Die Wetterprognose für den Heiligabend ist für die Freunde der weißen Weihnacht sehr schlecht, für die Besucher des traditionellen Heiligabend-Treffens auf dem Hoherodskopf dagegen recht manierlich: Temperaturen bis 10°C und leichter Regen.
Ich selbst gehöre eher der Hoherodskopf-Fraktion an und ziehe mich gegen 9:00 einigermaßen warm an, um auf zwei Rädern den Hoherodskopf zu besteigen.
So sieht die Welt da draußen aus, als ich um kurz nach 9:00 das Haus verlasse und die grüne Cosa aus dem Schuppen rolle – die ist nämlich heute das Fahrzeug meiner Wahl. Es nieselt leise vor sich hin, ist aber tatsächlich nicht kalt.
Aber ab etwa 550 Höhenmetern ändert sich das Bild: Eine dicke Nebelsuppe liegt über dem Land, es wird ordentlich kalt und dazu bläst ein strammer Wind. Hier fühlt es sich doch nach Winter an. Die grüne Cosa zieht von all dem unbeirrt ihren Strich durch und bringt mich immer höher hinauf.
Etwas weiter sind gar noch Schneereste zu sehen, die mit jedem Höhenmeter zunehmen. Ein paar mal komme ich mit meinen K58 Allwetterreifen sogar auf dicken Schnee- und Eisplacken leicht ins Rutschen.
Und schon habe ich den Hoherodskopf erreicht. Der Nebel hat noch deutlich zugenommen und der Wind ist hier oben bitterkalt. Das insgesamt unfreundliche Wetter dürfte der Grund dafür sein, dass erst eine Handvoll Besucher am Orte sind, darunter natürlich auch die ersten GS-Reiseenduros – aber wo sieht man die heutzutage mal nicht.
Allerdings ist da auch die dicke Victory, die ich jetzt schon im dritten Jahr hier oben treffe.
Jetzt läuft auch das erste Gespann ein.
Ein klassisches BMW-Gespann im Schwingenrahmen mit Gleitlagermotor und …..
….. mit Verbundrädern, die einen richtig guten Eindruck machen.
Vom Parkplatz aus ist im dichten Nebel kaum Doros Büdchen zu erkennen. Hier wird es bald die berühmte Erbsensuppe geben.
Und hier haben wir die „Schöne Aussicht“, von der aus Du weit über den Vogelsberg und bis in den Taunus und nach Frankfurt herein schauen kannst – aber nicht heute.
Die ersten Bronx-Feuertonnen werden angezündet, und das tut auch not: Der kalte Wind sorgt für gefühlte Minustemperaturen.
Gegen den kalten Wind hift vorzüglich die Nikolausmütze, die mal vor Jahren hier oben verteilt wurden. Da war es nämlich richtig kalt und ungemütlich.
Mittlerweile sind zwar einige Motorräder dazu gekommen, aber die Zahlen der letzten Jahre werden nicht annähernd erreicht.
In den vergangenen Jahren hast Du hier vor lauter Menschen Doros Büdchen nicht gesehen.
Die beiden Hunde erinnern mich daran, dass bisher mein Lieblingshundchen fehlt: Die kleine Bulldogge. Und sie taucht auch nicht mehr auf.
Ein kleines Häuflein vom Grünberger AMC läuft ein, darunter nicht ein einziges Russengespann. Hier ist eindeutig eine neue Ära angebrochen. Und Karl-Otto kommt gar ganz ohne eigenes Fahrzeug und hockt statt dessen bequem im Seitenwagen.
Eigentlich sind diese drei schicken Ducati keine typischen Winterfahrzeuge, aber sie haben den Weg hierhin gefunden. Toll!
Nicht ohne Grund etwas abseits parkt der grundhässliche C1 von BMW – und wurde gelenkt von Martin, der ansonsten mit den exotischsten und ausgefallensten Maschinen hier auftritt. Wobei diese Gurke ja schon ein geeignetes Fahrzeug für dieses Treffen ist, sogar noch geeigneter als meine grüne Cosa.
Es gab Zeiten, da haben die Teilnehmer vom Grünberger AMC kaum aufs Bild gepasst, so viele waren das.
Bei dem guten Zustand der Chrom- und Aluteile der Victory kommt beinahe der Gedanke auf, dass der Bolide womöglich gar nicht auf eigener Achse hier angekommen ist. Kann mich natürlich auch schwer täuschen.
Die Beta Trial tänzelt heran. Und während ich mich noch frage, wie oft die Maschine unterwegs nachtanken musste, stellt sich heraus, dass sie dem Bauch eines Kleintransporters entsprungen ist.
Eindeutig hat aber die Beta das schönste und kleinste Nummernschild aller Maschinen. Dass es nur in einem winzigen Bereich des Main-Kinzig-Kreises Gültigkeit hat, ist eine andere Sache und spielt bei der Bewertung keine Rolle.
Mittlerweile ist es Mittag und ich bereite mich auf den Rücksturz zur Erde vor.
Auf den ersten Kilometern friert das beschlagene Visier zu, aber schon ab Feldkrücken ist es vorbei mit Nebel, Wind und Kälte. Dafür regnets jetzt.
Und kaum bin ich zu Hause, hört der Regen auf und die Sonne bricht durch. Aber ehrlich gesagt war mir das Wetter oben auf dem Hoherodskopf gerade recht. Jetzt raus aus den Klamotten und den Scooter-Boots und ab ins Warme. Frohe Weihnachten.
Netterweise ist auch ein Päckchen direkt aus Indien mit Enfieldteilen angekommen – sehr schön.