Ein Vormittag mit Gradscheibe in der warmen Werkstatt

Aufgrund einer Rückfrage von Powerdynamo in Sachen Systemanpassung an die Planeta muss ich einige Dinge klären und ein wenig nachmessen. Beim Erwachen an diesem Sonntag Morgen sehe ich als erstes, dass schon wieder eine dicke Schneeschicht gefallen ist. Da fällt es leicht, mich zu entschliessen: Ich verbringe deshalb einen Vormittag mit Gradscheibe in der warmen Werkstatt.

Warme Werkstatt? Habe ich natürlich nicht, denn meine kleine Werkstatt ist nur äusserst notdürftig beheizt. Habe deshalb mit Nachbar Egon vereinbart, dass ich am Sonntag Morgen in seine Werkstatt kann. Nach dem obligatorischen Schneeschaufeln begebe ich mich also mit einer grossen Tüte mit Papier nach nebenan. Ein paar Spezialteile habe ich vorher aus meiner eiskalten Werkstatt geholt. Es ist gerade 9:00, als ich die leere und noch kalte Werkstatt betrete.

Meine litauische Planeta habe ich bereits am Vortage in die Werkstatt und auf die Hebebühne geschoben.

Dank grösserer Papiermengen (die ich ohnehin vernichten wollte) bullert der kleine Werkstattofen ruckzuck los und in kürzester Zeit ist der Raum so warm, dass ich Jacke und Mütze ausziehen kann. Es kann losgehen!

Das sind die wichtigsten Werkzeuge des heutigen Tages: Totpunktsucher, gleich zwei Stück, sowie eine Gradscheibe. Die habe ich mir aus dem Internet geholt und auf Pappe ausgedruckt.

Seitendeckel der Planeta ab und die Lichtmaschine abgeklemmt. Ich will direkt an den Wellenstumpf.

Sehr schnell sind Stator und Rotor der sowjetischen Lichtmaschine abgebaut und ich habe den Wellenstumpf mit der Keilnut vor mir.

Der Totpunktsucher kommt ins Kerzengewinde und ich stelle die Kurbelwelle auf den OT.

Erste Erkenntnis: Die Keilnut zeigt nach oben, wenn die Welle am oberen Totpunkt steht. Das entspricht auch der Aussage von Powerdynamo.

Mittlerweile ist auch Nachbar Egon wach und beteiligt sich an den Arbeiten. Gerade bereitet er einen Sperrholzträger für die Gradscheibe vor.

Die Wartezeit verbringe ich mit Elsterglanz an der Auspuffanlage der Planeta.

Erster Versuch, den OT auf der Gradscheibe anzuzeigen. Das wird aber sehr schnell verworfen, weil der dicke Draht zu labberig ist.

Schon besser: Ein massives Flacheisen, vor angespitzt, wird am Motorgehäuse angeschraubt. Die Kurbelwelle steht jetzt auf dem oberen Totpunkt. Die scheinbare Abweichung täuscht: Ein Paralaxefehler.

Jetzt einmal gedreht und dann 2,5 mm vor dem OT wieder angehalten. Der Zeiger steht auf ca. 17 Grad.

Jetzt der gleiche Versuch noch einmal, jedoch mit meinem zweiten Totpunktsucher. Dem habe ich bereits zwei Kerben eingeritzt: Einmal auf OT, und die zweite bei 2,5 mm vor OT. Damit stelle ich sonst die Unterbrecherzündung der Planeta ein.

Die OT-Markierung stimmt auch diesmal, wie der wunderbare Zeiger beweist. OK, war zwar nicht anders zu erwarten, aber sicher ist sicher. Habe nämlich vorher noch nie mit der Gradscheibe gearbeitet und kenne sie nur theoretisch.

Auch bei 2,5 mm vor OT liefert der zweite Versuch das gleiche Ergebnis wie der erste: Das entspricht nach wie vor ca. 17 Grad.

Noch einmal die Stellung der Kurbelwelle mit der Keilnut nach oben bei OT. Laut Aussage von Powerdynamo ist das bei DKW und MZ genau anders herum.

Als Ergebnis der heutigen Versuche ergibt sich für mich, dass der Verstellbereich der Powerdynamo-Anlage idealerweise zwischen 10 Grad und ....

