Schrauben im Hinterhof

Trotz des tollen Wetters habe ich für mich beschlossen, keine Ausfahrt zu unternehmen sondern statt dessen an der grauen Bullet zu schrauben. Es gibt schon noch einiges zu tun, aber genau das habe ich ja gewollt.

Zuerst aber geht es für 1,5 Stunden mit Leihhund Yello an die frische Luft.

Leihhund Yello

Während wir bei bestem Frühlingswetter so durch die Nieder-Ohmener Gemarkung schlendern, bin ich tatsächlich kurz davor, den Tag umzuplanen und doch eine Ausfahrt mit der Bullet zu machen. Aber nein, es bleibt dabei, heut ist Schraubertag.

Die graue Bullet

Der Hinterhof wird fertig zum Schrauben gemacht. Habe mir vorgenommen, die Elektrik meinem umgebauten Rücklicht anzupassen, den Haltewinkel des Lampenrings zu reparieren und den kurzen Triumph-Auspuff so zu befestigen, dass der Krümmer nicht im Zylinderkopf scheppert.

Die graue Bullet

Durch den stark reduzierten und einfachen Kabelbaum sind meine Änderungen kein Problem. Und die vier miesen Zubehörblinker fliegen auch gleich raus. Hatte völlig vergessen, dass die graue Bullet im Brief Lenkerendenblinker eingetragen hat. Und die sollen wieder ran – sobald ich welche besorgt habe.

Dann verbringe ich lockere drei Stunden mit dem Versuch, den Auspuff samt Krümmer schepperfrei zu befestigen – und scheitere dennoch. Die jetzige Halterung ist zu schwach und berücksichtigt nicht das Gesamtkunstwerk aus Krümmer und Endtopf. Mit meinen Hausmitteln komme ich da nicht weiter und ich werde mir etwas anderes überlegen müssen. Da ich aber nicht durch die Gegend scheppern möchte, montiere ich den Originalauspuff erst einmal wieder. Der wird nämlich vernünftig fest.

Dann gehe ich auf eine kleine Probefahrt einmal rund um Lardenbach und Klein-Eichen. Hauptsächlich um zu sehen, ob die Kupplung jetzt richtig funktioniert.

Die graue Bullet

Und die gute Trockenkupplung tuts! Kuppeln und Schalten gehen jetzt einwandfrei. Da wird die Runde doch gleich ein wenig ausgedehnt.

Die graue Bullet

Kupplung, Schaltung, Bremsen, Elektrik – klappt alles so wie es soll, Nicht ganz zufrieden bin ich aber mit der Vergasereinstellung, Ich denke, die Bedüsung muss doch ein bisschen auf den K&N Luftfilter abgestimmt werden. Für heute aber ist jetzt Feierabend.

Später am Abend kommen ein paar Bilder von Dieter zum heutigen Treffen und Grillen bei Zweirad-Sicorello in Waldems an. Wäre ich auch gern gewesen, aber der Schraubertag musste einfach sein.

Bei Zweirad-Sicorello

Wie man sieht war einiges los und neben etlichen Enfields waren sicher auch ein paar „echte“ Engländer zugegen. Hat bestimmt Spaß gemacht, aber man kann nicht alles haben.

Irrungen und Wirrungen eines Raptoren

Als Ersatz für die graue Enfield hat sich Marcus eine Cagiva Raptor 650 ausgeguckt, also die mit dem wunderbaren Suzuku SV-Motor. Für den heutigen Samstag ist die Besichtigung eines Raptoren im Schwabenlande unweit von Wüstenrot geplant und ich werde Marcus begleiten – falls alles passt und die Maschine auf eigenen Rädern heimgeführt werden kann. In der Früh um 7:15 machen wir uns auf den Weg.

Die 250 km vergehen wie im Fluge und schon sind wir in Bretzfeld, einem Ort, in dem ich zu aktiven Schützenzeiten mehrmals zum Einklaufen beim Waffen-König. Aber heute geht es um einen grauen Raptoren.

Gerade als wir ankommen, kommt der Besitzer von einer kurzen Testfahrt zurück und wir erfreuen uns am schönen Klang der Maschine. Dann wird geschaut, erzählt, geprüft und probiert. Die Maschine steht sehr ordentlich da, hat noch nicht einmal 20.000 km gelaufen und ist bis auf etwas häßliche Miniblinker und Totenkopf-Aufkleber in originalem Zustand.

Jetzt ist die Zeit für eine Probefahrt gekommen und Markus schlüpft in die Motorrad-Klamotten. Als der Motor gestartet werden soll, versagt die Batterie ihren Dienst und bringt nicht mehr als ein Klicken des Starterelais hervor.

Ist natürlich kein Problem, denn sofort wird der Alfa des Verkäufers vorgefahren, um Starthilfe zu geben. Aber auch jetzt tut sich nicht, der Anlasser dreht nicht.

