Immer wieder schön: Der Kellerwald

Der gestrige Feiertag: Völlig verregnet; der freie Tag vorher ebenfalls. Aber heute, an diesem Freitag, der ein Brückentag und damit frei ist, heute siehts sehr gut aus. Die Wettervorhersagen sind auch nicht schlecht und ich muss unbedingt mal wieder eine etwas grössere Gespannrunde drehen. Am Dienstag hab ich noch mit meinem Kollegen über mögliche Touren in Hessen diskutiert und seitdem ziehts mich mit aller Gewalt  mal wieder in den Kellerwald.

Hab ja vor längerer Zeit schon mal geschrieben, wie gern ich den Kellerwald mit einem meiner Oldies befahren möchte. Daran muss ich auch heute wieder denken und stelle mir viele Stellen mit der 175er Jawa, der 350er Junak oder mit Kathy, der TS 250/1 vor. Der Haken dabei ist, dass keines dieser Motorräder fertig und fahrbereit ist. Muss also damit noch warten, aber das Rotax-Gespann ist keinesfalls nur ein müder Ersatz für meine leichten Kräder. Im Gegenteil habe ich damit heute sehr viel Fahrspass und so gesehen ist es auch das richtige Fahrzeug für die Kellerwaldtour.

Am Vormittag wird gestartet und wie meist nehme ich den Weg durch den Kirtorfer Wald und Neustadt. Damit ist bereits die Anfahrt von ca. 60 km ein reiner Fahrgenuss. Das längste Stück ohne Kurven dürfte diese Gerade kurz vor Wahlen sein. Da fällt mir auch erstmalig heute auf, wie stark der Wind ist - richtige Sturmböen. Also etwas runter mit dem Tempo.

Bei Lischeid gehts für wenige Kilometer auf die B3 und dann hinter Gilserberg links ab in den Kellerwald. Nun beginnen die winzigen und teilweise sehr schlechten Strässchen sowie die stark bewaldeten Berggipfel. Ich bin im Kellerwald!

Ein zeitlang fahre ich am Rande des Kellerwaldes entlang und habe hier die Gemündener Senke vor mir. Aber dann heisst es ab in Richtung Haina, und das ist wieder Kellerwald pur.

In Haina fahre ich auf das Gelände des Psychiatrischen Krankenhauses, weil dort auch das historische Kloster liegt. Hier ist das schöne Gebäude zu sehen. Auf dem Gelände befinden sich weitere sehr schöne und historische Gebäude, unter anderem auch ein Tischbein-Museum. Was hat der Maler Tischbein hier zu suchen?

Kurz hinter Haina, in Richtung Battenhausen, halte ich auf diesem winzigen Strässchen, weil rechts im Wald ein See glitzert.

Kaum zu erkennen ist der dunkle Waldsee, der sich in Kaskaden in mehrere Gräben ergiesst.

Über die kleine Brücke kann ich direkt in den See laufen. Der ideale Ort für eine Tragödie: Wer hier ins Wasser gehen will, hat's leicht. Gute Voraussetzungen für einen gelungenen Abgang. Seltsam makabere Gedanken, aber im mystischen Kellerwald kommen solche Anwandlungen schnell.

Nun gerate ich in Richtung Bad Wildungen und bin hier auf einer Anhöhe bei Amsfeld. Von hier verläuft eine unglaubliche Strasse nach Bergfreiheit, die ich heute aber nicht nehme. Die Strecke ist aber wohl in Fachkreisen bekannt, denn eine grössere Gruppe Motorräder brummt langsam unten an mir vorbei.

Nach meinem Empfinden geht hier der Kellerwald ganz allmählich ins Ederbergland über. Das tut der Schönheit der Gegend keinen Abbruch, aber es scheint ab hier ein bischen wilder zu werden.

Noch schnell ein Foto des Gespanntreibers geschossen und dann fahre ich zurück nach Battenhausen. Das Hohe Lohr zieht mich an, die zweithöchste Erhebung im Kellerwald.

Und nach wenigen Kilometern ist das Hohe Lohr bereits zu sehen, unverkennbar durch den (ehemaligen) Fernsehturm. Vor vielen Jahren waren Bruder Sigi und ich mal mit 2 Maicos ganz oben am Turm, aber heute sind alle Zufahrten für den Verkehr gesperrt. Müsste also zu Fuss hoch gehen ......

