Langeweile vs. Abenteuer

Der Wetterbericht hat Recht: Die Kälte hat uns fest im Griff. Nun ist trockene Kälte und Schnee für einen Motorradfahrer ja eigentlich gar nicht so übel – sofern er ein Gespann hat. Und genau daran haperts bei mir! Was hab ich für wunderbare Gespanne gehabt – und dann wieder verkauft. Was gäbe ich dafür, jetzt mit meinem ehemaligen Silverstar-Gespann durch den kalten Vogelsberg zu bollern. Geht aber nicht, aber mir ist klar: Ein Gespann muss wieder ins Haus. Und das soll entweder ein Enfield-Gespann oder ein Ural Retro Gespann sein.

OK, also erstmal kein Gespann in Sicht, für eine Solofahrt ists zu nass und salzig. Also fahre ich mit dem kleinen Fiat nach Nieder-Ohmen und gehe erst mal auf einen langen Spaziergang mit Yello.

Yello

Auch am Rande des Vogelsberges und trotz etwas eintöniger Kulturlandschaft ist es heute ein schöner Tag. Findet auch Yello, der als alter Karpatenhund mit der Kälte sehr gut klar kommt.

Nieder-Ohmen

Fast wie ein Gemälde.

Nieder-Ohmen

Impression vom Ufer der Ohm in der alten Burgschoan.

Yello

Und als Yello schon längst wieder in der warmen Stube auf dem Sofa liegt, bekomme ich fantastische Bilder aus dem Südwesten und aus dem Osten unserer Republik.

Michaela

Nur wenige Tage zuvor war das Wetter im Schwabenland noch freundlich und spätherbstlich. Da macht der Michaela das Fahren mit dem Silverstar-Gespann richtig Spaß. Sind ja auch schon einige Tausend Gespannkilometer zusammen gekommen.

Michaela und Wandergesellinnen

Unterwegs gibt es interessante Begegnungen mit zwei Wandergesellinen.

Passend zur geplanten Reise zum MZ-Treffen auf die Augustusburg kommt der Winter mit aller Macht, aber geplant ist  geplant und so macht sich die Lady auf den langen und beschwerlichen Weg.

Michaela

Dann wird es richtig Winter. Und bis auf die Augustusburg sind es verdammt viele Kilometer. Aber, Zitat Michaela: „Was für ein Ritt, was für ein Abenteuer, was für ein Spaß“. Ich glaubs ihr aufs Wort.

Michaela auf der Augustusburg

Geschafft, angekommen auf der winterlichen Augustusburg. Wie man sieht, haben zwei MZ-Rotax-Gespanne den Weg hierher gefunden.

Augustusburg 2017

Ist wie vor ewigen Zeiten auf dem Elefantentreffen am Nürburgring, nur nicht so gigantisch. Ich glaube, das hätte mir auch gefallen.

Augustusburg 2017

Gegen dieses Wetter ist der momentane Winter im Vogelsberg nur ein müder Abklatsch.

Augustusburg 2017

Wie eigentlich immer auf solchen Wintertreffen ist die Stimmung im Gemeinschaftszelt grandios.

Augustusburg 2017

Und schon geht es wieder heim in Richtung Schwabenland. Auch während der Rückfahrt bleibt den Protagonisten der Winter erhalten. Nach 1.100 Kilometern ist Michaela dann wieder daheim. Ein klasse Erlebnis, und ich fühle mich als Zuschauer wie das letzte Weichei.

Und so kann ich nur wiederholen, was bereits am Anfang dieses Eintrages steht: Es muss wieder ein Gespann ins Haus! Ich glaube, ich werde in Kürze den nächsten Ural-Dealer aufsuchen. Die 750er Retro in Burgundy-Rot wäre genau mein Fall. Und da müsste ich gar nicht viel ändern, bis sie so da stünde wie ichs gern hätte.

Post aus Indien

Endlich mal wieder eine Lieferung aus Indien – diesmal sogar mit Direktzustellung und ohne Einbeziehung des Zollamtes. Dafür wird die nächste Sendung mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder durch den Zoll laufen. Habe gelernt, dass bis zu einem Warenwert von 45 € von einer privaten Sendung ausgegangen wird und erst darüber kommt der Zoll ins Spiel. Manchmal ist es aber wohl auch Glücksache.

