Bei Kilometerstand 17.900 beginnt offiziell und heute das zementgraue Leben des Cosa Gespanns. Natürlich bin ich vorher, als die Cosa noch rot war, auch schon einige tausend km damit gefahren, aber jetzt beginne ich einfach eine neue Zeitrechnung.
Das Gespann habe ich ja bis auf die kleinen Probefahrten der letzten Tage fast ein Jahr nicht gefahren und nur daran herum geschraubt. Heute jedoch steht eine Fahrt nach Marburg an: Die Quellwasser-Vorräte müssen aufgefüllt werden. Und mit dem Gespann sind dabei endlich alle Platzsorgen vergessen: So viel Leergut, wie in den Seitenwagen passt, kann ich gar nicht bereit stellen.
Und so mache ich mich um 14:00 auf den Weg nach Marburg Schröck, auf den langen Weg, denn ich hatte das Cosa Gespann flotter in Erinnerung. Statt der 75-80 km/h, die ich so als Normtempo im Kopf hatte, fahre ich in der Regel eher 60-65 km/h. Natürlich erreiche ich auch die 80, falle aber auch schon mal auf 40 ab. Klar, ich bewege mich ja auch nicht in der platten Ebene, sondern muss immer wieder etliche Höhenmeter überwinden. So bin ich also schnell wieder auf den Boden der Realität geholt worden, aber auch da habe ich meinen Spaß.
Mit dem neuen YSS-Stoßdämpfer am Vorderrad und den Heidenau K58 hinten und am Boot ist die Straßenlage deutlich besser als vorher. Und vielleicht haben ja auch die eingeschweißten Verstärkungen ein wenig mehr Stabilität gebracht. Und ganz klar muss ich feststellen, dass ich nach der langen Gespann-Abstinenz quasi wieder bei Null beginnend neu lernen muss. Dabei war ich noch nie der geborene Gespannfahrer, aber es macht halt einfach Spaß.
17.900 – der Beginn eines neuen, diesmal zementgrauen, Lebens. Hier bin ich aber schon ein paar Kilometer gefahren und habe gerade den Wald bei Weitershain hinter mir.
Es ist ein toller Tag heute zum Motorradfahren: Etwas kühl, keine 20°C, ein bisschen grau, ein bisschen blau und auch mal sonnig. Das ideale Wetter für meine Rollertour.
An der Quelle angekommen!
Ich beginne meinen Getränke-Job an der immer noch sehr sparsam sprudelnden Quelle.
Während die PET-Flaschen nacheinander langsam voll laufen, schaue ich wie immer ein wenig in der Gegend herum. Die Luft heut ist unglaublich klar, ich kann locker bis nach Homberg hinein schauen.
Ein wenig kraxele ich hoch in Richtung der Kapellen-Ruine, aber bis ganz nach oben ist es mir zu steil. Irgendwann mach ich das aber auch.
Bestimmt ist der Blick von da oben grandios – falls er nicht durch Bäume und Buschwerk behindert ist. Das alles werde ich aber ein anderes mal heraus finden.
So, alles erledigt, es geht auf den Rückweg. Eine kurze Rast am Rondienchen, dem besten Aussichtspunkt des Amöneburger Beckens, muss ich mir verkneifen, weil ein LKW den gesamten kleinen Parkplatz blockiert. Mist. Also fahre ich ein paar Kilometer weiter zum Rastplatz an der Obstwiese am Rande von Deckenbach.
Hier gibt es zwar keinen Panorama-Blick, aber die Aussicht in den Vogelsberg hinein und in der anderen Richtung nach Höingen und in den Ebsdorfergrund ist auch sehr schön. Noch schnell einen Koksriegel und dann reisse ich flott die restlichen Kilometer ab. Für die insgesamt fast exakt 100 km habe ich einschliesslich der Wasserarbeiten 3,5 Stunden gebraucht, aber das ist völlig egal. Den Begriff Eile habe ich in Zusammenhang mit dem Vespa-Gespann aus meinem Kopf gestrichen. Und ausserdem bin ich Rentner.
Ein verregneter Morgen, nein, ein kompletter verregneter Tag, das erwartet mich heute. Was bleibt da anderes übrig, als sich um 9:00 in die Werkstatt zu begeben und die restlichen Arbeiten am Vespa Cosa Gespann zu erledigen. Und genau so machen wir das.
Es beginnt damit, den Tacho wieder in Funktion zu bringen, da ist wohl oben am Tacho die Welle raus gerutscht. Dabei bemerke ich, dass die Aussenhülle der Welle auch nicht mehr die beste ist. Werde mir also eine neue bestellen. Und weil es gerade so schön läuft, wechsle ich den ausgenüdelten Stoßdämper gegen ein neues Exemplar von YSS. Mal schauen, ob der nicht nur durchschlagen kann.
Dann montiere ich die acht Drehwirbel der Staubdecke. Hier setze ich keine Nieten, sondern verschraube die Wirbel mit M4-Schrauben.
Das Boot bekommt eine Gummimatte verpasst – jetzt ist der Insasse bis 1000 V bestens isoliert.
