Keine Wiederholung des Kupplungswunders

Der 1. Mai beginnt mit Arbeit: Zusammen mit Jürgen und seinem Hänger wollen wir die restlichen Jupiter 3 Teile aus Eudorf in den Ebsdorfergrund bringen. Aber wir treffen die Verkäuferin Erika nicht an und können somit nur die zweite Maschine auf den Hänger packen – die vielen Ersatzteile aus dem Keller müssen noch warten. Gegen 15:00 beschliesse ich, noch eine Fahrt mit der Planeta zu machen – der Tag soll heute russisch bleiben. Ich muss mein neu eingebautes Zündschloss in der Praxis testen und ich will sehen, wie sich die Kupplung heute verhält. Die schlechte Nachricht des Tages ist: Es gibt leider keine Wiederholung des Kupplungswunders.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das neu eingebaute Zündschloß arbeitet tadellos. Aber die Kupplung bleibt mein Sorgenkind. Heute habe ich eine Einstellung, in der sie beinahe 100%ig trennt – aber dafür lässt sie sich extrem schwer betätigen. Also wirklich so schwer, dass es nicht akzeptabel ist und mir nach 50 km bereits die linke Hand wehtut. Jetzt ist mein Plan, die Ausrückstangen und die Buchse des Kupplungskorbes nachdrehen zu lassen, und zwar nicht aus Alu wie das Original sondern aus hartem, festem Stahl. Die Theorie ist, dass sich die Teile im Betrieb längen, verziehen und stauchen. Ist aber nur eine Theorie – wir werden sehen. Fahren kann ich mit der Planeta zum Glück trotzdem noch und habe auch gewohnt viel Spass dabei.

Am morgen erstmal die zweite Jupiter aus dem Eudorfer IZH-Märchengarten geholt. An diesem Motorrad dreht sich zunächst überhaupt nichts, auch nicht die Räder. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, die Jupiter aus dem Garten ans Auto zu schieben.

Böser Zustand, viel wird von diesem Motorrad nicht mehr brauchbar sein. Später bekomme ich wenigstens den Kickstarter wieder klappbar, aber der Motor ist bombenfest. Die Jupiter bringen wir jetzt in die Scheune im Ebsdorfergrund.

Jetzt auf Tour mit meiner Planeta. Das neu eingebaute Zündschloss von Polo, eigentlich ein Teil für irgend eine ältere Honda - jedenfalls Japanqualität. Auf der heutigen Fahrt verhält es sich mustergültig und so, wie man es von einem Honda-Ersatzteil erwartet. Und gut aussehen tuts auch noch.

Erste Rast des heutigen Tages irgendwo im Antrifttal - habe glatt vergessen, wo genau. Die Absicht war dabei eigentlich nur, den schönen Kontrast zwischen der roten Planeta und den gelben Blüten zu zeigen. Und rot-gelb war auch mein allererstes Motorrad - eine DKW.

Zum ersten mal nehme ich eine winzige Strasse von Fischbach nach Holzburg und am Ende gibts dieses Foto. Jetzt entscheide ich mich für eine Route über das Knüllgebirge und dann weiträumig zurück über den Altkreis Alsfeld.

Schöner Blick auf Berfa von der Anhöhe aus Richtung Ottrau. Hier lebt Kollege Reimund, der einige sehr schöne Motorräder besitzt - seit ein paar Monaten übrigens auch eine Planeta 5 - leider noch nicht fahrbereit.

Hier habe ich auch die 10.000 km-Marke überschritten. Die habe ich aber nicht selbst gefahren, meine eigene Fahrleistung mit der Planeta beträgt bisher erst 2200 km.

Blick auf Berfmühle und Berfhof - nicht, wie der Name vermuten lässt, bei Berfa, sondern zwischen Elbenrod und Hattendorf.

Selbstporträt am Auffangbecken der Schwalm nahe Münch-Leusel. Ab hier wirds plötzlich spürbar kälter und es sieht nach Regen aus. Aber es kommt nichts herunter, obwohl die Vorhersage für Heute sehr schlecht war und häufige Niederschläge versprochen hat. Glück gehabt.