Axis

Heute kommt eine Vorderachse für die Enfields mit Steckachse. Dabei sind alle Distanzstücke, so dass ich in Zukunft auf die umständliche Distanziererei verzichten kann. Allerdings brauche ich für diese Steckachse andere Tauchrohre, die aber schon in der Werkstatt bereit liegen. Der Wellendichtring habe ich gar nicht bestellt, aber er scheint zu dem Kit zu gehören. Werde ihn aber weglassen, weil ich überall geschlossene Lager (2RS) eingesetzt habe. Den Umbau gehe ich heute aber noch nicht an.

Aber eine „Anprobe“ am ausgebauten Rad gibt es dann doch in der Werkstatt. Das Ergebnis: Das Distanzstück zwischen den Radlagern passt nicht in die Bohrung der Nabe. Den ersten Reflex zu reklamieren kann ich aber unterdrücken und statt dessen mit einer groben Feile ein paar Striche auf den Rundungen des Distanzstückes ziehen. Und nach 10 Minuten passt alles. An diese Passgenauigkeit und an die indische Qualität werde ich mich langsam gewöhnen ….. müssen.

 

Die Rettung

Ein Freund der Feiertage, insbesondere von Weihnachten, war ich ja nie. Dieses Jahr ist es aber besonders schlimm: Mieses Wetter, lausiges Fernsehprogramm und kein richtiges Schraubprojekt in der Pipeline.

Am 2. Feiertag halte ich es im Hause nicht mehr aus und begebe mich in die Werkstatt, die heute meine Rettung ist – mal wieder. Ein bisschen aufgeheizt und schon ist es hier erträglich. Aber wie ich vorab schön erwähnte: Kein Projekt. Allerdings sind da ein paar kleine Baustellen am Fuhrpark, an die ich mich jetzt mache.

Vespa GTS

Im Frühjahr hatte ich mir an der Vespa eine Spaxschraube in den Hinterreifen gefahren. Habs zwar damals geflickt, aber auf Dauer soll das natürlich nicht so bleiben. Im Handbuch wird der Ausbau des Hinterrades ja als etwas kompliziert beschrieben, aber es zeigt sich, dass hier nichts Schwieriges dabei ist. Allerdings müssen, und das ist untypisch für einen Roller, viele Schrauben gelöst und etliche Teile vorab demontiert werden. Hier ist bereits alles Nötige abgeschraubt und das Rad ist raus. Die Auspuffdichtung, ein recht teures Teil, ist bei der Aktion unbeschädigt geblieben.

Vespa GTS

Hier unten sieht alles noch sehr gut aus, auch Scheibe und Bremsbeläge brauche ich nicht anzufassen.

Vespa GTS

Das gekapselte Lager im Schwingarm ist noch wie neu.

Vespa GTS

Kurz vor Weihnachten ist der neue Heidenau K58 noch angekommen. Zum Umziehen der Reifen werde ich allerdings nach den Feiertagen in eine kleine Montagewerkstatt fahren.

Enfield Bullet 500 ES

Jetzt geht es an die Enfield, an der ich endlich die Scheibenbremse vernünftig ausdistanzieren will. Beim letzten mal wurde ja zusammen mit Reinhard festgestellt, dass der Bremssattel etwas schräg sitzt. Eine 0,5 mm Passscheibe zwischen Bremssattel und Montagebügel reicht aus, um das Schleifen stark zu reduzieren. So kann das aber durchaus bleiben, ein bisschen schleift eine Scheibenbremse ja fast immer.

Enfield Bullet 500 ES

Jetzt hat meine schöne klassische Bullet also eine Scheibenbremse. Optisch sieht die Trommel zwar besser aus, aber im heutigen Verkehr lege ich doch mehr Wert auf eine gut funktionierende Bremse. Alle Bremsenteile sind übrigens von der indischen Firma Pricol, von der auch die modernen Bremsen der Electra und der EFIs kommen.