Montage des Sitzes….
….. und der Staubdecke. Alles lederartige bekommt jetzt ein bisschen Lederbalsam verpasst.
Das Helmfach wird bestückt: Eine große und wohl gefüllte Werkzeugtasche, etwas Zweitaktöl und ein paar Putzlappen.
Kurz nach dem Mittagessen ist alles erledigt. Alles erledigt? Kann doch nicht sein, das war doch eine unüberwindliche Wand an Arbeit an der Cosa – oder sollte ich mich tatsächlich an den verbauten italienischen Mistbock gewöhnt haben? Nach zwei Cosa direkt hintereinander ist das gut möglich.
Falle ich jetzt in ein tiefes Loch ohne Schrauberaufgabe? Nein, keineswegs, denn da steht ja noch die alte Vjatka 150 aus dem Jahre 1958 in der Ecke. Natürlich will ich keinen fliegenden Wechsel zwischen Cosa und Vjatka entstehen lassen, aber eine winzige Kleinigkeit könnte ich doch an der Vjatka machen – so quasi symbolisch.
Und so lege ich den russischen Nachbau einer Vespa ganz sanft auf den Boden, natürlich geschützt durch eine weiche Unterlage. Zweck der Aktion ist, den Ständer abzubauen, weil mit dem etwas nicht stimmt.
Da haben wir das fragile Gebilde, dass so gar nicht zum massiven Rest der Vjatka passen will. Und schon erkenne ich die Ursache für den wackeligen Ständer: Der linke Anschlag ist angebrochen.
Ein kurzer Blick auf die russische Mashina. Eigentlich ist geplant, hier einen 150er Cosa-Motor einzubauen, aber manchmal denke ich, es könnte auch reizvoll sein, mit dem originalen Antrieb zu fahren. Diese Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Und noch ein kurzer Blick, diesmal auf den Batterieraum. Da drinnen riecht es nach Starkstrom und ein bisschen sehen die Bauteile auch danach aus. Der Riesenkasten links ist der Regler.
Kunstvoll geschwungene Ständerfedern. Das Foto soll dazu dienen, mich an die Einbaulage zu erinnern. Jetzt muss ich aber als erstes den Ständer schweißen lassen.
Ich hätte heute schon so einiges unternehmen können: Landwirtschafts-Schau in Dannerod, Italienertreffen in Erlensee, natürlich das MZ-Forumstreffen, einfach eine einsame Tour fahren – aber all das hab ich gerade nicht gemacht, sondern mich den ganzen Tag mit dem Cosa Gespann beschäftig. Fast zumindest, denn zuvor hab ich eine kleine Fahrradtour von 30 km gemacht und bin mit den beiden weißen Gangstern Spazieren gegangen. Aber dann gabs für mich nur noch Vespa.
Heute gehe ich mit beiden Hunden auf die Walz – ist zwar immer anstrengend, aber meistens auch ganz spaßig.
Wenn die beiden Gangster so scheinbar harmlos in die Landschaft gucken, ist meist irgend was im Busch. Mal fallen sie Radfahrer an, dann gehen sie auf Traktoren los – denen fällt schon was ein. Aber heute sind sie erstaunlich brav, keine negativen Vorkommnisse.
Zurück radle ich schön am Ufer der Ohm entlang.
In Flensungen beschliesse ich, ein Stück den südlichen Erzweg zu befahren. Ist gar nicht so einfach, denn die Hinweisschilder sind nur kleine Aufkleber und oft erst nach längerer Suche zu entdecken. Aber ich sehe etliche neue Dinge, wie diese geschützte Obstwiese am Rande der ehemaligen Schlammteiche bei Ilsdorf. Hier breche ich den Erzweg aber ab, denn das ist kein Weg für meine Falter-Maschine.
Jetzt aber ab in die Arbeitsklamotten und ran an das Cosa Gespann. Im Groben ist die Vespa ja schon ziemlich fertig, aber viele Details sind noch zuerledigen. Ich beginne damit, die Fussmatten und die Abdeckung unter dem Bodenblech zu montieren. Das ist nicht einfach, denn natürlich sind nur noch ein Bruchteil der Halteösen und Klammern zu gebrauchen. Da muss ich schon reichlich improvisieren.
Dann wird das Boot aufgesetzt und ordentlich und mit viel Dämmgummi befestigt.
Gepäckraumklappe, Stoßstange, Bootsscheibe und Armlehnen sind die nächsten Aspiranten.
Die Brookland Scheibe mag ich besonders.
Batterie rein und auch die linke Seitenbacke montiert. Vorher muss der Blinker wieder eingebaut werden.
Jetzt sollte das Gespann schon fahrbereit sein.
Da könnte ich glatt Morgen zum TÜV fahren – aber halt, dieses Gespann muss keinesweg zur TÜV-Prüfung. Da war ich ja erst im letzten Jahr-
Trotz der für den Anlasser zu schwachen Batterie springt die Cosa prima an – musst Du halt mit dem Kickstarter nachhelfen. Und dann muss der vom monatelangen Stehen entstandene Ölschmodder hinten raus. Zweetakter halt!
