Durch Vogelsberg und Schwalm

Jetzt mit frischem TÜV werde ich die Graue Bullet heute mal etwas mehr bewegen als sonst: Mir schweben da so ca. 150 … 200 Kilometer vor. Der Grund ist, dass ich eine der Toolboxen wieder montiert habe und die ist voll gepackt mit Werkzeug. Hab zwar bisher unterwegs nie einen Schraubenschlüssel anfassen müssen, aber die prall gefüllte Toolbox beruhigt doch sehr.

Gegen 13:00 ziehe ich los: Freienseen, Altenhain, Ulrichstein – und dann stehe ich vor der gesperrten Strasse in Richtung Lauterbach. Wusste ich natürlich, und der Plan ist, ganz einfach durch die Baustelle zu tuckern.

Die Baustelle ist ca. 3 Kilometer lang, aber es wird überhaupt nicht gearbeitet. So kann ich wunderbar in Ruhe über die komplett aufgerissene und mit hohen Schuttbergen übersäte Strasse fahren. Macht direkt Spaß und ist vermutlich ein bisschen so wie in Indien. Die Enfield jedenfalls meistert die Enduro-Einlage mit Bravour.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Vor Lauterbach biege ich ab und fahre über Almenrod nach Sickendorf, wo ich den Golfern ein wenig zuschaue.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Bei Wallenrod staune ich über das wirklich große Solarfeld am Ortsrand. Sieht auf jeden Fall besser aus als ein Windpark.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Die schöne Route zwischen Rainrod und Eifa genieße ich jedes mal aufs neue.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

In Berfa ist es für einen Besuch bei Regina und Reimund zu früh. Statt dessen fahre ich auf den geheimnisvollen Bechtelsberg und pausiere unter der schönen Friedenslinde.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Hier sollen in der Nacht zum 1. Mai Hexen und Magier ihr grosses Fest feiern. Weitere Sagen und Legenden über den Bechtelsberg findet ihr hier.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Heute aber ist es hier friedlich und still.

Ab Berfa möchte ich ein wenig durch den Altkreis Alsfeld bollern, aber meine geplante Strecke ist wiederum gesperrt. Deshalb weiche ich mit einem Schlenker über Ottrau und Immichenhain in die Schwalm aus. Ist auch schön zu fahren.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Das Schloß in Schrecksbach beherbergt heute ein nettes Restaurant mit Biergarten, leider heute geschlossen.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Aber der tegut-Markt am Ort hat geöffnet und hier besorge ich mir isotonische Getränke und aufbauende Powerriegel.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Über Holzburg geht es dann nach Heidelbach, wo ich den Motorradladen Müller ebenfalls geschlossen vorfinde: Betriebsurlaub. Hier stehen ein paar schöne Raleigh E-Bikes und eine wunderschöne 125er Mondial.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Ein paar Kilometer weiter am Rückhaltebecken der Schwalm nehme ich meine frisch gekauften Getränke und Speisen zu mir. Trotz des massiven Regens der letzten Tage befindet sich kein Tropfen Wasser im Rückhaltebecken.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Gegessen und getrunken – und schon geht es weiter. Die Graue Bullet läuft so gut, dass ich mehrfach denke „Jetzt könnte ich bis nach England fahren“.

Nun gelange ich ins Antrifttal, wo aber in Vockenrod die Zufahrt nach Seibelsdorf gesperrt ist. Weil es bei Ulrichstein so gut geklappt hat, versuche ich auch hier, einfach durch zu fahren. Aber hier scheitere ich, denn die Baustelle ist am Ortseingang von Seibelsdorf derart mit Baumaschinen und Baumaterial zugestellt, dass selbst für die kleine Bullet kein Platz ist. Also zurück nach Vockenrod und dann bei den Windmühlen nahe Fischbach nach Seibelsdorf.

Nun musste ich aber schon am Rückhaltebecken auf Reserve schalten, und diesen Umweg hatte ich nicht eingeplant. Deshalb verzichte ich auf die Seeterassen und suche den direkten Weg nach Kirtorf. Komme auch tatsächlich gut an und kann hier tanken – aber lediglich 8 Liter, was bedeutet, dass sich noch 4 Liter in Tank befunden haben. Hier stimmt eindeutig etwas nicht mit der Reservestellung, vermutlich ist das Röhrchen im Benzinhahn zu lang. Aber besser so als anders herum.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Mit frischem Benzin besuche ich dann kurz die Fischerhütte am See im Kirtorfer Wald. Ist immer ein schönes, ruhiges Plätzchen hier.