Der jetzt geschlossene Lift sagt, dass hier im Winter richtig Ski gefahren wird. Der Skilift führt durch eine breite Schneise im Wald aufs Hohe Lohr. Fast ein wenig alpin!

Da haben wir wieder unseren Künstler Tischbein, dem ein Wanderweg gewidmet ist. Aha, ein Spross der weit verzweigten Künstlerfamilie kam aus Haina. Daher weht also der Wind.

Inspiriert durch Wilhelm Tischbein versuche ich ein künstlerisches Motiv mit der Kamera zu erfassen. Erkennt jemand die gewagte Kombination aus Natur und Technik, versinnbildlicht durch das Blatt und ein Stückchen Goretex?

Wesentlich attraktiver als mein jämmerlicher Kunstansatz ist dieser Hengst auf einer blumigen Wiese am Fusse des Hohen Lohrs. Sieht aus wie eine Nachzüchtung der berühmten Przewalsk-Pferde, der mongolischen Wildpferde.

Weiter nach Haddenberg in die Nähe der keltischen Kultstätte. Herrlich unprofessionell dieses Schau-ins-Land-Schild, aber mir ist sowas lieber als eine kommerzielle Hinweistafel mit Danksagung an alle Sponsoren und Werbung.

Das ist ein möglicher Blick vom Schau-ins-Land in Richtung Ederbergland. Fast keine Zeichen der Zivilisaion sind zu erkennen und ich stelle mir vor, wie es hier aussieht, wenn unsere Rasse es geschafft hat, sich komplett auszulöschen. Ha, das sind sie wieder, die seltsamen Gedanken im mystischen Kellerwald.

Am Zufahrtsweg zum Wüstegarten, dem höchsten Berg des Kellerwaldes, banne ich meinen Rotax samt Treiber auf die Linse und hoffe, damit etwas von der Keltenmystik auf uns zu übertragen.

So ist es heute den ganzen Tag: Mal sonnig, dann verdunkeln Wolken den Himmel, es fallen auch mal ein paar Tropfen und es stürmt ziemlich. Die Temperaturen sind gemässigt, das Futter muss in der Jacke bleiben. Insgesamt das ideale Wetter für mich.

Über Moischeid und Gilserberg gehts nun zurück in den Vogelsberg, nicht ohne in der Schwälmer Bäckerei in Gilserberg noch einen ordentlichen Kucheneinkauf zu tätigen. Hier bin ich schon wieder am Rande des Vogelsberges in der Nähe von Arnshain.

Die obligatorische letzte Rast vor der heimischen Werkstatt gibt es im Kirtorfer Wald bei der kleinen Schutzhütte. Heute ist der wilde, dazugehörige Garten besonders schön.

Und zum ersten mal seit 3 Jahren bin ich nicht allein an der Schutzhütte. Ein älterer Herr hat sich zu einer Vesper niedergelassen. Wir stören uns nicht weiter und nach kurzer Pause fahre ich die letzten 20 km bis nach Hause. Das waren dann heute gute 200 km Kellerwaldtour, die ich sehr genossen habe.

 

Silverstar-Besuch in Mücke

Meldet sich vor einiger Zeit Heiko aus Frankfurt, der sich gerade ein MZ-Gespann gekauft hat. Heiko ist bIsher eine rein virtuelle Bekanntschaft, der aber mal in das Mücker MZ-Zentrum kommen möchte, um ein paar Tips zu Rotax-Emmen zu erhalten. Kein Problem, für solche Dinge sind Egon und ich immer zu haben. Heute ist dann der Tag und trotz starken Regens taucht es in Mücke auf:  Noch ein Silverstar Gespann.

So richtig viele Silverstars hat es ja von MZ nicht gegeben und von den Silverstar Gespannen gabs noch weniger. Umso schöner, dass ein weiteres dieser schönen Motorräder in Hessen aufgetaucht ist. Heiko hat das Gespann vor 4 Wochen im Bayrischen gekauft und möchte sich nach und nach damit vertraut machen. Gut, damit fangen wir heute an. Für Egon und mich ist es auch durchaus interessant, mal zu sehen, wie die originalen Werksgespanne aufgebaut wurden. Und die Besonderheit an Heikos Gespann ist, dass dieses auf das MZ-Werk als Erstbesitzer zugelassen war. Wer weiss, was die MZler da noch alles an Spezialitäten hineingebaut haben. Vielleicht sogar einen 560er Motor? Spannende Frage, die wir aber heute nicht klären können.