Und auf zur Probefahrt an diesem kalten Septembertag. Einmal rund um Lardenbach, Klein-Eichen und Ilsdorf geht es.
Die Brookland-Scheibe bringts einfach, oder?
Hinterm Horizont gehts weiter …..
Mann kann ja gegen die Cosa so einiges sagen, aber eines steht fest: Die Brummer haben einen geilen Arsch.
Bin ich jetzt mit dem Cosa Gespann wirklich fertig? Nein, es sind immer noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. So habe ich auf der Probefahrt festgestellt, dass der Tacho nicht anzeigt. Mist, kann ich nochmal an das Gefummel mit der Tachowelle gehen. Und dann muss ich eine Bodenmatte schneiden, den Sitz einbauen, die Drehzwirbel für die Bootsplane wieder anschrauben, den vorderen Stoßdämpfer erneuern, das Reserverad montieren und eine neue Batterie besorgen. Aber dann dürfte ich wirklich fertig sein, und ich kann mich einem weiteren Projekt widmen:
Da steht nämlich schon viel zu lange die russische Vjatka, denn die ist auf jeden Fall die nächste auf der Arbeitsbühne.
Heute werde ich Löcher reparieren, die Rostlöcher im Boden der Vespa-Karosserie. Wäre natürlich besser gewesen, das vor der Lackierung zu machen, aber da habe ich das Ausmaß noch nicht erkannt. Und der Rostfraß ist auf die versteckten Ecken der Bodengruppe beschränkt. Reinhard schneidet mir am Vormittag die passenden Stücke aus 1 mm Blech zurecht und am Nachmittag schweiße und schraube ich sie ein.
In dieser Service-Stellung befindet sich das Gespann heute überwiegend. Ist beinahe so entspannend zu arbeiten, wie auf einer Bühne.
Die befallenen Stellen repariere ich großflächig mit neuen Blechen, die noch zusätzlich an der Seitenwagenbefestigung verschraubt werden. Ein kleines Blech im vorderen Bereich werde ich mir morgen vornehmen. Und dann kommt auch Owatrol auf die neuen Bleche, auf dass sie nicht mehr rosten mögen.
Gerade als ich Feierabend mache will, bollert es auf dem Hof und herein kommt meine ehemalige Enfield. Die hat Marcus optisch prima zurecht gemacht und ist auch technisch auf einem guten Weg. Da, wo ich das Handtuch geworfen habe, macht Marcus mit unglaublicher Zähigkeit und ungeachtet aller Rückschläge weiter. Jetzt quatschen wir bis in den tiefen Abend herein jede Menge Benzin – haben uns ja auch lange nicht gesehen.
Marcus Besuch hat mich darin bestärkt, noch einen Versuch mit einer Enfield zu wagen. Die passt als Zweitmotorrad einfach perfekt zu meiner Sportster und damit hätte ich meine Traumpaarung gefunden. Bin nur noch nicht sicher, ob ich’s nochmal mit einer pr-unit, einer EFI oder einer Continental versuchen soll.
Ja, es reicht! Nix gegen meine Vespa, aber seit Tagen schraube ich jetzt daran herum und komme zu nichts anderem mehr – vor allem nicht zum Motorrad fahren. Das geht wirklich nicht, und deshalb gibt es heute nur ein paar Kleinigkeiten an der Vespa, mit denen ich gegen 16:00 fertig bin. Und jetzt schnapp ich mir die Harley und gehe auf eine kleine Runde durch das Amöneburger Becken. Denn wie gesagt: Nix gegen Vespa, aber ne Harley ist ne Harley.
Die Anfahrt ins Amöneburger Becken nehme ich über das schöne Feldatal und fahre hier bei Ehringshausen etliche Kilometer immer an der Felda entlang. Und die Strasse gehört mir ganz alleine!
Der Heckenweg als Zufahrtsstrasse in die ehemalige Tierversuchsanstalt Ulrichstein bei Dannenrod.
Eindeutig: Der Sommer ist vorbei! Heute musste ich mich ganz ordentlich anziehen, aber dafür gibt es auch kein Frösteln und kein Transpirieren. Ist schon besonders schön, im Herbst zu kradieren.
Das Einfallstor ins Amöneburger Becken ist natürlich Amöneburg. Und jetzt cruise ich auf den Ministrassen dieser Landschaft zwischen Amöneburg, Mardorf, Rosdorf und Rauischholzhausen herum.
Zweifellos das schönste Marterl im Amöneburger Becken ist dieses hier bei Rossdorf – und es gibt wirklich ganz schön viele davon in dieser Gegend.
Zum Vergleich hier eines der schlichteren Art, was aber auch seinen Reiz hat.
Ein letzter Blick vom Rondienchen aus ins Amöneburger Becken, dann ist auch der Akku meiner Kamera leer und ich ziehe heimwärts. Bin heute sehr schöne 60 Meilen gebollert – und das war nötig. Die Enfield 500 EFI, der ich sonst häufig hier begegne, treffe ich heute nicht. Schade, denn die bollert ebenso schön wie meine Sportster.