Kurz vor dem heimischen Hafen versuche ich noch einmal, die Kupplung durch Neueinstellung etwas leichtgängiger hinzubekommen. Leider vergeblich. Nächste Woche werde ich versuchen, diverse Kupplungsbetätigungskomponenten neu fertigen zu lassen. Gegen 17:00 ist meine kleine Fahrt nach 150 km beendet. Mit intakter Kupplung wäre es perfekt gewesen. Aber irgendwas ist ja immer.

 

Ein kühler Morgen, ein Bürotag und ein leerer Tank

Heute ist der letzte schöne Tag für diese Woche angekündigt, ab morgen soll der grosse Regen kommen. Das werde ich nutzen und erneut mit dem Motorrad an die Arbeit fahren – diesmal mit der TS 250/1. Dabei erleben ich so einiges, nämlich einen kühlen Morgen, einen Bürotag und einen leeren Tank.

Diesmal ziehe ich mich am frühen Morgen, also noch vor 6:00, ordentlich und warm an – ich werde die 12 km Fahrt in die Firma drastisch verlängern. Und ndatürlich ist laut Murphy“s Gesetz dieser Morgen wesentlich wärmer als gestern. Na egal, so erlebe ich die auf 40 km verlängerte Morgenfahrt in korrekter Motorradbekleidung. Und nach der Arbeit fahre ich noch mal richt los – unter 150 km werde ich es nicht tun. Bei Höingen schalte ich auf Reserve und denke mir, dass die Reservemenge die 15 km bis Homberg locker macht. Aber Pustekuchen: An der steilen Abfahrt vom Rondinchen nach Gontershausen geht der Motor aus. OK, durch die Bergabfahrt könnte alles nach vorne gerutscht sein und so rolle ich zunächst in den Ort hinein – direkt auf eine Schlepperwerkstatt zu. Aber Sprit haben die keinen Tropfen für mich – nur Diesel. An der Schreinerei nebenan gehts mir genauso. Jetzt schaue ich in den Tank und sehe in der rechten Tankhälfte noch ein paar Tropfen Sprit. Flugs die TS auf die linke Seite gelegt und es fliesst wieder ein wenig in den Vergaser. Damit komme ich tatsächlich die letzen 6 km bis Homberg und zwar genau bis 5 m vor die Tankstelle. Puh, nochmal Glück gehabt, aber nach dem Benzinhahn muss ich nochmal schauen. Ist zwar nagelneu von mir eingebaut, aber es ist ein Nachbau, kein Originalteil. Jetzt bekomme ich satte 17,5 Liter in den Behälter und damit kanns weiter gehen.

Am frühen Morgen in der Nähe von Rüddingshausen bei leeren Strassen - der Vogelsberger Berufs- und Pendlerverkehr beginnt erst in einer halben Stunde.

Heute parke ich das Motorrad direkt vor meinem Bürofenster. Das sind zwar die Parkplätze der Geschäftsleitung, aber ich stelle mich einfach quer davor. So habe ich die TS den ganzen Tag im Blick.

Deutlich später als ich kommt heute Kollege Claus mit seinem 400 ccm Piaggio MP3 Roller.

Wer früh kommt, kann auch früh wieder gehen, also endet mein Arbeitstag heute schon um 16:15 und nach der Episode mit dem leergefahrenen Tank gehts kreuz und quer durch die Homberger und Kirtorfer Waldstrecken.

Jetzt beginnt (hoffentlich) die schönste Zeit des Jahres: Grüne Wiesen, blühender Löwenzahn und herrliche Farbspiele der Natur. Leider soll es ab morgen und das gesamte Wochenende regnerisch und gewittrig werden. Klingt nach einem Schrauber-Wochenende.

 

Mit dem russischen Arbeitspferd an die Arbeit

Für den Mittwoch sind bis zu 27 Grad vorhergesagt – ein guter Anlass,  mal wieder mit dem Motorrad in die Firma zu fahren. Und die gestrige Wunderheilung der planeta’schen Kupplung muss sowieso verifiziert werden. Und so führe ich zum ersten mal meine Planeta ihrer eigentlichen Bestimmung zu und fahre mit dem russischen Arbeitspferd an die Arbeit.