Als ich eintrudele, haben Heiko und Egon bereits mit der Schrauberei begonnen: Der Kupplungszug muss erneuert werden. Nun sehe ich, dass das Gespann in Berlin zugelassen ist. Ja, Heiko ist ein Berliner, den es beruflich nach Frankfurt verschlagen hat.

So ein Silverstar Gespann ist einfach wunderschön, da beisst die Maus keinen Faden ab. Daran kann auch nichts ändern, dass dieses Gespann in einigen winzigen Details doch leicht vernachlässigt wurde.

Der Kotflügel des Bootes entspricht nicht dem originalen Velorex. Hat MZ da ein spezielles Teil verbaut? Ist auf jeden Fall anders als bei meinem Gespann.

Am frühen Abend sind die wichtigsten Arbeiten erledigt und Heiko macht sich auf den Rückweg nach Frankfurt. Pünktlich zum Aufbruch beginnt auch der Regen wieder. Schätze, wir werden noch ein paar gemeinsame Rotax-Gespannausflüge mit Heiko machen.

 

Fuldaer Gespanntreffen 2009

Ein Gespanntreffen derart direkt vor meiner Haustür kann ich nicht verpassen. Beim Dreiradler-Treffen vor 4 Wochen wurde bereits stark dafür geworben und so starte ich heute nach Hosenfeld-Blankenau zum Fuldaer Gespanntreffen.

Im letzten Jahr hatte ich mir schon vorgenommen, beim 2009er Treffen der Gespannfreunde Fulda das gesamte Wochenende beim Treffen zu verbringen und mein Zelt auf dem herrlichen Platz in Hosenfeld-Blankenau aufzuschlagen. Aber es kam mal wieder anders: Weil morgen, also Sonntag, ein DKW-Treffen am Motorrad Museum Montabaur stattfindet, wird wieder nichts aus dem Campen. Die Anfahrt mit lausigen 50 km ist auch nicht der Brüller, also bleiben mir das Wiedersehen mit alten Bekannten und die schönen Gespräche mit unbekannten Gästen. Und etliche interessante Gespanne gabs natürlich auch. Also auf, um 10:30 starte ich durch den Vogelsberg in Richtung Rhön.

Und nur wenig später bin ich bereits an der Grenze des Vogelsberges angekommen. Hier beginnt die Rhön und der Landkreis Fulda. Blankenau, der Ort des Treffens, ist jetzt nur noch 5 km entfernt. Während meiner kurzen Pause donnert ein Trupp dicker Solomaschinen aus dem Vogelsberg in Richtung Rhön.

Vom letzten Jahr weiss ich noch ungefähr, wo es im Ort hoch geht zum Treffen. Ein sehr schönes Fleckchen Erde, ortsnah und dennoch weit genug entfernt, um niemanden zu stören. Die Fuldaer Gespannfreunde können froh sein, sich diesen Platz gesichert zu haben.

Bereits bei der Anfahrt auf dem Platz ist zu erkennen, dass wesentlich mehr los ist, als im letzten Jahr. 2008 gabs wohl eine deutliche Besucherflaute, aber dieses Jahr können die Fuldaer Gespannfreunde zufrieden sein.

Hier ein Teil der Truppe um Hubert, den Vater, Initiator und das logistische Herz des Treffens.

Auch beim Betrachten der Camperwiese ist die wieder gestiegene Besucherzahl erkennbar - und dass, obwohl ein Teil der Besucher noch auf der gemeinsamen Ausfahrt unterwegs ist. Die Wiese ist frisch gemäht und das Gras liegt noch dick auf der Fläche. Es stehen aber genügend Rechen herum, mit denen jeder Camper seinen Platz vor Aufbau des Zeltes bearbeiten kann.

Hubert hat bereits etliche Jahre das Gespanntreffen in vorderster Linie organisiert. Das soll aber anders werden und im nächsten Jahr wird er in die zweite Reihe treten. Dann muss die nächste Generation das Treffen weiterführen. So soll es sein!

Jetzt schaue ich mich ein wenig auf dem Platz um. Ein krasser Gegensatz zu meinem kleinen Rotax-Gespann ist diese dicke Triumph mit dem klassischen Seitenwagen. Ein Drehmoment-Monster.