95er Enfield Bullet 500 in Athena-Gray

Nach 150 Kilometern gönne ich mir bei Ruppertenrod einen Blick in den schon leicht abendlichen Himmel, drehe noch eine 20 Kilometer Runde über Grünberg und Laubach und dann ist dieser Tag fahrtechnisch betrachtet zu Ende. Meine Graue hat einwandfrei durchgehalten, nicht einmal gezickt, kein Öl verbraucht und einfach nur Fahrspaß pur vermittelt. Ist doch schön, dass meine No, 1 wieder bei mir ist.

Bei der GTÜ

Schon wieder ist ein TÜV-Termin fällig, diesmal mit No.1, meiner grauen Bullet. Seit ein paar Jahren fahre ich mit all meinen Fahrzeugen zur GTÜ Prüfstelle von Bernd Albert in Laubach. Der Chef ist selbst begeisterter Motorradfahrer und ist aktiv bei den Rennen zum Oldtimer Grand Prix in Schotten. Und das ist ja auch schon wieder in 14 Tagen! Beängstigend, wie das Jahr mich vor sich her treibt.

Die beste Zeit bei der GTÜ ist Montag morgens gegen 7:00. Also um 6:00 aufstehen, damit ich pünktlich an der Prüfstelle bin. Ist auch kein Problem. Ein Problem ist eher die Temperatur, die bei ungefähr 7°C liegt.

Die graue Enfield

Um diese Zeit bin ich der zweite Kunde und dementsprechend ruckzuck an der Reihee. Die Enfield bekommt den Stempel auch ohne Probleme und meistert auch die AU mit Bravour. Aber zwei Dinge legt der Prüfer mir ans Herz: Die Blinkfrequenz ist ein wenig zu schnell und der Handbremshebel lässt sich etwas arg weit ziehen.

BMW Rennmaschine

Einer der GTÜ-Prüfer bereitet schon mal die BMW Rennmaschinen auf den Oldtimer GP vor.

Die graue Enfield

Und wieder zwei Jahre Ruhe.

Die graue Enfield

Die Temperaturen sind mittlerweile wieder zweistellig, so dass ich noch meine obligatorischen 50 Kilometer voll machen kann. Dazu fahre ich kreuz und quer durch die kleinen Strassen des Laubacher Waldes.

Die blaue Enfield

Ein paar lauschige Stellen für ein Päuschen finden sich im Laubacher Wald leicht.

Zu Hause gehe ich die beiden Punkte, die der Prüfer mir ans Herz gelegt hat, an. Die Frequenz des Blinkrelais kann ich durch den Austausch des Relais in die richtige Größenordnung bringen. Nicht jedes Relais kommt mit meiner Mischung aus Halogenlämpchen in den Lenkerendenblinkern und den LEDs in den hinteren Microblinkern zurecht. Aber ich finde etwas passendes.

An dem ewig lange Weg des vorderen Bremshebels aber scheitere ich. Die Wirkung ist ja OK, aber ich kann den Hebel fast bis an den Lenker ziehen. Beläge sind neu, die Wellen geschmiert – aber da  ist ja noch der weiche indische Bremszug. Jetzt baue ich einen komplett neuen Zug aus 4 mm deutscher Hülle und 3 mm Seele. Die Nippel werden angelötet, alles passt. Nur der Weg des Handhebels hat sich kein bisschen verändert und fühlt sich eher an wie eine schwergängige Kupplung. Da fällt mir im Moment doch nichts mehr ein – außer ein Umbau auf Scheibenbremse. Denk ich jetzt ernsthaft drüber nach.

Schöner im Doppelpack

Klar, es macht mehr Spaß zu zweit Motorrad zu fahren, und womöglich ist es noch schöner, mit ähnlichen oder gleichen Maschinen unterwegs zu sein. Das kann dann der perfekte Gleichklang sein.

Und so habe ich das für heute geplant: Ein Treffen mit Brüderchen Jürgen auf seiner XBR und ich mit meinem Neuzugang. Das verspricht eine Menge Spaß.