.... 30 Grad vor OT liegen sollte. Das dürfte ausreichen, immer einen passenden Zündzeitpunkt einstellen zu können.

Das war's dann für heute. Die Werkzeuge werden wieder eingesammelt, die russische Zündkerze wird abgelichtet. Die Lichtmaschine bleibt zunächst noch ausgebaut. Vielleicht kommt ja direkt ein Powerdynamo-System rein.

Jetzt noch bei einem heissen Kaffee ein wenig Smalltalk mit Egon, nebenbei die Chromfelgen und Schutzbleche der Planeta mit Elsterglanz behandelt und dann ist dieser Schrauber-Sonntag vorbei.

 

 

Eine weitere Planeta im Vogelsberg

Ostböcke mag ich ja schon mein ganzes langes Motorradleben lang, aber konkret angefixt von der Planeta wurde ich durch die Webseite von Schraubaer42. Und jetzt habe ich den Wahnsinn weiter gegeben und selbst jemanden auf den wahren Weg gebracht. Seit heute gibt es bei Reimund und Regina eine weitere Planeta im Vogelsberg.

Im Herbst 2009 hat Reimund meine Planeta gesehen und dabei hat es ihn wohl erwischt. Natürlich hat der Bursche das nicht an die grosse Glocke gehängt und auch ich habe davon lange Zeit nichts gewusst. Aber jetzt hat er von Waldemar ein Planeta-Gespann aus Litauen bekommen und das wurde heute geliefert. Leider konnte ich der historischen Aktion nicht beiwohnen, aber ein paar Bilder der Maschine sind dennoch auf dunklen Wegen zu mir gelangt. Jetzt hoffe ich noch, dass Reimund die Übergabe fotografisch festhält und entsprechendes Bildmaterial zur Verfügung stellt.

Waldemar hat das Beste aus mehreren Planetas zu einer neuen Maschine für Reimund zusammen gefügt.

Der erste Eindruck der Maschine auf den Bildern von Waldemar ist sehr ordentlich.

Die Planeta hat alle Seitenwagenanschlüsse und den Sputnik gibt es komplett dazu. Reimund plant einen wahlweisen Eintrag.

Der Seitenwagen braucht allerdings noch etwas Zuwendung, wahrscheinlich eine Komplett-Renovierung. Eine lösbare Aufgabe!

 

 

Pekar-Reparatursatz für den K65 Vergaser

Morgens und vormittags ist es heute immer noch grau, nass und auf den Strassen salzig. Mit der ursprünglich geplanten Gespannausfahrt wirds also nix, statt dessen begebe ich mich in die Werkstatt. Dort wartet schon längere Zeit der Pekar-Reparatursatz für den K65 Vergaser.

Also mit dem Fahren wirds heute nichts, aufs Sofa oder auf den Fernseher habe ich überhaupt keine Lust und selbst die diversen Motorrad-Foren geben mir heute nichts. Gegen aufkommende Depressionen gibts deshalb zunächst einen schönen Spaziergang und dann ein paar Stunden Werkstatt und Beschäftigung mit russischer Technik. Danach gehts mir besser.

Dann stelle ich fest, dass mein Ersatzvergaser gar kein K65 ist, sondern ein K62. Hmmh, selbst der K63 gilt in Fachkreisen als gruseliger Vergaser. Dazu muss man aber sagen, dass das für die Russenboxer gilt. Auf jeden Fall bekomme ich dank des Pekar-Reparatursatzes aus dem K62 einen (vermutlich) brauchbaren Ersatzvergaser zusammen. Und ich lerne meinen Vergaser ein wenig besser kennen.

Später schraube ich die Beleuchtungsteile von meinem Sputnik-Seitenwagen ab. Die kann ich an solchen Tagen wie heute irgendwann in aller Ruhe überholen. Der Sputnik gefällt mir immer besser und ich überlege schon, ob ich mir nicht ein weiteres Boot besorgen und auf den Velorex-Rahmen des Silverstar-Gespanns schrauben soll. Netter Gedanke.

Und jetzt kommt doch wahrhaftig noch die Sonne heraus und schafft es sogar, die Strassen ein wenig zu trocknen. Aber zu spät für mich - wieder ein Tag ohne Motorradfahren.