Noch vor 6:00 bin ich startklar, die Planeta springt sofort an – sie mag niedrige Temperaturen. Und es ist noch verdammt kühl um diese Zeit. Aber ich habs ja schon erwähnt: Bis zu 27 Grad solls heute geben. Die Kupplung fühlt sich leider gar nicht mehr so gut an wie gestern und trennen tut sie auch nicht gut. Dieses Teil der Planeta treibt mich noch zur Verzweifelung! Aber natürlich komme ich damit trotzdem pünktlich und problemlos an meinen Arbeitsplatz.

Es ist kühl, über den Wiesen liegt überall noch der Morgennebel - eigentlich eine schön anzusehende Szenerie.

Angekommen am Arbeitsplatz bin ich um diese Zeit doch tatsächlich der Erste. Kann mir also meinen Parkplatz noch aussuchen.

Etwas später kommt Kollege Klaus - heute auch zum ersten mal in diesem Jahr mit seinem Zwei- bzw. Dreirad. Er fährt nämlich einen 400 ccm Piaggio MP3 Roller, der vorne 2 Räder hat - und damit mit dem PKW-Führerschein gefahren werden darf. Verrückt! Hier probiert Klaus gerade meinen Schuberth J1 Helm und ist recht angetan davon.

Zum Feierabend haben wir die 27 Grad sicher erreicht - die Planeta springt trotzdem gut an. Die Kupplung tuts leider mehr schlecht als recht - ich meine sogar, noch schlechter als heute morgen. Was kann ich bloss tun, hab im Moment keine Idee mehr. Werde ich mir am Wochenende mal vornehmen, da solls auch wieder regnen.

 

 

Kläranlagen in Vogelsberg und Schwalm

Mit der Planeta kann ich am Nachmittag keine grösseren Aktionen mehr machen – die zickende Kupplung und aufkommende Elektroprobleme verhindern das. Aber ich muss noch mal raus und schnapp mir deshalb gegen 17:30 das Gespann. Angeregt durch einen Artikel im Internet, der eine angeblich real existierenden „Deutsche Kläranlagenstrasse“ beschreibt, suche ich mir einfach ein paar Kläranlagen in Vogelsberg und Schwalm.

So ein richtiges Ziel habe ich nicht, die plötzliche Hitze lähmt auch ein wenig und belastet den Kreislauf. Aber zuhause hälts mich nicht mehr und ruckzuck bin ich auf der Strasse. Erstmal raus aus der Mücker Heimat durch den Kirtorfer Wald und dann pendele ich ein wenig im Grenzgebiet von Vogelsberg und Schwalm.
Heute neige ich wohl ein wenig zu Depressionen und denke anfangs mal wieder daran, meine Ostböcke zu verkaufen und mich mit einer Solomaschine und einem Gespann zufrieden zu geben – als Wunschmaschine schwebt mir da die Kawasaki W650 vor. Aber wie schon mehrmals in der Vergangenheit: Nach ein paar Kilometern auf dem Rotax verschwinden diese bösen Gedanken wieder.

Heute halte ich nur und ausschliesslich an Kläranlagen an und beginne mit der biologischen Anlage von Ehringshausen.

Die nächste Kläranlage finde ich erst im Altkreis Alsfeld bei Hattendorf.

Die Kläranlage von Holzburg wird von ein paar Enten als Tummelplatz genutzt.

Hinter der Rülfenroder Kläranlage geht jetzt wunderschön die Sonne unter - bringt meine preisgünstige Kamera leider nicht rüber.

Die letzte Kläranlage für heute: Elpenrod. Nach 150 km ist meine Kläranlagentour beendet und ich fühle mich deutlich besser. Selbst der Schwindel hat sich verzogen. So soll es sein.

 

Das wunderbare Mysterium der Selbstheilung russischer Technik

Das Wetter an diesem Dienstag ist so gut, dass ich nach der Arbeit gegen 17:30 noch die Planeta aus der Werkstatt ziehe und zu einer kleinen Vogelsbergrunde starte – bevor morgen die grosse Hitze ausbricht. Nach diesem Arbeitstag, der einfach nicht vergehen wollte, ist das dringend nötig. Und ausserdem muss ich testen, wie sich meine Kupplung verhält – die letzen Einstellungen scheinen wieder für die Katz gewesen zu sein. Und dann erlebe ich das wunderbare Mysterium der Selbstheilung von russischer Technik.