Gespannfahrer und Hunde gehören irgendwie zusammen. Dieser braune Mitfahrer ist von besonderer Freundlichkeit.

Kunst am Gespann. Ernst und Henry scheinen ein eingeschworenes Team zu sein.

Und tatsächlich, die beiden sind unzertrennlich und mögen sich offensichtlich.

Etliche Besucher sind aus den Niederlanden nach Blankenau gekommen.

Schönes klassisches BMW Gespann mit englischem Hedingham Seitenwagen. Die beiden Solinger haben nach 25-jähriger Pause wieder mit dem Gespannfahren begonnen.

Die Gespanntruppe aus Homberg mit Ilo Hermann, die jedes Jahr eine Jumbofahrt mit der Schottener Reha organisiert. Will ich dieses Jahr auch teilnehmen.

Zwei Schwingen-BMW mit Gleitlagermotoren aus Koblenz. Solche BMW-Umbauten haben vor 30 Jahren mein Interesse am Gespannfahren geweckt.

Und zwischen den beiden Koblenzern mein alter Bekannter Horst Schäfer, der reichlich müde wirkt. Das lässt Rückschlüsse auf den gestrigen Abend zu.

Die Fuldaer Gespannfreunde beginnen damit, Steaks und Bratwurst für die Besucher fertig zu machen. Und kurze Zeit später erscheint auch das Kuchenmobil.

Bewacht wird der Küchentrakt von diesem Zerberus - aber in Wahrheit ist dies ein extrem nettes Tier.

Hubert und Egon diskutieren über das seltsame CanAm-Dreirad. Das Fahrzeug hat einen Rotax-Twin als Antrieb, gilt als PKW und ist sicher interessant zu fahren. Ein Gespann ist es aber ganz sicher nicht.

Unbestätigten Gerüchten zufolge will Hubert das Fuldaer Gespanntreffen im nächsten Jahr umbenennen: Es soll ab 2010 Fuldaer Quad- und Rollertreffen heissen. Hubert bestreitet diese Absicht zwar noch, aber dieser Aufkleber spricht Bände.

Interessante Dieseltruppe aus Westerwald und Hunsrück. Die beiden wissen spannende Details zu Dieselkrädern zu berichten.

Jetzt muss aber erst einmal am Dieselgespann mit Service Car geschraubt werden. Was ist hier los? Sind die Diesel etwa unzuverlässig?

Natürlich nicht, aber um das Dieselräuchern etwas zu reduzieren, wird die Durchflussmenge ein wenig verringert. Allerdings nur, um kurz darauf wieder erhöht zu werden: Die Leistung wurde mit reduziert.

Ein weiterer Dieselfahrer mit 11 PS-Gespann aus Pforzheim. Mit der Motorleistung wollen auch die 250 km Anfahrt erst einmal gefahren werden. Die Enfield läuft aber immerhin schon über 70.000 km mit dem Diesel - Respekt.

Interessanter Eigenbau, an dem jedes Teil selbst gefertigt wurde. Der Erbauer aus Bremen hat vorher Schiffe zusammen geschweisst, da soll er wohl auch ein Gespann hinbekommen.

Der Eigenbau nötigt höchsten Respekt ab: Honda Civic Motor mit 130 PS, Seitenwagenrad mitgelenkt, fantastische Bremsen und viel Platz im Boot.

Nachbarin Ruth macht eine Sitzprobe im Boot. Die Gattin des Erbauers hat auf viel Platz und guten Einstieg bestanden. Ihre Forderungen wurden perfekt umgesetzt.

Mit diesem 750er Russengespann kam das Dresdener Ehepaar nach Blankenau. Die beiden haben mit der Ural schon gewaltige Reisen gemacht, unter anderem durchs Baltikum. Und der Russe hat die beiden immer gut nach Hause gebracht.

Das Uralgespann zeigt viele schöne Details und individuelle Verbesserungen. Auffällig die hochglanzverchromte Erste-Hilfe-Box am Boot. Überraschend jedoch deren Inhalt!

Anstelle von Heftpflaster und Dreieckstuch kommen eine Flasche First Aid Vodka .......

..... und baltische Sardinen zum Vorschein. Aber OK, diese Art der Ersten Hilfe passt wohl eher zu russischen Seele.