Enfield Bullet 500 ES

Jetzt habe ich natürlich an mehreren Stellen Pass- oder Distanzscheiben, was bei jedem Radausbau bedacht werden muss. Wahrscheinlich werde ich zu einem späteren Zeitpunkt das Vorderrrad auf Steckachse umbauen. Die meisten Teile dafür liegen schon bereit.

Vor und hinter der bremsseitigen Achsmutter ist je eine Scheibe verbaut und eine am Bremssattel zum Adapterbügel hin. Also nichs wildes.

Die grüne Cosa

Die grüne Cosa hat mich am Heiligen Abend gut auf den Hoherodskopf gebracht, aber auf der Rückfahrt hat bei starkem Regen die LED zur Leerlaufanzeige leicht geglimmt. Kenne ich schon von der Sportster, wo ebenfalls eine LED verbaut ist. Da reichen kleinste Kriechströmchen zur Masse, um diese LED zum Glimmen zu bringen. Ich finde jetzt auch keinen Fehler und so denke ich, dass irgendwo noch ein Tröpfchen Wasser hängt. Lass ich einfach mal trocknen, denn auf richtiges Cosa-Schrauben hab ich heute wirklich keinen Bock.

Und das war’s auch für heute aus der Werkstatt. Hab den Feiertag damit ganz gut über die Runden gebracht. Als nächstes steht noch ein Wechsel der Gabelsimmerringe an der Sportster an, aber nicht mehr heute.

Just as every year: Heiligabend auf dem Hoherodskopf

Die Wetterprognose für den Heiligabend ist für die Freunde der weißen Weihnacht sehr schlecht, für die Besucher des traditionellen Heiligabend-Treffens auf dem Hoherodskopf dagegen recht manierlich: Temperaturen bis 10°C und leichter Regen.

Ich selbst gehöre eher der Hoherodskopf-Fraktion an und ziehe mich gegen 9:00 einigermaßen warm an, um auf zwei Rädern den Hoherodskopf zu besteigen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

So sieht die Welt da draußen aus, als ich um kurz nach 9:00 das Haus verlasse und die grüne Cosa aus dem Schuppen rolle – die ist nämlich heute das Fahrzeug meiner Wahl. Es nieselt leise vor sich hin, ist aber tatsächlich nicht kalt.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Aber ab etwa 550 Höhenmetern ändert sich das Bild: Eine dicke Nebelsuppe liegt über dem Land, es wird ordentlich kalt und dazu bläst ein strammer Wind. Hier fühlt es sich doch nach Winter an. Die grüne Cosa zieht von all dem unbeirrt ihren Strich durch und bringt mich immer höher hinauf.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Etwas weiter sind gar noch Schneereste zu sehen, die mit jedem Höhenmeter zunehmen. Ein paar mal komme ich mit meinen K58 Allwetterreifen sogar auf dicken Schnee- und Eisplacken leicht ins Rutschen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Und schon habe ich den Hoherodskopf erreicht. Der Nebel hat noch deutlich zugenommen und der Wind ist hier oben bitterkalt. Das insgesamt unfreundliche Wetter dürfte der Grund dafür sein, dass erst eine Handvoll Besucher am Orte sind, darunter natürlich auch die ersten GS-Reiseenduros – aber wo sieht man die heutzutage mal nicht.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Allerdings ist da auch die dicke Victory, die ich jetzt schon im dritten Jahr hier oben treffe.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Jetzt läuft auch das erste Gespann ein.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Ein klassisches BMW-Gespann im Schwingenrahmen mit Gleitlagermotor und …..