Beim Start und zu Beginn der Fahrt ist alles wie gewohnt: Die Kupplung ist bestialisch schwergängig und trennt nicht 100%ig. Ich nehme ihr alles Spiel am Kupplungshebel, damit die Maschine nicht gleich beim Einlegen eines Ganges vorwärts schiesst. Alles beim Alten und gewohnt schlecht.
Aber nach 20 km wird die Sache mysteriös: Ich  bekomme mehr und mehr Spiel am Hebel, dass ich jedesmal wieder wegnehme. Und die Kupplung wird plötzlich leichtgängiger – fast richtig gut. OK, ganz trennen tut sie noch immer nicht, aber wenn ich jetzt noch einen Distanznippel in den Zug einbaue und das Spiel noch weiter reduziere, könnte es klappen. Aber ich beschliesse, morgen eine weitere Testfahrt zu absolvieren und zu sehen, ob diese Selbstheilung von Dauer ist oder ob es sich um den Beginn eines kapitalen Schadens handelt. Am heutigen Tage jedenfalls arbeitet die Kupplung gut wie noch nie. Ich verstehe das zwar nicht – aber muss ich alles verstehen?

Der Vogelsberg beginnt sich zu verfärben: Aus dem Grau der letzten Monate ist jetzt innerhalb weniger Tage eine Mischung aus Grün, Weiss und dem Rest von Grau geworden - sehr schön zu sehen hier am Ortsausgang von Köddingen.

Und hier stelle ich auch fest, dass die Kupplung wieder leichtgängig geworden ist und Spiel am Hebel bekommen hat. Was hat sich hier gesetzt oder verschoben oder verbogen? Ich habe keine Ahnung, und ich meine, dass sieht man mir auch an.

Von Köddingen fahre ich an der Schwalmquelle vorbei nach Meiches, um dort nach längerer Zeit mal wieder den Totenköppel zu besuchen. Trotz der hellen Abendsonne ist es hier immer ein wenig mystisch und unheimlich -aber schön.

Auf der Anhöhe in Richtung Stumpertenrod bin ich immer wieder gern und versuche heute, die beginnende Baumblüte festzuhalten.

Wie die miniaturisierten Baufahrzeuge der kleinen Doozer-Männchen sehe ich überall die Schlepper der Landwirte ihre Felder bestellen. Kennt ihr die Doozer? Das waren die emsigen Bauarbeiter aus der Comic-Serie "Die Fraggles."

Hinter Stumpertenrod steht etwas ausserhalb die Sternwarte des Vogelsberges. Unter www.sternenwelt-vogelsberg.de findet ihr Infos dazu im Web.

Um Stumpertenrod herum hast Du von vielen Punkten einen unglaublich schönen Ausblick auf die typische Vogelsberglandschaft. Dabei fällt mir auf, dass ich die bisher etwas provisorisch verlegten Leitungen noch in Schrumpfschlauch verpacken muss.

Nach ein paar Kilometern über die B49 biege ich am Schellnhäuser Berg ab und halte an diesem hübschen Haus direkt neben der Gaststätte "Zum Vulkan" - die aber auch schon ein paar Jahre geschlossen ist. Und das Haus steht leer, vermutlich ist es zu verkaufen.

In Ehringshausen pausiere ich kurz an diesem alten (und ebenfalls geschlossenen) Haushaltswaren- und Eisenladen. Ob da nicht noch einige Schätze in diversen Kellerräumen versteckt sind? Vielleicht gar eine alte Zündapp DS350?

Den Verfall dieses grossen Gebäudes in Ehringshausen verfolge ich seit Jahren. Vor 15 Jahren hätte man das noch instandsetzen können, heute kannst Du schon durch das Dach den Himmel über dem Vogelsberg sehen.

Nun fahre ich noch den abgelegenen Rastplatz zwischen Niedergemünden und Homberg an, um ein wenig zu entspannen und den beginnenden Abend zu geniessen.

Bin jetzt viel ruhiger als zu Beginn der Fahrt, regelrecht relaxt. Und zufrieden, weil die selbstheilende Kupplung immer noch prima funktioniert.

Eine zeitlang beobachte ich noch den Verkehr der nahen A5 und grübele über die Geheimnisse der Izhevsker Technik. Dann mache ich mich auf den Heimweg und geniesse die restlichen 15 km der heutigen kleinen Vogelsbergreise von knapp 100 km.