Honda XBR 500

Am Morgen mache ich mich auf den Weg nach Gilsaberg, wo ich mit Jürgen verabredet bin. Das Wetter ist perfekt für einen Fahrtag, auch wenn es morgens noch etwas frisch ist. Erst nach 60 Kilometern bin ich zu einem Päuschen nahe Lischeid gezwungen. Habe heute übrigens die XBR erstmals bei kaltem Motor angekickt, und das klappte prima: Beim zweiten Kick lief der Single.

Honda XBR 500

Am Treffpunkt bin ich 15 Minuten zu früh, da war ich schneller als von Google Maps voraus gesagt. Offensichtlich ist die Tanke ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer, wie ich beobachten kann.

Honda XBR 500

Jürgen hat sich ein paar Minuten verspätet. Jetzt tauschen wir erst einmal XBR-Kenntnisse aus und loben unsere alten Hondas über den grünen Klee.

Honda XBR 500

Nun gehen wir auf eine kleine Kellerwaldrunde und besuchen beispielsweise den Ort mit den mystischen Keltenstätten. Wir haben auf Anhieb den gleichen Rhythmus drauf, woran die gleichartigen Zweiräder natürlich ihren Anteil haben. Das Bollern einer vorausfahrenden XBR in Verbindung mit der Geräuschkulisse der eigenen Maschine ist ein akustischer Traum.

Honda XBR 500

Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt durch den Kellerwald suchen wir nach einer Imbissbude, zunächst in Jesberg. Wir halten an einem Cafe, vor dem bereits ein Pulk Motorräder aus dem Ruhrpott parkt. Das Cafe ist aber wirklich nur ein Cafe und es gibt nur Kuchen und Eis. Während wir Alternativen diskutieren, kommt ein Fahrer aus der Gruppe und zeigt uns sein T-Shirt mit dem Aufdruck „GB500“. Es ist ein Foristi aus dem XBR- und GB-Forum, der allerdings heute mit einer MT07 unterwegs ist. Nett! Wir beschliessen dann, zur Dönerbude an der Gilserberger Tankstelle zu speisen – ein Entschluss, den wir nicht bereuen.

Honda XBR 500

Nach einem gewaltigen und sehr leckeren Döner fahren wir nun über Neustadt ins Antrifftal, wo wir auf ein Eis an die See-Terassen fahren. Das neu eröffnete Lokal ist überragend gut besucht – sehr schön.

Honda XBR 500

So ganz allmählich neigt sich der Tag, und ich bringe Jürgen zurück in ihm bekannte Gegenden. Dazu fahren wir durch die Schwalm nach Loshausen, das er von einem jährlichen Musikfestival her kennt. Hier sagen wir nach einem schönen gemeinsamen Tag Bye-Bye und ziehen dann in unterschiedlichen Richtungen davon.

Honda XBR 500

Nahe Holzburg gönne ich mir ein Schlückchen Wasser und ziehe weiter über Alsfeld und das Schwalmtal in Richtung Heimat.

Honda XBR 500

Kurz vor der heimischen Remise ein letzter Blick in den herrlichen Himmel, und dann bin ich nach 250 wunderbaren Kilometern wieder daheim. Beide XBR sind sehr gut gelaufen – sind halt von Honda. Und aufgrund des hohen Spaßfaktors muss ich sagen: Der Kauf war richtig. Eigentlich will ich nur noch Singles in der Scheune haben.

Zu Hause erledige ich die Ölstandskontrolle dann mal so, wie Honda sie vorschreibt: Direkt nach der Fahrt den Motor noch ein Minütchen laufen lassen, dann abstellen und messen. Der Ölstand stimmt übrigens perfekt.

Masseverbindungen

Auf den letzten beiden Fahrten gab es ab und an leichte Probleme mit den Blinkern bei der grauen Enfield. Sind ja Lenkerendenblinker im Hella-Design, aber keine Originale sondern Nachbauten. Ihre Masse bekommen diese Blinker über drei sternförmige Drähtchen aus dünnem Blech. Beim Spannen der Gummis, die den Blinker dann im Lenker halten, werden diese kleinen Sternchen von innen gegen das Eisen des Lenkers gedrückt und sollen die Masse herstellen.