Heiligabend auf den Hoherodskopf

….. mit Verbundrädern, die einen richtig guten Eindruck machen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Vom Parkplatz aus ist im dichten Nebel kaum Doros Büdchen zu erkennen. Hier wird es bald die berühmte Erbsensuppe geben.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Und hier haben wir die „Schöne Aussicht“, von der aus Du weit über den Vogelsberg und bis in den Taunus und nach Frankfurt herein schauen kannst – aber nicht heute.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Die ersten Bronx-Feuertonnen werden angezündet, und das tut auch not: Der kalte Wind sorgt für gefühlte Minustemperaturen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Gegen den kalten Wind hift vorzüglich die Nikolausmütze, die mal vor Jahren hier oben verteilt wurden. Da war es nämlich richtig kalt und ungemütlich.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Mittlerweile sind zwar einige Motorräder dazu gekommen, aber die Zahlen der letzten Jahre werden nicht annähernd erreicht.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

In den vergangenen Jahren hast Du hier vor lauter Menschen Doros Büdchen nicht gesehen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Die beiden Hunde erinnern mich daran, dass bisher mein Lieblingshundchen fehlt: Die kleine Bulldogge. Und sie taucht auch nicht mehr auf.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Ein kleines Häuflein vom Grünberger AMC läuft ein, darunter nicht ein einziges Russengespann. Hier ist eindeutig eine neue Ära angebrochen. Und Karl-Otto kommt gar ganz ohne eigenes Fahrzeug und hockt statt dessen bequem im Seitenwagen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Eigentlich sind diese drei schicken Ducati keine typischen Winterfahrzeuge, aber sie haben den Weg hierhin gefunden. Toll!

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Nicht ohne Grund etwas abseits parkt der grundhässliche C1 von BMW – und wurde gelenkt von Martin, der ansonsten mit den exotischsten und ausgefallensten Maschinen hier auftritt. Wobei diese Gurke ja schon ein geeignetes Fahrzeug für dieses Treffen ist, sogar noch geeigneter als meine grüne Cosa.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Es gab Zeiten, da haben die Teilnehmer vom Grünberger AMC kaum aufs Bild gepasst, so viele waren das.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Bei dem guten Zustand der Chrom- und Aluteile der Victory kommt beinahe der Gedanke auf, dass der Bolide womöglich gar nicht auf eigener Achse hier angekommen ist. Kann mich natürlich auch schwer täuschen.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Die Beta Trial tänzelt heran. Und während ich mich noch frage, wie oft die Maschine unterwegs nachtanken musste, stellt sich heraus, dass sie dem Bauch eines Kleintransporters entsprungen ist.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Eindeutig hat aber die Beta das schönste und kleinste Nummernschild aller Maschinen. Dass es nur in einem winzigen Bereich des Main-Kinzig-Kreises Gültigkeit hat, ist eine andere Sache und spielt bei der Bewertung keine Rolle.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Mittlerweile ist es Mittag und ich bereite mich auf den Rücksturz zur Erde vor.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Auf den ersten Kilometern friert das beschlagene Visier zu, aber schon ab Feldkrücken ist es vorbei mit Nebel, Wind und Kälte. Dafür regnets jetzt.

Heiligabend auf den Hoherodskopf

Und kaum bin ich zu Hause, hört der Regen auf und die Sonne bricht durch. Aber ehrlich gesagt war mir das Wetter oben auf dem Hoherodskopf gerade recht. Jetzt raus aus den Klamotten und den Scooter-Boots und ab ins Warme. Frohe Weihnachten.

Netterweise ist auch ein Päckchen direkt aus Indien mit Enfieldteilen angekommen – sehr schön.

Laaangweilig

Hatte ja gerade so den schrecklichen November hinter mich gebracht, aber der Dezember ist auch nicht besser. Zu nass und zu salzig, um zu Fahren, zu kalt zum Schrauben. Da bleibt als letzter Quell der Freude der tägliche Gang mit meinem Kumpel Yello durch Nieder-Ohmen.

20161218_100912

Viel los ist am frühen Morgen in Nieder-Ohmen nicht gerade, wir begegnen kaum Menschen, dafür aber drei frechen Katzen und zwei Hundepärchen. Leider schaffe ich es nicht einmal, vernünftige Hundebilder zu machen, und so ist von dem interessanten Pärchen hinter dem Bauzaun wenig zu sehen. Es sind aber zwei mittelgroße Hunde mit Stehohren in einem auffälligen fuchsrot – jedenfalls sehr hübsche Hunde.

20161218_101639

Bei den beiden hier ist die Rassezuordnung natürlich viel einfacher.

Die Katzen bekomme ich nicht auf die Linse – und das war dann auch an diesem trüben Morgen das Aufregendste.