Cagiva Raptor

Jetzt wird ein wenig geschraubt und gesucht, aber erst nach längerer Zeit fällt auf, dass der Verkäufer beide Klemmen des Überbrückungskabels an den Pluspol der Alfa-Batterie geklemmt hat. Oha, ein bisschen peinlich, aber so etwas kann natürlich passieren.

Richig verbunden dreht jetzt die Batterie den Anlasser perfekt durch – nur anspringen will der Raptor noch immer nicht. Bei der folgenden Fehlersuche werden zwei abgefallene Kabel entdeckt und wieder angeschlossen, die Benzinpumpe geprüft und fast alle Steckverbindungen angesehen und gereinigt. Aber es ist alles sinnlos, aus zwei kurzen Hustern gibt der Raptor keine Lebensäusserungen mehr von sich.

Gegen 13:00 ist der Verkäufer entnervt und wir geben auf. Die Maschine kommt am Montag in eine richtig gute Werkstatt und dann muß man weitersehen.

Für 17:00 hat Marcus einen weiteren Besichtigungstermin bei Darmstadt ausgemacht. Das liegt ja quasi auf unserem Rückweg und wir vereinbaren telefonisch, den Besuch auf 15:00 zu verlegen.

Cagive Raptor

Was wir hier vorfinden ist einen Raptor in sehr gutem Pflegezustand mit lediglich 22.000 km, neuer Lackierung, die den Originalton beinahe trifft, wunderbar anspringt und läuft und eigentlich rundum gefällt. Ein paar nicht so hübsche Kleinigkeiten wie der Endurolenker, ein abgefahrener Hinterreifen und etwas merkwürdige Spiegel bieten eine prima Basis für die Preisverhandlungen. Am Ende kauft Marcus den Raptor zu einem äusserst guten Preis und es gibt sogar noch ein paar gute Teile dazu.

Cagive Raptor

Während der Verkäufer und Marcus oben in der Wohnung den Kaufvertrag fertig machen, gehe ich ebenfalls auf eine kleine Testrunde mit dem Raptor. Fährt sich wunderbar, der Motor ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und das Fahrwerk toppt das meiner alten SV deutlich.

Jetzt übernehme ich den Golf, Marcus schwingt sich auf den Raptor und es geht Richtung Heimat. Bis kurz vor Langenselbold bleiben wir zusammen auf der A45 und dann dreht Marcus auf und ist bald verschwunden.

Während ich bis Hungen auf der A45 bleibe, ist Marcus über Nidda gefahren und wir kommen quasi gleichzeitig in Grünberg an.

Cagive Raptor

Das war ja nun ein langer Tag heute, der aber durchaus Spaß gemacht hat – Marcus natürlich besonders. Jetzt muss ein neuer Hinterreifen aufgezogen werden, dann die TÜV-Plakette holen und ummelden. Und dann beginnt der Spaß mit dem Raptor erst richtig.

Schaltroller Adieu

Jetzt hab ich’s doch getan: Mein letzter Schaltroller, die grüne Cosa, ist verkauft. Ich werde sie heute auf eigenen Rädern zum neuen Besitzer nach Ober-Mockstadt fahren.

Das Wetter ist prima und gegen 17:00 mache ich mich auf meine letzten 30 Kilometer mit der Cosa. Der Roller läuft prima und ein ganz kleines bisschen wird mir doch wehmütig. Wie viele Stunden habe ich an dieser verbauten Italienierin herum geschraubt, mir die Finger aufgerissen, geflucht und den Mistbock gehasst. Trotzdem war dann Ende letzten Jahres quasi alles durchrepariert und unbestritten ist das Fahren mit einem Schaltroller schon geil.

Die grüne Cosa

Durchs Horlofftal und weiter über Nidda in die Wetterau hinein führt unser letzter gemeinsamer Weg. Ein wenig hatte ich tatsächlich die Befürchtung, dass die Cosa ihre letzte Chance nutzt, noch einmal richtig zu zicken und mich zur Weissglut zu treiben. Hat sie aber nicht gemacht, sondern mich brav ans Ziel gebracht.

Die grüne Cosa

Im Hintergrund die Berge des Taunus und direkt vor mir mein Ziel Ober-Mockstadt. Ein letztes Foto und dann liefere ich die Cosa ab.

Ich muß es noch einmal sagen: Jede Schrauberei an der Cosa war so etwas wie eine Höchststrafe und so überwiegt nach kurzer Wehmut die Freude, diese Höchststarfe in der Form nicht mehr erdulden zu müssen.

Adie grüne Cosa, lass es dir gut gehen in einer neuen Heimat und umgeben von mehreren alten Vespa.