Erfahrungsgemäß klappt das aber nur eine gewisse Zeit. Die dünnen Sternchen drücken sich in den Gummiblock und wenn dann noch ein wenig Korrosion dazu kommt, ist es Essig mit der Masse.

Dieses Problem vermute ich auch bei mir und deshalb bekommt heute jeder der beiden Blinker seine eigene Masse per Kabel.

Eintöpfe

Jetzt geht das wieder los damit, dass für jede kleine Schrauberaktion die Maschinen heraus geschoben und umgruppiert werden müssen. Meist fängt es genau dann zu regnen an, und so ists auch heute.

Die Graue Enfield

Kistenweise wird Elektrozubehör- und Werkzeug benötigt.

Lenkerendenblinker

Zwei Stunden später sind die Leitungen angelötet, durch den Lenker gezogen und angeschlossen.

Als ich dann alles teste, stelle ich fest, dass die defekte Batterie die Ursache meines Blinkerproblems ist! Eine Zelle ist wohl hinüber und so bringt der kleine Akku nur noch knappe 10 V. Naja, egal, eine vernünftige Masseleitung kann ja nie schaden. Aber jetzt muss ich sehen, was ich für eine Batterie einbauen werde. Und vor allem, wo ich die einbauen werde. Aber das ist ein Fall für eine gesonderte Schrauberaktion.

Von Mäxen und Super Bikes

Heute sind wir zwar unterwegs in Sachen Motorrad, aber das mit vier Rädern. Und trotzdem wurde es ein rundum angenehmer Tag.

NSU Max

Noch vor 9:00 sind Bärbel und Jürgen bei mir und auf dem Hänger hinter dem kleinen Jimny steht die NSU Max der beiden. Die soll nach Büchenberg zum NSU Motzke für einen kleinen Service. Ich werde zwar nie verstehen, warum man das nicht selbst macht, aber es gibt eben auch Nichtschrauber.

NSU Max

Noch einmal die Verspannung geprüft – alles bestens. Jetzt geht es über den Vogelsberg an den Rand der Rhön.

NSU Motzke

Angekommen in Büchenberg werden wir stilgerecht von einer NSU Quickly im Neuzustand empfangen. Jürgen trägt seine Wünsche vor und danach können wir den legendären Laden besichtigen. Ich war zwar bereits ein paar mal hier, habe aber nur das Ersatzteillager gesehen.

NSU Motzke

Auf dem Werkstatthof haben wie eine schocke NSU Maxi, die kleine Schwester der Max mit 175 ccm.

NSU Motzke

In der Werkstatt dann eine NSU OSL und eine Konsul. Den Motor der OSL hat Valeri, der Schrauber, komplett überholt und tatsächlich läuft die Maschine traumhaft ruhig und butterweich.

NSU Motzke

Ein Traum ist diese 350er Konsul, prächtige englische Schule.

NSU Motzke

Alles voller NSU, ein Traum. Valeri erklärt ein paar der Maschinen.

NSU Motzke

Hier wird gerade eine Konsul neu aufgebaut.

Die Max ist abgeladen und soll rechtzeitig zum Oldtimer Grand Prix wieder fertig sein. Bin gespannt, ob das klappt.

Dann gehts weiter nach Mittelkalbach zur Super Bike Box von Stefan Druschel. Hier war Jürgen noch nie.

Super Bike Box

Es beginnt ganz harmlos mit eine MASH 400 und eine Royal Enfield – Kundenmaschinen.

Super Bike Box

Und auch der ganz neue MASH Caferacer wird gezeigt und sieht richtig gut aus, mindestens so gut wie die Continental GT von Royal Enfield.

Super Bike Box

Und dann die Schaustücke, eine schöner als die andere: Honda CB450, Honda GB500, …..

Super Bike Box

….. die chinesische Monkey-Kopie, ein putziger kleiner 125 ccm Race, eine Honda CB250RS und eine Bol’Dor.

Super Bike Box

In der Ecke dann die Engländer Fraktion: Vier mal Norton.

Hier bekommen wir Jürgen nur sehr schwer wieder heraus, aber die Maschinen sind auch wirklich eine echte Attraktion und Stefan Druschel ist ein Super Typ. Hat Spaß gemacht.