 

Die Nachbarn Ruth und Egon sind mit 2 Gespannen angereist und haben mittlerweile ihr Zelt aufgeschlagen. Es fliesst offensichtlich doch Camperblut in ihnen.

Habe das Gefühl, dass Egon sich für jedes Treffen ein neues Zelt besorgt - und immer grösser als das vorherige.

Weitere Tagesgäster erscheinen, dabei auch die beiden Gespanne aus Grünberg. Und eines davon kenne ich doch .......

Klar, es ist das Dnepr-Gespann mit BMW Motor von Arbeitskollege Eckhard. Das Gespann, dass ich kaufen kann und möchte, aber wofür ich einfach keinen Plaz zum Unterstellen habe.

Gegen 17:00 trete ich den Heimweg an. Hat mir wieder gut gefallen beim Fuldaer Gespanntreffen. Und im nächsten Jahr werde ich bestimmt mein Zelt hier aufschlagen ... aber das sage ich ja jedes Jahr.

Kurz vor Dirlammen ein Stop mit Blick in Richtung Ullrichstein. Noch 20 Minuten und ich bin wieder in Mücke. Da kann ich gleich die Route für morgen vorbereiten: Zum Motorrad Museum Wirzenborn bei Montabaur.

 

 

Auf der Suche nach Maicos

Nachdem ich gestern bereits das Maico- und Veteranentreffen bei Laasphe verschusselt habe, gibts heute einen neuen Anlauf. Bereits um kurz nach 8:00 bollert mein Rotax-Gespann mit dem Lafranconi-Auspuff und ich fahre zunächst mal wieder in Richtung Mandeln. Erst in Oberdieten will ich dann Richtung Lassphe und dann nach Oberndorf abbiegen. Aber auch diesmal kommt es anders:  Nix war’s mit den Maicos.

Zu dieser frühen Stunde komme ich zunächst gut voran und bis kurz vor Lohra bin ich auch ziemlich alleine auf der Strasse. Aber dann, wie aus dem Zylinder gezaubert, ist die Strasse voll, und zwar voller Wahnsinniger! Jede Menge BMW’s, Audis und Benze, die mit 30 cm Abstand fast in meinen Auspuff kriechen. Fahre ich schneller, ist das immer noch zu langsam, lasse ich sie vorbei, sind innerhalb von Sekunden die nächsten Raser da. Eine einzige Katastrophe! Noch schlimmer wird es dann bei Mornshausen in Richtung Gladenbach. So schlimm, dass ich abdrifte und auf die Kreisstrassen ausweiche. Puh, da ist mehr Ruhe. Allerdings komme ich auch völlig von der Richtung ab und finde mich ganz woanders wieder. Na egal, muss ich halt auf die Maicos verzichten und werde statt dessen einfach eine nette Tour fahren. Aber leid tuts mir schon wegen der Maicos ………
Gelernt habe ich daraus jedenfalls, nie mehr am Sonntagmorgen auf Bundesstrassen im Marburger Umland zu fahren.

Anfang der 70er Jahre schrieb der legendäre Klacks einmal im "Motorrad": "Und ehrlich gesagt: Mit der Max kannst Du heutzutage auf Fernstrecken auch nur noch mitschwimmen." Richtig, und heute, fast 40 Jahre später, gilt das auch für ein 500er Gespann. Vor den Marburger Dränglern bin ich hier bereits geflüchtet und befinde mich auf einem Strässchen zwischen Kehna und Nanzhausen.

Gelber Raps und roter Mohn auf den Feldern, kein Verkehr, aber dafür setzt jetzt ein mittlerer Regen ein, der sich fast eine Stunde hält. Richtig schlimm wirds aber nicht und die Regenklamotten bleiben im Beiwagen.

Leckeres Fleisch gibts auf dem Hofgut Eselsmühle in Damm. Und durch die landwirtschaftlichen Betriebe sind die Strassen ruckzuck schlammverschmiert.

Kurz vor Frohnhausen an der Lahn regnet es immer noch. Ein Blick Richtung Westen (wo ich ursprünglich hinwollte) zeigt mir: Da ist der Himmel noch wesentlich dunkler.