Veröffentlicht unter Vespa

Nur zum Schrauben

….. habe ich meine graue Enfield natürlich nicht zurück gekauft, aber ein ganz kleines bisschen spielte das natürlich auch eine Rolle. Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ja intensiv an Vespa- und Lambretta-Rollern geschraubt habe, möchte ich in Zukunft nur noch an Zweirädern arbeiten, wo die Schrauberei auch Spaß macht. Und gleich heute fange ich ganz sachte damit an.

Enfield Bullet 500

Meine erste Arbeit an der Grauen ist die Kupplung und die Schaltbarkeit. Dazu fange ich mit dem offensichtlichen an, nämlich dem Kupplungsgriff. Ich selbst hatte seinerzeit als Handhebel die universellen Teile von Louis angebaut, weil sie ganz hübsch aussehen. Leider ist die Qualität aber dermaßen mies, dass die Griffe eigentlich unbrauchbar sind. Also montiere ich einen originalen Enfield-Griff aus meinem Bestand.

Die graue Bullet

Damit bekomme ich sofort ein besseres Kupplungshandling. Trotzdem stelle ich die Kupplung im Getriebe komplett neu ein. Der Kupplungszug taugt zwar auch nicht mehr viel, aber für den ersten Versuch wird es reichen. Richtig geklappt hat die Einstellung aber erst, als ich eine Kugel zwischen den Einstellhebel und die Stellschraube im Getriebe einlege. Nach meinem Kenntnisstand gehört die auch da hinein.

Die graue Bullet

Hier noch einmal ein Blick auf das Rahmendreieck, dass Marcus sehr schön frei gelegt hat. Die Batterie ist unsichtbar unter die Zündspule gewandert und ein Großteil der Elektrik verbirgt sich auf einer Grundplatte unter der Sitzbank.

Endlich wieder bollern

Dieser März ist wahrlich sehr frühlingshaft und für heute sind gar 20°C angesagt. Und jetzt hält mich nichts mehr auf, kein Leistenbruch, keine morgendliche Kälte, keine Schraubereien und auch kein Einsortieren von Enfieldteilen: Es geht mit der schwarzen Bullet auf eine kleine Vogelsbergrunde, so quasi zum Eingewöhnen.

Hinzu kommt, dass ich drei Umbauten an der Enfield endlich in der Praxis testen muß:

  1. Den Scheibenbremsen-Umbau
  2. Den elektronischen Tacho von Nova MMB
  3. Die gestern noch schnell höher gehängte Nadel des Gasschiebers
Enfield Bullet

Schon die ersten Kilometer sind sagenhaft: Die 20°C sind tatsächlich auch im Vogelsberg angekommen und der strahlend blaue Himmel ist ein Gedicht. Und meine kleine Runde beginnt mit dem Kurvengeschlängel zwischen Sellnrod und Wohnfeld direkt hinter meiner Haustür.

Enfield Bullet ES

Aber erst einmal teste ich gar nichts und genieße einfach den wunderbaren Schlag des indischen Single, hier im Kurvengeschlängel nahe Hainbach.

Enfield Bullet ES

Besonders schön wird es dann im Kurvengeschlängel zwischen Stumpertenrod und Ulrichstein.

Enfield Bullet ES

Ich beende die Runde mit dem Kurvengeschlängel von Altenhain nach Freienseen.

Enfield Bullet ES

Es soll ja heut nur eine kleine Runde werden, aber ich bleibe meinem Grundsatz treu, keinen Viertakter für weniger als 50 km anzuwerfen. Auch wenn 70 km nicht wirklich viel ist, so waren es doch Qualitätskilometer, von denen ich jeden einzelnen genossen habe.

Natürlich habe ich nicht nur genossen, sondern auch meine drei Umbauten getestet. Hier das Ergebnis:

  1. Scheibenbremse: Klappt sehr gut, bremst einwandfrei, wenngleich nicht spektakulär. Aber das war mir vorher klar und Ziel war ja eine alltagstaugliche und wartungsarme Bremse. Bin sehr zufrieden damit.
  2. Elektronischer Tacho: Ein Traum! Endlich kein Zeigergezappel mehr. Außerdem geht der Tacho natürlich extrem genau und, ganz wichtig: Ich habe jetzt einen Tageskilometerzähler. Etwas seltsam ist aber das Verhalten des Instrumentes beim Starten mit dem Anlasser: Nachdem der Motor angelassen wurde und der Anlasser wieder außer Betrieb ist, macht der Tacho einen Neustart. Ist zwar nicht schlimm, aber verstehen tue ichs nicht.
  3. Die Schiebernadel: Das Hochhängen um eine Kerbe und die damit verbundene Anreicherung hat der Maschine gut getan, das kann so bleiben.

Wieder daheim will ich noch eine klitzekleine Runde mit der grauem Bullet, meiner No. 1, machen. Die Maschine springt auch prima an – als ich endlich den Benzinhahn öffne. Dann will ich in den Tank schauen, aber das geht nicht: Mir fehlt der Schlüssel des Tankdeckels. Deshalb fällt die Probefahrt heute leider aus.