Seit Jahren bin ich nicht mehr durch Frohnhausen gefahren. Seit dem Ausbau der B3 zwischen Giessen und Marburg liegt der Ort quasi abseits der Durchgangsstrassen. Ein schöner Ort mit einem imposanten Amtsgericht.

Direkt gegenüber ein grosser Werkzeughändler, der Werkzeug Vogel. Sieht nach guten Produkten aus und wenn ich mal wieder was brauche, werde ich hier nachfragen.

Wenn ich schon mal in der Gegend bin, schaue ich auch kurz bei der Schmelzmühle in Salzböden vorbei. Um diese Zeit ist der Gasthof aber noch nicht geöffnet. Egal, wollte sowieso nur die schöne Strecke abfahren.

Später die gewaltige B3 überquert und in Staufenberg ganz nach oben auf die Burg gefahren.

Von der Burg aus liegt der Ort Stauffenberg dir direkt zu Füssen. Aber so nett und romantisch die Gegend um die Burg ist: Zum Wohnen ist da auf Dauer zu viel touristischer Betrieb.

Selten: Ein Fachwerkbau als technisches Gebäude eines Klärwerkes. Diese Anlage steht kurz vor Altenbuseck, direkt gegenüber einem Cafe auf einem Reiterhof.

Vom Klärwerk aus gibts einen schönen Ausblick auf Altenbuseck und Grossenbuseck - nur verschandelt durch die beiden Hochhäuser in Grossenbuseck. Wer diese Twin-Towers genehmigt hat, gehört heute noch geteert und gefedert.

Zum ersten mal finde ich in Steinbach den grossen Yamaha-Händler. Kein Wunder, den hatte ich bisher immer in Garbenteich gesucht und nicht in Fernwald. Peinlich! Diese Marke ist mir immer noch die sympathischste aller Japaner, da gefallen mir zumindest einige aktuelle Modelle. Oder eine schöne alte SR 500 .......

Direkt gegenüber vom Yamaha-Zentrum die Betonwerke Rinn und davor eine Herde Schafe. Idyllisch!

Irgendwo zwischen Fernwald und Lich gerate ich auf Feldwege, die mit Natursteinen gepflastert sind. In der Mitte ist der Weg derart hoch, dass ich glaube, mein Gespann kippt um. Tut es natürlich nicht.

Über das Horlofftal schwenke ich allmählich zurück. Hier ein netter Blick auf den Kirchturm von Nonnenroth. Habe heute über 200 km zurückgelegt, keine einizige Maico gesehen, mich viel geärgert und viel Spass gehabt. Das Wetter war trotz etwas Regen prima, wenngleich ziemlich stürmisch. Aber das habe ich eigentlich nur durch eine gewisse innere Unruhe bemerkt.

 

Zum TÜV: Schon wieder zwei Jahre vorbei

Schaue mir neulich in meiner Werkstatt das Silverstar Gespann an und bei einem Blick auf das Kennzeichen fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das Gespann ist TÜV-fällig. Oder besser gesagt, der TÜV ist überzogen. Hätte im April hin gemusst. Kaum zu glauben, aber es sind schon wieder zwei Jahre vorbei.

OK, also zum TÜV. Fast direkt neben meinem Arbeitgeber habe ich den TÜV Hessen in Grünberg. Sind eigentlich sehr vernünftige Leute dort und so mach ich um 15:00 Feierabend und hole das Gespann nach Grünberg. Geht heute alles ohne Anmeldung, kein Vergleich mehr mit den früheren TÜV-Prozeduren. Jetzt, wo Sosa am Wochenende für mich ausgefallen ist, könnte ich zwar auch am Samstag nach Mandeln zum Tagestreffen der MZ-Freunde fahren und mein Gespann dort der DEKRA vorstellen. Aber ich denke, in Grünberg gehts schneller. Und dann hab ich in Mandeln Zeit zum Schwatzen.

Wie zu erwarten läuft die TÜV-Abnahme unproblematisch und ich bekomme meinen Stempel für die nächsten 2 Jahre. Lediglich ein Katzenauge hätte der Prüfer unter meinem Rücklicht im Lucas-Style gesehen. OK, das werde ich anbringen.

Nach dem TÜV noch mal eben 60 km durch den Vogelsberg abgerissen. Im Mai ist unsere Gegend ausgesprochen Gelb. Ab 18:00 ist auch fast kein Verkehr mehr, so dass ich die kleine Fahrt richtig geniessen kann.